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Energie & Management > Österreich - Gewinn der EVN wird in dreistelliger Millionenhöhe abgeschöpft
Quelle: Pixabay / Jürgen Sieber
Österreich

Gewinn der EVN wird in dreistelliger Millionenhöhe abgeschöpft

In den vergangenen 100 Jahren nicht gekannte energiewirtschaftliche Entwicklungen haben die Jahresbilanz 2021/22 des niederösterreichischen EVN-Konzerns massiv beeinflusst.
Die am 13. Dezember von österreichischen Bundesparlament beschlossene Abschöpfung der „Übergewinne“ von Stromversorgern wird die niederösterreichische EVN laut Szyszkowitz „mit einem dreistelligen Millionen-Euro-Betrag“ treffen. Ob dieser zwischen 100 und 200 Millionen Euro oder 200 und 300 Millionen Euro liegen wird, lässt sich erst feststellen, wenn die entsprechenden Verordnungen aufgrund des „Bundesgesetzes über den Energiekrisenbeitrag-Strom“ (EKBSG) vorliegen. Die möglichen Auswirkungen des Gesetzes sind in der Ergebnisprognose für 2022/23 bereits berücksichtigt.

Nicht betroffen ist die EVN von den Abschöpfungen auf Basis des „Bundesgesetzes über den Energiekrisenbeitrag - fossile Energieträger“ (EKBFG), erläuterte Szyszkowitz auf Anfrage der Redaktion. Sie ist zwar mit 50 Prozent an dem Öl- und Erdgasunternehmen RAG Austria beteiligt, doch ist deren Eigenförderung laut Szyszkowitz „minimal“. Dem Nachhaltigkeitsbericht der RAG zufolge belief sie sich 2020 auf rund 72,5 Millionen Kubikmeter Erdgas und 57.600 Tonnen Rohöl.

Szyszkowitz ergänzte, er habe für die Abschöpfung der „Übergewinne“ ebenso Verständnis wie für die Maßnahmen zur Entlastung der Kunden. Was die Kunden betrifft, sei alles zu befürworten, was Belastungen temporär kompensiere, ohne die Nachfrage nach Energie zu steigern.

Kommt ein "Schutzschirm" für Besicherungsgeschäfte?

Gerüchten ist nach ist ein „Schutzschirm“ für die österreichischen Energieunternehmen geplant, um deren Liquidität zur Absicherung von Börsengeschäften zu gewährleisten. Dies begrüßte Szyszkowitz: Angesichts der derzeitigen außergewöhnlichen Situation seien außerordentliche Maßnahmen gerechtfertigt.

Der Gewinneinbruch

Einen Gewinn von 210 Millionen Euro erwirtschaftete der niederösterreichische Energiekonzern EVN im Geschäftsjahr 2021/22, um 36 Prozent weniger als 2021/2022. Seine Umsatzerlöse erhöhten sich demgegenüber um 70 Prozent auf 4,06 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) sank um 10 Prozent auf 755 Millionen Euro, das operative Ergebnis (Ebit) um 14 Prozent auf etwa 332 Millionen Euro.

Seine Ebitda-Marge beziffert das Unternehmen mit 18,6 Prozent. Sie ist damit knapp doppelt so hoch wie der Richtwert von 10 Prozent.

Vorstandssprecher Stefan Szyszkowitz betonte bei der Bilanzpressekonferenz am 15. Dezember in Wien, sein Unternehmen sei in seiner hundertjährigen Geschichte „noch nie mit einer solchen energiewirtschaftlichen Entwicklung konfrontiert“ gewesen wie in den vergangenen 16 Monaten:
  • Begonnen habe diese mit der Covid-19-Pandemie samt dem Verfall der Energiepreise,
  • gefolgt von einem massiven Wirtschaftsaufschwung,
  • der Invasion Russlands in der Ukraine am 24. Februar
  • und dem nun möglicherweise drohenden Konjunktureinbruch.
Dies alles habe seine Spuren in der Bilanz der EVN hinterlassen.

