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Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitung

"Wir sehen uns als Erzeuger von Wasserstoff"

Ralf Schiele ist Chief Operating Officer und Geschäftsführer der neuen Iqony GmbH. Im E&M-Gespräch zeigt er auf, wohin es mit dem Unternehmen gehen soll.
 
E&M: Herr Schiele, wie gefällt Ihnen der Name Iqony?

Schiele: Mir gefällt der Name sehr gut, wir haben ihn ja gemeinsam ausgesucht. Er soll ein ganz klares Zeichen setzen, dass es sich bei Iqony um eine neue, eigenständige Gesellschaft handelt und nicht um eine Steag 2.0. Mit dem neuen Namen ist auch ein Anspruch an uns selbst verbunden.

E&M: Iqony ist seit 2023 als eigenständige Gesellschaft am Markt. Was hat sich mit der Abtrennung von der Steag verändert?

Schiele: Die Trennung war ein Prozess, der uns das ganze vergangene Jahr begleitet hat. Wir haben diesen Prozess sehr konsequent vollzogen und die Geschäfte klar zugeordnet. Alles, was mit Kohlekraftwerken und der damit verbundenen Stromerzeugung zu tun hat, ist in der Steag Power gebündelt. Alles, was mit erneuerbarer und dezentraler Energieerzeugung einschließlich Speicher zu tun hat, wurde bei Iqony angesiedelt. Beide Unternehmen stehen für sich allein und sind allein lebensfähig.

E&M: Wen will Iqony als neue Gesellschaft erreichen?

Schiele: Wir sehen uns als Partner der Industrie und der Kommunen für die Dekarbonisierung. Nehmen wir den CEO eines Chemieunternehmens. Wir können ihm nicht nur das Dekarbonisierungskonzept für die Wärme- und Stromversorgung seines Unternehmens entwickeln, sondern wir können es auch realisieren. Das machen wir bereits heute.

E&M: Wie sieht das konkret aus?

Angebot von PV über Wärme bis zu Effizienzlösungen

Schiele: Wir bieten ganzheitliche Lösungen, die wir für unsere Kunden entwickeln, umsetzen und auch betreiben. Wir treten, wenn gewünscht, auch als Investor auf. Wir können unseren Kunden beispielsweise eine dezentrale Wärmeerzeugung und/oder auch grüne langfristige Stromlieferverträge, also Green PPA, anbieten. Viele Unternehmen können das in dieser Geschlossenheit nicht.

E&M: Iqony hat ein großes Angebotsportfolio von PV über Abwärme bis zu Effizienzlösungen für die Industrie. Welche drei Felder sehen Sie als strategisch entscheidend für den Erfolg von Iqony an?

Schiele: Das übergeordnete strategische Feld ist die Dekarbonisierungslösung im Allgemeinen. Sie steht im Zentrum des Selbstverständnisses von Iqony. Hier können wir unser Portfolio und unsere ausgeprägte ingenieurtechnische und energiewirtschaftliche Expertise sehr gut zum Nutzen unserer Kunden einbringen. Darüber hinaus gibt es Felder, in denen wir besonders stark sind, beispielsweise bei Speichern. In Deutschland sind wir First Mover in Sachen Lithium-Ionen-Batterien für Großanwendungen.

E&M: Sie sind auch bei der Fernwärme gut aufgestellt.

Schiele: Ja, das sind wir. Was uns schon lange auszeichnet, ist die Fernwärme. Wir sind die Nummer zwei oder drei − je nachdem, wie Sie es rechnen − unter den deutschen Fernwärmebetreibern. Die Fernwärme sehen wir als entscheidenden Hebel zur Dekarbonisierung des Wärmemarkts. Wir sind hier vor allem im Saarland und Ruhrgebiet, aber bundesweit auch mit vielen unserer dezentralen Anlagen als Anbieter von Wärme präsent.

E&M: Und außerdem?

