Michael Riechel, ausgeschiedener Vorstandschef der Thüga. Quelle: Thüga
Michael Riechel blickt im Interview mit E&M-Herausgeber Helmut Sendner auf seine acht Jahre als Thüga-Chef zurück und hält seinen Nachfolger für den richtigen Mann zur richtigen Zeit.
Eine allgemeine Euphorie nimmt Riechel wahr. „Alle glauben, dass sie mit Wasserstoff und Wärmepumpen den großen Wurf landen“, so der scheidende Thüga-Chef. Dabei fehle es an einem klaren Konzept, an einer Roadmap, in der Wirtschaft und Politik aufzeigen „was machen wir bis wann“. So entstehe Verunsicherung bei den Kunden, sowohl bei den Haushalten als auch der Industrie. Und ob bei kommunalen Wärmekonzepten auch tatsächlich über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg gedacht werde, bleibe abzuwarten.
Die Mittel der Stadtwerke und Kommunen seien begrenzt, aber nicht alles könne subventioniert werden. Deshalb seien verlässliche und langfristige Konzepte für potenzielle Investoren notwendig. Diese vermisst Riechel aber noch und warnt: „Was gerade politisch passiert, da kommt keiner mit Geld um die Ecke.“
Nachdem die Position des Vorstandsvorsitzenden der Thüga nicht zuletzt wegen des dahinterstehenden Stadtwerke-Netzwerks immer auch eine politisch exponierte Position ist, war auch Riechel immer wieder im Dialog mit Vertretern der Parteien – außer mit Vertretern der AfD, wie er betont. Positiv überrascht sei er gewesen, dass es in allen wesentlichen Punkten keinen Dissens gegeben habe. „Es wurde immer pragmatisch gedacht“, betont er. Dabei mache es natürlich einen Unterschied, ob man zu zweit an einem Tisch sitze oder auf einem Podium.
Kein Dissens mit der Politik in wesentlichen Punkten
Beim Blick in die Zukunft stellt sich für Riechel die Frage, ob die Thüga auch alle Investitionsvorhaben bei den Partnerunternehmen mitfinanzieren könne. Er spricht von großen Herausforderungen und der unbedingten Notwendigkeit schlüssiger Konzepte. „Unser Vorteil ist in jedem Fall, dass wir das Rad nicht immer aufs Neue erfinden müssen, sondern voneinander lernen können, dadurch hat die Thüga-Gruppe Wettbewerbsvorteile“, sagt er.
Insgesamt zeigt sich Riechel zufrieden mit den Ergebnissen der letzten Jahre, auch wenn es Turbulenzen an den Energiemärkten gegeben habe. Stück für Stück sei das Beteiligungsportfolio gewachsen, beispielsweise mit Braunschweig und Rostock. Darüber hinaus erwähnt er die Zusammen mit N-Ergie eingegangene Partnerschaft mit den Stadtwerken Ingolstadt. Dass die Thüga die Partner wirkungsvoll mit Dienstleistungen unterstütze, spiegle sich im Jahresabschluss wider. Klar sei natürlich auch, dass man angesichts der Gesellschafterstruktur der Thüga nicht alles allen immer recht machen könne. Aber, so sagt Riechel: „Ich sehe jedenfalls nichts, was ich verbockt hätte.“
Zum 1. August 2023 scheidet der diplomierte Ingenieurwissenschaftler (Jahrgang 1961) aus dem Vorstand der Thüga aus, dem er seit 2006 angehört hat, seit 2015 als dessen Vorsitzender. Sein designierter Nachfolger ist der bisherige Mainova-Vorstandschef Constantin Alsheimer. Ihn sieht Riechel angesichts seiner großen Erfahrung und langjährigen Kenntnis der Thüga als „richtigen Mann zur richtigen Zeit“.
Er selbst, so Riechel, werde sich in der Zeit nach der Thüga nicht langweilen, aber ganz bewusst nichts im Umfeld des Stadtwerke-Netzwerks machen. Dass man ihn irgendwo in der Energiewirtschaft noch einmal antreffen werde, hält er auch für unwahrscheinlich. Stattdessen will er etwas „Sinnstiftendes“ machen. Im Job hab er soziales Engagement vernachlässigt. Dazu habe er jetzt „einige Ideen“.
Das vollständige Interview mit Michael Riechel lesen Sie in der August-Ausgabe von Energie & Management.
Montag, 31.07.2023, 15:28 Uhr
Fritz Wilhelm
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