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Energie & Management > Stadtwerke - DEW21 deckt sich nun bei erheblich mehr Handelspartnern ein
Quelle: Pixabay / martaposemuckel
Stadtwerke

DEW21 deckt sich nun bei erheblich mehr Handelspartnern ein

Die Kapriolen an den Energiemärkten haben viele verunsichert. Das Schreckgespenst unbezahlbarer Preise suchte Haushalte und Firmen heim, aber auch Versorger − wie DEW21 in Dortmund.
Von schlaflosen Nächten berichten etwa das Management der Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH (DEW21), einem der größten kommunalen Versorgungsunternehmen in Deutschland, bei einem Medienempfang.

Als „monströs“ bezeichnet Heike Heim (52), Vorsitzende der DEW21-Geschäftsführung, in der Rückschau das Geschäftsjahr 2022. Das mag erstaunen, hat das Tochterunternehmen der Bierstadt (60,1 Prozent der Anteile über die Dortmunder Stadtwerke) und Eons (39,9 Prozent über Westenergie) doch einen Gewinn von 54,8 Millionen Euro eingefahren. Und dies „über Plan“, wie es dazu stolz aus dem teilrenovierten Unternehmenssitz am Günter-Samtlebe-Platz heißt, benannt nach Dortmunds langjährigem Oberbürgermeister.
 
Ein Bild mit Verfallsdatum 31. Mai 2023: Die Führungsspitze des Dortmunder Energie- und Wasserversorgers DEW21 bilden (v.l.) Personal-Chef Matthias Klein-Lassek, Vorstandsvorsitzende Heike Heim und technischer Geschäftsführer Peter Flosbach. Noch, denn Heim wechselt zum Juni
als Chefin zur Konzernmutter DSW21.
Quelle: Volker Stephan


Zum Stolz gesellt sich aber eben auch Erleichterung. „Wir glauben nicht, dass die Krise schon vorüber ist“, sagt Heike Heim. Das Gute vorweg: DEW21 will die Strompreise im Jahr 2023 stabil halten. Dies sei allerdings nicht misszuverstehen.

„Haben uns gefragt, wie es weitergehen soll“

Denn es sei unbedingt zu verhindern, dass teures Gas im Sommer zur Verstromung herhalten muss. Heike Heim verweist auf den Zusammenhang mit den Niedrigständen der Flüsse. Sie hätten das Kühlen der französischen Atomkraftwerke unmöglich gemacht, wodurch der Nachbarstaat auf Stromimporte auch aus Deutschland angewiesen war. Auch seien Kohletransporte zu den deutschen Meilern in Gefahr, wenn erneut zu wenig Wasser den Rhein und seine Geschwister hinabfließe. In Verbindung mit dem Atom-Aus hierzulande könne sich dies zu einer schweren Hypothek für das in der Grün-Transformation befindliche Energiesystem auswachsen.

Zurück zu jenen Herbstnächten, in denen Heike Heim und ihre Vorstandskollegen Peter Flosbach (technischer Geschäftsführer) und Matthias Klein-Lassek (Personal-Chef) sich unruhig hin und her wälzten. Für die DEW21, Versorger für die Region und Anbieter von Energie bundesweit, waren um bis zu 1.400 Prozent höhere Kurse an den Beschaffungsmärkten alles andere als ein Pappenstiel. Als die Spirale sich immer weiter nach oben drehte, „haben wir uns ungläubig gefragt, wie das alles nur weitergehen soll“, sagt Arbeitsdirektor Matthias Klein-Lassek.

Stadtwerke reklamieren in solchen Extremsituationen häufig für sich, „vorausschauend“ und „nachhaltig“ einzukaufen und daher Tarife maßvoll anpassen zu können. Heike Heim erklärt, welche Initiativen die Auswirkungen der Preisexplosion perspektivisch dämpfen sollen. „Wir haben die Anzahl unserer 1a-Lieferanten deutlich gesteigert“, sagt die DEW21-Chefin. Aus 16 Handelspartnern sind heute 27 geworden. Die Dortmunder decken sich beispielsweise nicht mehr nur „strukturiert“ am außerbörslichen OTC-Markt ein, sondern auch mit Augenmaß an der Strombörse.

