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Energie & Management > Wirtschaft - Industrie und Handel sehen Energiewende als Risiko
Quelle: Shutterstock / DC Studio
Wirtschaft

Industrie und Handel sehen Energiewende als Risiko

Starker Ausschlag nach unten auf dem Energiewende-Barometer der Industrie- und Handelskammern: Die meisten Unternehmen befürchten negative Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit.
In der Meteorologie spräche man von einem Wettersturz. In der Wirtschaft ist von einem „Tiefpunkt“ die Rede. Das „Energiewende-Barometer“ der Industrie- und Handelskammern (IHK) ist auf einen Wert abgesackt, wie es ihn seit Beginn der Erhebung im Jahr 2012 noch nicht gab. Wie der Baden-Württembergischer Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) mitteilt, wird die Energiewende „zunehmend und in der Breite der Wirtschaft als Risiko gesehen“.

Das Energiewende-Barometer stützt sich auf eine Umfrage, bei der Betriebe die Auswirkungen der Energiewende auf einer Skala von -100 bis +100 einstufen. In den Vorjahren habe sich deutschlandweit ein in etwa ausgeglichener Stand ergeben, heißt es. Dieses Jahr ist der Wert auf -27 abgerutscht. Betrachtet man allein die Industriebetriebe, ist das Barometer sogar auf -38 gefallen. Regional zeigen sich offenbar kaum Unterschiede. In Nord, Süd, Ost und West gebe es gleichermaßen einen Absturz der Bewertungen, heißt es weiter.

Zugang zu Wasserstoff „planungssicher“ herstellen

„Der Vertrauensvorschuss an die Politik, von dem die ausgewogene Bewertung der Vorjahre getragen wurde, scheint aufgebraucht“, schlussfolgert man beim BWIHK, der die Ergebnisse der Erhebung jetzt näher analysiert hat. Demnach sieht die Wirtschaft erheblichen Handlungsbedarf.

Baustellen für Politik – und auch Energieversorger – verorten die Unternehmen vor allem bei der Energieinfrastruktur. In Baden-Württemberg fordern 88 Prozent der Umfrageteilnehmer, die Rahmenbedingungen für die Eigenversorgung und Direktlieferverträge zu verbessern. Rund 71 Prozent wollen, dass der Zugang zu Wasserstoff als Energieträger für Unternehmen aller Branchen und in allen Regionen planungssicher hergestellt werde. Und 69 Prozent erleben Engpässe bei Übertragungs- und Verteilnetzen als „zunehmendes Problem“.
 
Energiebarometer der Industrie- und Handeslkammern
(zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: BWIHK


Probleme mit der Versorgungssicherheit

Gut ein Viertel der baden-württembergischen Betriebe berichten von Problemen mit der Energieversorgungssicherheit in den vergangenen zwölf Monaten. 16 Prozent der Industriefirmen verzeichneten Stromausfälle, die länger als drei Minuten dauerten; 9 Prozent geben an, dass die Produktion durch Stromausfall beeinträchtigt worden sei.

Für großen Unmut sorgen bei vielen die Strompreise. Fast drei Viertel der Befragten verlange, dass Steuern und Abgaben auf Strom weiter gesenkt werden. „Eine hohe Zustimmung von 73 Prozent der Unternehmen zur Forderung nach Entlastung bei den Strompreisen zeigt aus unserer Sicht deutlich auf, dass die aktuelle Diskussion um einen Industriestrompreis nicht die notwendige schnelle Entlastung für die Breite der Unternehmen bringen kann“, kommentiert Wolfgang Grenke, Präsident der IHK Karlsruhe.

Für die einheitliche Strompreiszone in Deutschland sprechen sich 51 Prozent, 16 Prozent legen darauf keinen Wert. Zum Vergleich: Im Norden Deutschlands sind laut DIHK 36 Prozent der Unternehmen für die einheitliche Strompreiszone, 32 Prozent sähen sie gerne abgeschafft.

Energieeffizienz im Fokus

Das Energiewende-Barometer zeigt auch an, was Betreibe selber für den grünen Schwenk tun. An erster Stelle rangieren nach wie vor Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz. 18 Prozent haben demnach eine solche Maßnahme bereits umgesetzt, 43 Prozent sind gerade dabei, 30 Prozent haben das geplant. In den allermeisten Fällen handelt sich dabei um Investitionen in effiziente Technik, etwas Beleuchtungsanlagen oder Elektromotoren. Eine große Rolle spielt auch der fachliche Austausch: 45 Prozent der Betriebe in Baden-Württemberg engagierten sich in Energieeffizienznetzwerken.

Egal welche Effizienzmaßnahme, grundlegende Forderung der Wirtschaft: „Wirtschaftlichkeit, Freiwilligkeit und Technologieoffenheit sollten die Leitprinzipien sein“, so ein weiteres Ergebnis der Umfrage.

Nach der Effizienzsteigerung folgen als weitere wichtige Handlungsfelder der Aufbau einer Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge und – in der Industrie noch wichtiger – die Errichtung eigener Erzeugungskapazitäten für erneuerbare Energien. Ein Drittel der Industriebetriebe hat das längst getan, hinzu kommen 49 Prozent, die das auf der Agenda haben.

Das Endenergie-Einsparpotenzial für die kommenden fünf Jahre beziffern 29 Prozent der Unternehmen im Ländle auf 2 bis 5 Prozent. Bei Strom sehen 24 Prozent null Einsparpotenzial, bei Gas sind dies 35 Prozent und bei Abwärme 58 Prozent.

