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Energie & Management > Mobilität - Werben um die THG-Quote
Quelle: Shutterstock / ModernNomads
Mobilität

Werben um die THG-Quote

Im Zuge der neuen Regelungen zum Handel mit der sogenannten Treibhausgasminderungsquote (THG-Quote) kommen mehr und mehr Aggregatoren auf den Markt.
Für E-Mobilisten liegt das Geld quasi auf der Straße. Genaugenommen sind es die Betreiber von Ladepunkten, die seit Beginn des Jahres Emissionsminderungen geltend machen können, die sich aus der Elektrifizierung des Verkehrssektors ergeben. Mit diesen vermiedenen Emissionen kompensieren Unternehmen, die fossile Kraftstoffe in den Markt bringen, einen entsprechenden Treibhausgasausstoß. Sie helfen somit den Mineralölkonzernen, ihre Reduktionsverpflichtungen zu erfüllen. Zuvor war es noch den Stromlieferanten vorbehalten, "die Quote" für sich zu beanspruchen, zu beantragen und zu verkaufen.

"Für die Stadtwerke ergibt sich daraus eine neue Situation. Sie müssen sich nun − außer bei den Ladepunkten, die sie selbst betreiben − um die Quote bemühen", betont Marcel Linnemann, Product Owner im Bereich Digitale Netze bei der Items GmbH in Münster, im Gespräch mit E&M. Denn mit der neuen Regelung hat sich der Kreis der "Eigentümer" der Emissionsminderungen erheblich erweitert. Die Besitzer beziehungsweise Betreiber privater Wallboxen, die ein rein batterieelektrisches Auto − keinen Hybrid − fahren, gehören jetzt ebenfalls dazu.

Dennoch sieht Linnemann die kommunalen Versorger immer noch in einer guten Position, auch wenn ihnen ein "Quasi-Monopol" abhandengekommen ist. Für die selbst betriebene Ladeinfrastruktur könnte der Quotenhandel ein Refinanzierungsinstrument sein. In der Beziehung zu Privatkunden könnte er sich als Kundenbindungsinstrument erweisen.
 
Win-win-Situation für Versorger und Kunden

Davon ist auch Sebastian Seier überzeugt, der eine Win-win-Situation für Versorger und Kunden sieht. Wenn etwa ein Stadtwerk ein günstiges Bündelangebot macht, könnte es im Gegenzug die Emissionsminderungen in Zertifikate umsetzen und diese dann verkaufen. Viele Ansätze seien denkbar, so der Berater bei BET in Aachen. Allerdings dürfen nach seiner Meinung die Etablierten nicht mehr allzu lange abwarten. Denn die Zahl der Unternehmen, die ein Geschäftsmodell auf dem Quotenhandel aufsetzen, wächst stetig.
 
Seier ist Projektleiter einer Untersuchung, in der BET im vergangenen Sommer die Pläne und Aktivitäten der Energieversorger rund um das Geschäftsfeld Elektromobilität unter die Lupe genommen hat. Damals hatte nur ein Viertel der Befragten angegeben, den Treibhausgasquotenhandel zu nutzen. "Mittlerweile ist aber die Erkenntnis bei den Unternehmen angekommen, dass man mit der E-Mobilität Geld verdienen kann − und auch muss", sagt der Berater.

Während die potenziellen Käufer der Minderungszertifikate weithin gut sichtbare Großunternehmen sind, mit entsprechenden Ressourcen für die Beschaffung und umfassendem Know-how über den Markt und die Regulatorik, reicht das Spektrum der potenziellen Verkäufer vom gewerblichen Ladenetzbetreiber bis hinunter zum Privathaushalt mit einer einzigen Wallbox. Ihnen bieten Aggregatoren einen Zugang zum Markt.

