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Energie & Management > Beteiligung - RAG-Stiftung will mit EPH die Steag übernehmen
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
Beteiligung

RAG-Stiftung will mit EPH die Steag übernehmen

Auf der Zielgeraden ist ein weiterer Interessent für das Verkaufsobjekt Steag in Sicht: Die RAG-Stiftung legt Geld mit dem Milliardär und Leag-Eigentümer Daniel Kretinsky zusammen.
Der Kohle-Dauerbrenner Steag GmbH könnte künftig zumindest in Teilen wieder am Rockzipfel seiner (früheren) Mutter hängen. Die RAG-Stiftung will sich mit dem tschechischen Energieversorger EPH zusammentun, um die Aussichten im laufenden Wettbieten um die Steag zu verbessern.

Eine Sprecherin der in Essen ansässigen Stiftung bestätigte auf Anfrage unserer Redaktion, dass es fortgeschrittene Verhandlungen zur Bildung eines Konsortiums mit EPH gebe.

Nach rund 13 Jahren unter ihrer Regie streben die kommunalen Eigner der Steag AG einen Komplettverkauf des Stromerzeugers an. Wenn die in Branchenkreisen kursierende Zählung richtig ist, sind aktuell vier Unternehmen im Spiel. Bei ihnen soll es sich neben EPH und der RAG-Stiftung um die Investmentgruppe EQT Partners aus Schweden, die Beteiligungsgesellschaft KKR aus den USA und Asterion Industrial Partners aus Spanien handeln.

Verkäufer sind sechs kommunale Versorger aus dem Rhein-Ruhr-Gebiet, die als Steag-Trägergesellschaft zusammen die Kommunale Beteiligungsgesellschaft GmbH & Co. KG (KSBG) bilden: Dortmunder Stadtwerke (36 Prozent an der KSBG), Stadtwerke Duisburg (19 ​Prozent), Stadtwerke Bochum (18 ​Prozent), Stadtwerke Essen (15 ​Prozent), EVO Energieversorgung Oberhausen (6 ​Prozent) und Stadtwerke Dinslaken (6 ​Prozent).

2010 hatte die KSBG mit 51 Prozent die Mehrheit an dem damaligen Steinkohle-Lohnverstromer Steag übernommen und den Partner Evonik schließlich im September 2014 vollständig ausgekauft.

Für diese beiden Transaktionen hatte das Stadtwerke-Konsortium seinerzeit insgesamt rund 1,25 Milliarden Euro zu zahlen. Diese Zahlen hatte Evonik veröffentlicht, das Unternehmen, das 2006 für die von der RAG Aktiengesellschaft (früher: Ruhrkohle AG) ausgegliederten Chemie-, Energie- und Immobiliensparten („weißer Bereich“) gegründet worden war. Die Mehrheit der Evonik-Anteile (56,9 Prozent) hält die RAG-Stiftung, die vor allem für die Ewigkeitskosten der Bergbauaktivitäten der Ruhrkohle AG aufkommt. Auch die RAG AG gehört der Stiftung.

Mit der Übernahme durch EPH und die RAG-Stiftung würde die Steag mit ihren Erlösen also auch wieder erheblich auf das Konto der Mutter aus Gründerzeiten einzahlen. Ob das ein Argument bei der Verkaufsentscheidung ist, bleibt abzuwarten. Ein Sprecher der KSBG wollte sich auf Anfrage unserer Redaktion nicht konkret zum laufenden Verkaufsprozess äußern. Er teilte lediglich mit, dass der Prozess selbst im Plan liege. Eine Entscheidung soll bis Ende 2023 fallen. Womöglich kommen die Steag-Gesellschafter aber noch im Spätsommer überein.

Für RAG-Stiftung und EPH wäre das Steag-Konsortium die erste geschäftliche Beziehung, so die Sprecherin der Stiftung. Die EPH ist vor allem das Kind des tschechischen Milliardärs und Hauptaktionärs Daniel Kretinsky. Er hält über die EPH auch die Mehrheit am ostdeutschen Braunkohle-Verstromer Leag, der sich ebenfalls in der Transformation befindet. Mit einem anderen Unternehmen ist er am deutschen Handelsunternehmen Metro beteiligt.

Kohlegeschäfte in der Krise machen Steag plötzlich attraktiver

In der RAG-Stiftung, deren Kuratoriumsvorsitzender inzwischen der ehemalige Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) ist, wird man die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung der Steag mit einigem Wohlwollen wahrnehmen. Die Renaissance der Kohlemeiler im Zuge der Energie- und Ukrainekrise hat zuletzt dazu geführt, dass das Unternehmen wieder bessere Zahlen liefert.

Im ersten Halbjahr 2022 hatte die Steag mit 2,4 Milliarden Euro bereits beinahe den Umsatz des Gesamtjahres 2021 (2,77 Milliarden Euro) erreicht. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) hatte sich im ersten Halbjahr auf 450 Millionen Euro erhöht – gegenüber 377 Millionen Euro im gesamten Jahr 2021.

Die Steag braucht diese Gelder aus dem Kohlegeschäft, das perspektivisch wegen des Kohleausstiegs und der CO2-Bepreisung unrentabel wird, um die Geschäfte mit den Erneuerbaren auszubauen. Ihre "grüne" Sparte hatte die Steag jüngst als Iqony ausgegründet.

