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Energie & Management > Politik - Vattenfall will investitionsfreundliches EU-Strommarktdesign
Quelle: Pixabay / NakNakNak
Politik

Vattenfall will investitionsfreundliches EU-Strommarktdesign

Der Energiekonzern Vattenfall möchte das EU-Strommarktdesign investitionsfreundlicher und weniger preisfixiert. Reserveerzeuger sowie Netzausbau und Speicher sollten angereizt werden.
In einer Wortmeldung zum neuen EU-Strommarktdesign betont der Energiekonzern Vattenfall die Bedeutung von Investitionen. Nur so sei die Energiekrise langfristig zu lösen. Das neue Marktdesign soll Mitte März von der EU-Kommission vorgestellt werden, bislang sei es zu sehr auf die Energiepreise fixiert. Der Leiter der Vattenfall-Handelssparte, Frank van Doorn, forderte am 27. Februar vor Journalisten in Hamburg, dass der EU-Strommarkt Investitionen in Reservekapazitäten, Netze und Speicher anregen müsse. „So sichern wir Klimaschutz und Versorgungssicherheit zu wettbewerbsfähigen Strompreisen“, so van Doorn.

Die EU-Reformvorschläge sähen derzeit staatliche Obergrenzen bei Energiepreisen oder Erlösen von Stromerzeugern vor. Das aber beeinträchtigte die freie Preisbildung und sorge für Unsicherheit, sagte der Vattenfall-Vertreter. „Je größer der Anteil fossilfreien Stroms im Netz, desto dringlicher wird es, auch die Abnahme dieses Stroms aufseiten der Unternehmen und Konsumenten flexibler auf das jeweils vorhandene Stromangebot abzustimmen“, appellierte van Doorn.

Verbraucher sollen sich an Preise anpassen

Praktisch könne dies bedeuten, dass die Industrie ihre Produktion stärker auf das vorhandene Stromangebot abstimmt oder Verbraucher E-Autos dann laden, wenn die allgemeine Stromnachfrage gering und die erneuerbare Erzeugung hoch sei. Dies müsse das Marktdesign unterstützen. Aus Sicht von Vattenfall ist es für die Integration erneuerbarer Energie in das künftige Strommarktdesign am effektivsten, wenn die Erzeuger frei über die Vermarktungsinstrumente verfügen können, etwa Strombörsen, Termingeschäfte oder Langfristverträge.
 
Vattenfall wünscht sich von der EU-Kommission einen „Werkzeugkasten mit klaren Leitlinien“, der die Wahl der politischen Instrumente den Mitgliedsstaaten überlässt. Politische Instrumente müssen eingesetzt werden, um Investitionen zu ermöglichen, Anreize für Energieeinsparungen zu schaffen und Energieangebot und -nachfrage flexibler zu gestalten. Das müsse nicht teurer werden, sagte Marcus Bokermann, Direktor für kontinentalen Stromhandel Vattenfall. Wenn die Strompreise die Nachfrage regulieren, könne das genügen, hofft er.

Fünf Maßnahmen vorgeschlagen

Vattenfall schlägt fünf Maßnahmen vor, um das Strommarktdesign fit für eine fossilfreie Zukunft zu machen.
  • 1. Müssten erneuerbare Energien und Stromnetze ausgebaut werden, weil nur so freier Handel möglich sei. So werde auch die Abhängigkeit von teuren Erdgas-, Erdöl- und Kohleimporten verringert.
  • 2. Sollten Investitionen gefördert und dauerhafte Markteingriffe vermieden werden. Der Markt sei ein effizienter Indikator dafür, wie Erzeugungsanlagen eingesetzt werden sollten, wohin der Strom in Europa fließen sollte und wo Investitionen getätigt werden müssen.
  • 3. Verbraucher sollten allerdings vor Energiearmut geschützt werden: „Wir brauchen einen Plan zur Anpassung der Nachfrage im Falle künftiger Versorgungsschocks“, appelliert Vattenfall. Die Maßnahmen zur Nachfragereduzierung aus der Notfallverordnung sollten in die EU-Gesetzgebung aufgenommen werden.
  • 4. Stromangebot und -nachfrage sollten flexibilisiert werden, auch durch digitale Messsysteme und Steuerung. Deshalb sollten Flexibilitäten in Erzeugung und Verbrauch wie Speicherlösungen ausgebaut werden. Für die Finanzierung solcher flexiblen Speicherlösungen sei es aber nötig, kurzfristige Preisschwankungen und -spitzen am Strommarkt zuzulassen.
  • 5. Die erfolgreiche Integration der erneuerbaren Energien in das künftige Marktdesign soll über einen funktionierenden EU-Großhandelsmarkt mit freier Preisbildung laufen. Neben Preissignalen könnten langfristige Direktlieferverträge (PPA) mit industriellen Abnehmern oder die Teilnahme an staatlichen Ausschreibungen (Carbon Contracts for Difference – CCfD) die Investitionen absichern.

