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Energie & Management > Lng-Terminal - Mit Mukran soll es jetzt ganz schnell gehen
Der LNG-Cargo Ish erreicht Brunsbüttel. Rechts die Regasifizierungseinheit Höegh Gannet. Quelle: RWE
Lng-Terminal

Mit Mukran soll es jetzt ganz schnell gehen

In der Auseinandersetzung um das geplante LNG-Terminal auf der Ostseeinsel Rügen ist − überraschend schnell − eine wichtige Entscheidung gefallen.
Das Bundeskabinett hat noch am 17. Mai beschlossen, den Bau eines Flüssigerdgasterminals im Hafen von Mukran auf Rügen ins LNG-Beschleunigungsgesetz aufzunehmen. "Da zur Sicherung der Energieversorgung weiterhin ein entsprechender Bedarf besteht, wird nach engem Austausch mit der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern mit Mukran ein Standort an der Ostseeküste in das Gesetz als Vorhabenstandort aufgenommen", so eine Mitteilung des Wirtschaftsministeriums.

Der Hafen sei ein ausgewiesenes Gewerbe- und Industriegebiet, sodass Baumaßnahmen sowie die Verankerung industrieller Anlagen wie Regasifizierungsschiffe hier verträglicher umsetzbar seien. Natürlich müssten die zuständigen Landesbehörden die konkreten Planungsunterlagen im Rahmen der Genehmigungsverfahren umfassend prüfen.

Bedenken wegen Tourismus und Umwelt

Gegen das Projekt gibt es heftigen Widerstand in der Bevölkerung. Auch in der Kommunalpolitik zeigt man sich besorgt, dass es negative Auswirkungen auf den Tourismus und die Umwelt geben könnte. Auch wird bezweifelt, ob es überhaupt nötig ist, so große LNG-Importkapazitäten aufzubauen.

Zumindest die Landespolitik lenkte − wie berichtet − Mitte Mai ein. Nach einem Besuch von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) auf der Insel und einem nicht-öffentlichen Treffen mit Reinhard Meyer (SPD), dem Wirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern, hatte dieser im Nachgang zunächst erklärt, er sei von dem Bedarf überzeugt. Meyer verwies aber auf die Konflikte mit Tourismus und Naturschutz. In einem gemeinsamen Statement erklärten Meyer und Umweltminister Till Backhaus, ebenfalls SPD, dann am 16. Mai: "Für die Akzeptanz vor Ort ist entscheidend, dass man sich ausreichend Zeit für Gespräche und Erörterung der Pläne mit den Beteiligten nimmt." Das Land arbeite an einem Katalog von Maßnahmen aus Sicht Mecklenburg-Vorpommerns, der dem Bund zeitnah übermittelt werden solle. Gleichzeitig bat die Landesregierung darum, die Aufnahme von Mukran ins LNG-Beschleunigungsgesetz "jetzt noch nicht auf den Weg zu bringen."

Der Bitte wurde nicht entsprochen, bereits am Tag danach fiel der entsprechende Kabinettsbeschluss. Jetzt muss die Entscheidung noch im Bundestag beraten werden.

Habeck: Aktuelle Importmöglichkeiten reichen nicht

Habeck argumentiert, dass gerade auch im Osten der Republik Importinfrastruktur für Flüssigerdgas erforderlich sei. Es gehe schlichtweg um die Versorgungssicherheit. Allein mit den Terminals an der Nordseeküste, mit Importen über westeuropäische Häfen und über Pipelines aus Norwegen komme man nicht zurecht. Zu Vorschlägen, die Anlage weiter draußen auf dem Meer zu bauen, hatte Stefan Wurzel, parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, erklärt, es gebe mit so etwas keine Erfahrungen in Europa. Die Terminals müssten aber schließlich gerade im Winter zuverlässig funktionieren, auch bei Sturm und Eisgang.

Auch was die Infrastruktur angeht, ergibt ein Standort an der ostdeutschen Küste durchaus Sinn: Die Anlage kann über eine Pipeline zum vorpommerschen Lubmin an das Ferngasnetz angebunden werden. Hier landen Nord Stream 1 und 2 an und es gibt entsprechend leistungsfähige Pipelines zur Weiterverteilung.

Mit der jetzt beschlossenen Aufnahme ins Beschleunigungsgesetz könnte das schwimmende Terminal nach Einschätzung des Wirtschaftsministeriums noch im ersten Quartal 2024 in Betrieb gehen. Geplant ist, dass zwei FSRU-Einheiten stationiert werden. Diese "Floating Storage and Regasification Units" nehmen das LNG von Tankern entgegen, regasifizieren es und speichern es über Pipelines ins Erdgasnetz ein. Ursprünglich gab es Überlegungen, vier FSRU zu stationieren.

Zurzeit sind schwimmende LNG-Terminals in Wilhelmshaven, Lubmin und Brunsbüttel in Betrieb. Ende des Jahres sollen weitere in Wilhelmshaven, Stade und Lubmin hinzukommen. Die Inbetriebnahme von stationären Anlagen mit Lagertanks ist bis 2026 in Wilhelmshaven, Stade und Brunsbüttel geplant.

