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Energie & Management > Klimaschutz - Energiewirtschaft erstmals wieder mit mehr CO2-Emissionen
Quelle: Fotolia / Coloures-Pic
Klimaschutz

Energiewirtschaft erstmals wieder mit mehr CO2-Emissionen

Erstmals 47 Prozent des Stromverbrauchs kamen 2022 aus erneuerbaren Energien, durch mehr Kohlestrom stiegen aber auch die CO2-Emissionen aus der Energiewirtschaft, bilanzierte der BDEW.
Von 42 Prozent im Vorjahr stieg der Ökostromanteil 2022 auf 47 Prozent im deutschen Stromverbrauch. Das bilanzierte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) am 20. Dezember in Berlin. Zugleich wuchs aber auch der Anteil von Braun- und Steinkohlestrom, von 28,3 Prozent auf 31,9 Prozent. Grund sei die Rückkehr von Kohlekraftwerken auf den Strommarkt, um Gas einzusparen, erläuterte BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae. Dazu komme die Stilllegung von drei Atomkraftwerken Ende 2021. Dadurch stiegen die Treibhausgasemissionen der Energiewirtschaft erstmals seit Jahren wieder an − um rund ein Prozent.

„Diese Entwicklung ist für das Klima natürlich ein Rückschritt“, sagte Andreae. Darum müsse man mit mehr Geschwindigkeit beim Ausbau der erneuerbaren Energien, beim Aus- und Umbau der Netze und bei der Entwicklung eines Wasserstoffmarktes gegensteuern. Laut den BDEW-Zahlen sank der Erdgasverbrauch in Deutschland 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 14,8 Prozent. Grund seien die mildere Witterung und Einspareffekte aufgrund der stark gestiegenen Preise, bewertete Andreae. Der Anteil von Erdgas in der Stromerzeugung ging 2022 im Vergleich zum Vorjahr zurück − von 15,4 Prozent auf 13,5 Prozent.

Gasversorgung bleibt herausfordernd

Wegen des Wegfalls des russischen Pipelinegases im Zuge des Ukrainekrieges seien weitere Sparanstrengungen notwendig. 2022 kamen noch etwa 20 Prozent des in Deutschland verbrauchten Erdgases aus Russland, zuvor waren es 55 Prozent. Für den nächsten Winter müssten die Speicher aus komplett anderen Quellen gefüllt werden. Dafür kämen Pipelinegas aus den Niederlanden und Norwegen infrage sowie Flüssiggaslieferungen über die derzeit in Betrieb gehenden LNG-Terminals an deutschen Küsten.

„Wichtig ist, dass im nächsten Jahr die Weichen gestellt werden für ein Marktdesign, in dem sich auch Investitionen in steuerbare Stromerzeugungskapazitäten lohnen“, mahnte Andreae an die Adresse der Politik. Dafür müssten trotz flexibler Fahrweise und der Nutzung klimaneutraler Brennstoffe, wie insbesondere Wasserstoff oder Biomasse, dauerhaft und planbar ausreichende ökonomische Anreize geschaffen werden. „Wir müssen die Fesseln lösen beim Planungs- und Genehmigungsrecht, wir brauchen schlankere Verfahren und Prozesse, wir brauchen eine Gelingenshaltung bis in jede Amtsstube“, appellierte sie.
 
Bruttostromerzeugung nach Energieträgern in Deutschland im Vergleich 2021-2022 (zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: BDEW

Hemmnisse für erneuerbare Energien beseitigen
 
Der größte Hemmschuh bei der Windenergie an Land seien nach wie vor fehlende Flächen: 2 Prozent tatsächlich bebaubare Fläche des Bundesgebiets müssten bereits bis zum Jahr 2025 vollständig ausgewiesen sein und nicht erst 2032, wie von der Bundesregierung bislang vorgesehen. „Sonst kann die Bundesregierung die nötigen und parallel im EEG festgelegten Ausbauziele bis 2030 nicht erreichen“, mahnte Andreae.

Auch für Photovoltaikanlagen würden aktuell noch bei Weitem nicht alle Flächenpotenziale ausgeschöpft. Deutliche Verbesserung der Regeln für Prosuming, Mieterstrom und Energy Sharing seien für einen PV-Boom nötig. „Wir müssen mit der PV schneller auf die Dächer kommen“, sagte die BDEW-Geschäftsführerin.

Wasserstoffmarkt entwickeln
 
Wichtig werde 2023 auch sein, echte Fortschritte bei der Entwicklung eines Wasserstoffmarktes zu erreichen. Die USA hätten dabei, wie bei vielen anderen Energiewendetechnologien, attraktive Investitionsbedingungen im Rahmen des "Inflation Reduction Acts" geschaffen. Europa müsse daher alles tun, damit Investoren nicht abwandern, mahnte Andreae.

„Wir brauchen deshalb ein Wasserstoff-Gesetz (H2G), in dem die zentralen Punkte für einen schnellen Wasserstoff-Hochlauf zügig geregelt werden“, forderte sie. Dazu gehörten eine Definition für „grünen“ Wasserstoff aus erneuerbaren Quellen und eine Regelung für die Umwidmung vorhandener Gasinfrastruktur für Wasserstoff, erläuterte Andreae.

Der Jahresbericht zur Energieversorgung 2022 steht auf der Internetseite des BDEW bereit.

