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Energie & Management > Bilanz - Die Braut Steag wird durch ihre Kohleblöcke hübscher
Quelle: Fotolia / Kurhan
Bilanz

Die Braut Steag wird durch ihre Kohleblöcke hübscher

Die Steag hat ihren Umsatz mehr als verdoppelt. Beim Ergebnis sieht es noch besser aus. Die Kommunen wollen nun den Verkaufsprozess beschleunigen.
In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres erzielte der Essener Energiekonzern Steag einen Umsatz von 2,41 Mrd. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern verbesserte sich auf 386 Mio. Euro und übertraf das Resultat des gesamten Vorjahres bereits um fast das Doppelte. Das teilte das Unternehmen in Essen mit. Auch das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) nahm deutlich zu: auf 450 Mio. Euro.

„Wir liegen nach Ablauf der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2022 bei allen relevanten Kennzahlen deutlich über Plan und auch deutlich über den Werten des gesamten Vorjahres“, erklärte dazu Andreas Reichel, der Vorsitzende der Geschäftsführung. Zurückzuführen ist die Entwicklung auf das Kraftwerksgeschäft, das sich im Vergleich zum grünen Wachstumsgeschäft in den ersten sechs Monaten überproportional verbessert hat. Die inländischen Kraftwerke verdienen seit September 2021 wieder Geld.

Vor knapp einem Jahr hatte die unerwartete Preisrallye am Erdgasmarkt eine erste Verteuerung der Strompreise ausgelöst. Mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und der wenig später folgenden drastischen Drosselung russischer Erdgaslieferungen nach Europa verschärfte sich die Situation auf den Energiemärkten weiter.

Gewinne sollen in Erneuerbaren-Ausbau fließen

Die seit 2020 gesetzlich verankerte Beendigung der Kohleverstromung in Deutschland hatte das Unternehmen nach eigenen Angaben enorm belastet. In der Bilanz 2020 schlugen sich deshalb erhebliche Wertminderungen für die inländischen Kraftwerke und zusätzlich hohe Kosten für Sozialplan und Interessenausgleich beim Abbau von rund 1.000 Stellen im Konzern nieder.

„Jetzt sind wir vor allem dank der soliden Gewinne der inländischen Kraftwerke finanziell wieder dazu in der Lage, kräftig in den Ausbau des grünen Wachstumsgeschäfts zu investieren, in dem rund 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt sind“, betonte Ralf Schiele, Geschäftsführer Markt und
 
Technik. Man könne den Menschen in dieser Sparte eine gute und sichere Perspektive bieten und werde die Rolle als Ermöglicher der Energiewende kraftvoll wahrnehmen.

Auch die mittelfristigen Geschäftsperspektiven sieht man bei der Steag positiv. Ein Grund dafür ist das kürzlich in Kraft getretene Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetz (EKBG). Mit ihm versucht die Bundesregierung, die Abhängigkeit von russischen Energieimporten zu verringern und Erdgas in der Stromerzeugung vor allem durch Steinkohle zu ersetzen. Das eröffnet dem Steag-Konzern die Aussicht auf einen wirtschaftlichen Weiterbetrieb von vier Steinkohleblöcken am Markt bis Frühjahr 2024. Man sorge so für verlässliche Energie, „damit Wirtschaft und Gesellschaft vor allem in diesem Winter nicht in die Krise rutschen“.

Gleichzeitig verweist das Unternehmen auf sein Engagement bei den erneuerbaren Energien und der Dekarbonisierung der Industrie. Dazu gehören
  • neben den großen Wasserstoff-Projekten in Duisburg-Walsum und Völklingen-Fenne
  • ein Großbatterieprojekt an einem Steag-Standort
  • oder auch die Erschließung der Abwärme einer saarländischen Abfallverwertungsanlage für die regionale Fernwärmeversorgung.
Kommunen wollen Verkaufsprozess vorziehen