Freitag, 19.05.2023, 11:10 Uhr
Günter Drewnitzky
Energie & Management > Lng-Terminal - Mit Mukran soll es jetzt ganz schnell gehen
Der LNG-Cargo Ish erreicht Brunsbüttel. Rechts die Regasifizierungseinheit Höegh Gannet. Quelle: RWE
Lng-Terminal
Mit Mukran soll es jetzt ganz schnell gehen
In der Auseinandersetzung um das geplante LNG-Terminal auf der Ostseeinsel Rügen ist − überraschend schnell − eine wichtige Entscheidung gefallen.
Das Bundeskabinett hat noch am 17. Mai beschlossen, den Bau eines Flüssigerdgasterminals im Hafen von Mukran auf Rügen ins LNG-Beschleunigungsgesetz aufzunehmen. "Da zur Sicherung der Energieversorgung weiterhin ein entsprechender Bedarf besteht, wird nach engem Austausch mit der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern mit Mukran ein Standort an der Ostseeküste in das Gesetz als Vorhabenstandort aufgenommen", so eine Mitteilung des Wirtschaftsministeriums.

Der Hafen sei ein ausgewiesenes Gewerbe- und Industriegebiet, sodass Baumaßnahmen sowie die Verankerung industrieller Anlagen wie Regasifizierungsschiffe hier verträglicher umsetzbar seien. Natürlich müssten die zuständigen Landesbehörden die konkreten Planungsunterlagen im Rahmen der Genehmigungsverfahren umfassend prüfen.

Bedenken wegen Tourismus und Umwelt

Gegen das Projekt gibt es heftigen Widerstand in der Bevölkerung. Auch in der Kommunalpolitik zeigt man sich besorgt, dass es negative Auswirkungen auf den Tourismus und die Umwelt geben könnte. Auch wird bezweifelt, ob es überhaupt nötig ist, so große LNG-Importkapazitäten aufzubauen.

Zumindest die Landespolitik lenkte − wie berichtet − Mitte Mai ein. Nach einem Besuch von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) auf der Insel und einem nicht-öffentlichen Treffen mit Reinhard Meyer (SPD), dem Wirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern, hatte dieser im Nachgang zunächst erklärt, er sei von dem Bedarf überzeugt. Meyer verwies aber auf die Konflikte mit Tourismus und Naturschutz. In einem gemeinsamen Statement erklärten Meyer und Umweltminister Till Backhaus, ebenfalls SPD, dann am 16. Mai: "Für die Akzeptanz vor Ort ist entscheidend, dass man sich ausreichend Zeit für Gespräche und Erörterung der Pläne mit den Beteiligten nimmt." Das Land arbeite an einem Katalog von Maßnahmen aus Sicht Mecklenburg-Vorpommerns, der dem Bund zeitnah übermittelt werden solle. Gleichzeitig bat die Landesregierung darum, die Aufnahme von Mukran ins LNG-Beschleunigungsgesetz "jetzt noch nicht auf den Weg zu bringen."

Der Bitte wurde nicht entsprochen, bereits am Tag danach fiel der entsprechende Kabinettsbeschluss. Jetzt muss die Entscheidung noch im Bundestag beraten werden.

Habeck: Aktuelle Importmöglichkeiten reichen nicht

Habeck argumentiert, dass gerade auch im Osten der Republik Importinfrastruktur für Flüssigerdgas erforderlich sei. Es gehe schlichtweg um die Versorgungssicherheit. Allein mit den Terminals an der Nordseeküste, mit Importen über westeuropäische Häfen und über Pipelines aus Norwegen komme man nicht zurecht. Zu Vorschlägen, die Anlage weiter draußen auf dem Meer zu bauen, hatte Stefan Wurzel, parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, erklärt, es gebe mit so etwas keine Erfahrungen in Europa. Die Terminals müssten aber schließlich gerade im Winter zuverlässig funktionieren, auch bei Sturm und Eisgang.

Auch was die Infrastruktur angeht, ergibt ein Standort an der ostdeutschen Küste durchaus Sinn: Die Anlage kann über eine Pipeline zum vorpommerschen Lubmin an das Ferngasnetz angebunden werden. Hier landen Nord Stream 1 und 2 an und es gibt entsprechend leistungsfähige Pipelines zur Weiterverteilung.

Mit der jetzt beschlossenen Aufnahme ins Beschleunigungsgesetz könnte das schwimmende Terminal nach Einschätzung des Wirtschaftsministeriums noch im ersten Quartal 2024 in Betrieb gehen. Geplant ist, dass zwei FSRU-Einheiten stationiert werden. Diese "Floating Storage and Regasification Units" nehmen das LNG von Tankern entgegen, regasifizieren es und speichern es über Pipelines ins Erdgasnetz ein. Ursprünglich gab es Überlegungen, vier FSRU zu stationieren.

Zurzeit sind schwimmende LNG-Terminals in Wilhelmshaven, Lubmin und Brunsbüttel in Betrieb. Ende des Jahres sollen weitere in Wilhelmshaven, Stade und Lubmin hinzukommen. Die Inbetriebnahme von stationären Anlagen mit Lagertanks ist bis 2026 in Wilhelmshaven, Stade und Brunsbüttel geplant.

Freitag, 19.05.2023, 11:10 Uhr
Günter Drewnitzky

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