PV-Projektpipeline von 7.000 MW

Schiele: Besonders wichtig ist für unser Wachstum auch der Bereich Photovoltaik, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Spanien und Italien. Wir haben eine Projektpipeline mit einer Größenordnung von rund 7.000 Megawatt, die wir sicherlich nicht komplett selbst realisieren werden. Einen Teil werden wir bauen und verkaufen. Oder aber selbst betreiben. Oder − auch das geht − für Dritte betreiben.

E&M: Wie soll sich Iqony entwickeln? Gibt es Vorgaben der Gesellschafter?

Schiele: 2022 haben wir nach vorläufigen Zahlen mit unseren rund 2.300 Mitarbeitenden einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro erwirtschaftet und ein Ebitda von 240 Millionen Euro. Das Ebitda wollen wir deutlich steigern. Wir planen mit Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich.

E&M: Wasserstoff wird als die Lösung für Energiewende angesehen. Teilen Sie die aktuelle Euphorie?

Schiele: Wasserstoff ist bei der Energiewende sicherlich ein Teil der Lösung. Wir plädieren zunächst für Wasserstofflösungen an verbrauchsnahen Standorten in Deutschland, gleichwohl werden wir um Wasserstoffimporte nicht herumkommen.

E&M: Wieso wollen Sie in Deutschland mit der Produktion anfangen?

Schiele: Wir bei Iqony sehen uns als Erzeuger von Wasserstoff. Wir haben schon vor Jahren begonnen, an einigen unserer Kraftwerksstandorte Elektrolyseure für die Produktion von Wasserstoff zu entwickeln. Unsere Kraftwerksstandorte stehen mitten in den Verbrauchszentren und verfügen über eine sehr gute energiewirtschaftliche Infrastruktur.

E&M: Das heißt?

Schiele: Das heißt konkret, dass wir am Standort Völklingen-Fenne im Saarland der Errichtung eines Elektrolyseurs mit 53 Megawatt entgegensehen. Am Standort Duisburg-Walsum planen wir darüber hinaus eine Anlage von zunächst 150 Megawatt, die auf eine Größe von bis zu 520 Megawatt erweitert werden kann. Der Vorteil ist, dass es sich um verbrauchsnahe Elektrolyseure handelt. Wir haben hier besonders die lokalen Ankerkunden aus der Stahlindustrie im Auge. Beides sind Beispiele für verbrauchsnahe Projekte, die ohne große Wasserstoffpipelines funktionieren. Aus meiner Sicht ist dies gerade in der Phase des Hochlaufs der Wasserstoffwirtschaft attraktiv und sinnvoll.

E&M: Sehen Sie Wasserstoff auch im Wärmebereich?

Schiele: Das sehe ich als langfristige Option. Wenn wir bis 2045 in Deutschland Klimaneutralität erreichen wollen, warum dann nicht auch Wasserstoff in der thermischen Wärmeerzeugung nutzen? Allerdings haben wir in den nächsten Jahren nur eine limitierte Menge an grünem Wasserstoff zur Verfügung. Ich sehe die Verwendung erst in der Industrie, wie in der Chemie- und der Stahlindustrie.

E&M: Der Wärmebereich soll auch grün werden. Was bietet Iqony dort an?

Schiele: Iqony will bis 2040 seine Strom- und Wärmeerzeugung klimaneutral aufstellen. Dabei ist die Fernwärme ein ganz zentraler Bestandteil. In einem ersten Schritt stellen wir die kohlebetriebenen KWK-Anlagen auf Erdgas um, das reduziert die CO2-Emissionen um bis zu 50 Prozent. Weiterhin suchen wir entlang der Fernwärmeleitungen systematisch nach Abwärmelieferanten, vor allem aus der Industrie. Perspektivisch gehört auch Wasserstoff dazu. Mitte der 2030er-Jahre wollen wir Wasserstoff in den KWK-Anlagen einsetzen. Wir prüfen weiterhin den Einsatz von Geothermie und Wärmepumpen, wo es Sinn macht.

E&M: Sie sehen Iqony bei Batterien ganz vorne im Markt. Warum?