Doppelt so teurer Energiebezug

Negative Auswirkungen auf deren Ergebnis hatte nicht zuletzt der gestiegene Aufwand für den Bezug von Strom sowie Energieträgern, besonders Erdgas. Er war mit 2,3 Milliarden Euro um 114 Prozent höher als im Geschäftsjahr 2021/22. Die eigene Stromerzeugung der EVN verringerte sich um 16 Prozent auf 3,4 Milliarden kWh, vor allem wegen der geringeren Wasserführung der österreichischen Flüsse und des im Geschäftsjahr 2020/21 erfolgten Verkaufs der 49 Prozent am Steinkohle-Kraftwerk Duisburg-Walsum.

Zu verbuchen hatte die EVN ferner Wertminderungen von 115 Millionen Euro. Davon entfielen 33 Millionen Euro auf das Gasnetz in Niederösterreich. Der Grund war die zu erwartende geringere Abgeltung der Finanzierungskosten für das Netz in der kommenden Regulierungsperiode, die in Österreich am 1. Januar 2023 beginnt.

Überdies ist bei der Betrachtung der Bilanzzahlen zu berücksichtigen, dass die EVN im Geschäftsjahr 2020/21 beträchtliche Sondererlöse aus dem Verkauf von Duisburg-Walsum erzielt hatte, die 2021/22 nicht mehr ins Gewicht fielen.

Szyszkowitz konstatierte, das „differenzierte Geschäftsmodell“ der EVN habe sich erneut bewährt. Das Unternehmen sei gesund, seine Bilanzstruktur nicht zuletzt mit einem Eigenkapital-Anteil von 59 Prozent „solide“. Für das seit 1. Oktober laufende Geschäftsjahr 2022/23 erwartet die EVN ein Konzernergebnis von „etwa 190 bis 250 Millionen Euro“. Nicht berücksichtigt sind dabei zu erwartende Dividendenzahlungen des größten österreichischen Stromkonzerns Verbund, an dem die EVN mit 12,63 Prozent beteiligt ist. Sollten sich daraus zusätzliche Erlöse ergeben, werden die Aktionäre davon in Form einer höheren Dividende profitieren, versicherte Szyszkowitz. Für das Geschäftsjahr 2021/22 wird der Vorstand der Hauptversammlung am 2. Februar 2023 eine Dividende von 52 Cent/Aktie vorschlagen, ebenso viel wie für 2020/21.

Donnerstag, 15.12.2022, 13:31 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich - Gewinn der EVN wird in dreistelliger Millionenhöhe abgeschöpft
Quelle: Pixabay / Jürgen Sieber
Österreich
Gewinn der EVN wird in dreistelliger Millionenhöhe abgeschöpft
In den vergangenen 100 Jahren nicht gekannte energiewirtschaftliche Entwicklungen haben die Jahresbilanz 2021/22 des niederösterreichischen EVN-Konzerns massiv beeinflusst.
Die am 13. Dezember von österreichischen Bundesparlament beschlossene Abschöpfung der „Übergewinne“ von Stromversorgern wird die niederösterreichische EVN laut Szyszkowitz „mit einem dreistelligen Millionen-Euro-Betrag“ treffen. Ob dieser zwischen 100 und 200 Millionen Euro oder 200 und 300 Millionen Euro liegen wird, lässt sich erst feststellen, wenn die entsprechenden Verordnungen aufgrund des „Bundesgesetzes über den Energiekrisenbeitrag-Strom“ (EKBSG) vorliegen. Die möglichen Auswirkungen des Gesetzes sind in der Ergebnisprognose für 2022/23 bereits berücksichtigt.

Nicht betroffen ist die EVN von den Abschöpfungen auf Basis des „Bundesgesetzes über den Energiekrisenbeitrag - fossile Energieträger“ (EKBFG), erläuterte Szyszkowitz auf Anfrage der Redaktion. Sie ist zwar mit 50 Prozent an dem Öl- und Erdgasunternehmen RAG Austria beteiligt, doch ist deren Eigenförderung laut Szyszkowitz „minimal“. Dem Nachhaltigkeitsbericht der RAG zufolge belief sie sich 2020 auf rund 72,5 Millionen Kubikmeter Erdgas und 57.600 Tonnen Rohöl.

Szyszkowitz ergänzte, er habe für die Abschöpfung der „Übergewinne“ ebenso Verständnis wie für die Maßnahmen zur Entlastung der Kunden. Was die Kunden betrifft, sei alles zu befürworten, was Belastungen temporär kompensiere, ohne die Nachfrage nach Energie zu steigern.

