E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Tschechische Republik - Tschechien will bis 2033 aus der Kohle raus
Quelle: Fotolia / aldorado
Tschechische Republik

Tschechien will bis 2033 aus der Kohle raus

Die tschechische Regierung will bis 2033 umgerechnet 50 Milliarden Euro in die Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen stecken. Sächsische Politiker behindern derweil Windprojekte.
Die tschechischen Mittel von umgerechnet 50 Milliarden Euro sollen aus fünf neu aufgelegten nationalen Fonds fließen. Wichtigstes Vorhaben ist die Transformation der drei nordböhmischen Kohleregionen über das Programm "Gerechter Umbau". Durch die Abschaltung von Kohlekraftwerken und die Modernisierung der Heizungsindustrie sollen mehr als 20 Millionen Tonnen Treibhausgase pro Jahr eingespart werden, so eine Sprecherin des Prager Umweltministeriums.

Auch der Wärmesektor stehe vor einem grundlegenden Wandel. Konkrete Schritte würden in einem Energiekonzept benannt, das die Regierung bis Jahresende vorlegen will, hieß es.

Der Kraftakt der Regierung ist sicher auch dadurch motiviert, dass Tschechien aktuell nicht auf 1,7 ​Milliarden Euro EU-Gelder zugreifen kann, die Brüssel zur Unterstützung der Kohleregionen Karlsbad (Karlovy Vary), Mährisch-Schlesien und Usti nad Labem (Aussig) beim Übergang zu einer klimafreundlichen Wirtschaft zugesagt hatte. Die Zurückhaltung der EU-Kommission wird damit begründet, dass das Kabinett in Prag bislang keine greifbaren Maßnahmen zur Umsetzung seines Programms zur Dekarbonisierung unternommen habe.

Der konservative Ministerpräsident Petr Fiala will den Kohleausstieg bis spätestens 2033 vollziehen. Kohle ist bisher der wichtigste Energieträger in Tschechien und verursacht etwa 40 Prozent der Treibhausgas-Emissionen des mittelosteuropäischen Landes. Eine nachhaltige Alternative zu Kohle sehen führende tschechische Politiker vor allem in der Kernenergie.

Darüber würden Investitionen in erneuerbare Energien sträflich vernachlässigt, kritisiert Matus Pull, Nachhaltigkeitsmanager bei der Ceska sporitelna, der tschechischen Sparkasse. Noch nie habe es in der Tschechischen Republik weniger Anstrengungen gegeben, den Anteil Regenerativer am nationalen Energiemix zu erhöhen. Derzeit trügen sie nicht einmal ein Fünftel zur Stromerzeugung bei, womit das Land in der Europäischen Union deutlich hinterherhinke. Dabei sei es möglich, den Ökoenergie-Anteil zu verdoppeln, und die Banken seien auch bereit, dies zu finanzieren.

Zusätzlich zu den von der Regierung in Prag avisierten Geldern stehen in den böhmisch-sächsischen Grenzregionen für Klima- und Umweltschutz bis 2027 Mittel aus dem europäischen Kooperationsprogramm Interreg zur Verfügung. Insgesamt lassen sich rund 142 Millionen Euro abrufen; für die Energiewende sollen knapp 40 Millionen Euro verwendet werden.

Sächsische Politiker gegen tschechische Windkraft

Vorgesehen ist beispielsweise die Umrüstung des Kohlekraftwerks Ustek, wofür derzeit eine Ausschreibung läuft. Die Verantwortlichen in der Region Usti würden im Erzgebirge auch gern Windkraftanlagen bauen. Dies scheitere derzeit aber an den Einwänden von sächsischen Lokalpolitikern, die den Bau von Kraftwerken direkt in den Bergen ablehnten.

An der Jan-Evangelista-Purkyne-Universität in Usti nad Labem wird außerdem erstmals in der Tschechischen Republik ein Studiengang "Grüne Transformation" eingerichtet.