Nachfolge von Heike Heim weiter ungeklärt

Über bis zu drei Jahre erstrecken sich üblicherweise derlei Kontrakte mit den Lieferanten. Diese Drittelbeschaffung erlaubt Versorgern wie den DEW21, die Preise über entsprechende Mischkalkulationen festzulegen. Das heißt aber auch, „dass wir das Drittel dieses monströsen Jahres 2022 noch nicht an die Endkunden weitergegeben haben“, so Heike Heim. Von daher ist die Preisstabilität für 2023 nur eine Momentaufnahme. Über die Jahre ab 2024 lasse sich derzeit nur spekulieren, so Heike Heim.

Die "Energiemanagerin des Jahres" 2022, von einer Jury auf Initiative von Energie & Management gekürt, muss für die kommenden Geschäftsjahre der DEW21 gleichwohl nicht länger direkt den Kopf hinhalten. Heike Heim, 2017 vom Vorstandsvorsitz der Energieversorgung Offenbach in den Ruhrpott gewechselt, klettert die Karriereleiter erneut ein Stück höher. Am 1. Juni 2023 übernimmt sie den Chefinnen-Sessel bei den Dortmunder Stadtwerken (DSW21), der kommunalen Konzernmutter. „Gute Abschiede sind immer von einem lachenden und einem weinenden Auge begleitet“, sagt die Diplom-Wirtschaftsingenieurin dazu auf Nachfrage unserer Redaktion. Ob sich das Binnenverhältnis zu den Kollegen Flosbach und Klein-Lassek verändere, diese Frage moderiert Heike Heim charmant weg. „Ich bleibe den beiden ja über meinen Sitz im Aufsichtsrat verbunden.“
 

Die Nachfolge Heike Heims ist unterdessen ungeklärt. Gemäß Absprache zwischen Sozialdemokraten und Grünen im Stadtparlament fällt das Vorschlagsrecht für die DEW21-Führung nun der Öko-Partei zu. Heim selbst war die Wunschkandidatin der SPD für die Stadtwerke-Konzernleitung. Dass die Energie- und Wasserversorgung GmbH ohne Verzögerung ebenfalls zum Juni den vakanten Posten nachbesetzt, gilt in Dortmund als nahezu ausgeschlossen.

Dienstag, 18.04.2023, 17:00 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Stadtwerke - DEW21 deckt sich nun bei erheblich mehr Handelspartnern ein
Quelle: Pixabay / martaposemuckel
Stadtwerke
DEW21 deckt sich nun bei erheblich mehr Handelspartnern ein
Die Kapriolen an den Energiemärkten haben viele verunsichert. Das Schreckgespenst unbezahlbarer Preise suchte Haushalte und Firmen heim, aber auch Versorger − wie DEW21 in Dortmund.
Von schlaflosen Nächten berichten etwa das Management der Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH (DEW21), einem der größten kommunalen Versorgungsunternehmen in Deutschland, bei einem Medienempfang.

Als „monströs“ bezeichnet Heike Heim (52), Vorsitzende der DEW21-Geschäftsführung, in der Rückschau das Geschäftsjahr 2022. Das mag erstaunen, hat das Tochterunternehmen der Bierstadt (60,1 Prozent der Anteile über die Dortmunder Stadtwerke) und Eons (39,9 Prozent über Westenergie) doch einen Gewinn von 54,8 Millionen Euro eingefahren. Und dies „über Plan“, wie es dazu stolz aus dem teilrenovierten Unternehmenssitz am Günter-Samtlebe-Platz heißt, benannt nach Dortmunds langjährigem Oberbürgermeister.
 
Ein Bild mit Verfallsdatum 31. Mai 2023: Die Führungsspitze des Dortmunder Energie- und Wasserversorgers DEW21 bilden (v.l.) Personal-Chef Matthias Klein-Lassek, Vorstandsvorsitzende Heike Heim und technischer Geschäftsführer Peter Flosbach. Noch, denn Heim wechselt zum Juni
als Chefin zur Konzernmutter DSW21.
Quelle: Volker Stephan


Zum Stolz gesellt sich aber eben auch Erleichterung. „Wir glauben nicht, dass die Krise schon vorüber ist“, sagt Heike Heim. Das Gute vorweg: DEW21 will die Strompreise im Jahr 2023 stabil halten. Dies sei allerdings nicht misszuverstehen.

