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Energie & Management > Gas - Kahlschlag bei Düsseldorfs Gaslaternen beschlossen
Quelle: Stadtwerke Düsseldorf AG
Gas

Kahlschlag bei Düsseldorfs Gaslaternen beschlossen

Die Stadtwerke Düsseldorf könnten bald 13.600 Gasanschlüsse stilllegen. Der Stadtrat in der NRW-Landeshauptstadt hat das Aus für gut 98 Prozent der historischen Gaslaternen beschlossen.
In Düsseldorf tobt ein Kulturkampf um die historische Straßenbeleuchtung. Seit Jahren streiten Befürworter und Gegner um die Zukunft der verbliebenen 13.800 Gaslaternen in Nordrhein-Westfalens Landeshauptstadt. Die bis ins Jahr 1848 zurückreichende Beleuchtung per Gas soll nun laut Stadtratsbeschluss bald fast vollständig der Geschichte angehören.

In einer Art Reservat dürfen lediglich 200 der aktuell über fast das ganze Stadtgebiet verstreuten Gaslampen, für deren Betrieb die Stadtwerke Düsseldorf zuständig sind, überleben. So sieht es ein ausschließlich zu diesem Thema formiertes Ratsbündnis aus CDU, Grünen, SPD und Die Partei/Klimaliste vor, das am späten Abend des 7. September den entsprechenden interfraktionellen Antrag mit großer Mehrheit beschloss. Nicht antasten wollen sie die Gaslaternen im Hofgarten, dort bildet die Beleuchtung gemeinsam mit historischen Bauten und Parkanlagen ein in die Denkmalliste der Stadt eingetragenes Gartendenkmal.

Auch die 13.600 Gaslaternen außerhalb des Hofgartens haben seit 2020 den Rang von Denkmälern. Hier erscheint es dem Ratsbündnis allerdings leichter, ihnen per Beschluss den besonderen Schutz wieder zu nehmen. Danach soll die Stadtverwaltung prüfen, ob und bei wie vielen von ihnen eine Umstellung auf LED-Leuchten erfolgen kann, ohne das historische Aussehen stark zu verändern.

Die Volksseele kocht, weil die Politik mehrheitlich das Gas auf Sparflamme setzen will. Für die Initiative Düsseldorfer Gaslicht spricht Lutz Cleffmann von einem „weltweit einzigartigen Netz von Gaslaternen“ in Düsseldorf, weil andere Städte längst den Abriss vereinbart oder abgeschlossen hätten. Es handele sich bei den Gaslaternen um nichts geringeres als „ein Denkmal von nationaler und internationaler Bedeutung“. Die Initiative trägt auch einen Antrag mit, die Beleuchtung als UNESCO-Weltkulturerbe anerkennen zu lassen.

Die Düsseldorfer Politik tut sich schwer mit dem historischen Erbe. In Masterplänen zur Beleuchtung entstanden immer neue Überlegungen, wie mit den Gaslaternen umzugehen sei. 2020 lautete der Kompromiss, etwa 10.000 Gaslaternen erhalten zu wollen. Jüngst standen zwei weitere Szenarien zur Auswahl, die eine Reduzierung auf 4.550 oder weniger als 1.000 Gaslaternen ins Spiel brachten.

Klimaauswirkungen und Kosten sprechen gegen Gas-Leuchten

Begründungen für das Aus fürs Gas gibt es genügend. Neben technischen und rechtlichen Fragen nimmt die Debatte über Gas als klimaschädlichem Energieträger sowie die hohen Kosten für den Betrieb breiten Raum ein. Im Zuge der Preisexplosion beim Gas, ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine, hatte Düsseldorf ab vergangenem Herbst bereits viele der Gaslaternen nachts für vier Stunden abgeschaltet und dabei auf das Energiespargebot verwiesen.

Für 10.000 zu behaltende Gaslaternen bezifferte das zuständige Amt für Verkehrsmanagement der Stadt die Unterhaltungskosten (inklusive Energiebedarf und Betrieb) auf rund 10,3 Millionen Euro. Für weniger als 1.000 Laternen sollten es noch rund 1,1 Millionen Euro sein. Bei den 200 Hofgarten-Gasleuchten wäre es entsprechend ein niedriger sechsstelliger Betrag.
 
Düsseldorfs historischen Gaslaternen soll das Licht abgedreht werden. Für mehr als 13.000 Leuchten ist LED als Ersatz vorgesehen.
Quelle Stadtwerke Düsseldorf AG

Kritiker dieser Rechnung halten der Verwaltung vor, die erwartbar hohen Anschaffungskosten für die neuen LED-Laternen auf die Bevölkerung abwälzen zu wollen. Denn bei Änderung der Straßenbeleuchtung sind satzungsgemäß die Anlieger zur Kasse zu bitten. Hier sieht der Ratsbeschluss zunächst lediglich vor, sich beim Land NRW für die Fortsetzung der „Förderrichtlinie Straßenausbaubeiträge“ einzusetzen, um die Betroffenen finanziell zu „entlasten“.

Das beschlossene Aus für 13.600 Gaslaternen muss aber noch nicht das Ende des Dauerbrenner-Themas sein. Denn die Initiative Düsseldorfer Gaslicht will prüfen, ob ein Bürgerbegehren gegen den Ratsbeschluss erfolgversprechend sein könnte. Dass die Protestierenden Menschen mobilisieren können, hatten sie bereits im Vorfeld bewiesen. Knapp 6.000 Unterschriften von Düsseldorferinnen und Düsseldorfern, die den Erhalt der Lampen fordern, übergaben sie vor Beginn der Ratssitzung an Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU).

