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Energie & Management > Kernkraft - Studie nennt Kernkraft Milliardengrab
Quelle: Pixabay / Ulrike Leone
Kernkraft

Studie nennt Kernkraft Milliardengrab

Eine Studie der TU Berlin und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zu den ökonomischen Kosten der Kernkraft nennt die Technik „die teuerste Form der Stromerzeugung“.
Die Studie, die von der Bundestagsfraktion Bündnis90/Die Grünen beauftragt wurde, kommt zum Schluss, dass Kernkraft ein „Milliardengrab“ ist. Sie sei die teuerste Form der Stromerzeugung, schließen Wissenschaftler der Technischen Universität Berlin und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Die Kosten zur Produktion von einer Kilowattstunde Atomstrom sind laut der Studie bis zu viermal so hoch, wie die Kosten einer Kilowattstunde Wind- oder Solarenergie. Für die Studie „Ökonomische Aspekte der Atomkraft“ werteten sie internationale Quellen und Untersuchungen aus.

Demnach sei Kernkraft noch zu keinem Zeitpunkt in der Vergangenheit wettbewerbsfähig gewesen und konnte nur mit hohen staatlichen Subventionen und durch planwirtschaftliche Eingriffe am Laufen gehalten werden. Auch aktuell in Frankreich und den USA erwogene Laufzeitverlängerung ginge nur mit einem enormen Einsatz von Steuermitteln einher. Erneuerbare Energien seien heutzutage kosteneffizienter und das bessere Mittel zum Klimaschutz, folgern die Autoren der Studie.

Sicherheitsrisiken und ungeklärte Endlagerung

Abgesehen von den hohen Kosten zu ihrer Errichtung seien Kernkraftwerke eine ständige Bedrohung für die Sicherheit und darüber hinaus deutlich klimaschädlicher als erneuerbare Energien. Weltweit ist noch kein einziges Endlager in Betrieb. Auch in Deutschland ist aufgrund der Verschiebung des Entsorgungsprozesses bis mindestens die erste Hälfte des 22. Jahrhunderts mit Finanzierungslücken zu rechnen.

Da Kernkraft wirtschaftlich nicht wettbewerbsfähig sei, so die Studie, blieben Bau und Betrieb der Kraftwerke immer auf hohe staatliche Subventionen angewiesen. So seien in den USA wegen fehlender Wettbewerbsfähigkeit zwischen 2009 und 2021 zwölf Kernkraftwerke vom Netz genommen, obwohl diese noch genehmigte Laufzeiten zwischen 10 und 20 Jahren hatten. Während Solar- und Windkraftanlagen über die Jahre immer günstiger geworden sind, seien die Kosten für Atomkraftwerke über die Jahrzehnte stetig angestiegen. Im Vergleich zu den 70er Jahren stiegen die Baukosten teilweise um das Fünffache und die tatsächlichen Baukosten liegen deutlich über den prognostizierten Projektkosten.

Auch Laufzeitverlängerung kostet Milliarden Euro

Auch der Rückbau der Atomkraftwerke dauert Jahrzehnte und koste laut aktuellen Schätzungen eine Milliarde Euro pro Atomkraftwerk. Die Kostenrisiken für die Endlagerung des Atommülls müsse der Staat tragen. Auch eine Laufzeitverlängerung bestehender Anlagen würde enorm viel Geld verschlingen. Dies zeige das Beispiel Frankreich. Um einen Reaktor zehn Jahre länger laufen zu lassen, fallen im Schnitt zusätzliche Kosten von 1,7 Milliarden Euro pro Anlage an und das allein dafür, dass zwingend notwendige Sicherheitsüberprüfungen durchgeführt und die daraus folgenden Umbaumaßnahmen umgesetzt werden.

Wirtschaftlich behinderten Kernkraftwerke den Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung. Zum einen fehle Geld, das für Brennstäbe oder zur Lagerung von zusätzlichem Atommüll aufgewendet werden muss, für den Umbau des Stromsystems. Zum anderen verdränge der ständig gleichförmig eingespeiste Strom aus Kernkraftwerken den erneuerbaren aus dem Netz, da diese leichter abregelbar sind.
 
