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Energie & Management > Stromnetz - Bayernwerk setzt auf Umspannwerk von der Stange
Der Stromcontainer und sein Inhalt. Quelle: E&M / Günter Drewnitzky
Stromnetz

Bayernwerk setzt auf Umspannwerk von der Stange

Die Netzbetreiber stehen beim Ausbau ihrer Infrastruktur vor gewaltigen Herausforderungen. Mit Standardisierung versucht es das Bayernwerk.
Die Energiewende erfordert Milliardeninvestitionen in die Verteil- und Übertragungsnetze. Allein die Zahl der Solarflächen, die integriert werden wollen, ist gigantisch: Im Bereich des Bayernwerks sind im vergangenen Jahr 36.000 PV-Anlagen und 23.000 Speicher angeschlossen sowie 1.300 Kilometer Stromkabel neu verlegt worden. Die Summe der dezentralen Einspeiseanlagen, so schätzt Vorstandsvorsitzender Egon Leo Westphal, dürfte demnächst die Marke 400.000 erreichen.

Und es geht unvermindert weiter: Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine hat der Wunsch der Bürgerinnen und Bürger nach mehr Unabhängigkeit bei der Energieversorgung nochmals Fahrt aufgenommen.

680 Millionen Euro betrug das Netzbudget des Bayernwerks im vergangenen Jahr, ab 2025 sind 850 Millionen Euro jährlich eingeplant. Aber es geht nicht nur ums Geld: Allein alles technisch umzusetzen ist eine Herausforderung, besonders vor dem Hintergrund von Lieferengpässen und Personalknappheit. Deshalb sind neue Ideen gefragt. Digitalisierung heißt ein Zauberwort. Zum Beispiel werden – beim Bayernwerk wie bei anderen Netzbetreibern auch – in Zukunft nur noch digitale Ortsnetzstationen gebaut, sodass die schon vorhandenen Netzkapazitäten besser genutzt werden können.

300 neue Schaltanlagen für die Energiewende

Auch dass die anvisierten 300 neuen Umspannwerke, die im Zuge der Energiewende wohl erforderlich sind, nicht alle wie bisher individuell neu geplant und gebaut werden können, leuchtet ein. Hier setzt das Bayernwerk sozusagen auf eine Lösung von der Stange. Die Projektbeschreibung: „Energiewende auf Rädern – mobile 123-kV-Schaltanlagen in Containerbauweise“. Damit kann der Bau von Umspannwerken beschleunigt und effizienter gemacht werden, wie man hofft.

Der Umspanncontainer soll speziell in urbanen und zersiedelten Gebieten zum Einsatz kommen. Durch ihn bietet sich zum Beispiel die Möglichkeit, alte Umspannwerke schneller abzureißen und durch Neubauten zu ersetzen. Der Container dient also auch als Zwischenlösung.
 
Die Vorstandsmitglieder Daniela Groher und Albert Zettl mit Vorstandschef Westphal (rechts) und einem Modell des Containerumspannwerks
. Quelle: Bayernwerk / Moosburger

Im Inneren der Anlage kommen gasisolierte Komponenten zum Einsatz, was bis zu 80 Prozent Platz spart, verglichen mit konventionellen Anlagen. Die Kapselung bedeutet schließlich auch mehr Sicherheit, weil das Servicepersonal keine spannungsführenden Elemente berühren kann. Der Einsatz einer Doppelsammelschiene und die Anbindung mehrerer Stromleitungen stellt die Ausfallsicherheit nach dem n-1-Prinzip sicher und ermöglicht auch im Fehlerfall einen Weiterbetrieb. Darüber hinaus kann der mobile Container auch als schnelle und autarke Entstörungslösung bei kompletten Umspannwerk-Ausfällen zum Einsatz kommen.

Die Containerschaltanlagen werden nach Angaben des Bayernwerks neben konventionellen Strom- und Spannungswandlern auch nicht-konventionelle Wandler enthalten. Diese sogenannten LPIT (Low Power Instrument Transformer) gelten als nächste Wandlergeneration und werden zu Test- und Messzwecken zum Einsatz kommen. Auch sollen neue Kommunikationsprotokolle erprobt und ausgewertet werden. Zwei Container sind bereits bestellt worden, für zwei weitere läuft die Ausschreibung.

