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Energie & Management > Wärme - Wärmewende stellt Versorger vor große Herausforderungen
Quelle: Shutterstock / Sharomka
Wärme

Wärmewende stellt Versorger vor große Herausforderungen

Ausbau der Fernwärmenetze, Dekarbonisierung der Wärmeerzeugung und Ertüchtigung der Stromnetze: Die Regionalversorger sehen sich enormen Aufgaben gegenüber.
„Wir müssen in die Diskussion mit der Öffentlichkeit gehen“, sagte Andreas Feicht, Vorstandsvorsitzender der Kölner Rheinenergie, bei einem Pressegespräch mit dem Titel „Quo vadis kommunale Wärmeplanung“ vor dem VKU-Stadtwerkekongress 2023 des Verbandes kommunaler Unternehmen. Die Themen, die im Zusammenhang mit der kommunalen Wärmewende zu bedenken seien, so Feicht, gingen weit über die Energiepolitik hinaus. Fragen der privaten Verschuldungsmöglichkeiten bis hin zu Altersvorsorge müssten hier mitgedacht und mit den Betroffenen gemeinsam diskutiert werden.

Dass das Thema Wärmeversorgung diskutiert werden muss, das steht auch für den VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing außer Frage. Nach dem Krisenmodus der vergangenen Monate sei es nun an der Zeit, dass die Energieversorger in den Transformationsmodus wechselten. Im Bereich der Wärmeversorgung sei angesichts des mit etwa 18 Prozent noch sehr geringen Erneuerbaren-Anteils der Handlungsbedarf dabei besonders groß. Und weil Wärme ein lokales Produkt sei, sei das Thema gerade für Stadtwerke interessant.

Dabei stünden Regionalversorger, so Andreas Feicht, zunächst vor vier Kernfragen:
  • Wo soll das Fernwärmenetz ausgebaut werden,
  • wo soll auf Wärmepumpen gesetzt werden?
  • In welchen Gebieten können Insellösungen zum Einsatz kommen?
  • Und: Soll Wasserstoff eine Rolle spielen?
Jede dieser Frage sei mit Kostenentscheidungen verbunden.

Leitungsbau, Dekarbonisierung, Stromnetzertüchtigung

Im Bereich der Fernwärme seien hier zwei Faktoren zu berücksichtigen: Einerseits der Netzausbau – im Fall der Rheinenergie sind 200 Kilometer Netzerweiterung geplant, wobei Ingbert Liebing die durchschnittlichen Kosten pro Meter allein für den Leitungsbau mit etwa 3.000 Euro ansetzt – und andererseits die Dekarbonisierung der Wärme durch den Bau von Großwärmepumpen und anderen erneuerbaren Wärmequellen.

Im Bereich der Wärmepumpen müssten Regionalversorger mit Kosten für die Ertüchtigung der Stromnetze rechnen. Dies sei ohnehin auch für die Elektromobilität notwendig: „Wir müssen mehr Strom in die Stadt bringen“, so Feicht. Für die Gebiete, in denen Häuser künftig mit Wärmepumpen beheizt werden sollen, müsse man auch die Kosten hinter dem Stromzähler und die Leistungsfähigkeit der Mieter, Eigentümer und Unternehmen bedenken und offen diskutieren. Die gelte ebenso für jene Areale und Gebäude, in denen weder ein Fernwärmeanschluss noch eine Wärmepumpe sinnvoll sei.

Ebenfalls kostenintensiv sei die Gebäudesanierung: Die Annahme, mit Fernwärme versorgte Häuser müssten nicht saniert werden, sei falsch, sagte Feicht und führte als Beispiel den geplanten Fernwärmeausbau der Rheinenergie an. Momentan versorge man die Stadt mit etwa 1 Milliarde kWh Wärme pro Jahr. Geplant sei eine Steigerung auf 1,4 Milliarden kWh. Liefere man diese allerdings in unsanierte, schlecht gedämmte Häuser, steige der Bedarf auf 1,8 Milliarden kWh. Das wiederum habe Kostensteigerungen zur Folge, die auf alle Kunden umgelegt werden müssten.

Ehrgeiziger Zeitplan, enorme Kosten

„Die Wärmewende ist nicht für null zu haben“, fasst Feicht zusammen. Die Aufgaben seien enorm, der Zeitplan „superehrgeizig“, zumal derzeit in nahezu allen Geschäftsbereichen der Regionalversorger von der Energieversorgung bis zum ÖPNV ein hohes Investitionsniveau herrsche. Man stehe momentan, so Feicht, vor Herausforderungen, die denen in Ostdeutschland nach der Wende oder in Gesamtdeutschland direkt nach dem Krieg entsprächen. Dringend notwendig sei daher eine Erweiterung der Fördermöglichkeiten.

Der Forderung schließt sich auch der VKU-Geschäftsführer Liebing an. Er gibt die geschätzten Kosten der Energiewende mit 600 Milliarden Euro bis 2030 an. Darüber hinaus sei Einfachheit wichtig, sagt er und appelliert an die Länder, die Umsetzung des Gesetzes zur kommunalen Wärmeplanung nicht zu verkomplizieren. „Es ist wichtig, dass wir in der Vorphase, der Planung, nicht zu viel Zeit verlieren. Deswegen legen wir Wert darauf, dass es einfach ist.“

Der VKU-Stadtwerkekongress findet am 26. und 27. September in Köln statt.