Schiele: Wie schon angesprochen, sind wir in Deutschland sicherlich First Mover, was Lithium-Ionen-Großspeicher angeht. Seit 2016 bieten wir dort 90 Megawatt als Primärregelleistung an. Wir haben an sechs Standorten in Deutschland jeweils Anlagen mit einer Leistung von 15 Megawatt . Dadurch haben wir nicht nur Erfahrung in Bau und Projektierung, sondern auch im langfristigen Betrieb und Monitoring dieser Energiespeicher. Aufbauend darauf wollen wir Speicher mit einer Kapazität von mehreren Stunden anbieten, die auch einen Shift von Tag und Nacht können. Also Anlagen, die am Tag − mittags beispielsweise − den Strom aufnehmen und in der Nacht wieder abgeben.

Scheiben an Batteriespeicher für Dritte

E&M: Wie vermarktet Iqony seine eigenen Batteriespeicher?

Schiele: Den Strom aus unseren Batteriespeichern bieten wir schon heute als Regelenergie den Übertragungsnetzbetreibern direkt bei den Auktionen zur Primärregelleistung an. Wir planen, auch für Dritte Scheiben an Batteriespeichern anzubieten. Wir bauen und betreiben den Speicher und der Kunde bezahlt beispielsweise eine Gebühr für die Nutzung seiner Scheibe.

E&M: Wie sehen Sie die Chancen am Markt für solche Anlagen?

Schiele: Das wird ein riesiger Markt nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Denn mit den Speichern sind Sie als Anbieter in der Lage, den Stromfluss zu verstetigen. Viele Anbieter von Green PPA wollen ihren Kunden eine Stromlieferung in Form eines Profils anbieten, dafür sind diese längerfristigen Speicher ein geeignetes Mittel. Grüne Stromerzeuger, die zu uns kommen, können so ihre grüne Stromlieferung nochmals veredeln.

E&M: Anbieter bündeln viele kleine Stromerzeugungsanlagen zu einem großen virtuellen Kraftwerk. Wie ist hier der Stand bei Iqony?

Schiele: Wir vermarkten unsere eigenen 150 dezentralen Erzeugungsanlagen, in diesem Zuge machen wir das auch für Dritte, aber noch in überschaubarem Umfang. Das Geschäft wollen wir ausbauen. Der Vorteil ist, dass wir eine kompetente und gut funktionierende Handelseinheit zur Vermarktung haben.

E&M: Glauben Sie, dass Batteriespeicher die Lösung für eine länger anhaltende Dunkelflaute sind?

Schiele: Ich glaube nicht, dass wir Dunkelflauten über mehrere Tage mit Batteriespeichern überbrücken werden. Theoretisch wäre das zwar machbar; praktisch sehe ich das aufgrund der hohen Kosten und auch wegen des enormen Materialaufwands nicht. Ich denke, hier sind Gasturbinen, die perspektivisch mit Wasserstoff betrieben werden können, der bessere Weg. E&M

 
Ralf Schiele
Quelle: Iqony

Zitat: „In Deutschland sind wir First Mover in Sachen Lithium-Ionen-Batterien für Großanwendungen“
 

Steag und Iqony

Seit Anfang des Jahres besteht die Essener Steag, hergeleitet von Steinkohlen-Elektrizität AG, aus den eigenständigen Unternehmen Steag Power und Iqony. Die Steag Power GmbH betreibt an sechs Standorten in Deutschland Steinkohlekraftwerke. In der Iqony GmbH wurden die Dienstleistungen der Steag im Bereich der erneuerbaren Energien gebündelt. Anfang Januar veröffentlichte Zahlen nennen für 2022 einen Umsatz für Iqony von 1,3 Milliarden Euro und ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 240 Millionen Euro. Zum Stichtag 1. Januar waren dort rund 2.300 Mitarbeitende beschäftigt.
 