„Haben uns gefragt, wie es weitergehen soll“

Denn es sei unbedingt zu verhindern, dass teures Gas im Sommer zur Verstromung herhalten muss. Heike Heim verweist auf den Zusammenhang mit den Niedrigständen der Flüsse. Sie hätten das Kühlen der französischen Atomkraftwerke unmöglich gemacht, wodurch der Nachbarstaat auf Stromimporte auch aus Deutschland angewiesen war. Auch seien Kohletransporte zu den deutschen Meilern in Gefahr, wenn erneut zu wenig Wasser den Rhein und seine Geschwister hinabfließe. In Verbindung mit dem Atom-Aus hierzulande könne sich dies zu einer schweren Hypothek für das in der Grün-Transformation befindliche Energiesystem auswachsen.

Zurück zu jenen Herbstnächten, in denen Heike Heim und ihre Vorstandskollegen Peter Flosbach (technischer Geschäftsführer) und Matthias Klein-Lassek (Personal-Chef) sich unruhig hin und her wälzten. Für die DEW21, Versorger für die Region und Anbieter von Energie bundesweit, waren um bis zu 1.400 Prozent höhere Kurse an den Beschaffungsmärkten alles andere als ein Pappenstiel. Als die Spirale sich immer weiter nach oben drehte, „haben wir uns ungläubig gefragt, wie das alles nur weitergehen soll“, sagt Arbeitsdirektor Matthias Klein-Lassek.

Stadtwerke reklamieren in solchen Extremsituationen häufig für sich, „vorausschauend“ und „nachhaltig“ einzukaufen und daher Tarife maßvoll anpassen zu können. Heike Heim erklärt, welche Initiativen die Auswirkungen der Preisexplosion perspektivisch dämpfen sollen. „Wir haben die Anzahl unserer 1a-Lieferanten deutlich gesteigert“, sagt die DEW21-Chefin. Aus 16 Handelspartnern sind heute 27 geworden. Die Dortmunder decken sich beispielsweise nicht mehr nur „strukturiert“ am außerbörslichen OTC-Markt ein, sondern auch mit Augenmaß an der Strombörse.

Nachfolge von Heike Heim weiter ungeklärt

Über bis zu drei Jahre erstrecken sich üblicherweise derlei Kontrakte mit den Lieferanten. Diese Drittelbeschaffung erlaubt Versorgern wie den DEW21, die Preise über entsprechende Mischkalkulationen festzulegen. Das heißt aber auch, „dass wir das Drittel dieses monströsen Jahres 2022 noch nicht an die Endkunden weitergegeben haben“, so Heike Heim. Von daher ist die Preisstabilität für 2023 nur eine Momentaufnahme. Über die Jahre ab 2024 lasse sich derzeit nur spekulieren, so Heike Heim.

Die "Energiemanagerin des Jahres" 2022, von einer Jury auf Initiative von Energie & Management gekürt, muss für die kommenden Geschäftsjahre der DEW21 gleichwohl nicht länger direkt den Kopf hinhalten. Heike Heim, 2017 vom Vorstandsvorsitz der Energieversorgung Offenbach in den Ruhrpott gewechselt, klettert die Karriereleiter erneut ein Stück höher. Am 1. Juni 2023 übernimmt sie den Chefinnen-Sessel bei den Dortmunder Stadtwerken (DSW21), der kommunalen Konzernmutter. „Gute Abschiede sind immer von einem lachenden und einem weinenden Auge begleitet“, sagt die Diplom-Wirtschaftsingenieurin dazu auf Nachfrage unserer Redaktion. Ob sich das Binnenverhältnis zu den Kollegen Flosbach und Klein-Lassek verändere, diese Frage moderiert Heike Heim charmant weg. „Ich bleibe den beiden ja über meinen Sitz im Aufsichtsrat verbunden.“
 

Die Nachfolge Heike Heims ist unterdessen ungeklärt. Gemäß Absprache zwischen Sozialdemokraten und Grünen im Stadtparlament fällt das Vorschlagsrecht für die DEW21-Führung nun der Öko-Partei zu. Heim selbst war die Wunschkandidatin der SPD für die Stadtwerke-Konzernleitung. Dass die Energie- und Wasserversorgung GmbH ohne Verzögerung ebenfalls zum Juni den vakanten Posten nachbesetzt, gilt in Dortmund als nahezu ausgeschlossen.

Dienstag, 18.04.2023, 17:00 Uhr
Volker Stephan

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