Stromgestehungskosten für Windkraft,
Photovoltaik und Kernkraft in US-Dollar je MWh
Zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken
Quelle: DIW

Kernkraftausstieg auch international

Der Anteil von Kernkraft an der weltweiten Stromerzeugung ist laut Zahlen der Internationalen Energieagentur (IEA) 2021 erstmals seit Jahrzehnten unter 10 Prozent gefallen und wird in Zukunft weiter abnehmen. Bereits in den 1950er Jahren waren die ersten kommerziellen Kernkraftwerke (wie Calder Hall (UK) und Shippingport (USA)) beinahe sechsmal teurer als damalige konventionelle Energie. Heute liegen die Gestehungskosten von Strom aus Kernkraftwerken im Bereich von 160 USD/MWh, aus erneuerbaren Quellen wie Wind und Sonne dagegen unter 50 USD/MWh.

Derzeit seien weltweit etwa 50 Kernkraftwerke im Bau, davon viele mit großem Zeitverzug und deutlich höheren Kosten. Das jüngst fertiggestellte Projekt in Olkiluoto (Finnland) wurde mit zehnjähriger Verspätung und deutlich erhöhten Baukosten von rund 7.600 USD/kW baulich fertiggestellt, konnte jedoch aufgrund bereits aufgetretener Schäden zum Stand März 2023 noch nicht in den kommerziellen Leistungsbetrieb gehen, erinnert die Studie.
 

In Flamanville (Frankreich) werde seit Jahren an einem baugleichen Reaktor gebaut, dessen Fertigstellung immer wieder verschoben wird und mittlerweile Kosten von 12.600 USD/kW erreicht hat. Daher habe Kernkraft ohne Subventionen keine Zukunft, folgern die Studienautoren.

Die Studie zu ökonomischen Aspekten der Atomkraft steht als PDF zum Download bereit.

Dienstag, 11.04.2023, 14:17 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Kernkraft - Studie nennt Kernkraft Milliardengrab
Quelle: Pixabay / Ulrike Leone
Kernkraft
Studie nennt Kernkraft Milliardengrab
Eine Studie der TU Berlin und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zu den ökonomischen Kosten der Kernkraft nennt die Technik „die teuerste Form der Stromerzeugung“.
Die Studie, die von der Bundestagsfraktion Bündnis90/Die Grünen beauftragt wurde, kommt zum Schluss, dass Kernkraft ein „Milliardengrab“ ist. Sie sei die teuerste Form der Stromerzeugung, schließen Wissenschaftler der Technischen Universität Berlin und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Die Kosten zur Produktion von einer Kilowattstunde Atomstrom sind laut der Studie bis zu viermal so hoch, wie die Kosten einer Kilowattstunde Wind- oder Solarenergie. Für die Studie „Ökonomische Aspekte der Atomkraft“ werteten sie internationale Quellen und Untersuchungen aus.

Demnach sei Kernkraft noch zu keinem Zeitpunkt in der Vergangenheit wettbewerbsfähig gewesen und konnte nur mit hohen staatlichen Subventionen und durch planwirtschaftliche Eingriffe am Laufen gehalten werden. Auch aktuell in Frankreich und den USA erwogene Laufzeitverlängerung ginge nur mit einem enormen Einsatz von Steuermitteln einher. Erneuerbare Energien seien heutzutage kosteneffizienter und das bessere Mittel zum Klimaschutz, folgern die Autoren der Studie.

Sicherheitsrisiken und ungeklärte Endlagerung

Abgesehen von den hohen Kosten zu ihrer Errichtung seien Kernkraftwerke eine ständige Bedrohung für die Sicherheit und darüber hinaus deutlich klimaschädlicher als erneuerbare Energien. Weltweit ist noch kein einziges Endlager in Betrieb. Auch in Deutschland ist aufgrund der Verschiebung des Entsorgungsprozesses bis mindestens die erste Hälfte des 22. Jahrhunderts mit Finanzierungslücken zu rechnen.

