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Energie & Management > Wärmenetz - Umfrage: Stadtwerke forcieren Ausbau grüner Wärmenetze
Quelle: Shutterstock / Ayrat A
Wärmenetz

Umfrage: Stadtwerke forcieren Ausbau grüner Wärmenetze

Aufbruchsignal für die Wärmewende: Nach einer aktuellen Umfrage planen zahlreiche Stadtwerke, in den nächsten Jahren mindestens ein neues, grünes Wärmenetz zu errichten.
Das Ziel ist noch in weiter Ferne, doch in die Sache kommt zusehends Bewegung: Der Fernwärmebedarf für Heizen und Warmwasser steigt nach Berechnungen bis 2045 um 60 Prozent, der Anteil der Fernwärme am Wärmemix soll sich bis dahin verdoppeln. Danach müssten jährlich eine Leistung von 1,6 Milliarden kWh und 800 Trassenkilometer installiert werden. Eine Umfrage des Unternehmens Kelvin Green, eine Ausgründung der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (Deneff), zeigt jetzt: Wärmenetze sind bei vielen Stadtwerken bereits „integraler Bestandteil der Strategie zur Dekarbonisierung der Wärme“.

Rund 800 Wärmeversorger hatte Kelvin Green angeschrieben, knapp zehn Prozent, überwiegend kleine Kommunalversorger, haben an der Umfrage teilgenommen. Etwa zwei Drittel von ihnen hat aktuell ein oder bis zu vier Netze, ein Drittel betreibt mehr als fünf. Kumuliert kamen die Unternehmen im vergangenen Jahr auf Jahreswärmemenge von 15 Milliarden kWh. Im laufenden Jahr, so ihre Planungen, soll die erzeugte Jahresmenge um 18 Prozent wachsen.

Ärmel hoch für Dekarbonisierung

Fast drei Viertel der Befragten wollen binnen der kommenden fünf Jahre „mindestens ein neues, grünes Wärmenetz“ errichten. Im Schnitt seien es 3,2 neue Netze, heißt es. Geplant seien insgesamt 700 neue Trassenkilometer und eine zusätzliche Wärmemenge von 5 Milliarden kWh.

Nach den Herausforderungen gefragt, vor die sich gestellt sehen, nennen die Stadtwerke die wirtschaftliche Umsetzung der Transformation an erster Stelle. 75 Prozent rechnen mit spitzem Bleistift. Kopfzerbrechen bereitet demnach vor allem die Wirtschaftlichkeit der Investitionen und die Frage nach fairen Wärmepreisen. 17 Prozent der Umfrageteilnehmer verweisen auf Knackpunkte bei der Finanzierung.
 
Mehr als die Hälfte der Versorger hebt organisatorische Herausforderung hervor. Als problematisch wahrgenommen wird insbesondere der „enge Zeitrahmen“, den die Politik abgesteckt hat. Unter den technischen Herausforderung sticht in der Erhebung die Frage nach der Verfügbarkeit von erneuerbaren Wärmequellen hervor.

Staatliche Förderung als „zentrales Element“

Doch all das verstellt nicht den Blick auf Chancen, die man sich von der Wärmewende verspricht. Mehr als 90 Prozent sehen in der Transformation ökonomisches Potenzial: Allen voran die Entwicklung langfristiger Geschäftsfelder (37 Prozent der Befragten). Mit 34 Prozent erwarten fast genauso so viele eine verbesserte Kundenbindung. Für 9 Prozent spielt der Ersatz des Gasgeschäfts eine Rolle.

Die helfende Hand des Staates greift nach der Umfrage mehr und mehr. Die Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW) spiele gerade im Hinblick auf die ökonomischen Herausforderungen eine große Rolle, resümiert man bei Kelvin Green: „94 Prozent der Befragten möchten für ihr Bestandsnetz einen geförderten Transformationsplan erstellen und 89 Prozent eine Machbarkeitsstudie für die geplanten neuen Netze.“ Damit sei „die BEW-Förderung als zentrales Element, auch für die Wirtschaftlichkeit der grünen Wärmenetze, in der Branche etabliert“. Knapp 60 Prozent der Stadtwerke haben laut Erhebung für ihre Bestandsnetze mindestens schon einen Antrag für den Transformationsplan in Arbeit oder sind schon weiter.