Mittwoch, 6.09.2023, 15:30 Uhr
Manfred Fischer
Energie & Management > Wirtschaft - Industrie und Handel sehen Energiewende als Risiko
Quelle: Shutterstock / DC Studio
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Industrie und Handel sehen Energiewende als Risiko
Starker Ausschlag nach unten auf dem Energiewende-Barometer der Industrie- und Handelskammern: Die meisten Unternehmen befürchten negative Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit.
In der Meteorologie spräche man von einem Wettersturz. In der Wirtschaft ist von einem „Tiefpunkt“ die Rede. Das „Energiewende-Barometer“ der Industrie- und Handelskammern (IHK) ist auf einen Wert abgesackt, wie es ihn seit Beginn der Erhebung im Jahr 2012 noch nicht gab. Wie der Baden-Württembergischer Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) mitteilt, wird die Energiewende „zunehmend und in der Breite der Wirtschaft als Risiko gesehen“.

Das Energiewende-Barometer stützt sich auf eine Umfrage, bei der Betriebe die Auswirkungen der Energiewende auf einer Skala von -100 bis +100 einstufen. In den Vorjahren habe sich deutschlandweit ein in etwa ausgeglichener Stand ergeben, heißt es. Dieses Jahr ist der Wert auf -27 abgerutscht. Betrachtet man allein die Industriebetriebe, ist das Barometer sogar auf -38 gefallen. Regional zeigen sich offenbar kaum Unterschiede. In Nord, Süd, Ost und West gebe es gleichermaßen einen Absturz der Bewertungen, heißt es weiter.

Zugang zu Wasserstoff „planungssicher“ herstellen

„Der Vertrauensvorschuss an die Politik, von dem die ausgewogene Bewertung der Vorjahre getragen wurde, scheint aufgebraucht“, schlussfolgert man beim BWIHK, der die Ergebnisse der Erhebung jetzt näher analysiert hat. Demnach sieht die Wirtschaft erheblichen Handlungsbedarf.

Baustellen für Politik – und auch Energieversorger – verorten die Unternehmen vor allem bei der Energieinfrastruktur. In Baden-Württemberg fordern 88 Prozent der Umfrageteilnehmer, die Rahmenbedingungen für die Eigenversorgung und Direktlieferverträge zu verbessern. Rund 71 Prozent wollen, dass der Zugang zu Wasserstoff als Energieträger für Unternehmen aller Branchen und in allen Regionen planungssicher hergestellt werde. Und 69 Prozent erleben Engpässe bei Übertragungs- und Verteilnetzen als „zunehmendes Problem“.
 
Energiebarometer der Industrie- und Handeslkammern
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Quelle: BWIHK


Probleme mit der Versorgungssicherheit

Gut ein Viertel der baden-württembergischen Betriebe berichten von Problemen mit der Energieversorgungssicherheit in den vergangenen zwölf Monaten. 16 Prozent der Industriefirmen verzeichneten Stromausfälle, die länger als drei Minuten dauerten; 9 Prozent geben an, dass die Produktion durch Stromausfall beeinträchtigt worden sei.

Für großen Unmut sorgen bei vielen die Strompreise. Fast drei Viertel der Befragten verlange, dass Steuern und Abgaben auf Strom weiter gesenkt werden. „Eine hohe Zustimmung von 73 Prozent der Unternehmen zur Forderung nach Entlastung bei den Strompreisen zeigt aus unserer Sicht deutlich auf, dass die aktuelle Diskussion um einen Industriestrompreis nicht die notwendige schnelle Entlastung für die Breite der Unternehmen bringen kann“, kommentiert Wolfgang Grenke, Präsident der IHK Karlsruhe.

Für die einheitliche Strompreiszone in Deutschland sprechen sich 51 Prozent, 16 Prozent legen darauf keinen Wert. Zum Vergleich: Im Norden Deutschlands sind laut DIHK 36 Prozent der Unternehmen für die einheitliche Strompreiszone, 32 Prozent sähen sie gerne abgeschafft.

Energieeffizienz im Fokus

Das Energiewende-Barometer zeigt auch an, was Betreibe selber für den grünen Schwenk tun. An erster Stelle rangieren nach wie vor Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz. 18 Prozent haben demnach eine solche Maßnahme bereits umgesetzt, 43 Prozent sind gerade dabei, 30 Prozent haben das geplant. In den allermeisten Fällen handelt sich dabei um Investitionen in effiziente Technik, etwas Beleuchtungsanlagen oder Elektromotoren. Eine große Rolle spielt auch der fachliche Austausch: 45 Prozent der Betriebe in Baden-Württemberg engagierten sich in Energieeffizienznetzwerken.

Egal welche Effizienzmaßnahme, grundlegende Forderung der Wirtschaft: „Wirtschaftlichkeit, Freiwilligkeit und Technologieoffenheit sollten die Leitprinzipien sein“, so ein weiteres Ergebnis der Umfrage.

Nach der Effizienzsteigerung folgen als weitere wichtige Handlungsfelder der Aufbau einer Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge und – in der Industrie noch wichtiger – die Errichtung eigener Erzeugungskapazitäten für erneuerbare Energien. Ein Drittel der Industriebetriebe hat das längst getan, hinzu kommen 49 Prozent, die das auf der Agenda haben.

Das Endenergie-Einsparpotenzial für die kommenden fünf Jahre beziffern 29 Prozent der Unternehmen im Ländle auf 2 bis 5 Prozent. Bei Strom sehen 24 Prozent null Einsparpotenzial, bei Gas sind dies 35 Prozent und bei Abwärme 58 Prozent.

Mittwoch, 6.09.2023, 15:30 Uhr
Manfred Fischer

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