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Energie & Management, Ausgabe 20, 2015

15. Oktober 201520 : Herr Nullmeyer, die Bremer Landesbank hatte sich bereits im ver- gangenen Jahr nach der EEG-Novelle kritisch gegenüber dem geplanten Wechsel bei der Windkraftförderung zu Ausschreibungen geäußert. Sehen Sie Ihre Kritik bei dem mittlerweile vorliegenden Eckpunktepapier be- stätigt? Nullmeyer: Wir haben immer ge- sagt, dass dank diverser Akteursgrup- pen wie Projektierer, Landwirte oder Bürgerwind-Gesellschaften hierzu- lande der Mittelstand der eigentliche Treiber der Energiewende gewesen ist. Das Bundeswirtschaftsminis- terium sagt zwar, dass die Akteurs- vielfalt erhalten bleiben soll, nur das Eckpunktepapier gibt keinen Hin- weis darauf, wie das geschehen soll. Damit, dass Prototypen und Testan- lagen von der Ausschreibung ausge- nommen werden, lässt sich nicht viel erreichen. Eine Lösung sehen wir in der von der EU-Administration vor- geschlagenen De-Minimis-Regelung, wonach Windparks mit bis zu sechs Einzelanlagen oder einer Gesamtleis- tung von maximal sechs Megawatt, maximal also 36 MW, auch künftig ausschreibungsfrei gefördert werden. DieserWeg sichert die Akteursvielfalt. : Das Wirtschaftsministerium lehnt diese Regelung mit dem Hin- weis ab, dass dann 60 bis 70 Prozent aller Windparkprojekte nicht unter das Ausschreibungsregime fallen würden. Nullmeyer: Machen wir uns nichts vor, auch in Deutschland gibt es ge- nügend großvolumige Windpark- projekte, die unter das künftige Ausschreibungsverfahren fallen. Die Energiewende ist dezentral, das war bislang so und muss auch künftig der eigentliche Erfolgstreiber bleiben. Daher sind auch die Partner dezen- tral. Es ist einfach zu wenig, sich für den weiteren Windkraftausbau bei Windparkprojekten auf Ertragsgut- achten zu konzentrieren. Die Leute vor Ort müssen mitgenommen wer- den. Das lässt sich aber nur schaffen, wenn solche Initiativen auch eine Chance eingeräumt bekommen, sich erfolgreich an den Ausschreibungen zu beteiligen. : Eine Reihe von Projektierern, aber auch die neun grünen Ener- gie- und Umweltminister auf Landesebene fordern eine regio- nale Quote bei den Ausschrei- bungen. Ansonsten gäbe es einen Wettbewerbsnachteil gegenüber den windreichen Standorten im Norden. Macht diese Forderung für Sie Sinn? Nullmeyer: Die einfachere Lösung wäre sicherlich eine Anpassung beim Referenzer- tragsmodell, mit dem bei der Vergütungsdauer die Nachteile windschwacher Standorte aus- geglichen werden. Die bislang vorliegenden Entwürfe für das überarbeitete Referenzertrags- modell reichen nicht aus, um die nicht wegzudiskutierenden Nach- teile windschwächerer Standorte zu kompensieren. Bei solchen Bedingungen gehen wir von sin- kenden Zubauzahlen in Süd- und Mitteldeutschland aus. Wenn es zu keiner adäquaten Lösung beim Referenzertragsmodell kommt, machen für mich regionale Diffe- renzierungen bei den Ausschrei- bungen Sinn. Ein norddeutscher Windstandort ist in der Regel immer wirtschaftlicher als einer im Süden. Es darf zu keiner Ver- werfung kommen, dass künftig Windparks an Land nur noch im Norden gebaut werden können. :Wie ist bei Ihnen das erste Halbjahr bei der Finanzierung re- generativer Projekte gelaufen? Nullmeyer: Wenn wir über den deutschen Markt reden, dann gibt es eigentlich nur die Windkraft an Land. Hatten wir in den Vorjah- ren durchaus so manches Photovol- taikprojekt finanziert, so ist davon nach den diversen Eingriffen bei der EEG-Förderung ganz wenig übrig- geblieben − was auch zu Lasten von zig Unternehmen und Arbeitsplätzen gegangen ist. Noch drastischer ist der Rückgang im Biomasse-Sektor. Seit der letztjährigen EEG-Novelle ist es kaum mehr zum Bau neuer Biogasanlagen gekommen. Die Poli- tik muss aufpassen, dass sich diese Entwicklung nicht bei der Onshore- Windenergie wiederholt. Gerade bei der Photovoltaik war Deutschland lange Zeit Technologieführer. : Glauben Sie, dass sich das Bundeswirtschaftsministerium davon beeindruckt zeigt? Nullmeyer: Wir dürfen bei der Windkraft an Land nicht an den fal- schen Schrauben drehen. Diese ist aktuell der wichtigste regenerative Energieträger, dessen Ausbaudyna- mik nicht gefährdet werden darf. :Wie ist bei der Bremer Landes- bank bislang das Neugeschäft bei den erneuerbaren Energien gelaufen? Nullmeyer: Das Neugeschäft be- läuft sich im ersten Halbjahr auf rund eine halbe Milliarde Euro, was deutlich über unse- ren Erwartungen liegt. 