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Energie & Management > Mobilität - Schwieriges Marktumfeld für Treibhausgasquoten-Handel
Quelle: Shutterstock / lumen-digital
Mobilität

Schwieriges Marktumfeld für Treibhausgasquoten-Handel

Übernahmen und eine Insolvenz zeugen von einer fortschreitenden Konsolidierung im Markt für den Handel mit Treibhausgasquoten. Hintergrund ist ein Preisverfall, der auch beziffert wird.
Wie aus den jüngsten Mitteilungen der Emovy GmbH hervorgeht, hat sie zwei Marktteilnehmer übernommen, die mit Treibhausgasquoten handeln. Im Dezember 2022 hatte das Unternehmen bekannt gegeben, den Kundenstamm von „DIGO.energy“ aufgekauft zu haben. Hinter Digo Energy steht die Berliner „p.digital GmbH“, eine Gesellschaft, die zu Themen der digitalen Transformation berät.

Nachdem in den vergangenen zwölf Monaten rund 50 neue Dienstleister an den Markt gekommen seien, setze nun - bedingt durch den zunehmenden Wettbewerb und ein schwierigeres Marktumfeld - eine erste Konsolidierungsphase ein, hieß es damals von Seiten Emovys.

Nun hat das Unternehmen mit Sitz im badischen Ettlingen die Übernahme des Kundenstamms und der Internet-Domain der „THG Börse GmbH & Co. KG“ bekannt gegeben. Diese ist allerdings keine öffentlich-rechtliche und regulierte Einrichtung, sondern eine Plattform der Lemon GmbH aus Düsseldorf, die
 
unter der Marke Lemon Pharma beispielsweise auch Naturprodukte vertreibt, zur Vermarktung der Treibhausgasquote.

Auch in der aktuellen Emovy-Mitteilung wird auf den zunehmenden Wettbewerb und das schwieriger gewordene Marktumfeld verwiesen. So hätten sich die Gesellschafter der THG Börse entschieden, sich wieder auf ihre anderen Projekte zu fokussieren.

Durch die Transaktion mit Emovy habe die THG-Prämie für das Jahr 2023 an die Bestandskunden bereits im April ausbezahlt werden können, erklärt Markus Neess, Geschäftsführender Gesellschafter der THG Börse. Und für die Privatkunden des Unternehmens verspricht Matthias Kerner, Mitgründer und Geschäftsführer von Emovy, „weiterhin ein attraktives Angebot in Kooperation mit anderen Partnern“. Kerner war unter anderem Geschäftsführer der BMP Greengas, einer Tochtergesellschaft der Erdgas Südwest, die wiederum zum EnBW-Konzern gehört.
 
Grundlage zur Ermittlung der Emissionsminderung geändert
 
Diesen Monat ist ein weiteres Unternehmen den schwierigen Marktbedingungen zum Opfer gefallen. Am 20. April hat die „eQuota GmbH“ einen Insolvenzantrag gestellt. Das Start-up, 2020 in Berlin gegründet, war angetreten, mit einer eigenen Handelsplattform Preisinformationen für den THG-Markt bereitzustellen. Geplant war unter anderem, anonymisierte Durchschnittspreise für Abschlüsse unterschiedlicher Kategorien zu veröffentlichen, etwa für Quoten aus Ladestrom, Biomethan oder der Vermarktung von grünem Wasserstoff.

Auf der Internetseite von Equota heißt es zum Hintergrund des Insolvenzverfahrens, die THG-Quotenpreise seien seit Beginn des Jahres stark gefallen, nachdem es regulatorische Änderungen bei der Anrechenbarkeit von Biokraftstoffen gegeben habe. Und weiter: „Diese Marktentwicklung machte das Fortbestehen des Unternehmens vom Erfolg einer laufenden Finanzierungsrunde abhängig, die aber nicht erfolgreich abgeschlossen werden konnte.“ Aktuell habe das Unternehmen knapp 50 Mitarbeiter.

