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Energie & Management > Österreich - Plädoyer für
Quelle: Fotolia / YuI
Österreich

Plädoyer für "klimaneutrales Energiesystem"

Mit erneuerbaren Energien lassen sich die Preiskrise und die Klimakrise gemeinsam lösen, hieß es bei der Energiekonferenz Epcon in Mauerbach bei Wien.
Angesichts der Turbulenzen auf den Energiemärkten hat die Burgenland Energie ihr Geschäftsmodell grundlegend überarbeitet, berichtete Vorstandschef Stephan Sharma bei der Energiekonferenz Epcon in Mauerbach bei Wien am 24. April. Sharma zufolge beruht das gegenwärtige Wirtschaftssystem "auf der Verfügbarkeit günstiger Energie, und diese haben wir in Europa nicht." Selbst die seit einigen Monaten wieder gesunkenen Preise seien etwa dreimal so hoch wie jene in den USA und in Asien, was die globale Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen nicht eben fördere. Entsprechend hohe Verunsicherung herrsche bei den Kunden von den Haushalten bis zur Industrie.

Dazu kommt laut Sharma die Klimakrise. Im Burgenland sind einige, wenn auch seichte Steppenseen bereits ausgetrocknet. Für die kommenden Monate wird mit einer weiteren Verschärfung der Lage gerechnet. Sowohl aus der Preis- als auch aus der Klimakrise sieht Sharma nur einen Ausweg: "Wir brauchen eine vollständig erneuerbare Energieversorgung. Die erneuerbaren Energien sind lokal verfügbar und günstiger als die fossilen. Und wir als Burgenland Energie möchten zeigen, dass es möglich ist, bis 2030 ein solches klimaneutrales Energiesystem zu schaffen." Vor zwei Jahren, als er seine Vorstandsfunktion antrat, habe diese Umgestaltung begonnen, schilderte Sharma. Mittlerweile biete sein Unternehmen eine Reihe einschlägiger Produkte und Dienstleistungen an: "Und es zeigt sich: Dieser Weg ist der richtige."

An Herausforderungen mangelt es indessen nicht, warnte Sharma: Rund 60 bis 70 Prozent der für die Energiewende benötigten Anlagen und Komponenten würden derzeit aus Asien importiert: "Das heißt, wir ersetzen unsere Abhängigkeit von der Einfuhr fossiler Energieträger durch die Abhängigkeit von Technologieimporten." Umso wichtiger wäre es laut Sharma, die einschlägig tätige europäische Industrie zu unterstützen. Die USA hätten diesen Weg unter anderem mit dem Inflation Reduction Act bereits eingeschlagen, die europäische Politik "schläft zumindest zum Teil noch". Sharma plädierte dafür, die Energiewende als "Chance" zu begreifen: "Vor uns liegt das größte Infrastrukturprogramm seit dem Zweiten Weltkrieg. Dieses bietet uns die Möglichkeit, die Preiskrise im Energiebereich und die Klimakrise gemeinsam zu lösen."

Ähnlich argumentierte Brigitte Bach, die noch bis Jahresende im Vorstand der Salzburg AG tätig ist. Auch ihr Unternehmen hat sich dem Ausbau der erneuerbaren Energien verschrieben, von der Wasserkraft bis zur Photovoltaik: "Das Problem ist: Die Genehmigungsverfahren dauern nach wie vor zu lange." Notwendig wäre Bach zufolge "ein gemeinsames Bild, wie eine klimaneutrale Energieversorgung für Österreich und für Europa aussehen kann." In der Folge müssten die Politik und die Energiewirtschaft "in einen gut gemachten Dialog mit der Bevölkerung treten. Denn ohne deren Akzeptanz gelingt die Energiewende nicht."

Österreich: Position als Gashub steht infrage

Mit den Perspektiven der Gasversorgung Europas im Allgemeinen und Österreichs im Besonderen befasste sich Alfons Haber, der Vorstand der Regulierungsbehörde E-Control. Infolge der schwachen Nachfrage nach LNG in Asien im vergangenen Jahr konnte Europa seine Einfuhren steigern. Insgesamt erhöhten sich die Importe gegenüber 2021 um rund 60 Prozent auf 121 Millionen Tonnen. Neue Terminals wurden errichtet, vor allem im Nordwesten Europas. In der Folge veränderten sich die Gasflüsse erheblich. Und das bedeutete auch für Österreich bedeutende Umstellungen, betonte Haber: "Bisher sah sich Österreich als Hub, auf dem Gasflüsse zusammenkamen und weitergeleitet wurden." Nun stehe diese über Jahrzehnte gewohnte Positionierung infrage.

