E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Effizienz - Unternehmen setzen weniger Effizienzmaßnahmen um
Quelle: Fotolia / Photo-K
Effizienz

Unternehmen setzen weniger Effizienzmaßnahmen um

Viele Firmen sind sich bewusst, dass Energieeffizienzmaßnahmen wichtig sind. Jedoch spiegelt sich das nicht in großen Investitionen wider. Trotz Energiekrise.
Energieeffizienz ist Unternehmen bundesweit wichtig, aber das Geld für weitere Investitionen wird in unsicheren Zeiten zurückgehalten. So das wesentliche Ergebnis aus der aktuellen Erhebung des Instituts für Energieeffizienz in der Produktion (EEP) der Universität Stuttgart. Das EEP erhebt seit knapp zehn Jahren regelmäßig die Aktivitäten der deutschen Industrie zur Energieeffizienz und fasst diese in einem Energieeffizienz-Index (EEI) zusammen.

Der EEI wird in Zusammenarbeit mit der Deutschen Energie-Agentur (Dena), dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), dem Fraunhofer IPA, dem Tüv Rheinland sowie weiteren Partnern erstellt. Mehr als 900 Teilnehmende haben sich im aktuellen Erhebungszeitraum (Winter 2022) geäußert. "Damit sind die Aussagen der Erhebung außerordentlich aussagekräftig", sagte Kerim Torolsan vom EEP am 14. März bei der Vorstellung der Ergebnisse. Die Sonderfragen im Winter adressierten die hohen Gaspreise und die unsichere Gasversorgung. 

Die Ergebnisse zeigen, dass Chefinnen und Chefs dem Thema Energieeffizienz einen hohen Stellenwert einräumen − besonders aufgrund der Turbulenzen auf den Energiemärkten und der damit gestiegenen Energiekosten.

Die Gaspreise sind für Unternehmen vielfach Grund zum Handeln. Die Erhebung des EEP hat sie daher nach ihren Alternativen gefragt: Für Energieträgerwechsel wird Strom gegenüber fossilen Brennstoffen oder Biomasse bevorzugt. Nur 22 Prozent der Unternehmen setzen aber zum Beispiel eine Wärmepumpe ein, um Prozesswärme zu erzeugen. Die Hälfte der Unternehmen hat bereits eine digitalisierte Erfassung ihrer Energieverbrauchsdaten eingeführt und überwacht ihren elektrischen Verbrauch oder plant dies. Die Datenbasis ist eine Grundvoraussetzung, um weitere Energie einzusparen.
 
Quelle: Universität Stuttgart / EEP

Schon länger Konzentration auf günstige Maßnahmen

Allerdings kann man aus dem Index auch herauslesen, dass viele Firmen sich wegen weiterer Probleme und Unsicherheiten mit hohen Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen zurückhalten. "Die hohen Energiepreise und die damit verbundene Unsicherheit lösen offensichtlich Bedenken hinsichtlich neuer Investitionen aus und spiegeln sich in einem niedrigeren Investitionsindex wider", so erklärte Alexander Sauer, Direktor des EEP, die Zahlen. Das sei ein Trend, der schon seit Anfang 2021 zu beobachten sei.

Ein großer Teil der Unternehmen habe zwar in den vergangenen Monaten mit kostengünstigeren Maßnahmen reagiert, etwa die Heizung oder die Beleuchtung runtergeregelt. Aber hohe Ausgaben, wie etwa die Investition in eine neue effiziente Kraft-Wärme-Kopplungs(KWK)-Anlage, seien vielfach auf Eis gelegt worden. 

Nichtsdestotrotz: Viele deutsche Unternehmen suchen nach Auswegen aus der Gaskrise. Mehr Energieeffizienz ist dabei immer noch die "Lieblingslösung". Weil die Preise aber nach wie vor hoch sind, gibt es auch eine schlechte Nachricht: Die Mehrheit der Unternehmen wollen beziehungsweise müssen dennoch die zusätzlichen Energiekosten für die Herstellung von Produkten an Ihre Kunden weitergeben. In welchem Rahmen sie das tun, ist aber sehr unterschiedlich und hängt auch damit zusammen, ob Energiesparmaßnahmen umgesetzt werden. 

Denn nicht alle Unternehmen wurden aktiv − auch das zeigen die Index-Ergebnisse: "Die neue Energiesparverordnung regelt zwar die Beleuchtung und Temperatur in öffentlichen Räumen, ein Drittel der Unternehmen bleibt allerdings untätig und plant keine Maßnahmen", so das EEP in seiner Auswertung. Rund 40 Prozent dieser Firmen geben demnach mehr als 75 Prozent ihrer Energiemehrkosten oder sonstige Mehrkosten weiter an ihre Kunden. 

"Wir zehren bei den Energieeffizienzsteigerungen von den investitionsintensiven Jahren. Wenn die derzeit wieder vermehrt adressierten geringinvestiven Maßnahmen umgesetzt sind, wird es vermutlich wieder höhere Investitionen in Energieeffizienz benötigen, um signifikante Fortschritte zu erzielen", resümiert EEP-Direktor Sauer.

