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Energie & Management > Biokraftstoffe - Zweite Bio-LNG-Anlage kurz vor Inbetriebnahme
Quelle: Fotolia / Bernd Leitner
Biokraftstoffe

Zweite Bio-LNG-Anlage kurz vor Inbetriebnahme

Eine zweite Produktionsanlage für Bio-LNG hat die Ruhe-Unternehmensgruppe in der Uckermark kurz vor Fertigstellung. Ein Mikrogasnetz versorgt sie mit Rohgas aus lokalen Biogasanlagen.
Bisher haben landwirtschaftliche Betriebe Biogas meist zur Stromerzeugung genutzt. Die neue Bio-Flüssiggasanlage in Parmen, 130 Kilometer nördlich von Berlin, wird anteilig auch Bio-LNG (Bio Liquefied Natural Gas) produzieren. Mit dem grünen Treibstoff lassen sich Lkw, Traktoren, Schiffe und Busse klimafreundlich antreiben. Die „RUHE Unternehmensgruppe“ sieht im Biokraftstoff aus landwirtschaftlichen Reststoffen ein neues Geschäftsmodell für Landwirte. 

Die Unternehmensgruppe hat ihren Sitz im niedersächsischen Lüsche, westlich von Hannover. Mit nachhaltigen Konzepten will sie der Landwirtschaft zum Erreichen der Energiewende verhelfen und auch einen aktiven Part in der Dekarbonisierung des Verkehrssektors spielen. Das 2010 gegründete Familienunternehmen beschäftigt aktuell rund 200 Mitarbeitende in Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. 

Geschäftsführer Thomas Rolfes sieht in dem Projekt einen Beitrag zu einer regionalen Kreislaufwirtschaft. In der Kompaktanlage in Parmen wird, wie in der im vergangenen Jahr in Darchau bei Lüneburg in Betrieb gegangenen Anlage, das angelieferte Biogas aufbereitet und verflüssigt. In Darchau wird täglich 2,5 Tonnen Bio-Kraftstoff produziert, in Parmen sollen es ab November 7,5 Tonnen am Tag sein. Mit Rohgas versorgt wird die letztere Anlage über ein Mikrogasnetz von 8 Kilometern zwischen den Biogasanlagen in Fürstenhagen und Parmen und von rund 6 Kilometern zwischen den Biogasanlagen Fürstenwerder und Parmen. „Mit diesem Projekt wird erstmalig in Deutschland über ein eigenes Mikrogasnetz zur Verknüpfung von mehreren Biogasanlagen dezentral Bio-LNG produziert“, erklärt Kunibert Ruhe, Unternehmensgründer und Gesellschafter. Über das Tankstellennetz soll das hergestellte Bio-LNG schließlich in einem regionalen Umkreis in den deutschen Verkehr gebracht werden. 
 

Negativer CO2-Fußabdruck 

Im kommenden Jahr will die Ruhe Gruppe eigenen Angaben nach weitere acht dieser Anlagen in Betrieb nehmen. Die anvisierte Gesamtkapazität gibt die Gruppe mit über 60 Tonnen Bio-LNG pro Tag an. 

Das Unternehmen betont den nachhaltigen Charakter des Bio-LNG. So falle die CO2-Bilanz der Nutzung von Bio-LNG als Treibstoff negativ aus, wenn Abfallprodukte wie Gülle und Mist aus Betrieben in der Region für die Herstellung eingesetzt würden. Durch die Nutzung des beim Gärprozess freiwerdenden Methans werde verhindert, dass dieses in die Atmosphäre gelangt. Die Energiedichte von Bio-LNG sei zudem hoch: Ein Kilogramm Bio-LNG enthält etwa 1,4-mal mehr Energie als ein Liter Diesel. Der Kraftstoff habe das Potenzial, eine jährliche Menge von etwa 3,8 Millionen Litern Dieseltreibstoff zu ersetzen und damit rund 27.000 Tonnen CO2-Äquivalente einzusparen, rechnet die Unternehmensgruppe vor.

