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Energie & Management > Österreich - Verbund: Netzreserve anders finanzieren
Quelle: Pixabay / Jürgen Sieber
Österreich

Verbund: Netzreserve anders finanzieren

Österreich sowie die EU brauchen ausreichende Kraftwerks- und Leitungskapazitäten. Dem muss das neue Strommarktdesign der EU Rechnung tragen, fordert Verbund-Chef Michael Strugl.
Wegen des milden Wetters sowie funktionierender Maßnahmen zur Krisenvorsorge haben Österreich und die EU den zu Ende gehenden Winter hinsichtlich der Energieversorgung gut bewältigt. Das berichtete der Generaldirektor des Stromkonzerns Verbund und Präsident des Elektrizitätswirtschaftsverbands Oesterreichs Energie bei einer Podiumsdiskussion am 8. März.

Michael Strugl räumte ein, dass Österreich seine „strategische Gasreserve“ von rund 20 Milliarden kWh vergleichsweise teuer einkaufte: „Aber ich will mir nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn der Bund das nicht getan hätte und es zu einer Mangellage gekommen wäre.“ In Österreich, aber auch in anderen Ländern, seien für den Winter zumindest stundenweise Unterbrechungen der Stromversorgung befürchtet worden. In Frankreich habe die Regierung die Bevölkerung auf zeitweilige Abschaltungen der Elektrizitätsversorgung vorbereitet: „Das war schon eine prekäre Situation.“

Der Verbund selbst habe seine Gasversorgung nicht mehr allein über den Markt abgesichert, sondern physisch Gas eingespeichert. „Dass das etwas kostet, ist halt so. Versorgungssicherheit muss uns etwas wert sein“, betonte Strugl.

Für eine dauerhaft sichere Versorgung gilt es laut Strugl, ausreichende Reserven an Erzeugungs- und Übertragungskapazität vorzuhalten: „Bei den Netzen sind wir immer noch dabei, sie auf Kosteneffizienz zu trimmen. Aber irgendwann geht das auf Kosten der Systemstabilität. Daran muss man bei der Festsetzung der regulatorischen Rahmenbedingungen für die Netze und beim Ausbau der erneuerbaren Energien denken.“

Dazu komme: Die flexiblen und sicher verfügbaren Kraftwerke, die die schwankende Wind- und Solarstrom-Erzeugung ausgleichen müssen, rechneten sich allein mit der Abdeckung von Lastspitzen nicht: „Diese Netzreserve muss daher auf andere Weise finanziert werden.“ Auf diese Herausforderungen müsse das neue europäische Strommarktdesign Antworten geben, das die EU-Kommission bekanntlich am 16. März vorstellen will. Letzten Endes könne die Versorgungssicherheit nur europäisch gewährleistet werden: „Wir brauchen eine integrierte Planung der Erzeugungskapazitäten, der Netze und der Speicher.“ Versorgungssicherheit lasse sich „nicht auf Glück aufbauen“, wie es Europa mit der milden Witterung in den vergangenen Monaten hatte, warnte Strugl.

Optimistischer Schluss

Klar ist laut Strugl, dass auch über 2030 hinaus flexible Gaskraftwerke benötigt werden. Dies sei in etwa das Jahr, in dem die Lebensdauer mancher österreichischer Anlagen ende. Die rechtlichen Bestimmungen zur Netzreserve wiederum laufen schon Ende 2025 aus: „Daher müssen wir uns dringend überlegen, wie wir diesbezüglich vorgehen.“ Die Unternehmen der österreichischen Elektrizitätswirtschaft sind laut Strugl bereit, in neue Kraftwerke und in den Netzausbau rund 50 Milliarden Euro zu investieren. Dafür bräuchten sie geeignete Rahmenbedingungen. „Wenn diese gut ineinandergreifen, kann uns eigentlich nichts passieren“, schloss Strugl optimistisch.

Wiener Regierung: Gasblöcke noch nötig

Wirtschaftsminister Martin Kocher (parteilos, auf ÖVP-Ticket) konstatierte: „Wir haben das Problem der ausreichenden Erzeugungskapazitäten durchaus auf dem Schirm. Natürlich müssen wir so rasch wie möglich aus der Nutzung der fossilen Energieträger aussteigen. Aber es ist unbestritten, dass wir bis auf Weiteres Gaskraftwerke brauchen.“ Mit der vergangene Woche beschlossenen Novelle zum Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) habe Österreich die rechtlichen Grundlagen für den Ökostrom-Ausbau erheblich verbessert. Ferner sei im Energieministerium unter Leonore Gewessler (Grüne) bekanntlich das Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungs-Gesetz (EABG) in Vorbereitung. „Das sind ganz gute Voraussetzungen“, versicherte Kocher.

