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Energie & Management > Photovoltaik - Planungsreife Anlagen sollen auf die Ãœberholspur
Quelle: Shutterstock / kittipong sirirattatanon
Photovoltaik

Planungsreife Anlagen sollen auf die Ãœberholspur

Das Bayernwerk ändert das Verfahren für den Netzanschluss von PV-Anlagen: Die, die sich in einem fortgeschrittenen Planungsstadium befinden, sollen auf die Ãœberholspur.
Der Anschlussboom von erneuerbaren Energieanlagen in Bayern ist enorm. Nachdem im vergangenen Jahr Spitzenwerte von monatlich 6.000 Anfragen nach Neuanlagen eingegangen waren, erhält das Regensburger Bayernwerk – wie berichtet – aktuell rund 11.000 Anfragen monatlich. Im gesamten Jahr 2022 waren rund 3.800 Anfragen für Großanlagen eingegangen.

"Die Masse der Anfragen führt insbesondere bei leistungsstärkeren Anlagen zu einem immensen Berechnungs- und Planungsaufwand, der den Anschluss verzögert", wie es in einer Mitteilung des Bayernwerks heißt. Mit einem Anschreiben an etwa 450 Kunden hat der Netzbetreiber in dieser Woche über einen veränderten Prozess informiert, mit dem alles beschleunigt werden soll: Das Unternehmen prüft den Anschluss neuer Anlagen künftig dann verbindlich, wenn "aufgrund einer fortgeschrittenen Planungstiefe eine hohe Realisierungswahrscheinlichkeit anzunehmen ist".

Die verlängerten Wartezeiten durch einen "nie dagewesenen Anschlussboom" betreffen nach Angaben des Bayernwerks vor allem große Anlagen wie PV-Freiflächenanlagen mit einer Leistung mit mehr als 300 kW.

"Wir stellen allerdings seit Langem fest, dass weniger als 10 Prozent der eingereichten Anlagenvorhaben am Ende umgesetzt werden. Mehr als 90 Prozent sind demnach zunächst Projektanfragen ohne Planungsreife, die eher Prüfungscharakter haben und über deren tatsächliche Umsetzung noch nicht entschieden ist", stellt Robert Pflügl, Geschäftsführer der Bayernwerk Netz GmbH, fest. Diese Prüfanfragen würden jedoch freie Kapazitäten im Netz blockieren und als Reservierungen in der Netzberechnung die organisatorische Anschluss-Pipline stark verengen.

Die Spreu vom Weizen trennen

Um die Energiewende zu beschleunigen, müssen laut Pflügl die Anlagen mit einer hohen Realisierungsabsicht und entsprechender Planungsreife auf die Überholspur. Deshalb habe sich das Bayernwerk schon im Herbst des vergangenen Jahres mit einem Zehn-Punkte-Plan an die Politik gerichtet. "Einer unserer Vorschläge ist es, bei Anlagenprojekten die Spreu vom Weizen zu trennen und den Weg für Anlagen mit einer hohen Realisierungswahrscheinlichkeit freizumachen", so der Geschäftsführer.

Verfügbare Netzkapazitäten sollen künftig nur noch für Anmeldungen mit entsprechender Planungsreife reserviert werden. Neben der Planung der Erzeugungsanlage müssen erste Umsetzungsanforderungen erfüllt sein, wie etwa bei der Baugenehmigung. Dann will man beim Bayernwerk mit der verbindlichen Ermittlung und Reservierung des Netzverknüpfungspunkts beginnen.

630 Anfragen sind betroffen

Betroffen sind aktuell etwa 630 beim Bayernwerk zu prüfende Anfragen für große Erzeugungsanlagen. "Mit der rechtzeitigen Vorlage der Nachweise bleiben die Anlagen in der verbindlichen Prüfung und wir setzen die Bearbeitung für eine Netzverknüpfung fort", erklärte Pflügl das weitere Vorgehen. Anlagenvorgänge, die den Nachweis nicht erbringen können, würden Ende August geschlossen. Sie könnten sich aber neu anmelden, sobald die erforderlichen Nachweise vorliegen. "Mit der Umstellung des Verfahrens werden wir für alle Anlagen den Anmeldeprozess absehbar auf weniger als acht Wochen im Schnitt beschleunigen", ist Pflügl zuversichtlich.

Um die Projektierung von Anlagen zu erleichtern und eigenständig einen möglichen Netzverknüpfungspunkt bereits am Anfang einer Anlagenplanung prüfen zu können, hat das Bayernwerk im April das digitale Online-Tool "SNAP" – Schnelle Netzanschlussprüfung − eingeführt. Das hat, wie es heißt, bereits zu einer Entlastung des Netzberechnungs-Teams geführt. Zudem seien mehr Experten in der Netzberechnung im Einsatz, auch habe man zahlreiche Mitarbeiter neu eingestellt.

Im ersten Halbjahr 2023 wurden nach Angaben des Unternehmens 35.000 neue Anlagen ans Verteilnetz in der Nieder-, Mittel- oder Hochspannung angeschlossen.