Montag, 25.09.2023, 16:00 Uhr
Katia Meyer-Tien
Energie & Management > Wärme - Wärmewende stellt Versorger vor große Herausforderungen
Quelle: Shutterstock / Sharomka
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Wärmewende stellt Versorger vor große Herausforderungen
Ausbau der Fernwärmenetze, Dekarbonisierung der Wärmeerzeugung und Ertüchtigung der Stromnetze: Die Regionalversorger sehen sich enormen Aufgaben gegenüber.
„Wir müssen in die Diskussion mit der Öffentlichkeit gehen“, sagte Andreas Feicht, Vorstandsvorsitzender der Kölner Rheinenergie, bei einem Pressegespräch mit dem Titel „Quo vadis kommunale Wärmeplanung“ vor dem VKU-Stadtwerkekongress 2023 des Verbandes kommunaler Unternehmen. Die Themen, die im Zusammenhang mit der kommunalen Wärmewende zu bedenken seien, so Feicht, gingen weit über die Energiepolitik hinaus. Fragen der privaten Verschuldungsmöglichkeiten bis hin zu Altersvorsorge müssten hier mitgedacht und mit den Betroffenen gemeinsam diskutiert werden.

Dass das Thema Wärmeversorgung diskutiert werden muss, das steht auch für den VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing außer Frage. Nach dem Krisenmodus der vergangenen Monate sei es nun an der Zeit, dass die Energieversorger in den Transformationsmodus wechselten. Im Bereich der Wärmeversorgung sei angesichts des mit etwa 18 Prozent noch sehr geringen Erneuerbaren-Anteils der Handlungsbedarf dabei besonders groß. Und weil Wärme ein lokales Produkt sei, sei das Thema gerade für Stadtwerke interessant.

Dabei stünden Regionalversorger, so Andreas Feicht, zunächst vor vier Kernfragen:
  • Wo soll das Fernwärmenetz ausgebaut werden,
  • wo soll auf Wärmepumpen gesetzt werden?
  • In welchen Gebieten können Insellösungen zum Einsatz kommen?
  • Und: Soll Wasserstoff eine Rolle spielen?
Jede dieser Frage sei mit Kostenentscheidungen verbunden.

Leitungsbau, Dekarbonisierung, Stromnetzertüchtigung

Im Bereich der Fernwärme seien hier zwei Faktoren zu berücksichtigen: Einerseits der Netzausbau – im Fall der Rheinenergie sind 200 Kilometer Netzerweiterung geplant, wobei Ingbert Liebing die durchschnittlichen Kosten pro Meter allein für den Leitungsbau mit etwa 3.000 Euro ansetzt – und andererseits die Dekarbonisierung der Wärme durch den Bau von Großwärmepumpen und anderen erneuerbaren Wärmequellen.

Im Bereich der Wärmepumpen müssten Regionalversorger mit Kosten für die Ertüchtigung der Stromnetze rechnen. Dies sei ohnehin auch für die Elektromobilität notwendig: „Wir müssen mehr Strom in die Stadt bringen“, so Feicht. Für die Gebiete, in denen Häuser künftig mit Wärmepumpen beheizt werden sollen, müsse man auch die Kosten hinter dem Stromzähler und die Leistungsfähigkeit der Mieter, Eigentümer und Unternehmen bedenken und offen diskutieren. Die gelte ebenso für jene Areale und Gebäude, in denen weder ein Fernwärmeanschluss noch eine Wärmepumpe sinnvoll sei.

Ebenfalls kostenintensiv sei die Gebäudesanierung: Die Annahme, mit Fernwärme versorgte Häuser müssten nicht saniert werden, sei falsch, sagte Feicht und führte als Beispiel den geplanten Fernwärmeausbau der Rheinenergie an. Momentan versorge man die Stadt mit etwa 1 Milliarde kWh Wärme pro Jahr. Geplant sei eine Steigerung auf 1,4 Milliarden kWh. Liefere man diese allerdings in unsanierte, schlecht gedämmte Häuser, steige der Bedarf auf 1,8 Milliarden kWh. Das wiederum habe Kostensteigerungen zur Folge, die auf alle Kunden umgelegt werden müssten.

Ehrgeiziger Zeitplan, enorme Kosten

„Die Wärmewende ist nicht für null zu haben“, fasst Feicht zusammen. Die Aufgaben seien enorm, der Zeitplan „superehrgeizig“, zumal derzeit in nahezu allen Geschäftsbereichen der Regionalversorger von der Energieversorgung bis zum ÖPNV ein hohes Investitionsniveau herrsche. Man stehe momentan, so Feicht, vor Herausforderungen, die denen in Ostdeutschland nach der Wende oder in Gesamtdeutschland direkt nach dem Krieg entsprächen. Dringend notwendig sei daher eine Erweiterung der Fördermöglichkeiten.

Der Forderung schließt sich auch der VKU-Geschäftsführer Liebing an. Er gibt die geschätzten Kosten der Energiewende mit 600 Milliarden Euro bis 2030 an. Darüber hinaus sei Einfachheit wichtig, sagt er und appelliert an die Länder, die Umsetzung des Gesetzes zur kommunalen Wärmeplanung nicht zu verkomplizieren. „Es ist wichtig, dass wir in der Vorphase, der Planung, nicht zu viel Zeit verlieren. Deswegen legen wir Wert darauf, dass es einfach ist.“

Der VKU-Stadtwerkekongress findet am 26. und 27. September in Köln statt.

Montag, 25.09.2023, 16:00 Uhr
Katia Meyer-Tien

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