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Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung - Sagen Sie mal: Jorgo Chatzimarkakis
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitung

Sagen Sie mal: Jorgo Chatzimarkakis

In der Rubrik "Sagen Sie mal" stellen wir ein paar kurze Fragen und bitten um kurze Antworten zu einem aktuellen Thema.
Herr Chatzimarkakis, in Bezug auf den Wasserstoffimport stammt von Ihnen der Satz, ‚Europa besitzt einen großen unordentlichen Werkzeugkasten,
die USA hingegen ein Schweizer Messer‘. Konkretisieren Sie das bitte.
 

Europäer haben einen Mix aus unterschiedlichen Förderinstrumenten − so gesehen einen großen unordentlichen Werkzeugkasten. Es dauert also, bis zum Beispiel auch kleinere Unternehmen verstehen, welche Bedingungen es für den Wasserstoffimport gibt. Die USA hingegen bieten ein ‚Schweizer Messer‘ an: Mit wenigen Handgriffen kann viel gemacht werden. Kleine Unternehmen blicken schneller durch.
Global wird Wasserstoff ein bedeutendes Thema sein! Es kommt daher jetzt darauf an, klar und einfach in die staatliche Förderung einzusteigen. Neben den USA ist auch China dahingehend bereits sehr weit fortgeschritten − von Korea sowie Japan ganz zu schweigen. Am Ende könnte es wieder so sein, dass Europa den Kürzeren zieht, obwohl europäische Unternehmen viele Technologien im Bereich Wasserstoff und Brennstoffzelle erfunden haben. 

Das EU-Parlament stuft Atomkraft und demnach Wasserstoff, der mit dieser Energiequelle hergestellt wurde, als umweltverträglich ein. Deutschland geht mit dem Atomausstieg klar in eine andere Richtung und setzt auf Wasserstoff aus grünen Energieanlagen. Wie ist Ihre Meinung dazu?  

Die EU-Kommission verhält sich gegenüber der Frage der Atomenergie neutral: Sie überlässt es den Mitgliedstaaten. In meinem Verband ist es ähnlich. Jeder Mitgliedstaat hat eine andere Herangehensweise. Fest steht allerdings, dass wir nicht einerseits vom Klimanotstand reden können, andererseits aber bestimmte klimaneutrale Technologien sofort abregeln beziehungsweise nicht nutzen. Da beißt sich die Katze in den Schwanz.

Besser wäre es, das gesamte System auf Klimaneutralität umzustellen. Hier wird Atomenergie in einer Übergangszeit eine wesentliche Rolle spielen. Außerhalb Deutschlands tun das sehr viele Staaten und können mit bestehenden Atomkraftwerken damit auch die Kosten der Energiewende erheblich reduzieren. Beim Wiederaufbau der Ukraine werden wir zum Beispiel sehr stark auf erneuerbare Energien in Verbindung mit Atomenergie setzen müssen, wenn es um die Produktion von sauberem Wasserstoff geht. 

Um den Wasserstoffhochlauf in Deutschland zu erleichtern, wurde im Juni 2021 die H2Global-Stiftung gegründet. Welche Idee steckt dahinter und wie ist bislang der Zuspruch seitens der deutschen Unternehmen? 

H2Global Deutschland ist sehr gut gedacht − ein Vorbild für viele Länder in der Welt. Aber es gibt auch Nachteile: Das zwar marktwirtschaftliche, aber durch doppelte Abschreibungen komplexe Regelwerk hält kleine Unternehmen davon ab, dieses Förderprojekt zu nutzen. Es gibt jedoch Lösungsansätze, um das Problem zu beheben: keine ‚doppelten Ausschreibungen‘ mehr − also für die Produktion und für den Verbrauch.

Die Bundesregierung sollte dem Wasserstoff zudem mit mehr Wohlwollen begegnen. Ansonsten hört die Zweiklassengesellschaft ‚Erneuerbarer Strom ist immer gut, erneuerbarer Wasserstoff halb so gut‘ nie auf. Wirtschaftsminister Robert Habeck ist übrigens ein starker Verfechter des Wasserstoffs. In seinem Ministerium gibt es aber unbegründete Vorbehalte gegenüber diesem Energieträger − insbesondere im Umfeld des mittlerweile bekannten (mittlerweile ehemaligen, die Redaktion) Staatssekretärs Patrick Graichen.
 