Neben Energieversorgern haben auch junge unabhängige Unternehmen diese Rolle für sich entdeckt. Ihre Zahl nimmt stetig zu, wie auch das Marktvolumen. Johan Grope geht davon aus, dass es im Quotenhandel 2022 rund 500 Mio. Euro betragen wird. Zum Ende des Jahrzehnts könnte es nach Schätzung des Co-Gründers und Geschäftsführers von "eQuota" auf 3 bis 9 Mrd. Euro steigen.

Grope und seine Kollegen sind angetreten, die Treibhausgasquote für Unternehmen nutzbar zu machen. Sie wenden sich an Energieversorger, die mit ihren Ladepunkten oder Biomethantankstellen Zusatzerlöse oder Wettbewerbsvorteile generieren wollen. Aber auch Flottenbetreiber und einzelne E-Mobilisten sollen sich gut aufgehoben fühlen. Ihnen allen will das 2020 in Berlin gegründete Start-up auf einfache Weise den Weg zum Markt ebnen.

Darüber hinaus will Equota im März dieses Jahres mit einem digitalen Handelsplatz starten, an dem anonymisierte Durchschnittspreise für Abschlüsse unterschiedlicher Kategorien angezeigt werden. Es werde verschiedene Preisfindungsmodelle geben, erklärt der Equota-Geschäftsführer: zum einen mit anonymisierten Kauf- und Verkaufsgeboten, zum anderen mit Versteigerungen. Anbieter und Nachfrager müssen allerdings nicht miteinander verhandeln, denn das Matching übernehme die Plattform automatisch, genauso wie die Zahlungsabwicklung. Der wesentliche Vorteil des Marktplatzes sei aber: "Wir bündeln die Mengen der Verkäufer, wodurch sie Großhandelspreise erzielen können." Diese verortet Grope aktuell bei 510 bis 520 Euro/Tonne CO2 für Quoten aus Ladestrom.

Einen ausführlichen Beitrag zum Thema "THG-Quote" lesen Sie in der Januar-Ausgabe von Energie & Management.

Freitag, 7.01.2022, 14:13 Uhr
Fritz Wilhelm
Energie & Management > Mobilität - Werben um die THG-Quote
Quelle: Shutterstock / ModernNomads
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Werben um die THG-Quote
Im Zuge der neuen Regelungen zum Handel mit der sogenannten Treibhausgasminderungsquote (THG-Quote) kommen mehr und mehr Aggregatoren auf den Markt.
Für E-Mobilisten liegt das Geld quasi auf der Straße. Genaugenommen sind es die Betreiber von Ladepunkten, die seit Beginn des Jahres Emissionsminderungen geltend machen können, die sich aus der Elektrifizierung des Verkehrssektors ergeben. Mit diesen vermiedenen Emissionen kompensieren Unternehmen, die fossile Kraftstoffe in den Markt bringen, einen entsprechenden Treibhausgasausstoß. Sie helfen somit den Mineralölkonzernen, ihre Reduktionsverpflichtungen zu erfüllen. Zuvor war es noch den Stromlieferanten vorbehalten, "die Quote" für sich zu beanspruchen, zu beantragen und zu verkaufen.

"Für die Stadtwerke ergibt sich daraus eine neue Situation. Sie müssen sich nun − außer bei den Ladepunkten, die sie selbst betreiben − um die Quote bemühen", betont Marcel Linnemann, Product Owner im Bereich Digitale Netze bei der Items GmbH in Münster, im Gespräch mit E&M. Denn mit der neuen Regelung hat sich der Kreis der "Eigentümer" der Emissionsminderungen erheblich erweitert. Die Besitzer beziehungsweise Betreiber privater Wallboxen, die ein rein batterieelektrisches Auto − keinen Hybrid − fahren, gehören jetzt ebenfalls dazu.

Dennoch sieht Linnemann die kommunalen Versorger immer noch in einer guten Position, auch wenn ihnen ein "Quasi-Monopol" abhandengekommen ist. Für die selbst betriebene Ladeinfrastruktur könnte der Quotenhandel ein Refinanzierungsinstrument sein. In der Beziehung zu Privatkunden könnte er sich als Kundenbindungsinstrument erweisen.
 