Montag, 22.05.2023, 09:36 Uhr
Günter Drewnitzky
Energie & Management > Stromnetz - Bayernwerk setzt auf Umspannwerk von der Stange
Der Stromcontainer und sein Inhalt. Quelle: E&M / Günter Drewnitzky
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Bayernwerk setzt auf Umspannwerk von der Stange
Die Netzbetreiber stehen beim Ausbau ihrer Infrastruktur vor gewaltigen Herausforderungen. Mit Standardisierung versucht es das Bayernwerk.
Die Energiewende erfordert Milliardeninvestitionen in die Verteil- und Übertragungsnetze. Allein die Zahl der Solarflächen, die integriert werden wollen, ist gigantisch: Im Bereich des Bayernwerks sind im vergangenen Jahr 36.000 PV-Anlagen und 23.000 Speicher angeschlossen sowie 1.300 Kilometer Stromkabel neu verlegt worden. Die Summe der dezentralen Einspeiseanlagen, so schätzt Vorstandsvorsitzender Egon Leo Westphal, dürfte demnächst die Marke 400.000 erreichen.

Und es geht unvermindert weiter: Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine hat der Wunsch der Bürgerinnen und Bürger nach mehr Unabhängigkeit bei der Energieversorgung nochmals Fahrt aufgenommen.

680 Millionen Euro betrug das Netzbudget des Bayernwerks im vergangenen Jahr, ab 2025 sind 850 Millionen Euro jährlich eingeplant. Aber es geht nicht nur ums Geld: Allein alles technisch umzusetzen ist eine Herausforderung, besonders vor dem Hintergrund von Lieferengpässen und Personalknappheit. Deshalb sind neue Ideen gefragt. Digitalisierung heißt ein Zauberwort. Zum Beispiel werden – beim Bayernwerk wie bei anderen Netzbetreibern auch – in Zukunft nur noch digitale Ortsnetzstationen gebaut, sodass die schon vorhandenen Netzkapazitäten besser genutzt werden können.

300 neue Schaltanlagen für die Energiewende

Auch dass die anvisierten 300 neuen Umspannwerke, die im Zuge der Energiewende wohl erforderlich sind, nicht alle wie bisher individuell neu geplant und gebaut werden können, leuchtet ein. Hier setzt das Bayernwerk sozusagen auf eine Lösung von der Stange. Die Projektbeschreibung: „Energiewende auf Rädern – mobile 123-kV-Schaltanlagen in Containerbauweise“. Damit kann der Bau von Umspannwerken beschleunigt und effizienter gemacht werden, wie man hofft.

Der Umspanncontainer soll speziell in urbanen und zersiedelten Gebieten zum Einsatz kommen. Durch ihn bietet sich zum Beispiel die Möglichkeit, alte Umspannwerke schneller abzureißen und durch Neubauten zu ersetzen. Der Container dient also auch als Zwischenlösung.
 
Die Vorstandsmitglieder Daniela Groher und Albert Zettl mit Vorstandschef Westphal (rechts) und einem Modell des Containerumspannwerks
. Quelle: Bayernwerk / Moosburger

Im Inneren der Anlage kommen gasisolierte Komponenten zum Einsatz, was bis zu 80 Prozent Platz spart, verglichen mit konventionellen Anlagen. Die Kapselung bedeutet schließlich auch mehr Sicherheit, weil das Servicepersonal keine spannungsführenden Elemente berühren kann. Der Einsatz einer Doppelsammelschiene und die Anbindung mehrerer Stromleitungen stellt die Ausfallsicherheit nach dem n-1-Prinzip sicher und ermöglicht auch im Fehlerfall einen Weiterbetrieb. Darüber hinaus kann der mobile Container auch als schnelle und autarke Entstörungslösung bei kompletten Umspannwerk-Ausfällen zum Einsatz kommen.

Die Containerschaltanlagen werden nach Angaben des Bayernwerks neben konventionellen Strom- und Spannungswandlern auch nicht-konventionelle Wandler enthalten. Diese sogenannten LPIT (Low Power Instrument Transformer) gelten als nächste Wandlergeneration und werden zu Test- und Messzwecken zum Einsatz kommen. Auch sollen neue Kommunikationsprotokolle erprobt und ausgewertet werden. Zwei Container sind bereits bestellt worden, für zwei weitere läuft die Ausschreibung.

Montag, 22.05.2023, 09:36 Uhr
Günter Drewnitzky

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