90 Prozent davon ba- sieren auf Finanzierun- gen im Windsektor. Wir erwarten für uns auf jeden Fall für 2015 ein sehr gutes Windjahr, was ebenfalls für das kommende Jahr gilt. Das ist auch bedingt durch die Ausweisung neuer Flächen in einer Reihe von Bundeslän- dern sowie vonVorzieh- effekten. Projektierer und Investoren wollen ihreWindenergienlagen auf jeden Fall vor Ände- rung des Förderregimes bis Ende 2016 in Betrieb sehen. Die Windbranche und wir stehen deshalb vor zwei stabilen Aus- baujahren. Was danach kommt, steht noch in den Sternen. : Mit Beginn des kommenden Jahres sind Windkraftbetreiber von einer Neuerung im EEG betroffen, wonach sie bei negativen Stromprei- sen von mehr als sechs Stunden keine Vergütung erhalten.Wie wirkt sich das aus? Nullmeyer: Es wird mit Sicherheit nicht einfacher.Wir versuchen uns auf die neue Situation mit Simulationen für die Finanzierungsgespräche ein- zustellen. Wie viele entschädigungs- lose Stunden wir bei der Finanzierung berücksichtigen müssen, wissen wir derzeit nicht. Es gibt ja keine histori- schen Daten. : Was heißt das konkret? Sie gehen von niedrigeren Erträgen aus, oder? Nullmeyer: Wir werden als Bank gewisse Abschläge vor- nehmen müssen. Mit dem neuen Paragraphen 24 EEG wird der bisherige Einspeise- vorrang für Ökostrom durch die Hintertür in Teilen aus- gehebelt. Wir gehen davon aus, dass die Zeiten mit ent- schädigungslosen Phasen be- grenzt sein werden. Dennoch müssen wir diesen Umstand in unseren Modellen berück- sichtigen. :Wenn der Bremer Lan- desbank künftig ein Teil des Inlandsgeschäfts wegbrechen sollte, weichen Sie dann auf die Finanzie- rung von Windparkprojekten im Aus- land aus? Nullmeyer: Wir sind eher regional ausgerichtet. Dennoch sind wir ers- ten Projektierern bei ihrem Vorhaben über die Grenze gefolgt, vor allem nach Frankreich. Dort sehen wir beim Windkraftausbau eine stabile Entwicklung. In Frankreich finanzie- ren wir mittlerweile allein rund zehn Prozent des Neugeschäftes. Daneben gibt es gute Bedingungen in Skandi- navien, wo wir noch nicht aktiv sind. Außerdem halten wir den polnischen Markt für interessant. Langfristig könnte ich mir auch ein Engagement in Südeuropa vorstellen. Die unum- stößliche Voraussetzung sind aber verlässliche, stabile Rahmenbedin- gungen für die Förderung erneuer- barer Energien. Die liegen derzeit nicht vor, und die rückwirkenden Vergütungseingriffe sind für Investo- ren und Banken alles andere als ver- trauensbildende Maßnahmen. : Wie groß sind Ihre Hoffnun- gen, dass das Eckpunktepapier für die künftigen Ausschreibungen in derWindbranche noch bei den parla- mentarischen Beratungen geändert wird? Nullmeyer: Nicht nur die Verbände machen bereits Druck, sondern auch diverse Länderregierungen werden auf Änderungen drängen. Denn der vorliegende Entwurf führt nicht nur zu einer räumlichen Konzentration künftiger Windparks im Norden, sondern es geht auch die heutige Akteursvielfalt unwiederbringlich verloren – zu Lasten der Energiewen- de.  Björn Nullmeyer,Vorstand der Bremer Landesbank, fordert deutliche Korrekturen an den vorliegenden Eckpunkten zur künftigenWindkraftförderung. Der Banker macht sich für den Erhalt der Akteursvielfalt in derWindbranche stark. VON RALF KÖPKE „Die Leute vor Ort müssen mitge- nommen werden“ „Windparks dürfen künftig nicht nur im Norden gebaut werden“ „Das Neugeschäft lag bislang deutlich über unseren Erwartungen“ Björn Nullmeyer (41) ist seit 1. April Vertriebsvorstand der Bremer Landesbank (BLB) für Firmen- kunden, Spezial- und S iffsfinanzierun- gen. Er ist ein „Eigengewä s“ der BLB. Seit seiner Ausbildung hat der gebürtige Hanseat in vers iedenen Funktionen für das Bankhaus gearbeitet, zule t als Generalbevollmä tigter für den Berei Spezialfinanzierungen, zu denen bei der BLB au die erneuerbaren Energien zählen. WINDENERGIE Die Bremer Landesbank, zu deren Gesells a ern die Norddeuts e Landesbank mit 54,8 %, das Land Bremen mit 41,2 % sowie der Sparkassenverband Nieder- sa sen mit 4 % zählen, gehört hierzulande zu den größten Finanziers in der Windbran e. Bislang summierten si die Kredite, die die Hanseaten von der Weser für erneuerbare Energien seit 1991 vergeben haben, auf rund 4,8 Mrd. Euro. Davon entfielen 3,8 Mrd. Euro auf die Windenergie, 540 Mio. Euro auf die Photovoltaik sowie 470 Mio. Euro auf Biogasprojekte. Na eigenen Angaben hat die Bremer Landesbank etwa jede neunte Windturbine, die heute hierzulande am Ne ist, finanziert. Beim Neuanlagenges ä lag der Marktanteil im ersten Halbjahr 2015 bei rund 15 %. Bild:BremerLandesbank Das Virtuelle Kraftwerk Einfach. Dezentral. Handeln. Unsere IT-Komplettlösung zur Vermarktung und Steuerung Ihrer dezentralen Erzeugung: π Direktvermarktung π Minutenreserveleistung π Sekundärreserveleistung π Primärreserveleistung Bequemes Hosting auf unseren Servern. Unterstützung bei PQ und Anlagenanbindung. www.energymeteo.de

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