Jorgo Chatzimarkakis ist CEO des europäischen Wasserstoffverbands Hydrogen Europe
Quelle: Hydrogen Europe

Mittwoch, 21.06.2023, 09:40 Uhr
Davina Spohn
Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung - Sagen Sie mal: Jorgo Chatzimarkakis
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Herr Chatzimarkakis, in Bezug auf den Wasserstoffimport stammt von Ihnen der Satz, ‚Europa besitzt einen großen unordentlichen Werkzeugkasten,
die USA hingegen ein Schweizer Messer‘. Konkretisieren Sie das bitte.
 

Europäer haben einen Mix aus unterschiedlichen Förderinstrumenten − so gesehen einen großen unordentlichen Werkzeugkasten. Es dauert also, bis zum Beispiel auch kleinere Unternehmen verstehen, welche Bedingungen es für den Wasserstoffimport gibt. Die USA hingegen bieten ein ‚Schweizer Messer‘ an: Mit wenigen Handgriffen kann viel gemacht werden. Kleine Unternehmen blicken schneller durch.
Global wird Wasserstoff ein bedeutendes Thema sein! Es kommt daher jetzt darauf an, klar und einfach in die staatliche Förderung einzusteigen. Neben den USA ist auch China dahingehend bereits sehr weit fortgeschritten − von Korea sowie Japan ganz zu schweigen. Am Ende könnte es wieder so sein, dass Europa den Kürzeren zieht, obwohl europäische Unternehmen viele Technologien im Bereich Wasserstoff und Brennstoffzelle erfunden haben. 

Das EU-Parlament stuft Atomkraft und demnach Wasserstoff, der mit dieser Energiequelle hergestellt wurde, als umweltverträglich ein. Deutschland geht mit dem Atomausstieg klar in eine andere Richtung und setzt auf Wasserstoff aus grünen Energieanlagen. Wie ist Ihre Meinung dazu?  

Die EU-Kommission verhält sich gegenüber der Frage der Atomenergie neutral: Sie überlässt es den Mitgliedstaaten. In meinem Verband ist es ähnlich. Jeder Mitgliedstaat hat eine andere Herangehensweise. Fest steht allerdings, dass wir nicht einerseits vom Klimanotstand reden können, andererseits aber bestimmte klimaneutrale Technologien sofort abregeln beziehungsweise nicht nutzen. Da beißt sich die Katze in den Schwanz.

Besser wäre es, das gesamte System auf Klimaneutralität umzustellen. Hier wird Atomenergie in einer Übergangszeit eine wesentliche Rolle spielen. Außerhalb Deutschlands tun das sehr viele Staaten und können mit bestehenden Atomkraftwerken damit auch die Kosten der Energiewende erheblich reduzieren. Beim Wiederaufbau der Ukraine werden wir zum Beispiel sehr stark auf erneuerbare Energien in Verbindung mit Atomenergie setzen müssen, wenn es um die Produktion von sauberem Wasserstoff geht. 

Um den Wasserstoffhochlauf in Deutschland zu erleichtern, wurde im Juni 2021 die H2Global-Stiftung gegründet. Welche Idee steckt dahinter und wie ist bislang der Zuspruch seitens der deutschen Unternehmen? 

H2Global Deutschland ist sehr gut gedacht − ein Vorbild für viele Länder in der Welt. Aber es gibt auch Nachteile: Das zwar marktwirtschaftliche, aber durch doppelte Abschreibungen komplexe Regelwerk hält kleine Unternehmen davon ab, dieses Förderprojekt zu nutzen. Es gibt jedoch Lösungsansätze, um das Problem zu beheben: keine ‚doppelten Ausschreibungen‘ mehr − also für die Produktion und für den Verbrauch.

Die Bundesregierung sollte dem Wasserstoff zudem mit mehr Wohlwollen begegnen. Ansonsten hört die Zweiklassengesellschaft ‚Erneuerbarer Strom ist immer gut, erneuerbarer Wasserstoff halb so gut‘ nie auf. Wirtschaftsminister Robert Habeck ist übrigens ein starker Verfechter des Wasserstoffs. In seinem Ministerium gibt es aber unbegründete Vorbehalte gegenüber diesem Energieträger − insbesondere im Umfeld des mittlerweile bekannten (mittlerweile ehemaligen, die Redaktion) Staatssekretärs Patrick Graichen.
 
Jorgo Chatzimarkakis ist CEO des europäischen Wasserstoffverbands Hydrogen Europe
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