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Energie & Management > Strom - EU-Industrie erwartet von Strommarktreform zuverlässige Preissignale
Quelle: Pixabay / Markus Distelrath
Strom

EU-Industrie erwartet von Strommarktreform zuverlässige Preissignale

In der Diskussion über eine Reform des Elektrizitätsmarktes warnt die Industrie davor, bewährte Grundsätze über Bord zu werfen. Notwendig seien aber auch neue Instrumente.
Ziel der Reform des europäischen Strommarktes müsse es sein, die Energiewende voranzubringen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie zu stärken, heißt es in einem Positionspapier des Dachverbandes der Industrieverbände, BusinessEurope: „Die Dekarbonisierung der Wirtschaft bis 2050 gründet sich weitgehend auf einen steigenden Einsatz von Strom. Dafür werden massive Investitionen in den Kraftwerkspark benötigt.“ Dies sei nur mit den richtigen Preissignalen möglich.

Eine Reform des Elektrizitäts-Binnenmarktes müsse auf einer umfassenden Analyse des Status-quo aufbauen und fünf Grundsätzen genügen:
  • Neue Regeln müssten erstens die Versorgungssicherheit stärken. Dieser Aspekt sei in den letzten Jahren vernachlässigt worden. Investitionen seien nicht aufgrund von Preissignalen sondern von Subventionen und langfristigen Verträgen(PPA) erfolgt. Wenn der „Energie-only-Markt“ nicht genügend Anreize biete müsse darüber nachgedacht werden, einen Kapazitätsmarkt und andere Flexibilitätsinstrumente einzuführen. Dafür stünden verschiedene Technologien zur Verfügung, die gleich behandelt werden müssten, um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden.
  • Neue Regeln müssten zweitens zur weiteren, grenzüberschreitenden Integration des Elektrizitätsmarktes beitragen. Investitionen in Interkonnektoren, Speicher und andere Infrastruktur sowie der grenzüberschreitende Handel seien nicht nur geeignet, die Kosten für Strom zu senken sondern erhöhten auch die Versorgungssicherheit. Das gelte ebenfalls für Gas, das noch auf Jahre hinaus für die Stromerzeugung benötigt werde.
  • Die Stromverbraucher müssten drittens durch gut funktionierende Terminmärkte vor überhöhten Preisen geschützt werden. Die geltenden Regeln sorgten zwar für eine kurzfristig effiziente Stromerzeugung, nötig seien aber auch klare Signale für langfristige Investitionen. Sie könnten durch langfristige Lieferverträge verbessert werden. Hürden für PPA (Power Purchase Agreements) sollten deswegen beseitigt werden. PPA seien geeignet, die Strompreise von den Gaspreise zu trennen und die Strompreise für industrielle Verbraucher zu stabilisieren. Sie könnten deswegen beispielsweise durch Kreditgarantien gefördert werden, die auch weniger finanzstarken Firmen Zugang zu PPA eröffnen würden. Eine wichtige Rolle könnten auch Differenzverträge (Contracts for Difference, CfD) spielen. Sie seien geeignet, die Auswirkungen kurzfristiger Gaspreisschwankungen auf den Strompreis zu dämpfen und die Rahmenbedingungen für Investoren zu verbessern. Allerdings seien mit CfD besondere Risiken verbunden. Sie sollten deswegen strikt freiwillig sein. Ihre Auswirkungen auf PPA und den Spotmarkt müssten in jedem Fall genau bewertet und kontrollierte werden.
  • In einem reformierten Elektrizitätsmarkt würden viertens Anreize für Investitionen in mehr Flexibilität benötigt. Speicher und Technologien zur Flexibilisierung von Angebot und Nachfrage seien notwendig, um die Auswirkungen einer volatilen Produktion auf die Preise aufzufangen. Sie könnten den Markt außerdem für private und industrielle Verbraucher berechenbarer machen. Einzelne Sektoren verfügten über die Möglichkeit, ihre Nachfrage auf der Zeitachse anzupassen. Für ihre „smarte Integration“ in den Energiemarkt würden die richtigen regulatorischen Anreize benötigt.
  • Schließlich müssten die Verbraucher, insbesondere die industriellen Verbraucher, in die Lage versetzt werden, sich aktiver auf dem Markt zu bewegen, etwa als Erzeuger für den Eigenverbrauch oder durch die Bildung von Energiegemeinschaften. Dafür müsse ihnen im Wettbewerb ein möglichst breites Angebot an Produkten und Dienstleistungen zur Verfügung stehen. Kleine Erzeuger hätten in diesem Wettbewerb neue Chancen aber „eine zentrale Erzeugung wird weiter gebraucht, um dann Strom zu erzeugen, wenn die Produktion der kleinen Anbieter nicht ausreicht“.