Dienstag, 20.12.2022, 12:04 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Klimaschutz - Energiewirtschaft erstmals wieder mit mehr CO2-Emissionen
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Energiewirtschaft erstmals wieder mit mehr CO2-Emissionen
Erstmals 47 Prozent des Stromverbrauchs kamen 2022 aus erneuerbaren Energien, durch mehr Kohlestrom stiegen aber auch die CO2-Emissionen aus der Energiewirtschaft, bilanzierte der BDEW.
Von 42 Prozent im Vorjahr stieg der Ökostromanteil 2022 auf 47 Prozent im deutschen Stromverbrauch. Das bilanzierte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) am 20. Dezember in Berlin. Zugleich wuchs aber auch der Anteil von Braun- und Steinkohlestrom, von 28,3 Prozent auf 31,9 Prozent. Grund sei die Rückkehr von Kohlekraftwerken auf den Strommarkt, um Gas einzusparen, erläuterte BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae. Dazu komme die Stilllegung von drei Atomkraftwerken Ende 2021. Dadurch stiegen die Treibhausgasemissionen der Energiewirtschaft erstmals seit Jahren wieder an − um rund ein Prozent.

„Diese Entwicklung ist für das Klima natürlich ein Rückschritt“, sagte Andreae. Darum müsse man mit mehr Geschwindigkeit beim Ausbau der erneuerbaren Energien, beim Aus- und Umbau der Netze und bei der Entwicklung eines Wasserstoffmarktes gegensteuern. Laut den BDEW-Zahlen sank der Erdgasverbrauch in Deutschland 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 14,8 Prozent. Grund seien die mildere Witterung und Einspareffekte aufgrund der stark gestiegenen Preise, bewertete Andreae. Der Anteil von Erdgas in der Stromerzeugung ging 2022 im Vergleich zum Vorjahr zurück − von 15,4 Prozent auf 13,5 Prozent.

Gasversorgung bleibt herausfordernd

Wegen des Wegfalls des russischen Pipelinegases im Zuge des Ukrainekrieges seien weitere Sparanstrengungen notwendig. 2022 kamen noch etwa 20 Prozent des in Deutschland verbrauchten Erdgases aus Russland, zuvor waren es 55 Prozent. Für den nächsten Winter müssten die Speicher aus komplett anderen Quellen gefüllt werden. Dafür kämen Pipelinegas aus den Niederlanden und Norwegen infrage sowie Flüssiggaslieferungen über die derzeit in Betrieb gehenden LNG-Terminals an deutschen Küsten.

„Wichtig ist, dass im nächsten Jahr die Weichen gestellt werden für ein Marktdesign, in dem sich auch Investitionen in steuerbare Stromerzeugungskapazitäten lohnen“, mahnte Andreae an die Adresse der Politik. Dafür müssten trotz flexibler Fahrweise und der Nutzung klimaneutraler Brennstoffe, wie insbesondere Wasserstoff oder Biomasse, dauerhaft und planbar ausreichende ökonomische Anreize geschaffen werden. „Wir müssen die Fesseln lösen beim Planungs- und Genehmigungsrecht, wir brauchen schlankere Verfahren und Prozesse, wir brauchen eine Gelingenshaltung bis in jede Amtsstube“, appellierte sie.
 
Bruttostromerzeugung nach Energieträgern in Deutschland im Vergleich 2021-2022 (zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: BDEW

Hemmnisse für erneuerbare Energien beseitigen
 
Der größte Hemmschuh bei der Windenergie an Land seien nach wie vor fehlende Flächen: 2 Prozent tatsächlich bebaubare Fläche des Bundesgebiets müssten bereits bis zum Jahr 2025 vollständig ausgewiesen sein und nicht erst 2032, wie von der Bundesregierung bislang vorgesehen. „Sonst kann die Bundesregierung die nötigen und parallel im EEG festgelegten Ausbauziele bis 2030 nicht erreichen“, mahnte Andreae.

Auch für Photovoltaikanlagen würden aktuell noch bei Weitem nicht alle Flächenpotenziale ausgeschöpft. Deutliche Verbesserung der Regeln für Prosuming, Mieterstrom und Energy Sharing seien für einen PV-Boom nötig. „Wir müssen mit der PV schneller auf die Dächer kommen“, sagte die BDEW-Geschäftsführerin.

Wasserstoffmarkt entwickeln
 
Wichtig werde 2023 auch sein, echte Fortschritte bei der Entwicklung eines Wasserstoffmarktes zu erreichen. Die USA hätten dabei, wie bei vielen anderen Energiewendetechnologien, attraktive Investitionsbedingungen im Rahmen des "Inflation Reduction Acts" geschaffen. Europa müsse daher alles tun, damit Investoren nicht abwandern, mahnte Andreae.

„Wir brauchen deshalb ein Wasserstoff-Gesetz (H2G), in dem die zentralen Punkte für einen schnellen Wasserstoff-Hochlauf zügig geregelt werden“, forderte sie. Dazu gehörten eine Definition für „grünen“ Wasserstoff aus erneuerbaren Quellen und eine Regelung für die Umwidmung vorhandener Gasinfrastruktur für Wasserstoff, erläuterte Andreae.

Der Jahresbericht zur Energieversorgung 2022 steht auf der Internetseite des BDEW bereit.

Dienstag, 20.12.2022, 12:04 Uhr
Susanne Harmsen

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