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Energie & Management > Kernkraft - „Neuartige Reaktoren benötigen Endlager und sind nicht marktreif“
Quelle: Pixabay / minka2507
Kernkraft

„Neuartige Reaktoren benötigen Endlager und sind nicht marktreif“

Eine Studie verwirft die Annahme, die vierte Kernkraftwerks-Generation hätte nicht genauso ein Endlager-Problem. Auftraggeber: das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung.
In einer wissenschaftlichen Studie untersuchten Öko-Institut, Technische Universität Berlin und das Physikerbüro Bremen, welche Beiträge zum Klimaschutz viel diskutierte neue Kernreaktoren der „Generation IV“ leisten können. Sie wurde im Auftrag des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) erstellt. Sie betrachtet sieben international seit vielen Jahren diskutierte Technologielinien für alternative Reaktorkonzepte. Die Ergebnisse wurden auf einer Tagung an der TU am 21. März in Berlin vorgestellt.

Die Markteinführung von alternativen Reaktorkonzepten sei aktuell nicht absehbar, konstatieren die Autoren. „Trotz teils intensiver Werbung von Herstellern sehen wir derzeit keine Entwicklung, die den Bau von alternativen Reaktortypen in den kommenden Jahren in großem Maßstab wahrscheinlich macht“, resümierte der neue BASE-Präsident Christian Kühn. Damit könnten sie in naher Zukunft keinen Beitrag zum Klimaschutz durch fossilfreie Energie leisten.

Im Gegenteil sei zu erwarten, dass aus sicherheitstechnischer Sicht die möglichen Vorteile dieser Reaktorkonzepte von Nachteilen und den nach wie vor ungeklärten Fragen überwogen werden, sagte er. „Die Konzepte lösen weder die Notwendigkeit, ein Endlager für die radioaktiven Abfälle zu finden, noch die drängenden Fragen des Klimaschutzes“, so Kühn.

Kein neuer Reaktortyp marktreif

Die betrachteten alternativen Reaktorkonzepte waren Small Modular Reactors (SMR), blei- und gasgekühlte Reaktoren, Salzschmelze-Reaktoren und beschleunigergetriebene Systeme. Die in der Studie untersuchten Reaktorkonzepte wurden bezüglich ihrer Sicherheit, Wirtschaftlichkeit, Proliferationsresistenz oder des Brennstoff-Verbrauchs verglichen. „Für keine der Technologielinien ist in allen Bereichen ein Vorteil zu erwarten, in einzelnen Bereichen sind auch Nachteile gegenüber heutigen Leichtwasser-Reaktoren möglich“, sagte Christoph Pistner vom Öko-Institut.

„Wer heute Euphorien in Verbindung mit alternativen Reaktorkonzepten weckt, blendet offene Fragen und Sicherheitsrisiken aus“, betonte BASE-Präsident Kühn. Ausführliche Länderstudien zu den USA, Russland, China, Südkorea, Polen und Belgien untersuchten den internationalen Stand der alternativen Reaktorkonzepte.

Christian von Hirschhausen von der TU Berlin resümierte: „Auch im internationalen Kontext stellen die alternativen Reaktorkonzepte weder den bisherigen Trend zu Leichtwasser-Reaktoren in Frage, noch stellen sie eine machbare, wirtschaftliche Option für zukünftige Energieversorgung dar“.

Das Forschungsvorhaben kommt zu folgenden Schlüssen:
  • Alle derzeit unter dem Stichwort „Generation IV“ diskutierten Konzepte sind seit Jahrzehnten in Entwicklung und konnten bisher keine Marktreife erreichen.
  • Die alternativen Reaktoren würden weiterhin hochradioaktive Abfälle erzeugen, die sich teilweise deutlich von den Abfällen der Leichtwasser-Reaktoren unterscheiden, weil sie als Salzschmelze vorliegen, was die Abfallbehandlung deutlich erschwert.
  • Das Volumen der hochradioaktiven Abfälle könnte in Verbindung mit Wiederaufbereitungstechnologien zwar reduziert werden, das Aufkommen an mittel- und schwachradioaktiven Abfällen würde sich aber deutlich erhöhen.
  • Die untersuchten Regelwerke internationaler Organisationen (IAEA) und nationalen Regelwerke (USA, Kanada und Großbritannien) sind nicht direkt auf die untersuchten alternativen Reaktorkonzepte anwendbar.
Die Studie zur „Bewertung neuartiger Reaktorkonzepte“ steht im Internet bereit.