Mittwoch, 15.03.2023, 11:16 Uhr
Heidi Roider
Energie & Management > Effizienz - Unternehmen setzen weniger Effizienzmaßnahmen um
Quelle: Fotolia / Photo-K
Effizienz
Unternehmen setzen weniger Effizienzmaßnahmen um
Viele Firmen sind sich bewusst, dass Energieeffizienzmaßnahmen wichtig sind. Jedoch spiegelt sich das nicht in großen Investitionen wider. Trotz Energiekrise.
Energieeffizienz ist Unternehmen bundesweit wichtig, aber das Geld für weitere Investitionen wird in unsicheren Zeiten zurückgehalten. So das wesentliche Ergebnis aus der aktuellen Erhebung des Instituts für Energieeffizienz in der Produktion (EEP) der Universität Stuttgart. Das EEP erhebt seit knapp zehn Jahren regelmäßig die Aktivitäten der deutschen Industrie zur Energieeffizienz und fasst diese in einem Energieeffizienz-Index (EEI) zusammen.

Der EEI wird in Zusammenarbeit mit der Deutschen Energie-Agentur (Dena), dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), dem Fraunhofer IPA, dem Tüv Rheinland sowie weiteren Partnern erstellt. Mehr als 900 Teilnehmende haben sich im aktuellen Erhebungszeitraum (Winter 2022) geäußert. "Damit sind die Aussagen der Erhebung außerordentlich aussagekräftig", sagte Kerim Torolsan vom EEP am 14. März bei der Vorstellung der Ergebnisse. Die Sonderfragen im Winter adressierten die hohen Gaspreise und die unsichere Gasversorgung. 

Die Ergebnisse zeigen, dass Chefinnen und Chefs dem Thema Energieeffizienz einen hohen Stellenwert einräumen − besonders aufgrund der Turbulenzen auf den Energiemärkten und der damit gestiegenen Energiekosten.

Die Gaspreise sind für Unternehmen vielfach Grund zum Handeln. Die Erhebung des EEP hat sie daher nach ihren Alternativen gefragt: Für Energieträgerwechsel wird Strom gegenüber fossilen Brennstoffen oder Biomasse bevorzugt. Nur 22 Prozent der Unternehmen setzen aber zum Beispiel eine Wärmepumpe ein, um Prozesswärme zu erzeugen. Die Hälfte der Unternehmen hat bereits eine digitalisierte Erfassung ihrer Energieverbrauchsdaten eingeführt und überwacht ihren elektrischen Verbrauch oder plant dies. Die Datenbasis ist eine Grundvoraussetzung, um weitere Energie einzusparen.
 
Quelle: Universität Stuttgart / EEP

Schon länger Konzentration auf günstige Maßnahmen

Allerdings kann man aus dem Index auch herauslesen, dass viele Firmen sich wegen weiterer Probleme und Unsicherheiten mit hohen Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen zurückhalten. "Die hohen Energiepreise und die damit verbundene Unsicherheit lösen offensichtlich Bedenken hinsichtlich neuer Investitionen aus und spiegeln sich in einem niedrigeren Investitionsindex wider", so erklärte Alexander Sauer, Direktor des EEP, die Zahlen. Das sei ein Trend, der schon seit Anfang 2021 zu beobachten sei.

Ein großer Teil der Unternehmen habe zwar in den vergangenen Monaten mit kostengünstigeren Maßnahmen reagiert, etwa die Heizung oder die Beleuchtung runtergeregelt. Aber hohe Ausgaben, wie etwa die Investition in eine neue effiziente Kraft-Wärme-Kopplungs(KWK)-Anlage, seien vielfach auf Eis gelegt worden. 

Nichtsdestotrotz: Viele deutsche Unternehmen suchen nach Auswegen aus der Gaskrise. Mehr Energieeffizienz ist dabei immer noch die "Lieblingslösung". Weil die Preise aber nach wie vor hoch sind, gibt es auch eine schlechte Nachricht: Die Mehrheit der Unternehmen wollen beziehungsweise müssen dennoch die zusätzlichen Energiekosten für die Herstellung von Produkten an Ihre Kunden weitergeben. In welchem Rahmen sie das tun, ist aber sehr unterschiedlich und hängt auch damit zusammen, ob Energiesparmaßnahmen umgesetzt werden. 

Denn nicht alle Unternehmen wurden aktiv − auch das zeigen die Index-Ergebnisse: "Die neue Energiesparverordnung regelt zwar die Beleuchtung und Temperatur in öffentlichen Räumen, ein Drittel der Unternehmen bleibt allerdings untätig und plant keine Maßnahmen", so das EEP in seiner Auswertung. Rund 40 Prozent dieser Firmen geben demnach mehr als 75 Prozent ihrer Energiemehrkosten oder sonstige Mehrkosten weiter an ihre Kunden. 

"Wir zehren bei den Energieeffizienzsteigerungen von den investitionsintensiven Jahren. Wenn die derzeit wieder vermehrt adressierten geringinvestiven Maßnahmen umgesetzt sind, wird es vermutlich wieder höhere Investitionen in Energieeffizienz benötigen, um signifikante Fortschritte zu erzielen", resümiert EEP-Direktor Sauer.

Mittwoch, 15.03.2023, 11:16 Uhr
Heidi Roider

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.