Kommt ein "Schutzschirm" für Besicherungsgeschäfte?

Gerüchten ist nach ist ein „Schutzschirm“ für die österreichischen Energieunternehmen geplant, um deren Liquidität zur Absicherung von Börsengeschäften zu gewährleisten. Dies begrüßte Szyszkowitz: Angesichts der derzeitigen außergewöhnlichen Situation seien außerordentliche Maßnahmen gerechtfertigt.

Der Gewinneinbruch

Einen Gewinn von 210 Millionen Euro erwirtschaftete der niederösterreichische Energiekonzern EVN im Geschäftsjahr 2021/22, um 36 Prozent weniger als 2021/2022. Seine Umsatzerlöse erhöhten sich demgegenüber um 70 Prozent auf 4,06 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) sank um 10 Prozent auf 755 Millionen Euro, das operative Ergebnis (Ebit) um 14 Prozent auf etwa 332 Millionen Euro.

Seine Ebitda-Marge beziffert das Unternehmen mit 18,6 Prozent. Sie ist damit knapp doppelt so hoch wie der Richtwert von 10 Prozent.

Vorstandssprecher Stefan Szyszkowitz betonte bei der Bilanzpressekonferenz am 15. Dezember in Wien, sein Unternehmen sei in seiner hundertjährigen Geschichte „noch nie mit einer solchen energiewirtschaftlichen Entwicklung konfrontiert“ gewesen wie in den vergangenen 16 Monaten:
  • Begonnen habe diese mit der Covid-19-Pandemie samt dem Verfall der Energiepreise,
  • gefolgt von einem massiven Wirtschaftsaufschwung,
  • der Invasion Russlands in der Ukraine am 24. Februar
  • und dem nun möglicherweise drohenden Konjunktureinbruch.
Dies alles habe seine Spuren in der Bilanz der EVN hinterlassen.

Doppelt so teurer Energiebezug

Negative Auswirkungen auf deren Ergebnis hatte nicht zuletzt der gestiegene Aufwand für den Bezug von Strom sowie Energieträgern, besonders Erdgas. Er war mit 2,3 Milliarden Euro um 114 Prozent höher als im Geschäftsjahr 2021/22. Die eigene Stromerzeugung der EVN verringerte sich um 16 Prozent auf 3,4 Milliarden kWh, vor allem wegen der geringeren Wasserführung der österreichischen Flüsse und des im Geschäftsjahr 2020/21 erfolgten Verkaufs der 49 Prozent am Steinkohle-Kraftwerk Duisburg-Walsum.

Zu verbuchen hatte die EVN ferner Wertminderungen von 115 Millionen Euro. Davon entfielen 33 Millionen Euro auf das Gasnetz in Niederösterreich. Der Grund war die zu erwartende geringere Abgeltung der Finanzierungskosten für das Netz in der kommenden Regulierungsperiode, die in Österreich am 1. Januar 2023 beginnt.

Überdies ist bei der Betrachtung der Bilanzzahlen zu berücksichtigen, dass die EVN im Geschäftsjahr 2020/21 beträchtliche Sondererlöse aus dem Verkauf von Duisburg-Walsum erzielt hatte, die 2021/22 nicht mehr ins Gewicht fielen.

Szyszkowitz konstatierte, das „differenzierte Geschäftsmodell“ der EVN habe sich erneut bewährt. Das Unternehmen sei gesund, seine Bilanzstruktur nicht zuletzt mit einem Eigenkapital-Anteil von 59 Prozent „solide“. Für das seit 1. Oktober laufende Geschäftsjahr 2022/23 erwartet die EVN ein Konzernergebnis von „etwa 190 bis 250 Millionen Euro“. Nicht berücksichtigt sind dabei zu erwartende Dividendenzahlungen des größten österreichischen Stromkonzerns Verbund, an dem die EVN mit 12,63 Prozent beteiligt ist. Sollten sich daraus zusätzliche Erlöse ergeben, werden die Aktionäre davon in Form einer höheren Dividende profitieren, versicherte Szyszkowitz. Für das Geschäftsjahr 2021/22 wird der Vorstand der Hauptversammlung am 2. Februar 2023 eine Dividende von 52 Cent/Aktie vorschlagen, ebenso viel wie für 2020/21.

Donnerstag, 15.12.2022, 13:31 Uhr
Klaus Fischer

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