„Steag wird in der aktuellen Energiekrise gebraucht. Deshalb haben wir die feste Absicht, unter den Vorgaben des EKBG zwei Steinkohlekraftwerke aus der Netzreserve zu holen und zwei weitere Anlagen, die eigentlich schon kurz vor der Stilllegung standen, länger am Netz zu lassen“, betonte Reichel. Insgesamt seien so 2.300 MW Kraftwerksleistung spätestens von November 2022 an einsatzbereit und am Markt verfügbar. Reichel: „Kein anderer Kraftwerksbetreiber kann einen so hohen Beitrag zur Gasersparnis leisten.“ Die an den Markt zurückkehrenden Anlagen könnten rund ein Viertel der bisher in Gaskraftwerken erzeugten Energie erzeugen.

Die aktuelle Geschäftsentwicklung ändere, wie es weiter hieß, nichts an der Grundsatzentscheidung der kommunalen Steag-Anteilseigner, sich von ihrer Beteiligung zu trennen: Bereits im Herbst 2021 hatten die Gesellschafter erklärt, sich perspektivisch aus ihrem Engagement zurückziehen zu wollen. Jetzt haben Sie angekündigt, wegen des aktuell guten Branchenumfelds den Verkaufsprozess als Ganzes vorzuziehen.

„Wir loten zunächst das Interesse von potenziellen Erwerbern durch ein Market Sounding aus. Die Erkenntnisse daraus fließen in unsere und die weiteren Ãœberlegungen unserer kommunalen Anteilseigner mit ein“, so CTO Ralf Schmitz. Aufgabe der Geschäftsführung sei es jetzt, den Eigentümern im Jahr 2023 eine Veräußerung ihrer Anteile zu einem angemessenen Preis zu ermöglichen. Der eigentliche Verkaufsprozess soll voraussichtlich im Herbst 2022 starten.

Kennzahlen Steag
 
In Mio. Euro30.06.2230.06.21
Umsatzerlöse2.4081.046
Ebit38677
Ebitda450147
Ergebnis nach Steuern32039
Investitionen6845
Quelle: Steag-Pressemitteilung
 

Mittwoch, 24.08.2022, 14:54 Uhr
Günter Drewnitzky
Energie & Management > Bilanz - Die Braut Steag wird durch ihre Kohleblöcke hübscher
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Bilanz
Die Braut Steag wird durch ihre Kohleblöcke hübscher
Die Steag hat ihren Umsatz mehr als verdoppelt. Beim Ergebnis sieht es noch besser aus. Die Kommunen wollen nun den Verkaufsprozess beschleunigen.
In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres erzielte der Essener Energiekonzern Steag einen Umsatz von 2,41 Mrd. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern verbesserte sich auf 386 Mio. Euro und übertraf das Resultat des gesamten Vorjahres bereits um fast das Doppelte. Das teilte das Unternehmen in Essen mit. Auch das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) nahm deutlich zu: auf 450 Mio. Euro.

„Wir liegen nach Ablauf der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2022 bei allen relevanten Kennzahlen deutlich über Plan und auch deutlich über den Werten des gesamten Vorjahres“, erklärte dazu Andreas Reichel, der Vorsitzende der Geschäftsführung. Zurückzuführen ist die Entwicklung auf das Kraftwerksgeschäft, das sich im Vergleich zum grünen Wachstumsgeschäft in den ersten sechs Monaten überproportional verbessert hat. Die inländischen Kraftwerke verdienen seit September 2021 wieder Geld.

Vor knapp einem Jahr hatte die unerwartete Preisrallye am Erdgasmarkt eine erste Verteuerung der Strompreise ausgelöst. Mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und der wenig später folgenden drastischen Drosselung russischer Erdgaslieferungen nach Europa verschärfte sich die Situation auf den Energiemärkten weiter.

Gewinne sollen in Erneuerbaren-Ausbau fließen

Die seit 2020 gesetzlich verankerte Beendigung der Kohleverstromung in Deutschland hatte das Unternehmen nach eigenen Angaben enorm belastet. In der Bilanz 2020 schlugen sich deshalb erhebliche Wertminderungen für die inländischen Kraftwerke und zusätzlich hohe Kosten für Sozialplan und Interessenausgleich beim Abbau von rund 1.000 Stellen im Konzern nieder.