​Klares Bekenntnis der Politik gefordert

Die Unternehmensgruppe fordert von der Politik Unterstützung für den Aufbau einer nachhaltigen Bio-LNG-Produktion „made in Germany“. Maximilian Ruhe erklärt: Wir brauchen eine gesetzliche Steuerung, welche mutmaßlichen Betrugsfälle im Biokraftstoffmarkt schnell aufklärt und Akteuren Vertrauen und Planbarkeit gibt.“ Der Geschäftsführer der Ruhe Biogas Service GmbH spielt auf einen Zwischenfall zu Beginn dieses Jahres an. Damals hatten große Importmengen mutmaßlich falsch titulierter Biokraftstoffe aus Asien den heimischen Biokraftstoffmarkt verunsichert.

Neben schnellerer Entscheidungen brauche es von der Politik ein klares Bekenntnis zur doppelten Anrechnung fortschrittlicher Biokraftstoffe sowie die Verlängerung des Treibhausgasminderungszieles bis 2040, um das Potenzial aus grünem Treibstoff für Biogas zu heben, so Maximilian Ruhe. Der Manager kritisiert zudem, dass Bio-LNG bislang von der Energiesteuer genauso behandelt wie LNG aus fossiler Erdgasförderung im Ausland. Hierbei sollte zwischen nachhaltigem und fossilen Kraftstoff differenziert werden. 

Maximilian Ruhe verdeutlicht die Dimension des Bio-LNG: „Bei der vollständigen Verarbeitung des in Deutschland anfallenden Wirtschaftsdüngers zur Bio-LNG-Produktion kann mehr als 35 Prozent des Schwerlastverkehrs mit Kraftstoff versorgt werden. Durch das enorme Treibhausgasminderungspotenzial wäre dadurch der gesamte Schwerlastverkehr klimaneutral und somit 30 Prozent des gesamten deutschen CO2-Ausstoßes reduziert.“

Donnerstag, 26.10.2023, 15:45 Uhr
Davina Spohn
Energie & Management > Biokraftstoffe - Zweite Bio-LNG-Anlage kurz vor Inbetriebnahme
Quelle: Fotolia / Bernd Leitner
Biokraftstoffe
Zweite Bio-LNG-Anlage kurz vor Inbetriebnahme
Eine zweite Produktionsanlage für Bio-LNG hat die Ruhe-Unternehmensgruppe in der Uckermark kurz vor Fertigstellung. Ein Mikrogasnetz versorgt sie mit Rohgas aus lokalen Biogasanlagen.
Bisher haben landwirtschaftliche Betriebe Biogas meist zur Stromerzeugung genutzt. Die neue Bio-Flüssiggasanlage in Parmen, 130 Kilometer nördlich von Berlin, wird anteilig auch Bio-LNG (Bio Liquefied Natural Gas) produzieren. Mit dem grünen Treibstoff lassen sich Lkw, Traktoren, Schiffe und Busse klimafreundlich antreiben. Die „RUHE Unternehmensgruppe“ sieht im Biokraftstoff aus landwirtschaftlichen Reststoffen ein neues Geschäftsmodell für Landwirte. 

Die Unternehmensgruppe hat ihren Sitz im niedersächsischen Lüsche, westlich von Hannover. Mit nachhaltigen Konzepten will sie der Landwirtschaft zum Erreichen der Energiewende verhelfen und auch einen aktiven Part in der Dekarbonisierung des Verkehrssektors spielen. Das 2010 gegründete Familienunternehmen beschäftigt aktuell rund 200 Mitarbeitende in Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. 