Mittwoch, 2.08.2023, 15:12 Uhr
Günter Drewnitzky
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Quelle: Shutterstock / kittipong sirirattatanon
Photovoltaik
Planungsreife Anlagen sollen auf die Ãœberholspur
Das Bayernwerk ändert das Verfahren für den Netzanschluss von PV-Anlagen: Die, die sich in einem fortgeschrittenen Planungsstadium befinden, sollen auf die Ãœberholspur.
Der Anschlussboom von erneuerbaren Energieanlagen in Bayern ist enorm. Nachdem im vergangenen Jahr Spitzenwerte von monatlich 6.000 Anfragen nach Neuanlagen eingegangen waren, erhält das Regensburger Bayernwerk – wie berichtet – aktuell rund 11.000 Anfragen monatlich. Im gesamten Jahr 2022 waren rund 3.800 Anfragen für Großanlagen eingegangen.

"Die Masse der Anfragen führt insbesondere bei leistungsstärkeren Anlagen zu einem immensen Berechnungs- und Planungsaufwand, der den Anschluss verzögert", wie es in einer Mitteilung des Bayernwerks heißt. Mit einem Anschreiben an etwa 450 Kunden hat der Netzbetreiber in dieser Woche über einen veränderten Prozess informiert, mit dem alles beschleunigt werden soll: Das Unternehmen prüft den Anschluss neuer Anlagen künftig dann verbindlich, wenn "aufgrund einer fortgeschrittenen Planungstiefe eine hohe Realisierungswahrscheinlichkeit anzunehmen ist".

Die verlängerten Wartezeiten durch einen "nie dagewesenen Anschlussboom" betreffen nach Angaben des Bayernwerks vor allem große Anlagen wie PV-Freiflächenanlagen mit einer Leistung mit mehr als 300 kW.

"Wir stellen allerdings seit Langem fest, dass weniger als 10 Prozent der eingereichten Anlagenvorhaben am Ende umgesetzt werden. Mehr als 90 Prozent sind demnach zunächst Projektanfragen ohne Planungsreife, die eher Prüfungscharakter haben und über deren tatsächliche Umsetzung noch nicht entschieden ist", stellt Robert Pflügl, Geschäftsführer der Bayernwerk Netz GmbH, fest. Diese Prüfanfragen würden jedoch freie Kapazitäten im Netz blockieren und als Reservierungen in der Netzberechnung die organisatorische Anschluss-Pipline stark verengen.

Die Spreu vom Weizen trennen

Um die Energiewende zu beschleunigen, müssen laut Pflügl die Anlagen mit einer hohen Realisierungsabsicht und entsprechender Planungsreife auf die Überholspur. Deshalb habe sich das Bayernwerk schon im Herbst des vergangenen Jahres mit einem Zehn-Punkte-Plan an die Politik gerichtet. "Einer unserer Vorschläge ist es, bei Anlagenprojekten die Spreu vom Weizen zu trennen und den Weg für Anlagen mit einer hohen Realisierungswahrscheinlichkeit freizumachen", so der Geschäftsführer.

Verfügbare Netzkapazitäten sollen künftig nur noch für Anmeldungen mit entsprechender Planungsreife reserviert werden. Neben der Planung der Erzeugungsanlage müssen erste Umsetzungsanforderungen erfüllt sein, wie etwa bei der Baugenehmigung. Dann will man beim Bayernwerk mit der verbindlichen Ermittlung und Reservierung des Netzverknüpfungspunkts beginnen.

630 Anfragen sind betroffen

Betroffen sind aktuell etwa 630 beim Bayernwerk zu prüfende Anfragen für große Erzeugungsanlagen. "Mit der rechtzeitigen Vorlage der Nachweise bleiben die Anlagen in der verbindlichen Prüfung und wir setzen die Bearbeitung für eine Netzverknüpfung fort", erklärte Pflügl das weitere Vorgehen. Anlagenvorgänge, die den Nachweis nicht erbringen können, würden Ende August geschlossen. Sie könnten sich aber neu anmelden, sobald die erforderlichen Nachweise vorliegen. "Mit der Umstellung des Verfahrens werden wir für alle Anlagen den Anmeldeprozess absehbar auf weniger als acht Wochen im Schnitt beschleunigen", ist Pflügl zuversichtlich.

Um die Projektierung von Anlagen zu erleichtern und eigenständig einen möglichen Netzverknüpfungspunkt bereits am Anfang einer Anlagenplanung prüfen zu können, hat das Bayernwerk im April das digitale Online-Tool "SNAP" – Schnelle Netzanschlussprüfung − eingeführt. Das hat, wie es heißt, bereits zu einer Entlastung des Netzberechnungs-Teams geführt. Zudem seien mehr Experten in der Netzberechnung im Einsatz, auch habe man zahlreiche Mitarbeiter neu eingestellt.

Im ersten Halbjahr 2023 wurden nach Angaben des Unternehmens 35.000 neue Anlagen ans Verteilnetz in der Nieder-, Mittel- oder Hochspannung angeschlossen.

Mittwoch, 2.08.2023, 15:12 Uhr
Günter Drewnitzky

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