Dienstag, 22.08.2023, 11:48 Uhr
Karin Rogalska
Energie & Management > Tschechische Republik - Tschechien will bis 2033 aus der Kohle raus
Quelle: Fotolia / aldorado
Tschechische Republik
Tschechien will bis 2033 aus der Kohle raus
Die tschechische Regierung will bis 2033 umgerechnet 50 Milliarden Euro in die Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen stecken. Sächsische Politiker behindern derweil Windprojekte.
Die tschechischen Mittel von umgerechnet 50 Milliarden Euro sollen aus fünf neu aufgelegten nationalen Fonds fließen. Wichtigstes Vorhaben ist die Transformation der drei nordböhmischen Kohleregionen über das Programm "Gerechter Umbau". Durch die Abschaltung von Kohlekraftwerken und die Modernisierung der Heizungsindustrie sollen mehr als 20 Millionen Tonnen Treibhausgase pro Jahr eingespart werden, so eine Sprecherin des Prager Umweltministeriums.

Auch der Wärmesektor stehe vor einem grundlegenden Wandel. Konkrete Schritte würden in einem Energiekonzept benannt, das die Regierung bis Jahresende vorlegen will, hieß es.

Der Kraftakt der Regierung ist sicher auch dadurch motiviert, dass Tschechien aktuell nicht auf 1,7 ​Milliarden Euro EU-Gelder zugreifen kann, die Brüssel zur Unterstützung der Kohleregionen Karlsbad (Karlovy Vary), Mährisch-Schlesien und Usti nad Labem (Aussig) beim Übergang zu einer klimafreundlichen Wirtschaft zugesagt hatte. Die Zurückhaltung der EU-Kommission wird damit begründet, dass das Kabinett in Prag bislang keine greifbaren Maßnahmen zur Umsetzung seines Programms zur Dekarbonisierung unternommen habe.

Der konservative Ministerpräsident Petr Fiala will den Kohleausstieg bis spätestens 2033 vollziehen. Kohle ist bisher der wichtigste Energieträger in Tschechien und verursacht etwa 40 Prozent der Treibhausgas-Emissionen des mittelosteuropäischen Landes. Eine nachhaltige Alternative zu Kohle sehen führende tschechische Politiker vor allem in der Kernenergie.

Darüber würden Investitionen in erneuerbare Energien sträflich vernachlässigt, kritisiert Matus Pull, Nachhaltigkeitsmanager bei der Ceska sporitelna, der tschechischen Sparkasse. Noch nie habe es in der Tschechischen Republik weniger Anstrengungen gegeben, den Anteil Regenerativer am nationalen Energiemix zu erhöhen. Derzeit trügen sie nicht einmal ein Fünftel zur Stromerzeugung bei, womit das Land in der Europäischen Union deutlich hinterherhinke. Dabei sei es möglich, den Ökoenergie-Anteil zu verdoppeln, und die Banken seien auch bereit, dies zu finanzieren.

Zusätzlich zu den von der Regierung in Prag avisierten Geldern stehen in den böhmisch-sächsischen Grenzregionen für Klima- und Umweltschutz bis 2027 Mittel aus dem europäischen Kooperationsprogramm Interreg zur Verfügung. Insgesamt lassen sich rund 142 Millionen Euro abrufen; für die Energiewende sollen knapp 40 Millionen Euro verwendet werden.

Sächsische Politiker gegen tschechische Windkraft

Vorgesehen ist beispielsweise die Umrüstung des Kohlekraftwerks Ustek, wofür derzeit eine Ausschreibung läuft. Die Verantwortlichen in der Region Usti würden im Erzgebirge auch gern Windkraftanlagen bauen. Dies scheitere derzeit aber an den Einwänden von sächsischen Lokalpolitikern, die den Bau von Kraftwerken direkt in den Bergen ablehnten.

An der Jan-Evangelista-Purkyne-Universität in Usti nad Labem wird außerdem erstmals in der Tschechischen Republik ein Studiengang "Grüne Transformation" eingerichtet.

Dienstag, 22.08.2023, 11:48 Uhr
Karin Rogalska

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.