Geschäftsführer Thomas Rolfes sieht in dem Projekt einen Beitrag zu einer regionalen Kreislaufwirtschaft. In der Kompaktanlage in Parmen wird, wie in der im vergangenen Jahr in Darchau bei Lüneburg in Betrieb gegangenen Anlage, das angelieferte Biogas aufbereitet und verflüssigt. In Darchau wird täglich 2,5 Tonnen Bio-Kraftstoff produziert, in Parmen sollen es ab November 7,5 Tonnen am Tag sein. Mit Rohgas versorgt wird die letztere Anlage über ein Mikrogasnetz von 8 Kilometern zwischen den Biogasanlagen in Fürstenhagen und Parmen und von rund 6 Kilometern zwischen den Biogasanlagen Fürstenwerder und Parmen. „Mit diesem Projekt wird erstmalig in Deutschland über ein eigenes Mikrogasnetz zur Verknüpfung von mehreren Biogasanlagen dezentral Bio-LNG produziert“, erklärt Kunibert Ruhe, Unternehmensgründer und Gesellschafter. Über das Tankstellennetz soll das hergestellte Bio-LNG schließlich in einem regionalen Umkreis in den deutschen Verkehr gebracht werden. 
 

Negativer CO2-Fußabdruck 

Im kommenden Jahr will die Ruhe Gruppe eigenen Angaben nach weitere acht dieser Anlagen in Betrieb nehmen. Die anvisierte Gesamtkapazität gibt die Gruppe mit über 60 Tonnen Bio-LNG pro Tag an. 

Das Unternehmen betont den nachhaltigen Charakter des Bio-LNG. So falle die CO2-Bilanz der Nutzung von Bio-LNG als Treibstoff negativ aus, wenn Abfallprodukte wie Gülle und Mist aus Betrieben in der Region für die Herstellung eingesetzt würden. Durch die Nutzung des beim Gärprozess freiwerdenden Methans werde verhindert, dass dieses in die Atmosphäre gelangt. Die Energiedichte von Bio-LNG sei zudem hoch: Ein Kilogramm Bio-LNG enthält etwa 1,4-mal mehr Energie als ein Liter Diesel. Der Kraftstoff habe das Potenzial, eine jährliche Menge von etwa 3,8 Millionen Litern Dieseltreibstoff zu ersetzen und damit rund 27.000 Tonnen CO2-Äquivalente einzusparen, rechnet die Unternehmensgruppe vor.

​Klares Bekenntnis der Politik gefordert

Die Unternehmensgruppe fordert von der Politik Unterstützung für den Aufbau einer nachhaltigen Bio-LNG-Produktion „made in Germany“. Maximilian Ruhe erklärt: Wir brauchen eine gesetzliche Steuerung, welche mutmaßlichen Betrugsfälle im Biokraftstoffmarkt schnell aufklärt und Akteuren Vertrauen und Planbarkeit gibt.“ Der Geschäftsführer der Ruhe Biogas Service GmbH spielt auf einen Zwischenfall zu Beginn dieses Jahres an. Damals hatten große Importmengen mutmaßlich falsch titulierter Biokraftstoffe aus Asien den heimischen Biokraftstoffmarkt verunsichert.

Neben schnellerer Entscheidungen brauche es von der Politik ein klares Bekenntnis zur doppelten Anrechnung fortschrittlicher Biokraftstoffe sowie die Verlängerung des Treibhausgasminderungszieles bis 2040, um das Potenzial aus grünem Treibstoff für Biogas zu heben, so Maximilian Ruhe. Der Manager kritisiert zudem, dass Bio-LNG bislang von der Energiesteuer genauso behandelt wie LNG aus fossiler Erdgasförderung im Ausland. Hierbei sollte zwischen nachhaltigem und fossilen Kraftstoff differenziert werden. 

Maximilian Ruhe verdeutlicht die Dimension des Bio-LNG: „Bei der vollständigen Verarbeitung des in Deutschland anfallenden Wirtschaftsdüngers zur Bio-LNG-Produktion kann mehr als 35 Prozent des Schwerlastverkehrs mit Kraftstoff versorgt werden. Durch das enorme Treibhausgasminderungspotenzial wäre dadurch der gesamte Schwerlastverkehr klimaneutral und somit 30 Prozent des gesamten deutschen CO2-Ausstoßes reduziert.“

Donnerstag, 26.10.2023, 15:45 Uhr
Davina Spohn

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