Montag, 27.02.2023, 14:11 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Politik - Vattenfall will investitionsfreundliches EU-Strommarktdesign
Quelle: Pixabay / NakNakNak
Politik
Vattenfall will investitionsfreundliches EU-Strommarktdesign
Der Energiekonzern Vattenfall möchte das EU-Strommarktdesign investitionsfreundlicher und weniger preisfixiert. Reserveerzeuger sowie Netzausbau und Speicher sollten angereizt werden.
In einer Wortmeldung zum neuen EU-Strommarktdesign betont der Energiekonzern Vattenfall die Bedeutung von Investitionen. Nur so sei die Energiekrise langfristig zu lösen. Das neue Marktdesign soll Mitte März von der EU-Kommission vorgestellt werden, bislang sei es zu sehr auf die Energiepreise fixiert. Der Leiter der Vattenfall-Handelssparte, Frank van Doorn, forderte am 27. Februar vor Journalisten in Hamburg, dass der EU-Strommarkt Investitionen in Reservekapazitäten, Netze und Speicher anregen müsse. „So sichern wir Klimaschutz und Versorgungssicherheit zu wettbewerbsfähigen Strompreisen“, so van Doorn.

Die EU-Reformvorschläge sähen derzeit staatliche Obergrenzen bei Energiepreisen oder Erlösen von Stromerzeugern vor. Das aber beeinträchtigte die freie Preisbildung und sorge für Unsicherheit, sagte der Vattenfall-Vertreter. „Je größer der Anteil fossilfreien Stroms im Netz, desto dringlicher wird es, auch die Abnahme dieses Stroms aufseiten der Unternehmen und Konsumenten flexibler auf das jeweils vorhandene Stromangebot abzustimmen“, appellierte van Doorn.

Verbraucher sollen sich an Preise anpassen

Praktisch könne dies bedeuten, dass die Industrie ihre Produktion stärker auf das vorhandene Stromangebot abstimmt oder Verbraucher E-Autos dann laden, wenn die allgemeine Stromnachfrage gering und die erneuerbare Erzeugung hoch sei. Dies müsse das Marktdesign unterstützen. Aus Sicht von Vattenfall ist es für die Integration erneuerbarer Energie in das künftige Strommarktdesign am effektivsten, wenn die Erzeuger frei über die Vermarktungsinstrumente verfügen können, etwa Strombörsen, Termingeschäfte oder Langfristverträge.
 
Vattenfall wünscht sich von der EU-Kommission einen „Werkzeugkasten mit klaren Leitlinien“, der die Wahl der politischen Instrumente den Mitgliedsstaaten überlässt. Politische Instrumente müssen eingesetzt werden, um Investitionen zu ermöglichen, Anreize für Energieeinsparungen zu schaffen und Energieangebot und -nachfrage flexibler zu gestalten. Das müsse nicht teurer werden, sagte Marcus Bokermann, Direktor für kontinentalen Stromhandel Vattenfall. Wenn die Strompreise die Nachfrage regulieren, könne das genügen, hofft er.

Fünf Maßnahmen vorgeschlagen

Vattenfall schlägt fünf Maßnahmen vor, um das Strommarktdesign fit für eine fossilfreie Zukunft zu machen.
  • 1. Müssten erneuerbare Energien und Stromnetze ausgebaut werden, weil nur so freier Handel möglich sei. So werde auch die Abhängigkeit von teuren Erdgas-, Erdöl- und Kohleimporten verringert.
  • 2. Sollten Investitionen gefördert und dauerhafte Markteingriffe vermieden werden. Der Markt sei ein effizienter Indikator dafür, wie Erzeugungsanlagen eingesetzt werden sollten, wohin der Strom in Europa fließen sollte und wo Investitionen getätigt werden müssen.
  • 3. Verbraucher sollten allerdings vor Energiearmut geschützt werden: „Wir brauchen einen Plan zur Anpassung der Nachfrage im Falle künftiger Versorgungsschocks“, appelliert Vattenfall. Die Maßnahmen zur Nachfragereduzierung aus der Notfallverordnung sollten in die EU-Gesetzgebung aufgenommen werden.
  • 4. Stromangebot und -nachfrage sollten flexibilisiert werden, auch durch digitale Messsysteme und Steuerung. Deshalb sollten Flexibilitäten in Erzeugung und Verbrauch wie Speicherlösungen ausgebaut werden. Für die Finanzierung solcher flexiblen Speicherlösungen sei es aber nötig, kurzfristige Preisschwankungen und -spitzen am Strommarkt zuzulassen.
  • 5. Die erfolgreiche Integration der erneuerbaren Energien in das künftige Marktdesign soll über einen funktionierenden EU-Großhandelsmarkt mit freier Preisbildung laufen. Neben Preissignalen könnten langfristige Direktlieferverträge (PPA) mit industriellen Abnehmern oder die Teilnahme an staatlichen Ausschreibungen (Carbon Contracts for Difference – CCfD) die Investitionen absichern.

Montag, 27.02.2023, 14:11 Uhr
Susanne Harmsen

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