„Jetzt sind wir vor allem dank der soliden Gewinne der inländischen Kraftwerke finanziell wieder dazu in der Lage, kräftig in den Ausbau des grünen Wachstumsgeschäfts zu investieren, in dem rund 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt sind“, betonte Ralf Schiele, Geschäftsführer Markt und
 
Technik. Man könne den Menschen in dieser Sparte eine gute und sichere Perspektive bieten und werde die Rolle als Ermöglicher der Energiewende kraftvoll wahrnehmen.

Auch die mittelfristigen Geschäftsperspektiven sieht man bei der Steag positiv. Ein Grund dafür ist das kürzlich in Kraft getretene Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetz (EKBG). Mit ihm versucht die Bundesregierung, die Abhängigkeit von russischen Energieimporten zu verringern und Erdgas in der Stromerzeugung vor allem durch Steinkohle zu ersetzen. Das eröffnet dem Steag-Konzern die Aussicht auf einen wirtschaftlichen Weiterbetrieb von vier Steinkohleblöcken am Markt bis Frühjahr 2024. Man sorge so für verlässliche Energie, „damit Wirtschaft und Gesellschaft vor allem in diesem Winter nicht in die Krise rutschen“.

Gleichzeitig verweist das Unternehmen auf sein Engagement bei den erneuerbaren Energien und der Dekarbonisierung der Industrie. Dazu gehören
  • neben den großen Wasserstoff-Projekten in Duisburg-Walsum und Völklingen-Fenne
  • ein Großbatterieprojekt an einem Steag-Standort
  • oder auch die Erschließung der Abwärme einer saarländischen Abfallverwertungsanlage für die regionale Fernwärmeversorgung.
Kommunen wollen Verkaufsprozess vorziehen

„Steag wird in der aktuellen Energiekrise gebraucht. Deshalb haben wir die feste Absicht, unter den Vorgaben des EKBG zwei Steinkohlekraftwerke aus der Netzreserve zu holen und zwei weitere Anlagen, die eigentlich schon kurz vor der Stilllegung standen, länger am Netz zu lassen“, betonte Reichel. Insgesamt seien so 2.300 MW Kraftwerksleistung spätestens von November 2022 an einsatzbereit und am Markt verfügbar. Reichel: „Kein anderer Kraftwerksbetreiber kann einen so hohen Beitrag zur Gasersparnis leisten.“ Die an den Markt zurückkehrenden Anlagen könnten rund ein Viertel der bisher in Gaskraftwerken erzeugten Energie erzeugen.

Die aktuelle Geschäftsentwicklung ändere, wie es weiter hieß, nichts an der Grundsatzentscheidung der kommunalen Steag-Anteilseigner, sich von ihrer Beteiligung zu trennen: Bereits im Herbst 2021 hatten die Gesellschafter erklärt, sich perspektivisch aus ihrem Engagement zurückziehen zu wollen. Jetzt haben Sie angekündigt, wegen des aktuell guten Branchenumfelds den Verkaufsprozess als Ganzes vorzuziehen.

„Wir loten zunächst das Interesse von potenziellen Erwerbern durch ein Market Sounding aus. Die Erkenntnisse daraus fließen in unsere und die weiteren Ãœberlegungen unserer kommunalen Anteilseigner mit ein“, so CTO Ralf Schmitz. Aufgabe der Geschäftsführung sei es jetzt, den Eigentümern im Jahr 2023 eine Veräußerung ihrer Anteile zu einem angemessenen Preis zu ermöglichen. Der eigentliche Verkaufsprozess soll voraussichtlich im Herbst 2022 starten.

Kennzahlen Steag
 
In Mio. Euro30.06.2230.06.21
Umsatzerlöse2.4081.046
Ebit38677
Ebitda450147
Ergebnis nach Steuern32039
Investitionen6845
Quelle: Steag-Pressemitteilung
 

Mittwoch, 24.08.2022, 14:54 Uhr
Günter Drewnitzky

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