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Energie & Management > Windkraft Offshore - Nordseekoalition baut Infrastruktur
Quelle: RWE
Windkraft Offshore

Nordseekoalition baut Infrastruktur

Die Nordsee soll die Stromfabrik Europas werden. Darauf haben sich die Regierungschefs der Anrainerstaaten auf einem Nordseegipfel in Oostende verständigt.
Zu dem Gipfel hatte der belgische Ministerpräsident, Alexander De Croo, die EU-Kommissionspräsidentin, seine Kollegen aus den EU-Staaten Dänemark, Deutschland, Frankreich, Irland, Luxemburg und den Niederlanden sowie Großbritannien und Norwegen eingeladen. Die "Nordseekoalition" wolle die strategische Infrastruktur dafür schaffen, dass Europa die grünste Fabrik der Welt wird, sagte De Croo zum Auftakt des Gipfels. Das gelte auch, wenn es um den Schutz der Anlagen vor Spionage und Sabotage gehe.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) betonte die großen Möglichkeiten, die die Nordsee für die Erzeugung von Energie und grünem Wasserstoff biete: "Und wir können das hier im Verbund mit vielen anderen Ländern tun." Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron sagte, die emissionsfreie Stromerzeugung vor den Küsten sei ein wichtiges Element in der energiepolitischen Strategie seines Landes. Sein Ziel in der Nordsee-Koalition sei es, "eine unabhängige, europäische Wertschöpfungskette der Windenergie aufzubauen und neue Arbeitsplätze auf europäischem Boden zu schaffen." In der gemeinsamen Erklärung bekennen sich die genannten Länder zu einem beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energiesysteme vor den Küsten.

Bis 2030 sollen Windparks in der Nordsee mit einer Kapazität von mindestens 120.000 MW am Netz sein, bis 2050 sollen es 300.000 MW sein. Sie sollen nicht nur Strom ins Netz einspeisen, sondern auch einen Beitrag zur industriellen Produktion von Wasserstoff leisten. Deutschland verpflichtet sich im Rahmen der Nordseekoalition bis 2030 Windparks mit einer Kapazität von mindestens 26.400 MW in Betrieb zu nehmen. Vorrang sollen dabei grenzüberschreitende Projekte mit mehreren Funktionen und die Produktion von Wasserstoff im industriellen Maßstab haben. Länder ohne Zugang zur Nordsee werden eingeladen, sich an der Finanzierung der Projekte zu beteiligen.

​"Flexible Lösungen" in der Anfangsphase

Die Nordseekoalition will außerdem einen Markt für Wasserstoff aufbauen sowie die dafür notwendige Infrastruktur. "Flexible Lösungen" sollen in der Anfangsphase den unterschiedlichen Voraussetzungen der einzelnen Länder Rechnung tragen. Damit ist gemeint, dass nicht nur grüner Wasserstoff zum Einsatz kommt. Die Koalition soll deswegen auch bei der Einlagerung von Kohlendioxid eng zusammenarbeiten. Die Nordsee sei dafür geologisch gut geeignet und Länder, die von den bestehenden Möglichkeiten Gebrauch machen wollten, sollten dabei nicht behindert werden.

Zu einer widerstandsfähigen Wertschöpfungskette gehörten auch die Rohstoffe, die für die Herstellung von Windrädern, Kabeln oder Solaranlagen gebraucht würden, heißt es in der Erklärung weiter. In der EU und in der Nato wollen sich die Mitglieder der Koalition für den gemeinsamen Schutz der Anlagen und der Infrastruktur vor der Küste einsetzen. Beim Gipfel waren auch mehr als 120 Unternehmen vertreten. Der Spitzenverband der Branche, "WindEurope", hatte den Regierungschefs zuvor eine umfangreiche Wunschliste unterbreitet. Es sei dringend erforderlich, die Produktionskapazitäten auszuweiten, wenn die EU ihre Klimaziele erreichen wolle. Dafür seien massive Investitionen in die Windparks selbst, aber auch in Fabriken zur Herstellung von Windrädern und die Infrastruktur notwendig.