 

Mittwoch, 3.05.2023, 09:09 Uhr
Stefan Sagmeister
Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung -
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitung
"Wir sehen uns als Erzeuger von Wasserstoff"
Ralf Schiele ist Chief Operating Officer und Geschäftsführer der neuen Iqony GmbH. Im E&M-Gespräch zeigt er auf, wohin es mit dem Unternehmen gehen soll.
 
E&M: Herr Schiele, wie gefällt Ihnen der Name Iqony?

Schiele: Mir gefällt der Name sehr gut, wir haben ihn ja gemeinsam ausgesucht. Er soll ein ganz klares Zeichen setzen, dass es sich bei Iqony um eine neue, eigenständige Gesellschaft handelt und nicht um eine Steag 2.0. Mit dem neuen Namen ist auch ein Anspruch an uns selbst verbunden.

E&M: Iqony ist seit 2023 als eigenständige Gesellschaft am Markt. Was hat sich mit der Abtrennung von der Steag verändert?

Schiele: Die Trennung war ein Prozess, der uns das ganze vergangene Jahr begleitet hat. Wir haben diesen Prozess sehr konsequent vollzogen und die Geschäfte klar zugeordnet. Alles, was mit Kohlekraftwerken und der damit verbundenen Stromerzeugung zu tun hat, ist in der Steag Power gebündelt. Alles, was mit erneuerbarer und dezentraler Energieerzeugung einschließlich Speicher zu tun hat, wurde bei Iqony angesiedelt. Beide Unternehmen stehen für sich allein und sind allein lebensfähig.

E&M: Wen will Iqony als neue Gesellschaft erreichen?

Schiele: Wir sehen uns als Partner der Industrie und der Kommunen für die Dekarbonisierung. Nehmen wir den CEO eines Chemieunternehmens. Wir können ihm nicht nur das Dekarbonisierungskonzept für die Wärme- und Stromversorgung seines Unternehmens entwickeln, sondern wir können es auch realisieren. Das machen wir bereits heute.

E&M: Wie sieht das konkret aus?

Angebot von PV über Wärme bis zu Effizienzlösungen

Schiele: Wir bieten ganzheitliche Lösungen, die wir für unsere Kunden entwickeln, umsetzen und auch betreiben. Wir treten, wenn gewünscht, auch als Investor auf. Wir können unseren Kunden beispielsweise eine dezentrale Wärmeerzeugung und/oder auch grüne langfristige Stromlieferverträge, also Green PPA, anbieten. Viele Unternehmen können das in dieser Geschlossenheit nicht.

E&M: Iqony hat ein großes Angebotsportfolio von PV über Abwärme bis zu Effizienzlösungen für die Industrie. Welche drei Felder sehen Sie als strategisch entscheidend für den Erfolg von Iqony an?

Schiele: Das übergeordnete strategische Feld ist die Dekarbonisierungslösung im Allgemeinen. Sie steht im Zentrum des Selbstverständnisses von Iqony. Hier können wir unser Portfolio und unsere ausgeprägte ingenieurtechnische und energiewirtschaftliche Expertise sehr gut zum Nutzen unserer Kunden einbringen. Darüber hinaus gibt es Felder, in denen wir besonders stark sind, beispielsweise bei Speichern. In Deutschland sind wir First Mover in Sachen Lithium-Ionen-Batterien für Großanwendungen.

E&M: Sie sind auch bei der Fernwärme gut aufgestellt.

Schiele: Ja, das sind wir. Was uns schon lange auszeichnet, ist die Fernwärme. Wir sind die Nummer zwei oder drei − je nachdem, wie Sie es rechnen − unter den deutschen Fernwärmebetreibern. Die Fernwärme sehen wir als entscheidenden Hebel zur Dekarbonisierung des Wärmemarkts. Wir sind hier vor allem im Saarland und Ruhrgebiet, aber bundesweit auch mit vielen unserer dezentralen Anlagen als Anbieter von Wärme präsent.

E&M: Und außerdem?

