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Energie & Management > Windkraft Offshore - Wind Europe fordert schnelleren Ausbau auf See
Quelle: Shutterstock
Windkraft Offshore

Wind Europe fordert schnelleren Ausbau auf See

Die Niederlande führen beim Zubau der Offshore-Windenergie in Europa, zumindest was die Neuanschlüsse im ersten Halbjahr angeht. Deutsche Farmen stellen ein Zehntel des Zubaus.
Europa steuert auf das prognostizierte Rekordjahr zu, was die Netzanschlüsse von Offshore-Windparks betrifft. Im ersten Halbjahr 2023 betrug die Kapazität der neu angeschlossenen Meeresfarmen 2.144 MW, wie der Lobbyverband Wind Europe mitteilt.

Den Löwenanteil in dieser Statistik heimsten die Niederlande ein: Sie stellen mit ihren Parks „Hollandse Kust Noord & Zuid“ mehr als die Hälfte der neu hinzugekommenen Offshore-Farmen (1.098 MW). Deutschland kommt auf 228 MW neue Kapazität und liegt hinter Großbritannien (783 MW) auf Rang drei.

Wind Europe geht weiter davon aus, dass im Gesamtjahr etwa 5.000 MW ans Netz gehen werden - so viel wie nie zuvor. 42 Prozent seien davon aktuell bereits erreicht. Dies liege aber auch an Verzögerungen aus dem Vorjahr. Der Verband kritisiert, dass Europas Gesetzgeber mit dem aktuellen Rahmen ihre ausgegebenen Klimaziele verfehlten. Nötig sei bis 2030 der Zubau von 11.000 MW pro Jahr, davon sei man weit entfernt. Es sei erstens erforderlich, eine Kostenindexierung zu erlauben. Zweitens sei beim teuren Kauf von Flächenentwicklungsrechten, den Negativgeboten in Ausschreibungsverfahren, ein Deckel einzuführen.

Der Dachverband blickt insgesamt etwas positiver auf die kommende Offshore-Entwicklung und begründet dies damit, dass das Investitionsklima sich gegenüber 2022 wieder verbessert habe. Die Unternehmen hätten im ersten Halbjahr 15 Milliarden Euro für den Bau von sechs weiteren Windparks in Nord- und Ostsee bewilligt. Darunter befindet sich auch das deutsche Nordsee-Projekt „He Dreiht“ von der Energie Baden-Württemberg (EnBW) mit einer Kapazität von 960 MW und Kosten von 2,4 Milliarden Euro.

Weitere Farmen in Deutschland erst von 2024 an

Allerdings fällt ein Vorhaben aus Liste heraus, das für große Schlagzeilen gesorgt hatte. Vattenfall war vor den Problemen mit Kostensteigerung und Lieferketten in die Knie gegangen und hatte im Juli bekannt gegeben, das Projekt „Norfolk Boreas“ vor Großbritannien zu beerdigen. Mit 478 Millionen Euro belastete der Rückzug das Ergebnis der Schweden im ersten Halbjahr. Wind Europe weitet den Blick derweil auf die kommenden drei Jahre und erwartet bis Ende 2026 insgesamt weitere 15.250 MW in europäischen Meeren am Netz.

Beim Blick auf die Ausschreibungen für neue Windparks spielt Irland eine größere Rolle, wo die Rechte von vier Windparks mit insgesamt mehr als 3.000 MW unter den Hammer kamen. Im Juni/Juli zogen in deutschen Meeresgebieten die Rekordgebote von Total Energies und BP die Aufmerksamkeit auf sich. Sie waren bereit, insgesamt 12,6 Milliarden Euro für die Rechte an vier Offshore-Gebieten (7.000 MW) auszugeben - mit den von Wind Europe stark kritisierten, ungedeckelten Negativgeboten (wir berichteten).

Die jüngste Ausschreibung mit Erfolgen von RWE bei bis zu drei von vier Nordsee-Gebieten (insgesamt 1.800 MW, wir berichteten) ist in der Statistik von Wind Europe noch nicht erfasst, da sie erst am 1. August über die Bühne ging.

