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Energie & Management > Windkraft Onshore - Rekordverzögerung bei Windkraft-Genehmigungen an Land
Quelle: Prokon eG
Windkraft Onshore

Rekordverzögerung bei Windkraft-Genehmigungen an Land

Die Genehmigungen von Windrädern an Land haben sich 2022 noch weiter hingezogen als bisher schon. Diese und andere Erkenntnisse bietet ein Bericht der Fachagentur Windenergie an Land.
Der Ausbau der Windkraft an Land hat 2022 zwar Fahrt aufgenommen (wir berichteten), bleibt aber wegen des niedrigen Niveaus weit unter früheren Wachstumsraten zurück und verfehlt bei linearer Fortsetzung die nationalen Ziele für 2030. Diese und andere Erkenntnisse bietet eine Auswertung des Marktstammdatenregisters und des Umweltprüfungs-Portals der Länder durch die Fachagentur Windenergie an Land (FA Wind), die dieser Redaktion vorliegt.

Demnach wurde zwar im vorigen Jahr mit 2.405 MW ein Viertel mehr installierte Leistung in Betrieb genommen als 2021, doch das sind immer noch 42 Prozent weniger als im Schnitt der Jahre 2014 bis 2018. 2017 war mit 5.521 MW der bisherige nationale Zubau-Rekord gewesen, 2019 war der Ausbau auf 958 MW geschrumpft und erholt sich seither Jahr für Jahr.

Um es in die Worte von Kanzler Olaf Scholz (SPD) umzurechnen, der vergangenes Wochenende gefordert hatte, dass in Deutschland bis 2030 "vier bis fünf Windräder“ täglich hinzukommen müssten, damit die nationalen Energie- und Klimaziele erreicht werden: 2022 waren es im Mittel 1,5 Windräder pro Tag, 2017 aber noch 5,1 Anlagen.

​Immer noch keine Rückbauwelle

Zum Jahreswechsel waren im deutschen Binnenland 28.440 Windräder mit 57.800 MW installiert. Davon war für 14 Prozent die gut 20-jährige EEG-Förderung ausgelaufen. Bis Ende 2026 kommen weitere 15 Prozent dieses Bestandes hinzu.

Die seit Anfang 2021, als die ersten Anlagen aus der Förderung fielen, befürchtete Rückbauwelle ist auch 2022 ausgeblieben: Obwohl nun 8.000 Windräder mit 8.130 MW ausgefördert sind, wurden 2022 nur 262 mit 281 MW außer Betrieb genommen. Jürgen Quentin von der FA Wind führt dies auch auf die hohen Erlöschancen zurück. Im Schnitt waren diese Anlagen 21 Jahre alt, gingen also direkt nach der Förderung vom Netz, die älteste hatte aber 30 Jahre durchgehalten. Bei der jüngsten war schon nach sieben Jahren endgültig Flaute.

Jürgen Quentin von der FA Wind sieht eine Korrelation von Rückbauten zu Inbetriebnahmen am selben Standort. Die Repowering-Quote erreichte im vergangenen Jahr 24 Prozent oder 581 MW. Das sind 10 Punkte mehr als 2021, es ist aber kein Rekord. Die Quote schwankt jährlich stark.

Was die immissionsrechtlichen Genehmigungen betrifft, sieht Jürgen Quentin 2022 mit 4.088 MW eine "Seitwärtsbewegung". Das seien 32 Prozent weniger als im Schnitt der Jahre 2014 bis 2016, schreibt er in seiner 47-seitigen "Analyse der Ausbausituation der Windenergie an Land im Jahr 2022" für die Fachagentur.

Weil zum Jahreswechsel 6.000 MW im Genehmigungsverfahren steckten, rechnet Quentin diese schwebende Gesamtleistung zusammen mit den Projekten, die keine Umweltverträglichkeitsprüfung benötigen, auf 9.400 MW hoch.

Am 1. Februar hatte die erste von vier Ausschreibungen dieses Jahres stattgefunden, in denen jeweils 3.210 MW unter den Hammer kommen, bei einem um 25 Prozent heraufgesetzten Höchstwert (7,35 Cent/kWh). Die Ergebnisse sind aber noch nicht bekannt.