PV-Projektpipeline von 7.000 MW

Schiele: Besonders wichtig ist für unser Wachstum auch der Bereich Photovoltaik, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Spanien und Italien. Wir haben eine Projektpipeline mit einer Größenordnung von rund 7.000 Megawatt, die wir sicherlich nicht komplett selbst realisieren werden. Einen Teil werden wir bauen und verkaufen. Oder aber selbst betreiben. Oder − auch das geht − für Dritte betreiben.

E&M: Wie soll sich Iqony entwickeln? Gibt es Vorgaben der Gesellschafter?

Schiele: 2022 haben wir nach vorläufigen Zahlen mit unseren rund 2.300 Mitarbeitenden einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro erwirtschaftet und ein Ebitda von 240 Millionen Euro. Das Ebitda wollen wir deutlich steigern. Wir planen mit Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich.

E&M: Wasserstoff wird als die Lösung für Energiewende angesehen. Teilen Sie die aktuelle Euphorie?

Schiele: Wasserstoff ist bei der Energiewende sicherlich ein Teil der Lösung. Wir plädieren zunächst für Wasserstofflösungen an verbrauchsnahen Standorten in Deutschland, gleichwohl werden wir um Wasserstoffimporte nicht herumkommen.

E&M: Wieso wollen Sie in Deutschland mit der Produktion anfangen?

Schiele: Wir bei Iqony sehen uns als Erzeuger von Wasserstoff. Wir haben schon vor Jahren begonnen, an einigen unserer Kraftwerksstandorte Elektrolyseure für die Produktion von Wasserstoff zu entwickeln. Unsere Kraftwerksstandorte stehen mitten in den Verbrauchszentren und verfügen über eine sehr gute energiewirtschaftliche Infrastruktur.

E&M: Das heißt?

Schiele: Das heißt konkret, dass wir am Standort Völklingen-Fenne im Saarland der Errichtung eines Elektrolyseurs mit 53 Megawatt entgegensehen. Am Standort Duisburg-Walsum planen wir darüber hinaus eine Anlage von zunächst 150 Megawatt, die auf eine Größe von bis zu 520 Megawatt erweitert werden kann. Der Vorteil ist, dass es sich um verbrauchsnahe Elektrolyseure handelt. Wir haben hier besonders die lokalen Ankerkunden aus der Stahlindustrie im Auge. Beides sind Beispiele für verbrauchsnahe Projekte, die ohne große Wasserstoffpipelines funktionieren. Aus meiner Sicht ist dies gerade in der Phase des Hochlaufs der Wasserstoffwirtschaft attraktiv und sinnvoll.

E&M: Sehen Sie Wasserstoff auch im Wärmebereich?

Schiele: Das sehe ich als langfristige Option. Wenn wir bis 2045 in Deutschland Klimaneutralität erreichen wollen, warum dann nicht auch Wasserstoff in der thermischen Wärmeerzeugung nutzen? Allerdings haben wir in den nächsten Jahren nur eine limitierte Menge an grünem Wasserstoff zur Verfügung. Ich sehe die Verwendung erst in der Industrie, wie in der Chemie- und der Stahlindustrie.

E&M: Der Wärmebereich soll auch grün werden. Was bietet Iqony dort an?

Schiele: Iqony will bis 2040 seine Strom- und Wärmeerzeugung klimaneutral aufstellen. Dabei ist die Fernwärme ein ganz zentraler Bestandteil. In einem ersten Schritt stellen wir die kohlebetriebenen KWK-Anlagen auf Erdgas um, das reduziert die CO2-Emissionen um bis zu 50 Prozent. Weiterhin suchen wir entlang der Fernwärmeleitungen systematisch nach Abwärmelieferanten, vor allem aus der Industrie. Perspektivisch gehört auch Wasserstoff dazu. Mitte der 2030er-Jahre wollen wir Wasserstoff in den KWK-Anlagen einsetzen. Wir prüfen weiterhin den Einsatz von Geothermie und Wärmepumpen, wo es Sinn macht.

E&M: Sie sehen Iqony bei Batterien ganz vorne im Markt. Warum?

