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Energie & Management > Gas - Gashändler gehen gemeinsam auf Einkaufstour
Quelle: Shutterstock / aerial motion
Gas

Gashändler gehen gemeinsam auf Einkaufstour

Die europäischen Energiekonzerne wollen bereits im April gemeinsam Gas einkaufen. Die Vorbereitungen dafür sind weit fortgeschritten.
Bei der Vorbereitung des gemeinsamen Gaseinkaufs, auf den sich die Staats- und Regierungschefs der EU im letzten Jahr verständigt hatten, liege man im Plan, sagte jetzt der Vizepräsident der EU-Kommission, Maros Sefcovic. Die Kommission hat für die Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten eine Energieplattform geschaffen, über die das Vorgehen abgestimmt wird.

Sefcovic führt den Vorsitz im Steuerungsausschuss der Energieplattform, in dem die Regierungen der Mitgliedsstaaten vertreten sind. „Bislang haben 22 Mitgliedsstaaten Interesse am gemeinsamen Gaseinkauf von 17 bcm (Milliarden Kubikmetern, d. Red.) in den nächsten drei Jahren bekundet“, sagte Sefcovic nach dem zweiten Treffen des Steuerungsausschusses am 2. März in Brüssel. Die abseits bleibenden fünf Staaten wollte er nicht nennen, rief sie aber auf, sich zu beteiligen. Die EU-Nichtmitglieder Serbien, Ukraine und Moldawien wollten sich mit zusammen 4 Milliarden Kubikmetern am gemeinsamen Einkauf beteiligen.

Mit der Aggregation der Nachfrage hatte die Kommission bereits im Januar den Dienstleister Prisma beauftragt, der auch marktgebietsübergreifende Gastransport-Kapazitäten vermarktet. Rechtlich habe man sich für das Modell des „zentralen Einkäufers“ entschieden, sagte Sefcovic weiter. Danach würde ein großer Gashändler über die aggregierte Nachfrage mit den Lieferanten verhandeln, die gesamte Menge ordern und dann an die übrigen Firmen weiterreichen.

Die Unternehmen würden demnächst aufgerufen, ihr Interesse am gemeinsamen Gaseinkauf zu bekunden. Ziel sei es, mehrere „zentrale Einkäufer“ zu etablieren, die die Nachfrage unterschiedlicher Gruppen von Verbrauchern zusammenfassen sollen. Damit komme auch ein Wettbewerbselement in den zentralen Einkauf.

Noch gebe es eine Reihe ungeklärter Fragen. So müsse sichergestellt werden, dass vor allem kleinere Firmen, die sich am gemeinsamen Einkauf beteiligen, ihre Bestellungen am Ende auch bezahlen könnten. Außerdem müsse dafür gesorgt werden, dass Preisvorteile aus dem gemeinsamen Einkauf auch an die Verbraucher weitergereicht würden. Sefcovic: „Wir brauchen hier einen gesunden Wettbewerb. Eine sichere
 
Versorgung im nächsten Winter ist wichtig, aber auch günstigere Preise, denn davon hängt die Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie ab.“

In der Wirtschaft gebe es großes Interesse am gemeinsamen Gaseinkauf. In den letzten Monaten hätten sich 150 Firmen an den regionalen Workshops beteiligt, die die Kommission im Rahmen der Energieplattform veranstaltet hat. Ein runder Tisch in Washington wurde ebenfalls gut besucht.

In der nächsten Woche will sich Sefcovic mit Vertretern der großen industriellen Verbraucher treffen, und er ist zu einer Video-Konferenz mit den Fördergesellschaften verabredet. Besonders die Anbieter aus den USA sähen in der Plattform eine „attraktive Gelegenheit“ für den Absatz von Flüssigerdgas (LNG). Die EU komme zwar gut aus dem Winter und profitiere immer noch von einer relativ geringen Nachfrage aus China. Die Risiken auf dem LNG-Markt seien jedoch nicht verschwunden: Es gebe weniger russisches Leitungsgas, kaum neue Förderung, und die chinesische Wirtschaft könne sich auch wieder erholen. Die Mitgliedsstaaten sollten deswegen die Plattform nutzen, um sich gegen Engpässe abzusichern und Druck auf die Preise auszuüben. „Der Handel mit Energie ist zwar vor allem ein Geschäft, aber die Plattform hat auch eine politische Dimension: Sie zeigt, dass die europäischen Akteure in der Krise gemeinsam handeln.“
 
Funktionsschema des vorgesehenen paneuropäischen Gaseinkaufs in englischer Sprache
Zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken
Quelle: EU-Kommission