Ein klares Bild zeigt sich für die Technologien, die die Stadtwerke bei die Transformation favorisieren. Sowohl für neue Netze wie auch den Bestand sind Großwärmepumpen die Nummer eins unter den geplanten Lösungen. Im Bestand rangiere die Kombination aus Wärmepumpe plus Wasserquelle vorne. Für neue Netze sei es die Kombination mit oberflächennaher Geothermie. Was den Bestand angeht, richten sich die Hoffnungen auch auf Wasserstoff – 45 Prozent nennen diesen Energieträger. Bei neuen Netzen dagegen denken lediglich 25 Prozent an Wasserstoff, der Fokus liege hier auf BEW-förderfähigen Technologien.

Steigende Komplexität

Entsprechend klar spiegelt sich Entwicklung der Netztechnologie in der Umfrage wider. Fast 80 Prozent der Stadtwerke haben Niedertemperaturnetze in Planung. Nur 14 Prozent sagen, dass sie ein neues Netz mit mehr als 90 Grad Celsius installieren. Hybride Netze für kombinierte Wärme- und Kälteversorgung sind derzeit gerade einmal für 7 Prozent ein Thema.

Deutlich zunehmen wird die „Komplexität“ der Wärmenetze. Während heute in den meisten Fällen eine Kraft-Wärme-Kopplungsanlage in Kombination mit einem Gas- oder Ölkessel zur Spitzenlastsicherung eingesetzt werde, „planen die Befragten künftig mit durchschnittlich rund vier unterschiedlichen zusätzlichen Wärmeerzeugungstechnologien“, heißt es.

Als grundlegende Voraussetzung für einen effizienten Betrieb gilt die Digitalisierung. Ob intelligente Steuerung, Übergabestationen oder digitale Zwillinge − die Stadtwerke schreiben den verschiedenen Einsatzgebieten „sehr hohe Potenziale zu“, so Kelvin Green in seiner Umfrage.

Die Umfrage steht als kostenfreier Download bereit: "Grüne Wärmenetze"

Montag, 12.06.2023, 14:56 Uhr
Manfred Fischer
Energie & Management > Wärmenetz - Umfrage: Stadtwerke forcieren Ausbau grüner Wärmenetze
Quelle: Shutterstock / Ayrat A
Wärmenetz
Umfrage: Stadtwerke forcieren Ausbau grüner Wärmenetze
Aufbruchsignal für die Wärmewende: Nach einer aktuellen Umfrage planen zahlreiche Stadtwerke, in den nächsten Jahren mindestens ein neues, grünes Wärmenetz zu errichten.
Das Ziel ist noch in weiter Ferne, doch in die Sache kommt zusehends Bewegung: Der Fernwärmebedarf für Heizen und Warmwasser steigt nach Berechnungen bis 2045 um 60 Prozent, der Anteil der Fernwärme am Wärmemix soll sich bis dahin verdoppeln. Danach müssten jährlich eine Leistung von 1,6 Milliarden kWh und 800 Trassenkilometer installiert werden. Eine Umfrage des Unternehmens Kelvin Green, eine Ausgründung der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (Deneff), zeigt jetzt: Wärmenetze sind bei vielen Stadtwerken bereits „integraler Bestandteil der Strategie zur Dekarbonisierung der Wärme“.

Rund 800 Wärmeversorger hatte Kelvin Green angeschrieben, knapp zehn Prozent, überwiegend kleine Kommunalversorger, haben an der Umfrage teilgenommen. Etwa zwei Drittel von ihnen hat aktuell ein oder bis zu vier Netze, ein Drittel betreibt mehr als fünf. Kumuliert kamen die Unternehmen im vergangenen Jahr auf Jahreswärmemenge von 15 Milliarden kWh. Im laufenden Jahr, so ihre Planungen, soll die erzeugte Jahresmenge um 18 Prozent wachsen.

Ärmel hoch für Dekarbonisierung

Fast drei Viertel der Befragten wollen binnen der kommenden fünf Jahre „mindestens ein neues, grünes Wärmenetz“ errichten. Im Schnitt seien es 3,2 neue Netze, heißt es. Geplant seien insgesamt 700 neue Trassenkilometer und eine zusätzliche Wärmemenge von 5 Milliarden kWh.

