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Energie & Management > Windkraft Offshore - Branche macht die Leinen los für den Ausbau
Quelle: Shutterstock / Thampapon
Windkraft Offshore

Branche macht die Leinen los für den Ausbau

Auf der Jahreskonferenz der Offshorebranche stehen die Zeichen trotz schwieriger Rahmenbedingungen auf Aufbruch. Endlich habe die Windkraft die volle Unterstützung der Politik.
"Die Energiewende wird immer mehr von einem Projekt von Nationalstaaten zu einem Projekt Europas", hatte die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Morgen des 9. Mai auf der Baltic Sea Conference gesagt. Entsprechend international war auch die anschließende Konferenz "Zukunft Offshore" des Bundesverbandes der Offshore Windkraftbetreiber (BWO) besetzt. Der Verband werde sich demnächst in Bundesverband Windindustrie Offshore umbenennen, kündigte Geschäftsführer Stefan Thimm an. Das solle helfen, der Politik künftig ganzheitliche Lösungen zu präsentieren, die auch die vorgelagerte Wertschöpfungskette einbeziehen.

Dies war eines der zentralen Anliegen der Branche an die Politik, nicht mehr nur Ziele zu formulieren und Flächen zu versteigern, sondern sich auch für die Rahmenbedingungen zu interessieren. "Entscheidend ist es aus unserer Sicht, dass Genehmigungsverfahren beschleunigt werden, auch durch Digitalisierung und bessere Zusammenarbeit betroffener Behörden", appellierte Pascal Daleiden, CEO der Hitachi Energy. Lücken in den Lieferketten müssten Wirtschaft und Politik gemeinsam schließen, forderte er. Auch außerhalb von Krisen wie Corona und Ukrainekrieg sollten Lieferketten diversifiziert werden, schlug Daleiden vor.

BWO-Geschäftsführer Stefan Thimm erinnerte daran, dass Stahl- und andere Rohstoffpreise sowie Transportkosten seit Ukrainekrieg enorm gestiegen seien. Dadurch sei es schwierig, zu einem guten Preis zu bauen. Gebotskomponenten in Ausschreibungen und Erlösabschöpfung seien vor diesem Hintergrund nur störend und würden am Ende den Strompreis erhöhen, was die Dekarbonisierung der Industrie behindere. Deshalb sollten die Ausschreibungen überarbeitet werden, regte Thimm an. Die Weichen müssten noch in dieser Legislaturperiode zu stellen sein, sonst seien die Ausbauziele in Gefahr.

Ohne klare Signale vom Staat werde niemand in Herstellungskapazitäten für Jahrzehnte investieren. Hinderlich sei auch, dass viele große Energiekonzerne in Staatshand sind und damit an langwierige Ausschreibungsverfahren gebunden, sagte Thimm. Staatsbürgschaften für Kredite seien ein Weg, vor allem für mittelständische Unternehmen, regte der BWO an.

Auch in die Ausbildung von Fachkräften müsse sich die Politik europaweit einbringen. Aktuell seien etwa 60.000 Menschen in der deutschen Offshorebranche beschäftigt, für die Umsetzung der ehrgeizigen Ausbauziele würden in den kommenden Jahren aber 250.000 benötigt. Deutschland müsse dafür auch Regeln ändern. So sei die Lotsensprache verpflichtend Deutsch, während überall sonst Englisch üblich sei.

Windkraft wird kritische Infrastruktur

Jörg Kubitza, CEO von Oersted in Deutschland, warnte, dass seit dem Ukrainekrieg neue Sicherheits-Herausforderungen für die Offshorebranche entstanden seien. Die Politik sei gefordert, hier klare Zuständigkeiten zu definieren. Das deutsche Innenministerium plane ein Gesetz zur kritischen Infrastruktur, das Zusatzkosten verursachen werde, die nicht in die Gebote eingehen konnten, aber bis zu 100 Millionen Euro für größere Windparks betragen könnten. Ähnlich wie in Polen könnten Windplattformen auch Teil der Landesverteidigung als Standorte beispielsweise von Radaranlagen werden und benötigten dann Schutz.
 
Jörg Kubitza, Deutschland-CEO von Oersted, bei der Eröffnung des BWO-Kongresses
Quelle: E&M / Susanne Harmsen

Grünen-Bundestagsabgeordneter Felix Banaszak regte an, nicht länger nur von Windstrom zu sprechen, sondern von Windenergie, da künftig auch erneuerbar erzeugter Wasserstoff von der See kommen werde.

Stefan Thimm mahnte zudem Lösungen für Havarien an. So solle die Regierung Schlepperkapazitäten vorhalten, deren Dienste von den Windparkbetreibern im Bedarfsfall bezahlt würden.

Die deutsche Hafenstrategie von 2015 wird derzeit überarbeitet, woran sich der BWO laut Thimm beteiligt, damit die Logistik für die Windkraft einbezogen wird. Es gebe auch noch keine Logistikkette für den späteren Rückbau der ersten Offshorewindparks, die in den 2030er Jahren nötig wird, erinnerte Kubitza.

