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Energie & Management > Wirtschaft - Thüga und Energieverbund Dresden im Drewag-Deal weiter uneins
Quelle: Pixabay / Steve Buissinne
Wirtschaft

Thüga und Energieverbund Dresden im Drewag-Deal weiter uneins

Laut neuem Gutachten sind die Anteile der Thüga an den Stadtwerken Dresden 104 Millionen Euro wert. Die kommunale Beteiligungsgesellschaft hält die Expertise für fehlerhaft.
Drei Gutachten, drei Ergebnisse, ein Streit, der andauert: Wie viel Geld der kommunale Energieverbund Dresden (EVD) für den Rückkauf Anteile der Thüga an der Stadtwerke Dresden GmbH, kurz Drewag, in die Hand nehmen muss, scheint weiter offen. Nach einer Verhandlung vor dem Landgericht Dresden am 3. April, die auf einen Vergleich zielte, gingen die Streitparteien im Dissens auseinander. Der EVD ist der Hauptanteilseigner der Sachsenenergie AG, die aus Drewag und der Enso fusionieren soll.
 
Es ist ein Streit mit langer Vorgeschichte. Im Sommer 2019 hatte der Dresdner Stadtrat beschlossen, die 10 Prozent zurückzukaufen, die noch die kommunale Beteiligungsgesellschaft Thüga AG aus München hält. Ein von EVD und Thüga hinzugezogener Wirtschaftsprüfer taxierte den Unternehmenswert der Drewag auf 1,6 Milliarden Euro – für die Anteile wären demnach 160 Millionen bezahlen.
 
Nur halb so viel jedoch ist Drewag laut einem Gutachten wert, das der EVD danach allein in Auftrag gegeben hatte. Expertise Nummer drei holte das Landgericht Dresden ein: Dessen Sachverständiger – der Präsident der Steuerberaterkammer Sachsen – bezifferte den Wert der Thüga-Anteile auf 104 Millionen Euro.
 
Vier Stunden lang befragten die Anwälte beider Seiten dem Vernehmen nach den Sachverständigen vor dem Landgericht zu seiner Berechnung. Die Thüga hatte bereits zuvor Zweifel an dem Gutachten angemeldet, das man „intensiv geprüft“ habe. „Wir teilen Auffassungen des Gutachters nicht und haben dies in unseren Stellungnahmen begründet zum Ausdruck gebracht“, teilt die Thüga auf Anfrage dieser Redaktion mit.
 
Dresdner Seite wirft Thüga Blockadehaltung vor​
 
Der EVD wiederum sah die 104 Millionen Euro als „gute Gesprächsgrundlage“. „Damit hätte man arbeiten können“, sagt der Unternehmenssprecher und betont: „Wir hätten direkt vor Ort in die Verhandlungen einsteigen können. Unser Vorstand war vor Ort.“ Einen Augenblick habe es auch danach ausgesehen. Gegenüber dem Richter hätten Vertreter der Gegenseite signalisiert, „jederzeit verhandlungsbereit und handlungsfähig zu sein“.
 
Doch als der EVD-Anwalt im Anschluss an die Verhandlung den Kollegen, der die Thüga vertritt, darauf ansprach, habe dieser ein „Verhandlungsgespräch zum jetzigen Zeitpunkt ausgeschlossen“. 
 
„Mit diesem Verhalten „schadet sich die Thüga selbst“, sagt der Sprecher des EVD. Zum wiederholten Male fühlt man sich von den Münchnern vor den Kopf gestoßen. Das Gesprächsangebot nach der Verhandlung „war unser dritter Versuch, mit der Thüga über den Verkaufspreis zu verhandeln“, ist zu erfahren.
 
Das erste Mal abgeblitzt sei man bei einem Termin in München. „Wir hatten damals einen Vergleich in Höhe von 85 Millionen Euro ins Gespräch gebracht.“ Später habe die Landeshauptstadt Dresden eine Bürgschaft angeboten, die den streitigen Kaufpreisanspruch der Thüga nebst Prozesszinsen abgesichert– bis über den Verkaufspreis schließlich entschieden ist. Selbst mit dieser Absicherung habe die Thüga den Transfer der Anteile abgelehnt.
 
Um das Geschäft voranzubringen, überwies der EVD 74 Millionen Euro nach München. Die Thüga verwies auf die laut erstem Gutachten insgesamt fälligen die 160 Millionen Euro und verklagte die Dresdner.
 