Es kann achteinhalb Jahre dauern

Von der Genehmigung bis zur Inbetriebnahme hat es 2022 im Median 27,1 Monate gedauert. (zum Vergleich Offshore: 22,1 Monate). Das war so viel wie noch nie seit mindestens 2010. 2021 war der bisher höchste Medianwert von 25,9 Monaten erreicht worden. Im Extremfall dauerte die Realisierung bis 2022 achteinhalb Jahre. Die schnellste Realisierung ging vergangenes Jahr binnen fünf Monaten über die Bühne.

Im Schnitt lag ein halbes Jahr zwischen immissionsrechtlicher Genehmigung und dem Zuschlag in einer der vier Ausschreibungen im vorigen Jahr. Einen Zuschlag, der an Land nicht zwingend ist, aber eine Marktprämie sichert, hatte so gut wie jede Anlage, nämlich 545 von 551. Danach dauerte es 21 Monate, bis die Anlagen tatsächlich Grünstrom produzierten.

Bei jeder dritten Inbetriebnahme hatte der Projektierer den Anlagentyp und gegebenenfalls auch den Hersteller gewechselt, was ein neues immissionsrechtliches Verfahren nach sich zog. Aber eben auch eine Leistungssteigerung um 114 MW. In den Typenänderungen sind auch noch Nachwehen der Senvion-Pleite 2019 enthalten.

 
Die 5 MW sind geknackt

Die deutschen Onshore-Windenergieanlagen werden nach wie vor größer und stärker: Bei den Genehmigungen wurden 2022 mit im Schnitt 5,05 MW erstmals die 5 MW übersprungen. Seit 2015, als der Mittelwert bei 2,8 MW lag, steigt er fast linear an. Um windhöffigere Höhen zu erreichen, wachsen auch die Anlagen: Sind sie im Bestandsdurchschnitt erst 139 Meter hoch, maßen die 2022 genehmigten Windräder vom Grund bis zur Rotorblattspitze oben im Mittel 206 Meter.
 

Mittwoch, 8.02.2023, 11:49 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Windkraft Onshore - Rekordverzögerung bei Windkraft-Genehmigungen an Land
Quelle: Prokon eG
Windkraft Onshore
Rekordverzögerung bei Windkraft-Genehmigungen an Land
Die Genehmigungen von Windrädern an Land haben sich 2022 noch weiter hingezogen als bisher schon. Diese und andere Erkenntnisse bietet ein Bericht der Fachagentur Windenergie an Land.
Der Ausbau der Windkraft an Land hat 2022 zwar Fahrt aufgenommen (wir berichteten), bleibt aber wegen des niedrigen Niveaus weit unter früheren Wachstumsraten zurück und verfehlt bei linearer Fortsetzung die nationalen Ziele für 2030. Diese und andere Erkenntnisse bietet eine Auswertung des Marktstammdatenregisters und des Umweltprüfungs-Portals der Länder durch die Fachagentur Windenergie an Land (FA Wind), die dieser Redaktion vorliegt.

Demnach wurde zwar im vorigen Jahr mit 2.405 MW ein Viertel mehr installierte Leistung in Betrieb genommen als 2021, doch das sind immer noch 42 Prozent weniger als im Schnitt der Jahre 2014 bis 2018. 2017 war mit 5.521 MW der bisherige nationale Zubau-Rekord gewesen, 2019 war der Ausbau auf 958 MW geschrumpft und erholt sich seither Jahr für Jahr.

Um es in die Worte von Kanzler Olaf Scholz (SPD) umzurechnen, der vergangenes Wochenende gefordert hatte, dass in Deutschland bis 2030 "vier bis fünf Windräder“ täglich hinzukommen müssten, damit die nationalen Energie- und Klimaziele erreicht werden: 2022 waren es im Mittel 1,5 Windräder pro Tag, 2017 aber noch 5,1 Anlagen.

​Immer noch keine Rückbauwelle

Zum Jahreswechsel waren im deutschen Binnenland 28.440 Windräder mit 57.800 MW installiert. Davon war für 14 Prozent die gut 20-jährige EEG-Förderung ausgelaufen. Bis Ende 2026 kommen weitere 15 Prozent dieses Bestandes hinzu.