Dienstag, 21.02.2023, 10:40 Uhr
Tom Weingärtner
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Strom
EU-Industrie erwartet von Strommarktreform zuverlässige Preissignale
In der Diskussion über eine Reform des Elektrizitätsmarktes warnt die Industrie davor, bewährte Grundsätze über Bord zu werfen. Notwendig seien aber auch neue Instrumente.
Ziel der Reform des europäischen Strommarktes müsse es sein, die Energiewende voranzubringen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie zu stärken, heißt es in einem Positionspapier des Dachverbandes der Industrieverbände, BusinessEurope: „Die Dekarbonisierung der Wirtschaft bis 2050 gründet sich weitgehend auf einen steigenden Einsatz von Strom. Dafür werden massive Investitionen in den Kraftwerkspark benötigt.“ Dies sei nur mit den richtigen Preissignalen möglich.

Eine Reform des Elektrizitäts-Binnenmarktes müsse auf einer umfassenden Analyse des Status-quo aufbauen und fünf Grundsätzen genügen:
  • Neue Regeln müssten erstens die Versorgungssicherheit stärken. Dieser Aspekt sei in den letzten Jahren vernachlässigt worden. Investitionen seien nicht aufgrund von Preissignalen sondern von Subventionen und langfristigen Verträgen(PPA) erfolgt. Wenn der „Energie-only-Markt“ nicht genügend Anreize biete müsse darüber nachgedacht werden, einen Kapazitätsmarkt und andere Flexibilitätsinstrumente einzuführen. Dafür stünden verschiedene Technologien zur Verfügung, die gleich behandelt werden müssten, um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden.
  • Neue Regeln müssten zweitens zur weiteren, grenzüberschreitenden Integration des Elektrizitätsmarktes beitragen. Investitionen in Interkonnektoren, Speicher und andere Infrastruktur sowie der grenzüberschreitende Handel seien nicht nur geeignet, die Kosten für Strom zu senken sondern erhöhten auch die Versorgungssicherheit. Das gelte ebenfalls für Gas, das noch auf Jahre hinaus für die Stromerzeugung benötigt werde.
  • Die Stromverbraucher müssten drittens durch gut funktionierende Terminmärkte vor überhöhten Preisen geschützt werden. Die geltenden Regeln sorgten zwar für eine kurzfristig effiziente Stromerzeugung, nötig seien aber auch klare Signale für langfristige Investitionen. Sie könnten durch langfristige Lieferverträge verbessert werden. Hürden für PPA (Power Purchase Agreements) sollten deswegen beseitigt werden. PPA seien geeignet, die Strompreise von den Gaspreise zu trennen und die Strompreise für industrielle Verbraucher zu stabilisieren. Sie könnten deswegen beispielsweise durch Kreditgarantien gefördert werden, die auch weniger finanzstarken Firmen Zugang zu PPA eröffnen würden. Eine wichtige Rolle könnten auch Differenzverträge (Contracts for Difference, CfD) spielen. Sie seien geeignet, die Auswirkungen kurzfristiger Gaspreisschwankungen auf den Strompreis zu dämpfen und die Rahmenbedingungen für Investoren zu verbessern. Allerdings seien mit CfD besondere Risiken verbunden. Sie sollten deswegen strikt freiwillig sein. Ihre Auswirkungen auf PPA und den Spotmarkt müssten in jedem Fall genau bewertet und kontrollierte werden.
  • In einem reformierten Elektrizitätsmarkt würden viertens Anreize für Investitionen in mehr Flexibilität benötigt. Speicher und Technologien zur Flexibilisierung von Angebot und Nachfrage seien notwendig, um die Auswirkungen einer volatilen Produktion auf die Preise aufzufangen. Sie könnten den Markt außerdem für private und industrielle Verbraucher berechenbarer machen. Einzelne Sektoren verfügten über die Möglichkeit, ihre Nachfrage auf der Zeitachse anzupassen. Für ihre „smarte Integration“ in den Energiemarkt würden die richtigen regulatorischen Anreize benötigt.
  • Schließlich müssten die Verbraucher, insbesondere die industriellen Verbraucher, in die Lage versetzt werden, sich aktiver auf dem Markt zu bewegen, etwa als Erzeuger für den Eigenverbrauch oder durch die Bildung von Energiegemeinschaften. Dafür müsse ihnen im Wettbewerb ein möglichst breites Angebot an Produkten und Dienstleistungen zur Verfügung stehen. Kleine Erzeuger hätten in diesem Wettbewerb neue Chancen aber „eine zentrale Erzeugung wird weiter gebraucht, um dann Strom zu erzeugen, wenn die Produktion der kleinen Anbieter nicht ausreicht“.

Dienstag, 21.02.2023, 10:40 Uhr
Tom Weingärtner

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