Dienstag, 9.05.2023, 15:56 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Windkraft Offshore - Branche macht die Leinen los für den Ausbau
Quelle: Shutterstock / Thampapon
Windkraft Offshore
Branche macht die Leinen los für den Ausbau
Auf der Jahreskonferenz der Offshorebranche stehen die Zeichen trotz schwieriger Rahmenbedingungen auf Aufbruch. Endlich habe die Windkraft die volle Unterstützung der Politik.
"Die Energiewende wird immer mehr von einem Projekt von Nationalstaaten zu einem Projekt Europas", hatte die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Morgen des 9. Mai auf der Baltic Sea Conference gesagt. Entsprechend international war auch die anschließende Konferenz "Zukunft Offshore" des Bundesverbandes der Offshore Windkraftbetreiber (BWO) besetzt. Der Verband werde sich demnächst in Bundesverband Windindustrie Offshore umbenennen, kündigte Geschäftsführer Stefan Thimm an. Das solle helfen, der Politik künftig ganzheitliche Lösungen zu präsentieren, die auch die vorgelagerte Wertschöpfungskette einbeziehen.

Dies war eines der zentralen Anliegen der Branche an die Politik, nicht mehr nur Ziele zu formulieren und Flächen zu versteigern, sondern sich auch für die Rahmenbedingungen zu interessieren. "Entscheidend ist es aus unserer Sicht, dass Genehmigungsverfahren beschleunigt werden, auch durch Digitalisierung und bessere Zusammenarbeit betroffener Behörden", appellierte Pascal Daleiden, CEO der Hitachi Energy. Lücken in den Lieferketten müssten Wirtschaft und Politik gemeinsam schließen, forderte er. Auch außerhalb von Krisen wie Corona und Ukrainekrieg sollten Lieferketten diversifiziert werden, schlug Daleiden vor.

BWO-Geschäftsführer Stefan Thimm erinnerte daran, dass Stahl- und andere Rohstoffpreise sowie Transportkosten seit Ukrainekrieg enorm gestiegen seien. Dadurch sei es schwierig, zu einem guten Preis zu bauen. Gebotskomponenten in Ausschreibungen und Erlösabschöpfung seien vor diesem Hintergrund nur störend und würden am Ende den Strompreis erhöhen, was die Dekarbonisierung der Industrie behindere. Deshalb sollten die Ausschreibungen überarbeitet werden, regte Thimm an. Die Weichen müssten noch in dieser Legislaturperiode zu stellen sein, sonst seien die Ausbauziele in Gefahr.

Ohne klare Signale vom Staat werde niemand in Herstellungskapazitäten für Jahrzehnte investieren. Hinderlich sei auch, dass viele große Energiekonzerne in Staatshand sind und damit an langwierige Ausschreibungsverfahren gebunden, sagte Thimm. Staatsbürgschaften für Kredite seien ein Weg, vor allem für mittelständische Unternehmen, regte der BWO an.

Auch in die Ausbildung von Fachkräften müsse sich die Politik europaweit einbringen. Aktuell seien etwa 60.000 Menschen in der deutschen Offshorebranche beschäftigt, für die Umsetzung der ehrgeizigen Ausbauziele würden in den kommenden Jahren aber 250.000 benötigt. Deutschland müsse dafür auch Regeln ändern. So sei die Lotsensprache verpflichtend Deutsch, während überall sonst Englisch üblich sei.

Windkraft wird kritische Infrastruktur

Jörg Kubitza, CEO von Oersted in Deutschland, warnte, dass seit dem Ukrainekrieg neue Sicherheits-Herausforderungen für die Offshorebranche entstanden seien. Die Politik sei gefordert, hier klare Zuständigkeiten zu definieren. Das deutsche Innenministerium plane ein Gesetz zur kritischen Infrastruktur, das Zusatzkosten verursachen werde, die nicht in die Gebote eingehen konnten, aber bis zu 100 Millionen Euro für größere Windparks betragen könnten. Ähnlich wie in Polen könnten Windplattformen auch Teil der Landesverteidigung als Standorte beispielsweise von Radaranlagen werden und benötigten dann Schutz.
 
Jörg Kubitza, Deutschland-CEO von Oersted, bei der Eröffnung des BWO-Kongresses
Quelle: E&M / Susanne Harmsen

Grünen-Bundestagsabgeordneter Felix Banaszak regte an, nicht länger nur von Windstrom zu sprechen, sondern von Windenergie, da künftig auch erneuerbar erzeugter Wasserstoff von der See kommen werde.

Stefan Thimm mahnte zudem Lösungen für Havarien an. So solle die Regierung Schlepperkapazitäten vorhalten, deren Dienste von den Windparkbetreibern im Bedarfsfall bezahlt würden.

Die deutsche Hafenstrategie von 2015 wird derzeit überarbeitet, woran sich der BWO laut Thimm beteiligt, damit die Logistik für die Windkraft einbezogen wird. Es gebe auch noch keine Logistikkette für den späteren Rückbau der ersten Offshorewindparks, die in den 2030er Jahren nötig wird, erinnerte Kubitza.

Dienstag, 9.05.2023, 15:56 Uhr
Susanne Harmsen

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