Die bisher von der EU und Großbritannien ergriffenen, politischen Maßnahmen reichten allerdings nicht aus, um die Finanzierung dieser Investitionen sicherzustellen. Wind Europe wirft der EU vor, zu sehr auf technologische Innovationen zu setzen, statt den Ausbau der existierenden Technologie voranzutreiben. Die EU könne gegenwärtig Offshore-Windturbinen mit einer Kapazität von 7.000 MW pro Jahr herstellen, um die Ausbau-Ziele der EU zu erreichen, müssten es aber 20.000 MW werden. Hinzu komme die Beseitigung von Engpässen im Netz, in den Häfen und bei wichtigen Dienstleistungen, die für den Bau neuer Windparks und deren Betrieb benötigt würden. Die Windlobby erwartet außerdem, dass die Auktionen, die Finanzierungsinstrumente und die Regulierung der Elektrizitätsmärkte ihren Bedürfnissen Rechnung tragen. Differenzverträge und langfristige Lieferverträge(PPA) müssten in Zukunft eine größere Rolle spielen.

Gift für das Investitionsklima vor den europäischen Küsten seien dagegen Preis-Obergrenzen oder die im letzten Jahr beschlossene Abschöpfung besonders hoher Gewinne. Geld alleine werde die Probleme jedoch nicht lösen. Die Regierungen müssten auch dafür sorgen, dass genügend qualifizierte Arbeitskräfte zur Verfügung stünden, um in den nächsten Jahren rund 170.000 neue Arbeitsplätze in der Branche besetzen zu können. Großbritannien gab am Rande des Gipfels den Bau eines neuen Interkonnektor zu den Niederlanden bekannt. Das Unterseekabel "LionLink" soll die beiden Länder untereinander und mit Windparks vor ihren Küsten verbinden und 2030 in Betrieb gehen. Die britische Regierung sprach von einer "historischen Vereinbarung" für die Energieversorgungssicherheit des Königreichs.

Montag, 24.04.2023, 17:39 Uhr
Tom Weingärtner
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Quelle: RWE
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Nordseekoalition baut Infrastruktur
Die Nordsee soll die Stromfabrik Europas werden. Darauf haben sich die Regierungschefs der Anrainerstaaten auf einem Nordseegipfel in Oostende verständigt.
Zu dem Gipfel hatte der belgische Ministerpräsident, Alexander De Croo, die EU-Kommissionspräsidentin, seine Kollegen aus den EU-Staaten Dänemark, Deutschland, Frankreich, Irland, Luxemburg und den Niederlanden sowie Großbritannien und Norwegen eingeladen. Die "Nordseekoalition" wolle die strategische Infrastruktur dafür schaffen, dass Europa die grünste Fabrik der Welt wird, sagte De Croo zum Auftakt des Gipfels. Das gelte auch, wenn es um den Schutz der Anlagen vor Spionage und Sabotage gehe.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) betonte die großen Möglichkeiten, die die Nordsee für die Erzeugung von Energie und grünem Wasserstoff biete: "Und wir können das hier im Verbund mit vielen anderen Ländern tun." Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron sagte, die emissionsfreie Stromerzeugung vor den Küsten sei ein wichtiges Element in der energiepolitischen Strategie seines Landes. Sein Ziel in der Nordsee-Koalition sei es, "eine unabhängige, europäische Wertschöpfungskette der Windenergie aufzubauen und neue Arbeitsplätze auf europäischem Boden zu schaffen." In der gemeinsamen Erklärung bekennen sich die genannten Länder zu einem beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energiesysteme vor den Küsten.

Bis 2030 sollen Windparks in der Nordsee mit einer Kapazität von mindestens 120.000 MW am Netz sein, bis 2050 sollen es 300.000 MW sein. Sie sollen nicht nur Strom ins Netz einspeisen, sondern auch einen Beitrag zur industriellen Produktion von Wasserstoff leisten. Deutschland verpflichtet sich im Rahmen der Nordseekoalition bis 2030 Windparks mit einer Kapazität von mindestens 26.400 MW in Betrieb zu nehmen. Vorrang sollen dabei grenzüberschreitende Projekte mit mehreren Funktionen und die Produktion von Wasserstoff im industriellen Maßstab haben. Länder ohne Zugang zur Nordsee werden eingeladen, sich an der Finanzierung der Projekte zu beteiligen.