Donnerstag, 21.03.2024, 13:34 Uhr
Susanne Harmsen
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Kernkraft
„Neuartige Reaktoren benötigen Endlager und sind nicht marktreif“
Eine Studie verwirft die Annahme, die vierte Kernkraftwerks-Generation hätte nicht genauso ein Endlager-Problem. Auftraggeber: das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung.
In einer wissenschaftlichen Studie untersuchten Öko-Institut, Technische Universität Berlin und das Physikerbüro Bremen, welche Beiträge zum Klimaschutz viel diskutierte neue Kernreaktoren der „Generation IV“ leisten können. Sie wurde im Auftrag des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) erstellt. Sie betrachtet sieben international seit vielen Jahren diskutierte Technologielinien für alternative Reaktorkonzepte. Die Ergebnisse wurden auf einer Tagung an der TU am 21. März in Berlin vorgestellt.

Die Markteinführung von alternativen Reaktorkonzepten sei aktuell nicht absehbar, konstatieren die Autoren. „Trotz teils intensiver Werbung von Herstellern sehen wir derzeit keine Entwicklung, die den Bau von alternativen Reaktortypen in den kommenden Jahren in großem Maßstab wahrscheinlich macht“, resümierte der neue BASE-Präsident Christian Kühn. Damit könnten sie in naher Zukunft keinen Beitrag zum Klimaschutz durch fossilfreie Energie leisten.

Im Gegenteil sei zu erwarten, dass aus sicherheitstechnischer Sicht die möglichen Vorteile dieser Reaktorkonzepte von Nachteilen und den nach wie vor ungeklärten Fragen überwogen werden, sagte er. „Die Konzepte lösen weder die Notwendigkeit, ein Endlager für die radioaktiven Abfälle zu finden, noch die drängenden Fragen des Klimaschutzes“, so Kühn.

Kein neuer Reaktortyp marktreif

Die betrachteten alternativen Reaktorkonzepte waren Small Modular Reactors (SMR), blei- und gasgekühlte Reaktoren, Salzschmelze-Reaktoren und beschleunigergetriebene Systeme. Die in der Studie untersuchten Reaktorkonzepte wurden bezüglich ihrer Sicherheit, Wirtschaftlichkeit, Proliferationsresistenz oder des Brennstoff-Verbrauchs verglichen. „Für keine der Technologielinien ist in allen Bereichen ein Vorteil zu erwarten, in einzelnen Bereichen sind auch Nachteile gegenüber heutigen Leichtwasser-Reaktoren möglich“, sagte Christoph Pistner vom Öko-Institut.

„Wer heute Euphorien in Verbindung mit alternativen Reaktorkonzepten weckt, blendet offene Fragen und Sicherheitsrisiken aus“, betonte BASE-Präsident Kühn. Ausführliche Länderstudien zu den USA, Russland, China, Südkorea, Polen und Belgien untersuchten den internationalen Stand der alternativen Reaktorkonzepte.

Christian von Hirschhausen von der TU Berlin resümierte: „Auch im internationalen Kontext stellen die alternativen Reaktorkonzepte weder den bisherigen Trend zu Leichtwasser-Reaktoren in Frage, noch stellen sie eine machbare, wirtschaftliche Option für zukünftige Energieversorgung dar“.

Das Forschungsvorhaben kommt zu folgenden Schlüssen:
  • Alle derzeit unter dem Stichwort „Generation IV“ diskutierten Konzepte sind seit Jahrzehnten in Entwicklung und konnten bisher keine Marktreife erreichen.
  • Die alternativen Reaktoren würden weiterhin hochradioaktive Abfälle erzeugen, die sich teilweise deutlich von den Abfällen der Leichtwasser-Reaktoren unterscheiden, weil sie als Salzschmelze vorliegen, was die Abfallbehandlung deutlich erschwert.
  • Das Volumen der hochradioaktiven Abfälle könnte in Verbindung mit Wiederaufbereitungstechnologien zwar reduziert werden, das Aufkommen an mittel- und schwachradioaktiven Abfällen würde sich aber deutlich erhöhen.
  • Die untersuchten Regelwerke internationaler Organisationen (IAEA) und nationalen Regelwerke (USA, Kanada und Großbritannien) sind nicht direkt auf die untersuchten alternativen Reaktorkonzepte anwendbar.
Die Studie zur „Bewertung neuartiger Reaktorkonzepte“ steht im Internet bereit.

Donnerstag, 21.03.2024, 13:34 Uhr
Susanne Harmsen

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