Dass der Transfer hakt, kostet den EVD offenbar viel Geld. Denn er will die Drewag mit der Enso zur Sachsenenergie verschmelzen. Doch „ohne die Anteile der Thüga können wir diesen Vorgang nicht abschließen und die Drewag besteht weiterhin“, erklärt der Sprecher. Und solange müsse man Doppelstrukturen aufrechterhalten. Das habe in der Zwischenzeit einstelliger Millionenbeträge gekostet. Auch wenn die Zeit gegen EVD läuft, sieht man sich nicht am Zug: „Jetzt ist die Thüga mal dran.“
 
Thüga: offen für einen fairen Vergleich
 
Die zeigt sich verwundert über das Verhalten der Kollegen in Sachsen: „Vorstand und Vertreter von Sachsenenergie würden „seit geraumer Zeit mit unzutreffenden Behauptungen, Zuspitzungen oder Polemik das Image und den Ruf der Thüga in Misskredit zu bringen versuchen“, heißt es aus München. „Wir haben stets signalisiert, für einen fairen Vergleich offen zu sein“, sagt der Sprecher der kommunalen Beteiligungsgesellschaft.
 
Maßgeblich sein müsse eine realistische, nach gültigen Standards ermittelte Bewertung der Anteile. „Darauf zu drängen, dazu sind wir im Sinne unserer kommunalen Anteilseigner verpflichtet.“ Die Thüga leite ihre Forderung weiterhin vom Unternehmenswert ab, den das erste Gutachten ergeben hat.
 
Dass es nach der Verhandlung in Dresden zu keinem Vergleichsgespräch kam, erklärt der Thüga-Sprecher damit, dass dieser Vorschlag „unangekündigt und vor dem Hintergrund der bisherigen Verfahrensführung völlig unerwartet“ kam. In Projekten, Arbeitskreisen und Gremien hätten Thüga, Partnerstadtwerke aus der Thüga-Gruppe sowie Führungskräfte und Mitarbeiter der Drewag stets gut zusammengearbeitet: „Daher unser Appell an alle Beteiligten, die Kooperation auch in diesem Sinne zu beenden.“

Donnerstag, 6.04.2023, 10:33 Uhr
Manfred Fischer
Energie & Management > Wirtschaft - Thüga und Energieverbund Dresden im Drewag-Deal weiter uneins
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Thüga und Energieverbund Dresden im Drewag-Deal weiter uneins
Laut neuem Gutachten sind die Anteile der Thüga an den Stadtwerken Dresden 104 Millionen Euro wert. Die kommunale Beteiligungsgesellschaft hält die Expertise für fehlerhaft.
Drei Gutachten, drei Ergebnisse, ein Streit, der andauert: Wie viel Geld der kommunale Energieverbund Dresden (EVD) für den Rückkauf Anteile der Thüga an der Stadtwerke Dresden GmbH, kurz Drewag, in die Hand nehmen muss, scheint weiter offen. Nach einer Verhandlung vor dem Landgericht Dresden am 3. April, die auf einen Vergleich zielte, gingen die Streitparteien im Dissens auseinander. Der EVD ist der Hauptanteilseigner der Sachsenenergie AG, die aus Drewag und der Enso fusionieren soll.
 
Es ist ein Streit mit langer Vorgeschichte. Im Sommer 2019 hatte der Dresdner Stadtrat beschlossen, die 10 Prozent zurückzukaufen, die noch die kommunale Beteiligungsgesellschaft Thüga AG aus München hält. Ein von EVD und Thüga hinzugezogener Wirtschaftsprüfer taxierte den Unternehmenswert der Drewag auf 1,6 Milliarden Euro – für die Anteile wären demnach 160 Millionen bezahlen.
 
Nur halb so viel jedoch ist Drewag laut einem Gutachten wert, das der EVD danach allein in Auftrag gegeben hatte. Expertise Nummer drei holte das Landgericht Dresden ein: Dessen Sachverständiger – der Präsident der Steuerberaterkammer Sachsen – bezifferte den Wert der Thüga-Anteile auf 104 Millionen Euro.
 
Vier Stunden lang befragten die Anwälte beider Seiten dem Vernehmen nach den Sachverständigen vor dem Landgericht zu seiner Berechnung. Die Thüga hatte bereits zuvor Zweifel an dem Gutachten angemeldet, das man „intensiv geprüft“ habe. „Wir teilen Auffassungen des Gutachters nicht und haben dies in unseren Stellungnahmen begründet zum Ausdruck gebracht“, teilt die Thüga auf Anfrage dieser Redaktion mit.
 