Seit Anfang 2021 machen vor allem Betreiber von Ladepunkten Emissionsminderungen geltend, die sich aus der Elektrifizierung des Verkehrssektors ergeben. Mit diesen Minderungen können Unternehmen, die fossile Kraftstoffe in den Markt bringen, den von ihnen verursachten Ausstoß von Treibhausgase kompensieren. Die vermiedenen Mengen können den Mineralölkonzernen somit helfen, ihre eigene Reduktionsverpflichtung zu erfüllen.

Gründe und Ausmaß des Preisverfalls

Während bis Ende 2020 die Lieferanten von regenerativ erzeugtem Strom die „Eigentümer“ der handelbaren Quote waren, sind es seit 2022 die Betreiber von Ladepunkten – auch von privaten Wallboxen. Da Privatpersonen und auch kleinere Unternehmen viel zu hohe Transaktionskosten hätten, um ihre Quote beim Umweltbundesamt zu beantragen und mit großen Mineralölkonzernen einen Vertrag auszuhandeln, schalten sich Mittler ein.
Neben zahlreichen Anbietern digitaler Vermarktungsplattformen – meist Start-ups – sind seit Anfang 2022 auch mehr und mehr Stadtwerke in den Treibhausgasquoten-Handel eingestiegen und bieten ihren Kunden an, deren Treibhausgas-Minderungen gebündelt zu vermarkten. Die Kunden erhalten für die Übertragung der Quote einen Pauschalbetrag.

Zunächst führte die steigende Zahl von Marktteilnehmern zu mehr Wettbewerb und damit sinkenden Preisen für die Übernahme der THG-Quote. Mittlerweile hat sich auch Grundlage für die anrechnungsberechtigte Emissionsminderung geändert, sodass die Pauschalerlöse der E-Mobilisten oder Biokraftstoff-Nutzer im laufenden Jahr gegenüber 2022 um bis zu 50 Prozent zurückgehen könnten. Auf der Internetseite von Emovy heißt es: „Im Jahr 2022 bewegt sich der Preis bereits zwischen 280 und 420 Euro, während für 2023 aktuell noch 200 Euro zu erwarten sind.“
 

Dienstag, 25.04.2023, 15:17 Uhr
Fritz Wilhelm
Energie & Management > Mobilität - Schwieriges Marktumfeld für Treibhausgasquoten-Handel
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Schwieriges Marktumfeld für Treibhausgasquoten-Handel
Übernahmen und eine Insolvenz zeugen von einer fortschreitenden Konsolidierung im Markt für den Handel mit Treibhausgasquoten. Hintergrund ist ein Preisverfall, der auch beziffert wird.
Wie aus den jüngsten Mitteilungen der Emovy GmbH hervorgeht, hat sie zwei Marktteilnehmer übernommen, die mit Treibhausgasquoten handeln. Im Dezember 2022 hatte das Unternehmen bekannt gegeben, den Kundenstamm von „DIGO.energy“ aufgekauft zu haben. Hinter Digo Energy steht die Berliner „p.digital GmbH“, eine Gesellschaft, die zu Themen der digitalen Transformation berät.

Nachdem in den vergangenen zwölf Monaten rund 50 neue Dienstleister an den Markt gekommen seien, setze nun - bedingt durch den zunehmenden Wettbewerb und ein schwierigeres Marktumfeld - eine erste Konsolidierungsphase ein, hieß es damals von Seiten Emovys.

Nun hat das Unternehmen mit Sitz im badischen Ettlingen die Übernahme des Kundenstamms und der Internet-Domain der „THG Börse GmbH & Co. KG“ bekannt gegeben. Diese ist allerdings keine öffentlich-rechtliche und regulierte Einrichtung, sondern eine Plattform der Lemon GmbH aus Düsseldorf, die
 
unter der Marke Lemon Pharma beispielsweise auch Naturprodukte vertreibt, zur Vermarktung der Treibhausgasquote.

Auch in der aktuellen Emovy-Mitteilung wird auf den zunehmenden Wettbewerb und das schwieriger gewordene Marktumfeld verwiesen. So hätten sich die Gesellschafter der THG Börse entschieden, sich wieder auf ihre anderen Projekte zu fokussieren.