​"Flexible Lösungen" in der Anfangsphase

Die Nordseekoalition will außerdem einen Markt für Wasserstoff aufbauen sowie die dafür notwendige Infrastruktur. "Flexible Lösungen" sollen in der Anfangsphase den unterschiedlichen Voraussetzungen der einzelnen Länder Rechnung tragen. Damit ist gemeint, dass nicht nur grüner Wasserstoff zum Einsatz kommt. Die Koalition soll deswegen auch bei der Einlagerung von Kohlendioxid eng zusammenarbeiten. Die Nordsee sei dafür geologisch gut geeignet und Länder, die von den bestehenden Möglichkeiten Gebrauch machen wollten, sollten dabei nicht behindert werden.

Zu einer widerstandsfähigen Wertschöpfungskette gehörten auch die Rohstoffe, die für die Herstellung von Windrädern, Kabeln oder Solaranlagen gebraucht würden, heißt es in der Erklärung weiter. In der EU und in der Nato wollen sich die Mitglieder der Koalition für den gemeinsamen Schutz der Anlagen und der Infrastruktur vor der Küste einsetzen. Beim Gipfel waren auch mehr als 120 Unternehmen vertreten. Der Spitzenverband der Branche, "WindEurope", hatte den Regierungschefs zuvor eine umfangreiche Wunschliste unterbreitet. Es sei dringend erforderlich, die Produktionskapazitäten auszuweiten, wenn die EU ihre Klimaziele erreichen wolle. Dafür seien massive Investitionen in die Windparks selbst, aber auch in Fabriken zur Herstellung von Windrädern und die Infrastruktur notwendig.

Die bisher von der EU und Großbritannien ergriffenen, politischen Maßnahmen reichten allerdings nicht aus, um die Finanzierung dieser Investitionen sicherzustellen. Wind Europe wirft der EU vor, zu sehr auf technologische Innovationen zu setzen, statt den Ausbau der existierenden Technologie voranzutreiben. Die EU könne gegenwärtig Offshore-Windturbinen mit einer Kapazität von 7.000 MW pro Jahr herstellen, um die Ausbau-Ziele der EU zu erreichen, müssten es aber 20.000 MW werden. Hinzu komme die Beseitigung von Engpässen im Netz, in den Häfen und bei wichtigen Dienstleistungen, die für den Bau neuer Windparks und deren Betrieb benötigt würden. Die Windlobby erwartet außerdem, dass die Auktionen, die Finanzierungsinstrumente und die Regulierung der Elektrizitätsmärkte ihren Bedürfnissen Rechnung tragen. Differenzverträge und langfristige Lieferverträge(PPA) müssten in Zukunft eine größere Rolle spielen.

Gift für das Investitionsklima vor den europäischen Küsten seien dagegen Preis-Obergrenzen oder die im letzten Jahr beschlossene Abschöpfung besonders hoher Gewinne. Geld alleine werde die Probleme jedoch nicht lösen. Die Regierungen müssten auch dafür sorgen, dass genügend qualifizierte Arbeitskräfte zur Verfügung stünden, um in den nächsten Jahren rund 170.000 neue Arbeitsplätze in der Branche besetzen zu können. Großbritannien gab am Rande des Gipfels den Bau eines neuen Interkonnektor zu den Niederlanden bekannt. Das Unterseekabel "LionLink" soll die beiden Länder untereinander und mit Windparks vor ihren Küsten verbinden und 2030 in Betrieb gehen. Die britische Regierung sprach von einer "historischen Vereinbarung" für die Energieversorgungssicherheit des Königreichs.

Montag, 24.04.2023, 17:39 Uhr
Tom Weingärtner

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