Donnerstag, 9.03.2023, 11:47 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich - Verbund: Netzreserve anders finanzieren
Quelle: Pixabay / Jürgen Sieber
Österreich
Verbund: Netzreserve anders finanzieren
Österreich sowie die EU brauchen ausreichende Kraftwerks- und Leitungskapazitäten. Dem muss das neue Strommarktdesign der EU Rechnung tragen, fordert Verbund-Chef Michael Strugl.
Wegen des milden Wetters sowie funktionierender Maßnahmen zur Krisenvorsorge haben Österreich und die EU den zu Ende gehenden Winter hinsichtlich der Energieversorgung gut bewältigt. Das berichtete der Generaldirektor des Stromkonzerns Verbund und Präsident des Elektrizitätswirtschaftsverbands Oesterreichs Energie bei einer Podiumsdiskussion am 8. März.

Michael Strugl räumte ein, dass Österreich seine „strategische Gasreserve“ von rund 20 Milliarden kWh vergleichsweise teuer einkaufte: „Aber ich will mir nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn der Bund das nicht getan hätte und es zu einer Mangellage gekommen wäre.“ In Österreich, aber auch in anderen Ländern, seien für den Winter zumindest stundenweise Unterbrechungen der Stromversorgung befürchtet worden. In Frankreich habe die Regierung die Bevölkerung auf zeitweilige Abschaltungen der Elektrizitätsversorgung vorbereitet: „Das war schon eine prekäre Situation.“

Der Verbund selbst habe seine Gasversorgung nicht mehr allein über den Markt abgesichert, sondern physisch Gas eingespeichert. „Dass das etwas kostet, ist halt so. Versorgungssicherheit muss uns etwas wert sein“, betonte Strugl.

Für eine dauerhaft sichere Versorgung gilt es laut Strugl, ausreichende Reserven an Erzeugungs- und Übertragungskapazität vorzuhalten: „Bei den Netzen sind wir immer noch dabei, sie auf Kosteneffizienz zu trimmen. Aber irgendwann geht das auf Kosten der Systemstabilität. Daran muss man bei der Festsetzung der regulatorischen Rahmenbedingungen für die Netze und beim Ausbau der erneuerbaren Energien denken.“

Dazu komme: Die flexiblen und sicher verfügbaren Kraftwerke, die die schwankende Wind- und Solarstrom-Erzeugung ausgleichen müssen, rechneten sich allein mit der Abdeckung von Lastspitzen nicht: „Diese Netzreserve muss daher auf andere Weise finanziert werden.“ Auf diese Herausforderungen müsse das neue europäische Strommarktdesign Antworten geben, das die EU-Kommission bekanntlich am 16. März vorstellen will. Letzten Endes könne die Versorgungssicherheit nur europäisch gewährleistet werden: „Wir brauchen eine integrierte Planung der Erzeugungskapazitäten, der Netze und der Speicher.“ Versorgungssicherheit lasse sich „nicht auf Glück aufbauen“, wie es Europa mit der milden Witterung in den vergangenen Monaten hatte, warnte Strugl.

Optimistischer Schluss

Klar ist laut Strugl, dass auch über 2030 hinaus flexible Gaskraftwerke benötigt werden. Dies sei in etwa das Jahr, in dem die Lebensdauer mancher österreichischer Anlagen ende. Die rechtlichen Bestimmungen zur Netzreserve wiederum laufen schon Ende 2025 aus: „Daher müssen wir uns dringend überlegen, wie wir diesbezüglich vorgehen.“ Die Unternehmen der österreichischen Elektrizitätswirtschaft sind laut Strugl bereit, in neue Kraftwerke und in den Netzausbau rund 50 Milliarden Euro zu investieren. Dafür bräuchten sie geeignete Rahmenbedingungen. „Wenn diese gut ineinandergreifen, kann uns eigentlich nichts passieren“, schloss Strugl optimistisch.

Wiener Regierung: Gasblöcke noch nötig

Wirtschaftsminister Martin Kocher (parteilos, auf ÖVP-Ticket) konstatierte: „Wir haben das Problem der ausreichenden Erzeugungskapazitäten durchaus auf dem Schirm. Natürlich müssen wir so rasch wie möglich aus der Nutzung der fossilen Energieträger aussteigen. Aber es ist unbestritten, dass wir bis auf Weiteres Gaskraftwerke brauchen.“ Mit der vergangene Woche beschlossenen Novelle zum Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) habe Österreich die rechtlichen Grundlagen für den Ökostrom-Ausbau erheblich verbessert. Ferner sei im Energieministerium unter Leonore Gewessler (Grüne) bekanntlich das Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungs-Gesetz (EABG) in Vorbereitung. „Das sind ganz gute Voraussetzungen“, versicherte Kocher.

Donnerstag, 9.03.2023, 11:47 Uhr
Klaus Fischer

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