Schiele: Wie schon angesprochen, sind wir in Deutschland sicherlich First Mover, was Lithium-Ionen-Großspeicher angeht. Seit 2016 bieten wir dort 90 Megawatt als Primärregelleistung an. Wir haben an sechs Standorten in Deutschland jeweils Anlagen mit einer Leistung von 15 Megawatt . Dadurch haben wir nicht nur Erfahrung in Bau und Projektierung, sondern auch im langfristigen Betrieb und Monitoring dieser Energiespeicher. Aufbauend darauf wollen wir Speicher mit einer Kapazität von mehreren Stunden anbieten, die auch einen Shift von Tag und Nacht können. Also Anlagen, die am Tag − mittags beispielsweise − den Strom aufnehmen und in der Nacht wieder abgeben.

Scheiben an Batteriespeicher für Dritte

E&M: Wie vermarktet Iqony seine eigenen Batteriespeicher?

Schiele: Den Strom aus unseren Batteriespeichern bieten wir schon heute als Regelenergie den Übertragungsnetzbetreibern direkt bei den Auktionen zur Primärregelleistung an. Wir planen, auch für Dritte Scheiben an Batteriespeichern anzubieten. Wir bauen und betreiben den Speicher und der Kunde bezahlt beispielsweise eine Gebühr für die Nutzung seiner Scheibe.

E&M: Wie sehen Sie die Chancen am Markt für solche Anlagen?

Schiele: Das wird ein riesiger Markt nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Denn mit den Speichern sind Sie als Anbieter in der Lage, den Stromfluss zu verstetigen. Viele Anbieter von Green PPA wollen ihren Kunden eine Stromlieferung in Form eines Profils anbieten, dafür sind diese längerfristigen Speicher ein geeignetes Mittel. Grüne Stromerzeuger, die zu uns kommen, können so ihre grüne Stromlieferung nochmals veredeln.

E&M: Anbieter bündeln viele kleine Stromerzeugungsanlagen zu einem großen virtuellen Kraftwerk. Wie ist hier der Stand bei Iqony?

Schiele: Wir vermarkten unsere eigenen 150 dezentralen Erzeugungsanlagen, in diesem Zuge machen wir das auch für Dritte, aber noch in überschaubarem Umfang. Das Geschäft wollen wir ausbauen. Der Vorteil ist, dass wir eine kompetente und gut funktionierende Handelseinheit zur Vermarktung haben.

E&M: Glauben Sie, dass Batteriespeicher die Lösung für eine länger anhaltende Dunkelflaute sind?

Schiele: Ich glaube nicht, dass wir Dunkelflauten über mehrere Tage mit Batteriespeichern überbrücken werden. Theoretisch wäre das zwar machbar; praktisch sehe ich das aufgrund der hohen Kosten und auch wegen des enormen Materialaufwands nicht. Ich denke, hier sind Gasturbinen, die perspektivisch mit Wasserstoff betrieben werden können, der bessere Weg. E&M

 
Ralf Schiele
Quelle: Iqony

Zitat: „In Deutschland sind wir First Mover in Sachen Lithium-Ionen-Batterien für Großanwendungen“
 

Steag und Iqony

Seit Anfang des Jahres besteht die Essener Steag, hergeleitet von Steinkohlen-Elektrizität AG, aus den eigenständigen Unternehmen Steag Power und Iqony. Die Steag Power GmbH betreibt an sechs Standorten in Deutschland Steinkohlekraftwerke. In der Iqony GmbH wurden die Dienstleistungen der Steag im Bereich der erneuerbaren Energien gebündelt. Anfang Januar veröffentlichte Zahlen nennen für 2022 einen Umsatz für Iqony von 1,3 Milliarden Euro und ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 240 Millionen Euro. Zum Stichtag 1. Januar waren dort rund 2.300 Mitarbeitende beschäftigt.
 





 

Mittwoch, 3.05.2023, 09:09 Uhr
Stefan Sagmeister

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