Donnerstag, 17.08.2023, 15:38 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Beteiligung - RAG-Stiftung will mit EPH die Steag übernehmen
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
Beteiligung
RAG-Stiftung will mit EPH die Steag übernehmen
Auf der Zielgeraden ist ein weiterer Interessent für das Verkaufsobjekt Steag in Sicht: Die RAG-Stiftung legt Geld mit dem Milliardär und Leag-Eigentümer Daniel Kretinsky zusammen.
Der Kohle-Dauerbrenner Steag GmbH könnte künftig zumindest in Teilen wieder am Rockzipfel seiner (früheren) Mutter hängen. Die RAG-Stiftung will sich mit dem tschechischen Energieversorger EPH zusammentun, um die Aussichten im laufenden Wettbieten um die Steag zu verbessern.

Eine Sprecherin der in Essen ansässigen Stiftung bestätigte auf Anfrage unserer Redaktion, dass es fortgeschrittene Verhandlungen zur Bildung eines Konsortiums mit EPH gebe.

Nach rund 13 Jahren unter ihrer Regie streben die kommunalen Eigner der Steag AG einen Komplettverkauf des Stromerzeugers an. Wenn die in Branchenkreisen kursierende Zählung richtig ist, sind aktuell vier Unternehmen im Spiel. Bei ihnen soll es sich neben EPH und der RAG-Stiftung um die Investmentgruppe EQT Partners aus Schweden, die Beteiligungsgesellschaft KKR aus den USA und Asterion Industrial Partners aus Spanien handeln.

Verkäufer sind sechs kommunale Versorger aus dem Rhein-Ruhr-Gebiet, die als Steag-Trägergesellschaft zusammen die Kommunale Beteiligungsgesellschaft GmbH & Co. KG (KSBG) bilden: Dortmunder Stadtwerke (36 Prozent an der KSBG), Stadtwerke Duisburg (19 ​Prozent), Stadtwerke Bochum (18 ​Prozent), Stadtwerke Essen (15 ​Prozent), EVO Energieversorgung Oberhausen (6 ​Prozent) und Stadtwerke Dinslaken (6 ​Prozent).

2010 hatte die KSBG mit 51 Prozent die Mehrheit an dem damaligen Steinkohle-Lohnverstromer Steag übernommen und den Partner Evonik schließlich im September 2014 vollständig ausgekauft.

Für diese beiden Transaktionen hatte das Stadtwerke-Konsortium seinerzeit insgesamt rund 1,25 Milliarden Euro zu zahlen. Diese Zahlen hatte Evonik veröffentlicht, das Unternehmen, das 2006 für die von der RAG Aktiengesellschaft (früher: Ruhrkohle AG) ausgegliederten Chemie-, Energie- und Immobiliensparten („weißer Bereich“) gegründet worden war. Die Mehrheit der Evonik-Anteile (56,9 Prozent) hält die RAG-Stiftung, die vor allem für die Ewigkeitskosten der Bergbauaktivitäten der Ruhrkohle AG aufkommt. Auch die RAG AG gehört der Stiftung.

Mit der Übernahme durch EPH und die RAG-Stiftung würde die Steag mit ihren Erlösen also auch wieder erheblich auf das Konto der Mutter aus Gründerzeiten einzahlen. Ob das ein Argument bei der Verkaufsentscheidung ist, bleibt abzuwarten. Ein Sprecher der KSBG wollte sich auf Anfrage unserer Redaktion nicht konkret zum laufenden Verkaufsprozess äußern. Er teilte lediglich mit, dass der Prozess selbst im Plan liege. Eine Entscheidung soll bis Ende 2023 fallen. Womöglich kommen die Steag-Gesellschafter aber noch im Spätsommer überein.

Für RAG-Stiftung und EPH wäre das Steag-Konsortium die erste geschäftliche Beziehung, so die Sprecherin der Stiftung. Die EPH ist vor allem das Kind des tschechischen Milliardärs und Hauptaktionärs Daniel Kretinsky. Er hält über die EPH auch die Mehrheit am ostdeutschen Braunkohle-Verstromer Leag, der sich ebenfalls in der Transformation befindet. Mit einem anderen Unternehmen ist er am deutschen Handelsunternehmen Metro beteiligt.

Kohlegeschäfte in der Krise machen Steag plötzlich attraktiver

In der RAG-Stiftung, deren Kuratoriumsvorsitzender inzwischen der ehemalige Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) ist, wird man die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung der Steag mit einigem Wohlwollen wahrnehmen. Die Renaissance der Kohlemeiler im Zuge der Energie- und Ukrainekrise hat zuletzt dazu geführt, dass das Unternehmen wieder bessere Zahlen liefert.

Im ersten Halbjahr 2022 hatte die Steag mit 2,4 Milliarden Euro bereits beinahe den Umsatz des Gesamtjahres 2021 (2,77 Milliarden Euro) erreicht. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) hatte sich im ersten Halbjahr auf 450 Millionen Euro erhöht – gegenüber 377 Millionen Euro im gesamten Jahr 2021.

Die Steag braucht diese Gelder aus dem Kohlegeschäft, das perspektivisch wegen des Kohleausstiegs und der CO2-Bepreisung unrentabel wird, um die Geschäfte mit den Erneuerbaren auszubauen. Ihre "grüne" Sparte hatte die Steag jüngst als Iqony ausgegründet.

Donnerstag, 17.08.2023, 15:38 Uhr
Volker Stephan

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