Da Kernkraft wirtschaftlich nicht wettbewerbsfähig sei, so die Studie, blieben Bau und Betrieb der Kraftwerke immer auf hohe staatliche Subventionen angewiesen. So seien in den USA wegen fehlender Wettbewerbsfähigkeit zwischen 2009 und 2021 zwölf Kernkraftwerke vom Netz genommen, obwohl diese noch genehmigte Laufzeiten zwischen 10 und 20 Jahren hatten. Während Solar- und Windkraftanlagen über die Jahre immer günstiger geworden sind, seien die Kosten für Atomkraftwerke über die Jahrzehnte stetig angestiegen. Im Vergleich zu den 70er Jahren stiegen die Baukosten teilweise um das Fünffache und die tatsächlichen Baukosten liegen deutlich über den prognostizierten Projektkosten.

Auch Laufzeitverlängerung kostet Milliarden Euro

Auch der Rückbau der Atomkraftwerke dauert Jahrzehnte und koste laut aktuellen Schätzungen eine Milliarde Euro pro Atomkraftwerk. Die Kostenrisiken für die Endlagerung des Atommülls müsse der Staat tragen. Auch eine Laufzeitverlängerung bestehender Anlagen würde enorm viel Geld verschlingen. Dies zeige das Beispiel Frankreich. Um einen Reaktor zehn Jahre länger laufen zu lassen, fallen im Schnitt zusätzliche Kosten von 1,7 Milliarden Euro pro Anlage an und das allein dafür, dass zwingend notwendige Sicherheitsüberprüfungen durchgeführt und die daraus folgenden Umbaumaßnahmen umgesetzt werden.

Wirtschaftlich behinderten Kernkraftwerke den Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung. Zum einen fehle Geld, das für Brennstäbe oder zur Lagerung von zusätzlichem Atommüll aufgewendet werden muss, für den Umbau des Stromsystems. Zum anderen verdränge der ständig gleichförmig eingespeiste Strom aus Kernkraftwerken den erneuerbaren aus dem Netz, da diese leichter abregelbar sind.
 
Stromgestehungskosten für Windkraft,
Photovoltaik und Kernkraft in US-Dollar je MWh
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Quelle: DIW

Kernkraftausstieg auch international

Der Anteil von Kernkraft an der weltweiten Stromerzeugung ist laut Zahlen der Internationalen Energieagentur (IEA) 2021 erstmals seit Jahrzehnten unter 10 Prozent gefallen und wird in Zukunft weiter abnehmen. Bereits in den 1950er Jahren waren die ersten kommerziellen Kernkraftwerke (wie Calder Hall (UK) und Shippingport (USA)) beinahe sechsmal teurer als damalige konventionelle Energie. Heute liegen die Gestehungskosten von Strom aus Kernkraftwerken im Bereich von 160 USD/MWh, aus erneuerbaren Quellen wie Wind und Sonne dagegen unter 50 USD/MWh.

Derzeit seien weltweit etwa 50 Kernkraftwerke im Bau, davon viele mit großem Zeitverzug und deutlich höheren Kosten. Das jüngst fertiggestellte Projekt in Olkiluoto (Finnland) wurde mit zehnjähriger Verspätung und deutlich erhöhten Baukosten von rund 7.600 USD/kW baulich fertiggestellt, konnte jedoch aufgrund bereits aufgetretener Schäden zum Stand März 2023 noch nicht in den kommerziellen Leistungsbetrieb gehen, erinnert die Studie.
 

In Flamanville (Frankreich) werde seit Jahren an einem baugleichen Reaktor gebaut, dessen Fertigstellung immer wieder verschoben wird und mittlerweile Kosten von 12.600 USD/kW erreicht hat. Daher habe Kernkraft ohne Subventionen keine Zukunft, folgern die Studienautoren.

Die Studie zu ökonomischen Aspekten der Atomkraft steht als PDF zum Download bereit.

Dienstag, 11.04.2023, 14:17 Uhr
Susanne Harmsen

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