Die seit Anfang 2021, als die ersten Anlagen aus der Förderung fielen, befürchtete Rückbauwelle ist auch 2022 ausgeblieben: Obwohl nun 8.000 Windräder mit 8.130 MW ausgefördert sind, wurden 2022 nur 262 mit 281 MW außer Betrieb genommen. Jürgen Quentin von der FA Wind führt dies auch auf die hohen Erlöschancen zurück. Im Schnitt waren diese Anlagen 21 Jahre alt, gingen also direkt nach der Förderung vom Netz, die älteste hatte aber 30 Jahre durchgehalten. Bei der jüngsten war schon nach sieben Jahren endgültig Flaute.

Jürgen Quentin von der FA Wind sieht eine Korrelation von Rückbauten zu Inbetriebnahmen am selben Standort. Die Repowering-Quote erreichte im vergangenen Jahr 24 Prozent oder 581 MW. Das sind 10 Punkte mehr als 2021, es ist aber kein Rekord. Die Quote schwankt jährlich stark.

Was die immissionsrechtlichen Genehmigungen betrifft, sieht Jürgen Quentin 2022 mit 4.088 MW eine "Seitwärtsbewegung". Das seien 32 Prozent weniger als im Schnitt der Jahre 2014 bis 2016, schreibt er in seiner 47-seitigen "Analyse der Ausbausituation der Windenergie an Land im Jahr 2022" für die Fachagentur.

Weil zum Jahreswechsel 6.000 MW im Genehmigungsverfahren steckten, rechnet Quentin diese schwebende Gesamtleistung zusammen mit den Projekten, die keine Umweltverträglichkeitsprüfung benötigen, auf 9.400 MW hoch.

Am 1. Februar hatte die erste von vier Ausschreibungen dieses Jahres stattgefunden, in denen jeweils 3.210 MW unter den Hammer kommen, bei einem um 25 Prozent heraufgesetzten Höchstwert (7,35 Cent/kWh). Die Ergebnisse sind aber noch nicht bekannt.

Es kann achteinhalb Jahre dauern

Von der Genehmigung bis zur Inbetriebnahme hat es 2022 im Median 27,1 Monate gedauert. (zum Vergleich Offshore: 22,1 Monate). Das war so viel wie noch nie seit mindestens 2010. 2021 war der bisher höchste Medianwert von 25,9 Monaten erreicht worden. Im Extremfall dauerte die Realisierung bis 2022 achteinhalb Jahre. Die schnellste Realisierung ging vergangenes Jahr binnen fünf Monaten über die Bühne.

Im Schnitt lag ein halbes Jahr zwischen immissionsrechtlicher Genehmigung und dem Zuschlag in einer der vier Ausschreibungen im vorigen Jahr. Einen Zuschlag, der an Land nicht zwingend ist, aber eine Marktprämie sichert, hatte so gut wie jede Anlage, nämlich 545 von 551. Danach dauerte es 21 Monate, bis die Anlagen tatsächlich Grünstrom produzierten.

Bei jeder dritten Inbetriebnahme hatte der Projektierer den Anlagentyp und gegebenenfalls auch den Hersteller gewechselt, was ein neues immissionsrechtliches Verfahren nach sich zog. Aber eben auch eine Leistungssteigerung um 114 MW. In den Typenänderungen sind auch noch Nachwehen der Senvion-Pleite 2019 enthalten.

 
Die 5 MW sind geknackt

Die deutschen Onshore-Windenergieanlagen werden nach wie vor größer und stärker: Bei den Genehmigungen wurden 2022 mit im Schnitt 5,05 MW erstmals die 5 MW übersprungen. Seit 2015, als der Mittelwert bei 2,8 MW lag, steigt er fast linear an. Um windhöffigere Höhen zu erreichen, wachsen auch die Anlagen: Sind sie im Bestandsdurchschnitt erst 139 Meter hoch, maßen die 2022 genehmigten Windräder vom Grund bis zur Rotorblattspitze oben im Mittel 206 Meter.
 

Mittwoch, 8.02.2023, 11:49 Uhr
Georg Eble

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