Freitag, 8.09.2023, 10:47 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Gas - Kahlschlag bei Düsseldorfs Gaslaternen beschlossen
Quelle: Stadtwerke Düsseldorf AG
Gas
Kahlschlag bei Düsseldorfs Gaslaternen beschlossen
Die Stadtwerke Düsseldorf könnten bald 13.600 Gasanschlüsse stilllegen. Der Stadtrat in der NRW-Landeshauptstadt hat das Aus für gut 98 Prozent der historischen Gaslaternen beschlossen.
In Düsseldorf tobt ein Kulturkampf um die historische Straßenbeleuchtung. Seit Jahren streiten Befürworter und Gegner um die Zukunft der verbliebenen 13.800 Gaslaternen in Nordrhein-Westfalens Landeshauptstadt. Die bis ins Jahr 1848 zurückreichende Beleuchtung per Gas soll nun laut Stadtratsbeschluss bald fast vollständig der Geschichte angehören.

In einer Art Reservat dürfen lediglich 200 der aktuell über fast das ganze Stadtgebiet verstreuten Gaslampen, für deren Betrieb die Stadtwerke Düsseldorf zuständig sind, überleben. So sieht es ein ausschließlich zu diesem Thema formiertes Ratsbündnis aus CDU, Grünen, SPD und Die Partei/Klimaliste vor, das am späten Abend des 7. September den entsprechenden interfraktionellen Antrag mit großer Mehrheit beschloss. Nicht antasten wollen sie die Gaslaternen im Hofgarten, dort bildet die Beleuchtung gemeinsam mit historischen Bauten und Parkanlagen ein in die Denkmalliste der Stadt eingetragenes Gartendenkmal.

Auch die 13.600 Gaslaternen außerhalb des Hofgartens haben seit 2020 den Rang von Denkmälern. Hier erscheint es dem Ratsbündnis allerdings leichter, ihnen per Beschluss den besonderen Schutz wieder zu nehmen. Danach soll die Stadtverwaltung prüfen, ob und bei wie vielen von ihnen eine Umstellung auf LED-Leuchten erfolgen kann, ohne das historische Aussehen stark zu verändern.

Die Volksseele kocht, weil die Politik mehrheitlich das Gas auf Sparflamme setzen will. Für die Initiative Düsseldorfer Gaslicht spricht Lutz Cleffmann von einem „weltweit einzigartigen Netz von Gaslaternen“ in Düsseldorf, weil andere Städte längst den Abriss vereinbart oder abgeschlossen hätten. Es handele sich bei den Gaslaternen um nichts geringeres als „ein Denkmal von nationaler und internationaler Bedeutung“. Die Initiative trägt auch einen Antrag mit, die Beleuchtung als UNESCO-Weltkulturerbe anerkennen zu lassen.

Die Düsseldorfer Politik tut sich schwer mit dem historischen Erbe. In Masterplänen zur Beleuchtung entstanden immer neue Überlegungen, wie mit den Gaslaternen umzugehen sei. 2020 lautete der Kompromiss, etwa 10.000 Gaslaternen erhalten zu wollen. Jüngst standen zwei weitere Szenarien zur Auswahl, die eine Reduzierung auf 4.550 oder weniger als 1.000 Gaslaternen ins Spiel brachten.

Klimaauswirkungen und Kosten sprechen gegen Gas-Leuchten

Begründungen für das Aus fürs Gas gibt es genügend. Neben technischen und rechtlichen Fragen nimmt die Debatte über Gas als klimaschädlichem Energieträger sowie die hohen Kosten für den Betrieb breiten Raum ein. Im Zuge der Preisexplosion beim Gas, ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine, hatte Düsseldorf ab vergangenem Herbst bereits viele der Gaslaternen nachts für vier Stunden abgeschaltet und dabei auf das Energiespargebot verwiesen.

Für 10.000 zu behaltende Gaslaternen bezifferte das zuständige Amt für Verkehrsmanagement der Stadt die Unterhaltungskosten (inklusive Energiebedarf und Betrieb) auf rund 10,3 Millionen Euro. Für weniger als 1.000 Laternen sollten es noch rund 1,1 Millionen Euro sein. Bei den 200 Hofgarten-Gasleuchten wäre es entsprechend ein niedriger sechsstelliger Betrag.
 
Düsseldorfs historischen Gaslaternen soll das Licht abgedreht werden. Für mehr als 13.000 Leuchten ist LED als Ersatz vorgesehen.
Quelle Stadtwerke Düsseldorf AG

Kritiker dieser Rechnung halten der Verwaltung vor, die erwartbar hohen Anschaffungskosten für die neuen LED-Laternen auf die Bevölkerung abwälzen zu wollen. Denn bei Änderung der Straßenbeleuchtung sind satzungsgemäß die Anlieger zur Kasse zu bitten. Hier sieht der Ratsbeschluss zunächst lediglich vor, sich beim Land NRW für die Fortsetzung der „Förderrichtlinie Straßenausbaubeiträge“ einzusetzen, um die Betroffenen finanziell zu „entlasten“.

Das beschlossene Aus für 13.600 Gaslaternen muss aber noch nicht das Ende des Dauerbrenner-Themas sein. Denn die Initiative Düsseldorfer Gaslicht will prüfen, ob ein Bürgerbegehren gegen den Ratsbeschluss erfolgversprechend sein könnte. Dass die Protestierenden Menschen mobilisieren können, hatten sie bereits im Vorfeld bewiesen. Knapp 6.000 Unterschriften von Düsseldorferinnen und Düsseldorfern, die den Erhalt der Lampen fordern, übergaben sie vor Beginn der Ratssitzung an Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU).

Freitag, 8.09.2023, 10:47 Uhr
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