Durch die Transaktion mit Emovy habe die THG-Prämie für das Jahr 2023 an die Bestandskunden bereits im April ausbezahlt werden können, erklärt Markus Neess, Geschäftsführender Gesellschafter der THG Börse. Und für die Privatkunden des Unternehmens verspricht Matthias Kerner, Mitgründer und Geschäftsführer von Emovy, „weiterhin ein attraktives Angebot in Kooperation mit anderen Partnern“. Kerner war unter anderem Geschäftsführer der BMP Greengas, einer Tochtergesellschaft der Erdgas Südwest, die wiederum zum EnBW-Konzern gehört.
 
Grundlage zur Ermittlung der Emissionsminderung geändert
 
Diesen Monat ist ein weiteres Unternehmen den schwierigen Marktbedingungen zum Opfer gefallen. Am 20. April hat die „eQuota GmbH“ einen Insolvenzantrag gestellt. Das Start-up, 2020 in Berlin gegründet, war angetreten, mit einer eigenen Handelsplattform Preisinformationen für den THG-Markt bereitzustellen. Geplant war unter anderem, anonymisierte Durchschnittspreise für Abschlüsse unterschiedlicher Kategorien zu veröffentlichen, etwa für Quoten aus Ladestrom, Biomethan oder der Vermarktung von grünem Wasserstoff.

Auf der Internetseite von Equota heißt es zum Hintergrund des Insolvenzverfahrens, die THG-Quotenpreise seien seit Beginn des Jahres stark gefallen, nachdem es regulatorische Änderungen bei der Anrechenbarkeit von Biokraftstoffen gegeben habe. Und weiter: „Diese Marktentwicklung machte das Fortbestehen des Unternehmens vom Erfolg einer laufenden Finanzierungsrunde abhängig, die aber nicht erfolgreich abgeschlossen werden konnte.“ Aktuell habe das Unternehmen knapp 50 Mitarbeiter.

Seit Anfang 2021 machen vor allem Betreiber von Ladepunkten Emissionsminderungen geltend, die sich aus der Elektrifizierung des Verkehrssektors ergeben. Mit diesen Minderungen können Unternehmen, die fossile Kraftstoffe in den Markt bringen, den von ihnen verursachten Ausstoß von Treibhausgase kompensieren. Die vermiedenen Mengen können den Mineralölkonzernen somit helfen, ihre eigene Reduktionsverpflichtung zu erfüllen.

Gründe und Ausmaß des Preisverfalls

Während bis Ende 2020 die Lieferanten von regenerativ erzeugtem Strom die „Eigentümer“ der handelbaren Quote waren, sind es seit 2022 die Betreiber von Ladepunkten – auch von privaten Wallboxen. Da Privatpersonen und auch kleinere Unternehmen viel zu hohe Transaktionskosten hätten, um ihre Quote beim Umweltbundesamt zu beantragen und mit großen Mineralölkonzernen einen Vertrag auszuhandeln, schalten sich Mittler ein.
Neben zahlreichen Anbietern digitaler Vermarktungsplattformen – meist Start-ups – sind seit Anfang 2022 auch mehr und mehr Stadtwerke in den Treibhausgasquoten-Handel eingestiegen und bieten ihren Kunden an, deren Treibhausgas-Minderungen gebündelt zu vermarkten. Die Kunden erhalten für die Übertragung der Quote einen Pauschalbetrag.

Zunächst führte die steigende Zahl von Marktteilnehmern zu mehr Wettbewerb und damit sinkenden Preisen für die Übernahme der THG-Quote. Mittlerweile hat sich auch Grundlage für die anrechnungsberechtigte Emissionsminderung geändert, sodass die Pauschalerlöse der E-Mobilisten oder Biokraftstoff-Nutzer im laufenden Jahr gegenüber 2022 um bis zu 50 Prozent zurückgehen könnten. Auf der Internetseite von Emovy heißt es: „Im Jahr 2022 bewegt sich der Preis bereits zwischen 280 und 420 Euro, während für 2023 aktuell noch 200 Euro zu erwarten sind.“
 

Dienstag, 25.04.2023, 15:17 Uhr
Fritz Wilhelm

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