Win-win-Situation für Versorger und Kunden

Davon ist auch Sebastian Seier überzeugt, der eine Win-win-Situation für Versorger und Kunden sieht. Wenn etwa ein Stadtwerk ein günstiges Bündelangebot macht, könnte es im Gegenzug die Emissionsminderungen in Zertifikate umsetzen und diese dann verkaufen. Viele Ansätze seien denkbar, so der Berater bei BET in Aachen. Allerdings dürfen nach seiner Meinung die Etablierten nicht mehr allzu lange abwarten. Denn die Zahl der Unternehmen, die ein Geschäftsmodell auf dem Quotenhandel aufsetzen, wächst stetig.
 
Seier ist Projektleiter einer Untersuchung, in der BET im vergangenen Sommer die Pläne und Aktivitäten der Energieversorger rund um das Geschäftsfeld Elektromobilität unter die Lupe genommen hat. Damals hatte nur ein Viertel der Befragten angegeben, den Treibhausgasquotenhandel zu nutzen. "Mittlerweile ist aber die Erkenntnis bei den Unternehmen angekommen, dass man mit der E-Mobilität Geld verdienen kann − und auch muss", sagt der Berater.

Während die potenziellen Käufer der Minderungszertifikate weithin gut sichtbare Großunternehmen sind, mit entsprechenden Ressourcen für die Beschaffung und umfassendem Know-how über den Markt und die Regulatorik, reicht das Spektrum der potenziellen Verkäufer vom gewerblichen Ladenetzbetreiber bis hinunter zum Privathaushalt mit einer einzigen Wallbox. Ihnen bieten Aggregatoren einen Zugang zum Markt.

Neben Energieversorgern haben auch junge unabhängige Unternehmen diese Rolle für sich entdeckt. Ihre Zahl nimmt stetig zu, wie auch das Marktvolumen. Johan Grope geht davon aus, dass es im Quotenhandel 2022 rund 500 Mio. Euro betragen wird. Zum Ende des Jahrzehnts könnte es nach Schätzung des Co-Gründers und Geschäftsführers von "eQuota" auf 3 bis 9 Mrd. Euro steigen.

Grope und seine Kollegen sind angetreten, die Treibhausgasquote für Unternehmen nutzbar zu machen. Sie wenden sich an Energieversorger, die mit ihren Ladepunkten oder Biomethantankstellen Zusatzerlöse oder Wettbewerbsvorteile generieren wollen. Aber auch Flottenbetreiber und einzelne E-Mobilisten sollen sich gut aufgehoben fühlen. Ihnen allen will das 2020 in Berlin gegründete Start-up auf einfache Weise den Weg zum Markt ebnen.

Darüber hinaus will Equota im März dieses Jahres mit einem digitalen Handelsplatz starten, an dem anonymisierte Durchschnittspreise für Abschlüsse unterschiedlicher Kategorien angezeigt werden. Es werde verschiedene Preisfindungsmodelle geben, erklärt der Equota-Geschäftsführer: zum einen mit anonymisierten Kauf- und Verkaufsgeboten, zum anderen mit Versteigerungen. Anbieter und Nachfrager müssen allerdings nicht miteinander verhandeln, denn das Matching übernehme die Plattform automatisch, genauso wie die Zahlungsabwicklung. Der wesentliche Vorteil des Marktplatzes sei aber: "Wir bündeln die Mengen der Verkäufer, wodurch sie Großhandelspreise erzielen können." Diese verortet Grope aktuell bei 510 bis 520 Euro/Tonne CO2 für Quoten aus Ladestrom.

Einen ausführlichen Beitrag zum Thema "THG-Quote" lesen Sie in der Januar-Ausgabe von Energie & Management.

Freitag, 7.01.2022, 14:13 Uhr
Fritz Wilhelm

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