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Benachbarte Windparks auf See stehen einander im Weg − das ist schon länger bekannt. Jetzt wurde der Verschattungseffekt des jüngst beschlossenen Ausbaus in einer Studie abgeschätzt.
Die Ausweisung der 14.000
MW zusätzlicher Windflächen in der deutschen Nordsee wird zwar jährlich 46
Milliarden kWh mehr Grünstrom erbringen, aber in vier südlich angrenzenden Windparks die Ausbeute um gemittelt 11
Prozent schmälern. Das ergibt eine elfseitige Ad-hoc-Analyse des Fraunhofer-Instituts für Windenergiesysteme (Iwes), die das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) als Auftraggeber am 8.
Mai
kommentarlos veröffentlicht hatte.
Das BSH hatte im Januar den Flächenentwicklungsplan (FEP) 2023 für die deutsche Ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ) festgestellt, also für die deutsche See zwischen der 200- und der 12-Seemeilen-Grenze. Darin passte die Raumordnungs- und Genehmigungsbehörde die Zuweisung der Meeresflächen an die erweiterten Windenergie-Ziele der Ampelkoalition an. Bis 2045 soll in Nord- und Ostsee eine installierte Leistung von mindestens 70.000
MW stehen. Derzeit sind es 8.100
MW. Am 1.
Juni kommen Flächen für weitere 7.000
MW unter den Hammer (wir berichteten).
Das BSH weist nun in seinem aktuellen FEP allein in der Nordsee Flächen für 74.600
MW aus. Um die letzten 14.000
MW festlegen zu können, wurden neue Windpark-Flächen definiert, eine Schifffahrtsroute (SN10) gab Randflächen für 12.000
MW Windkraft
ab, und das Sonderenergiegewinnungsgebiet für Wasserstoff (SEN1) wurde um 500
MW
el erweitert.
Diesen Endausbau modellierte das Iwes in einem 16.
Szenario zusätzlich zu den bestehenden Szenarien aus seinem
"Endbericht" zur Weiterentwicklung des Planungsrahmens, der mit dem FEP im Januar veröffentlicht worden war. Eine weitere Annahme war, dass die Niederlande auf einen Teil ihres Ausbaus verzichten, und dass 22-MW-Anlagen installiert werden. Bisher sind 15
MW üblich.
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Die zuletzt ausgewiesenen 14.000 MW Nordsee-Windkraftflächen reduzieren die Windgeschwindigkeiten im neuen Szenario 16 (S16) bis zu 30 Prozent (dunkelblau, linke Grafik) und gegenüber dem ähnlichen Szenario 9 (S09) um bis zu 15 Prozent Quelle: BSH |
Ergebnis: Die Erweiterungen bringen jährlich 46
Milliarden kWh mehr Windstrom ein und schaffen gemittelt 3.332 Volllaststunden. Aber durch Abschattungseffekte, indem die einen Windräder den anderen buchstäblich im Wind stehen, reduziert sich der Ertrag in den umliegenden Gebieten, vor allem in den Flächen N-9 bis N-13, "deutlich", wie das Iwes schreibt, um 11
Prozent. Die Windgeschwindigkeiten reduzieren sich in den neu hinzugekommenen Planungsflächen in 125
Metern Höhe um bis zu 15
Prozent.
Beispielsweise bringt die Fläche N-9 dann nur noch 12,75
Milliarden kWh pro Jahr, während sie in dem ähnlichen Szenario
9 ohne den letzten Windkraft-Ausbau in einem mittleren Windjahr 15
Milliarden kWh erzielen könnte. Geschädigt wird damit noch niemand, weil diese Flächen frühestens 2024 unter den Hammer kommen. Aber dies sind natürlich Berechnungen, die jeden Bietwilligen vor Abgabe irgendeines Angebots brennend interessieren.
Insgesamt liefert die deutsche Offshore-Windindustrie
2045 dem Iwes-Szenario zufolge 242
Milliarden kWh, bei durchschnittlich 3.236
Volllaststunden.
Montag, 22.05.2023, 17:13 Uhr
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