Dresdner Seite wirft Thüga Blockadehaltung vor​
 
Der EVD wiederum sah die 104 Millionen Euro als „gute Gesprächsgrundlage“. „Damit hätte man arbeiten können“, sagt der Unternehmenssprecher und betont: „Wir hätten direkt vor Ort in die Verhandlungen einsteigen können. Unser Vorstand war vor Ort.“ Einen Augenblick habe es auch danach ausgesehen. Gegenüber dem Richter hätten Vertreter der Gegenseite signalisiert, „jederzeit verhandlungsbereit und handlungsfähig zu sein“.
 
Doch als der EVD-Anwalt im Anschluss an die Verhandlung den Kollegen, der die Thüga vertritt, darauf ansprach, habe dieser ein „Verhandlungsgespräch zum jetzigen Zeitpunkt ausgeschlossen“. 
 
„Mit diesem Verhalten „schadet sich die Thüga selbst“, sagt der Sprecher des EVD. Zum wiederholten Male fühlt man sich von den Münchnern vor den Kopf gestoßen. Das Gesprächsangebot nach der Verhandlung „war unser dritter Versuch, mit der Thüga über den Verkaufspreis zu verhandeln“, ist zu erfahren.
 
Das erste Mal abgeblitzt sei man bei einem Termin in München. „Wir hatten damals einen Vergleich in Höhe von 85 Millionen Euro ins Gespräch gebracht.“ Später habe die Landeshauptstadt Dresden eine Bürgschaft angeboten, die den streitigen Kaufpreisanspruch der Thüga nebst Prozesszinsen abgesichert– bis über den Verkaufspreis schließlich entschieden ist. Selbst mit dieser Absicherung habe die Thüga den Transfer der Anteile abgelehnt.
 
Um das Geschäft voranzubringen, überwies der EVD 74 Millionen Euro nach München. Die Thüga verwies auf die laut erstem Gutachten insgesamt fälligen die 160 Millionen Euro und verklagte die Dresdner.
 
Dass der Transfer hakt, kostet den EVD offenbar viel Geld. Denn er will die Drewag mit der Enso zur Sachsenenergie verschmelzen. Doch „ohne die Anteile der Thüga können wir diesen Vorgang nicht abschließen und die Drewag besteht weiterhin“, erklärt der Sprecher. Und solange müsse man Doppelstrukturen aufrechterhalten. Das habe in der Zwischenzeit einstelliger Millionenbeträge gekostet. Auch wenn die Zeit gegen EVD läuft, sieht man sich nicht am Zug: „Jetzt ist die Thüga mal dran.“
 
Thüga: offen für einen fairen Vergleich
 
Die zeigt sich verwundert über das Verhalten der Kollegen in Sachsen: „Vorstand und Vertreter von Sachsenenergie würden „seit geraumer Zeit mit unzutreffenden Behauptungen, Zuspitzungen oder Polemik das Image und den Ruf der Thüga in Misskredit zu bringen versuchen“, heißt es aus München. „Wir haben stets signalisiert, für einen fairen Vergleich offen zu sein“, sagt der Sprecher der kommunalen Beteiligungsgesellschaft.
 
Maßgeblich sein müsse eine realistische, nach gültigen Standards ermittelte Bewertung der Anteile. „Darauf zu drängen, dazu sind wir im Sinne unserer kommunalen Anteilseigner verpflichtet.“ Die Thüga leite ihre Forderung weiterhin vom Unternehmenswert ab, den das erste Gutachten ergeben hat.
 
Dass es nach der Verhandlung in Dresden zu keinem Vergleichsgespräch kam, erklärt der Thüga-Sprecher damit, dass dieser Vorschlag „unangekündigt und vor dem Hintergrund der bisherigen Verfahrensführung völlig unerwartet“ kam. In Projekten, Arbeitskreisen und Gremien hätten Thüga, Partnerstadtwerke aus der Thüga-Gruppe sowie Führungskräfte und Mitarbeiter der Drewag stets gut zusammengearbeitet: „Daher unser Appell an alle Beteiligten, die Kooperation auch in diesem Sinne zu beenden.“

Donnerstag, 6.04.2023, 10:33 Uhr
Manfred Fischer

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