Donnerstag, 2.03.2023, 17:05 Uhr
Tom Weingärtner
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Quelle: Shutterstock / aerial motion
Gas
Gashändler gehen gemeinsam auf Einkaufstour
Die europäischen Energiekonzerne wollen bereits im April gemeinsam Gas einkaufen. Die Vorbereitungen dafür sind weit fortgeschritten.
Bei der Vorbereitung des gemeinsamen Gaseinkaufs, auf den sich die Staats- und Regierungschefs der EU im letzten Jahr verständigt hatten, liege man im Plan, sagte jetzt der Vizepräsident der EU-Kommission, Maros Sefcovic. Die Kommission hat für die Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten eine Energieplattform geschaffen, über die das Vorgehen abgestimmt wird.

Sefcovic führt den Vorsitz im Steuerungsausschuss der Energieplattform, in dem die Regierungen der Mitgliedsstaaten vertreten sind. „Bislang haben 22 Mitgliedsstaaten Interesse am gemeinsamen Gaseinkauf von 17 bcm (Milliarden Kubikmetern, d. Red.) in den nächsten drei Jahren bekundet“, sagte Sefcovic nach dem zweiten Treffen des Steuerungsausschusses am 2. März in Brüssel. Die abseits bleibenden fünf Staaten wollte er nicht nennen, rief sie aber auf, sich zu beteiligen. Die EU-Nichtmitglieder Serbien, Ukraine und Moldawien wollten sich mit zusammen 4 Milliarden Kubikmetern am gemeinsamen Einkauf beteiligen.

Mit der Aggregation der Nachfrage hatte die Kommission bereits im Januar den Dienstleister Prisma beauftragt, der auch marktgebietsübergreifende Gastransport-Kapazitäten vermarktet. Rechtlich habe man sich für das Modell des „zentralen Einkäufers“ entschieden, sagte Sefcovic weiter. Danach würde ein großer Gashändler über die aggregierte Nachfrage mit den Lieferanten verhandeln, die gesamte Menge ordern und dann an die übrigen Firmen weiterreichen.

Die Unternehmen würden demnächst aufgerufen, ihr Interesse am gemeinsamen Gaseinkauf zu bekunden. Ziel sei es, mehrere „zentrale Einkäufer“ zu etablieren, die die Nachfrage unterschiedlicher Gruppen von Verbrauchern zusammenfassen sollen. Damit komme auch ein Wettbewerbselement in den zentralen Einkauf.

Noch gebe es eine Reihe ungeklärter Fragen. So müsse sichergestellt werden, dass vor allem kleinere Firmen, die sich am gemeinsamen Einkauf beteiligen, ihre Bestellungen am Ende auch bezahlen könnten. Außerdem müsse dafür gesorgt werden, dass Preisvorteile aus dem gemeinsamen Einkauf auch an die Verbraucher weitergereicht würden. Sefcovic: „Wir brauchen hier einen gesunden Wettbewerb. Eine sichere
 
Versorgung im nächsten Winter ist wichtig, aber auch günstigere Preise, denn davon hängt die Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie ab.“

In der Wirtschaft gebe es großes Interesse am gemeinsamen Gaseinkauf. In den letzten Monaten hätten sich 150 Firmen an den regionalen Workshops beteiligt, die die Kommission im Rahmen der Energieplattform veranstaltet hat. Ein runder Tisch in Washington wurde ebenfalls gut besucht.

In der nächsten Woche will sich Sefcovic mit Vertretern der großen industriellen Verbraucher treffen, und er ist zu einer Video-Konferenz mit den Fördergesellschaften verabredet. Besonders die Anbieter aus den USA sähen in der Plattform eine „attraktive Gelegenheit“ für den Absatz von Flüssigerdgas (LNG). Die EU komme zwar gut aus dem Winter und profitiere immer noch von einer relativ geringen Nachfrage aus China. Die Risiken auf dem LNG-Markt seien jedoch nicht verschwunden: Es gebe weniger russisches Leitungsgas, kaum neue Förderung, und die chinesische Wirtschaft könne sich auch wieder erholen. Die Mitgliedsstaaten sollten deswegen die Plattform nutzen, um sich gegen Engpässe abzusichern und Druck auf die Preise auszuüben. „Der Handel mit Energie ist zwar vor allem ein Geschäft, aber die Plattform hat auch eine politische Dimension: Sie zeigt, dass die europäischen Akteure in der Krise gemeinsam handeln.“
 
Funktionsschema des vorgesehenen paneuropäischen Gaseinkaufs in englischer Sprache
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Quelle: EU-Kommission

Donnerstag, 2.03.2023, 17:05 Uhr
Tom Weingärtner

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