Nach den Herausforderungen gefragt, vor die sich gestellt sehen, nennen die Stadtwerke die wirtschaftliche Umsetzung der Transformation an erster Stelle. 75 Prozent rechnen mit spitzem Bleistift. Kopfzerbrechen bereitet demnach vor allem die Wirtschaftlichkeit der Investitionen und die Frage nach fairen Wärmepreisen. 17 Prozent der Umfrageteilnehmer verweisen auf Knackpunkte bei der Finanzierung.
 
Mehr als die Hälfte der Versorger hebt organisatorische Herausforderung hervor. Als problematisch wahrgenommen wird insbesondere der „enge Zeitrahmen“, den die Politik abgesteckt hat. Unter den technischen Herausforderung sticht in der Erhebung die Frage nach der Verfügbarkeit von erneuerbaren Wärmequellen hervor.

Staatliche Förderung als „zentrales Element“

Doch all das verstellt nicht den Blick auf Chancen, die man sich von der Wärmewende verspricht. Mehr als 90 Prozent sehen in der Transformation ökonomisches Potenzial: Allen voran die Entwicklung langfristiger Geschäftsfelder (37 Prozent der Befragten). Mit 34 Prozent erwarten fast genauso so viele eine verbesserte Kundenbindung. Für 9 Prozent spielt der Ersatz des Gasgeschäfts eine Rolle.

Die helfende Hand des Staates greift nach der Umfrage mehr und mehr. Die Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW) spiele gerade im Hinblick auf die ökonomischen Herausforderungen eine große Rolle, resümiert man bei Kelvin Green: „94 Prozent der Befragten möchten für ihr Bestandsnetz einen geförderten Transformationsplan erstellen und 89 Prozent eine Machbarkeitsstudie für die geplanten neuen Netze.“ Damit sei „die BEW-Förderung als zentrales Element, auch für die Wirtschaftlichkeit der grünen Wärmenetze, in der Branche etabliert“. Knapp 60 Prozent der Stadtwerke haben laut Erhebung für ihre Bestandsnetze mindestens schon einen Antrag für den Transformationsplan in Arbeit oder sind schon weiter.

Ein klares Bild zeigt sich für die Technologien, die die Stadtwerke bei die Transformation favorisieren. Sowohl für neue Netze wie auch den Bestand sind Großwärmepumpen die Nummer eins unter den geplanten Lösungen. Im Bestand rangiere die Kombination aus Wärmepumpe plus Wasserquelle vorne. Für neue Netze sei es die Kombination mit oberflächennaher Geothermie. Was den Bestand angeht, richten sich die Hoffnungen auch auf Wasserstoff – 45 Prozent nennen diesen Energieträger. Bei neuen Netzen dagegen denken lediglich 25 Prozent an Wasserstoff, der Fokus liege hier auf BEW-förderfähigen Technologien.

Steigende Komplexität

Entsprechend klar spiegelt sich Entwicklung der Netztechnologie in der Umfrage wider. Fast 80 Prozent der Stadtwerke haben Niedertemperaturnetze in Planung. Nur 14 Prozent sagen, dass sie ein neues Netz mit mehr als 90 Grad Celsius installieren. Hybride Netze für kombinierte Wärme- und Kälteversorgung sind derzeit gerade einmal für 7 Prozent ein Thema.

Deutlich zunehmen wird die „Komplexität“ der Wärmenetze. Während heute in den meisten Fällen eine Kraft-Wärme-Kopplungsanlage in Kombination mit einem Gas- oder Ölkessel zur Spitzenlastsicherung eingesetzt werde, „planen die Befragten künftig mit durchschnittlich rund vier unterschiedlichen zusätzlichen Wärmeerzeugungstechnologien“, heißt es.

Als grundlegende Voraussetzung für einen effizienten Betrieb gilt die Digitalisierung. Ob intelligente Steuerung, Übergabestationen oder digitale Zwillinge − die Stadtwerke schreiben den verschiedenen Einsatzgebieten „sehr hohe Potenziale zu“, so Kelvin Green in seiner Umfrage.

Die Umfrage steht als kostenfreier Download bereit: "Grüne Wärmenetze"

Montag, 12.06.2023, 14:56 Uhr
Manfred Fischer

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