Vor deutschen Küsten geht aus dem ersten Halbjahr ausschließlich das Projekt „Arcadis Ost 1“ vor Rügen in die Bilanz der neu angeschlossenen Leistung ein, für das der belgische Entwickler Parkwind Verantwortung trägt. Die Belgier errichteten 15 weitere Turbinen und nahmen damit 24 ans Netz. Dies ergibt die Halbjahreskapazität von 228 MW für Deutschland. Die fehlenden drei Windkraftanlagen sollen bis Ende des Jahres ans Netz gehen, der Park kommt insgesamt auf 247 MW.

Im zweiten Halbjahr werde das Projekt „Baltic Eagle“ von Iberdrola (Spanien) und Masdar (Vereinigte Arabische Emirate) im deutschen Teil der Ostsee Fortschritte machen, ergänzt Wind Europe. 17 der 52 Fundamente waren bis Jahresmitte gesetzt, die Kosten für den 2024 ans Netz gehenden Park sind mit 1,6 Milliarden Euro angesetzt.

Insgesamt errechnete Wind Europe, dass im ersten Halbjahr Bauarbeiten an 13 Offshore-Parks liefen, die 7.200 MW Kapazität ans Netz bringen werden.

Die Übersicht liefert auch das Ranking bei den bis heute bereits ans Netz angeschlossenen Meeresparks. Dabei liegen die deutschen Projekte nach Anzahl der Parks, Turbinen und Kapazität auf Platz zwei hinter Großbritannien. In deutschen Gewässern standen demnach Mitte des Jahres 31 Offshore-Parks mit 1.563 Windenergieanlagen und einer Gesamtkapazität von 8.303 MW. Das ist in diesen Bereichen jeweils etwa ein Viertel der auf Wasser gebauten Projekte in Europa.

Zum Vergleich: Großbritannien kommt auf 45 Offshore-Parks mit 2.762 Einzelanlagen und eine Kapazität von 14.700 MW. Das ist weit mehr als ein Drittel der europäischen Gesamtleistung von aktuell 32.400 MW.

Freitag, 18.08.2023, 08:51 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Windkraft Offshore - Wind Europe fordert schnelleren Ausbau auf See
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Windkraft Offshore
Wind Europe fordert schnelleren Ausbau auf See
Die Niederlande führen beim Zubau der Offshore-Windenergie in Europa, zumindest was die Neuanschlüsse im ersten Halbjahr angeht. Deutsche Farmen stellen ein Zehntel des Zubaus.
Europa steuert auf das prognostizierte Rekordjahr zu, was die Netzanschlüsse von Offshore-Windparks betrifft. Im ersten Halbjahr 2023 betrug die Kapazität der neu angeschlossenen Meeresfarmen 2.144 MW, wie der Lobbyverband Wind Europe mitteilt.

Den Löwenanteil in dieser Statistik heimsten die Niederlande ein: Sie stellen mit ihren Parks „Hollandse Kust Noord & Zuid“ mehr als die Hälfte der neu hinzugekommenen Offshore-Farmen (1.098 MW). Deutschland kommt auf 228 MW neue Kapazität und liegt hinter Großbritannien (783 MW) auf Rang drei.

Wind Europe geht weiter davon aus, dass im Gesamtjahr etwa 5.000 MW ans Netz gehen werden - so viel wie nie zuvor. 42 Prozent seien davon aktuell bereits erreicht. Dies liege aber auch an Verzögerungen aus dem Vorjahr. Der Verband kritisiert, dass Europas Gesetzgeber mit dem aktuellen Rahmen ihre ausgegebenen Klimaziele verfehlten. Nötig sei bis 2030 der Zubau von 11.000 MW pro Jahr, davon sei man weit entfernt. Es sei erstens erforderlich, eine Kostenindexierung zu erlauben. Zweitens sei beim teuren Kauf von Flächenentwicklungsrechten, den Negativgeboten in Ausschreibungsverfahren, ein Deckel einzuführen.

Der Dachverband blickt insgesamt etwas positiver auf die kommende Offshore-Entwicklung und begründet dies damit, dass das Investitionsklima sich gegenüber 2022 wieder verbessert habe. Die Unternehmen hätten im ersten Halbjahr 15 Milliarden Euro für den Bau von sechs weiteren Windparks in Nord- und Ostsee bewilligt. Darunter befindet sich auch das deutsche Nordsee-Projekt „He Dreiht“ von der Energie Baden-Württemberg (EnBW) mit einer Kapazität von 960 MW und Kosten von 2,4 Milliarden Euro.

Weitere Farmen in Deutschland erst von 2024 an

Allerdings fällt ein Vorhaben aus Liste heraus, das für große Schlagzeilen gesorgt hatte. Vattenfall war vor den Problemen mit Kostensteigerung und Lieferketten in die Knie gegangen und hatte im Juli bekannt gegeben, das Projekt „Norfolk Boreas“ vor Großbritannien zu beerdigen. Mit 478 Millionen Euro belastete der Rückzug das Ergebnis der Schweden im ersten Halbjahr. Wind Europe weitet den Blick derweil auf die kommenden drei Jahre und erwartet bis Ende 2026 insgesamt weitere 15.250 MW in europäischen Meeren am Netz.

Beim Blick auf die Ausschreibungen für neue Windparks spielt Irland eine größere Rolle, wo die Rechte von vier Windparks mit insgesamt mehr als 3.000 MW unter den Hammer kamen. Im Juni/Juli zogen in deutschen Meeresgebieten die Rekordgebote von Total Energies und BP die Aufmerksamkeit auf sich. Sie waren bereit, insgesamt 12,6 Milliarden Euro für die Rechte an vier Offshore-Gebieten (7.000 MW) auszugeben - mit den von Wind Europe stark kritisierten, ungedeckelten Negativgeboten (wir berichteten).

Die jüngste Ausschreibung mit Erfolgen von RWE bei bis zu drei von vier Nordsee-Gebieten (insgesamt 1.800 MW, wir berichteten) ist in der Statistik von Wind Europe noch nicht erfasst, da sie erst am 1. August über die Bühne ging.

Vor deutschen Küsten geht aus dem ersten Halbjahr ausschließlich das Projekt „Arcadis Ost 1“ vor Rügen in die Bilanz der neu angeschlossenen Leistung ein, für das der belgische Entwickler Parkwind Verantwortung trägt. Die Belgier errichteten 15 weitere Turbinen und nahmen damit 24 ans Netz. Dies ergibt die Halbjahreskapazität von 228 MW für Deutschland. Die fehlenden drei Windkraftanlagen sollen bis Ende des Jahres ans Netz gehen, der Park kommt insgesamt auf 247 MW.

Im zweiten Halbjahr werde das Projekt „Baltic Eagle“ von Iberdrola (Spanien) und Masdar (Vereinigte Arabische Emirate) im deutschen Teil der Ostsee Fortschritte machen, ergänzt Wind Europe. 17 der 52 Fundamente waren bis Jahresmitte gesetzt, die Kosten für den 2024 ans Netz gehenden Park sind mit 1,6 Milliarden Euro angesetzt.

Insgesamt errechnete Wind Europe, dass im ersten Halbjahr Bauarbeiten an 13 Offshore-Parks liefen, die 7.200 MW Kapazität ans Netz bringen werden.

Die Übersicht liefert auch das Ranking bei den bis heute bereits ans Netz angeschlossenen Meeresparks. Dabei liegen die deutschen Projekte nach Anzahl der Parks, Turbinen und Kapazität auf Platz zwei hinter Großbritannien. In deutschen Gewässern standen demnach Mitte des Jahres 31 Offshore-Parks mit 1.563 Windenergieanlagen und einer Gesamtkapazität von 8.303 MW. Das ist in diesen Bereichen jeweils etwa ein Viertel der auf Wasser gebauten Projekte in Europa.

Zum Vergleich: Großbritannien kommt auf 45 Offshore-Parks mit 2.762 Einzelanlagen und eine Kapazität von 14.700 MW. Das ist weit mehr als ein Drittel der europäischen Gesamtleistung von aktuell 32.400 MW.

Freitag, 18.08.2023, 08:51 Uhr
Volker Stephan

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