Statt Gas aus Russland insbesondere nach Italien und Deutschland weiterzuleiten, gelte es, sich neu auszurichten. Österreich verfüge über Leitungskapazitäten, um etwa 90 Milliarden kWh Gas aus Deutschland respektive Nordwesteuropa sowie weitere 70 Milliarden kWh über Italien zu importieren. Mittel- bis langfristig ist es laut Haber ratsam, Infrastrukturen für den Import und den Transit von (grünem) Wasserstoff zu schaffen.

Was die Gaspreise betrifft, geht Haber bis etwa Ende 2024 von einem Niveau von rund 50 bis 60 Euro/MWh aus. In der Folge sollten zusätzlich auf den Markt kommende LNG-Mengen "weltweit zu einem höheren Angebot und damit weiter sinkenden Preisen führen."

Montag, 24.04.2023, 15:07 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich - Plädoyer für
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Österreich
Plädoyer für "klimaneutrales Energiesystem"
Mit erneuerbaren Energien lassen sich die Preiskrise und die Klimakrise gemeinsam lösen, hieß es bei der Energiekonferenz Epcon in Mauerbach bei Wien.
Angesichts der Turbulenzen auf den Energiemärkten hat die Burgenland Energie ihr Geschäftsmodell grundlegend überarbeitet, berichtete Vorstandschef Stephan Sharma bei der Energiekonferenz Epcon in Mauerbach bei Wien am 24. April. Sharma zufolge beruht das gegenwärtige Wirtschaftssystem "auf der Verfügbarkeit günstiger Energie, und diese haben wir in Europa nicht." Selbst die seit einigen Monaten wieder gesunkenen Preise seien etwa dreimal so hoch wie jene in den USA und in Asien, was die globale Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen nicht eben fördere. Entsprechend hohe Verunsicherung herrsche bei den Kunden von den Haushalten bis zur Industrie.

Dazu kommt laut Sharma die Klimakrise. Im Burgenland sind einige, wenn auch seichte Steppenseen bereits ausgetrocknet. Für die kommenden Monate wird mit einer weiteren Verschärfung der Lage gerechnet. Sowohl aus der Preis- als auch aus der Klimakrise sieht Sharma nur einen Ausweg: "Wir brauchen eine vollständig erneuerbare Energieversorgung. Die erneuerbaren Energien sind lokal verfügbar und günstiger als die fossilen. Und wir als Burgenland Energie möchten zeigen, dass es möglich ist, bis 2030 ein solches klimaneutrales Energiesystem zu schaffen." Vor zwei Jahren, als er seine Vorstandsfunktion antrat, habe diese Umgestaltung begonnen, schilderte Sharma. Mittlerweile biete sein Unternehmen eine Reihe einschlägiger Produkte und Dienstleistungen an: "Und es zeigt sich: Dieser Weg ist der richtige."

An Herausforderungen mangelt es indessen nicht, warnte Sharma: Rund 60 bis 70 Prozent der für die Energiewende benötigten Anlagen und Komponenten würden derzeit aus Asien importiert: "Das heißt, wir ersetzen unsere Abhängigkeit von der Einfuhr fossiler Energieträger durch die Abhängigkeit von Technologieimporten." Umso wichtiger wäre es laut Sharma, die einschlägig tätige europäische Industrie zu unterstützen. Die USA hätten diesen Weg unter anderem mit dem Inflation Reduction Act bereits eingeschlagen, die europäische Politik "schläft zumindest zum Teil noch". Sharma plädierte dafür, die Energiewende als "Chance" zu begreifen: "Vor uns liegt das größte Infrastrukturprogramm seit dem Zweiten Weltkrieg. Dieses bietet uns die Möglichkeit, die Preiskrise im Energiebereich und die Klimakrise gemeinsam zu lösen."

Ähnlich argumentierte Brigitte Bach, die noch bis Jahresende im Vorstand der Salzburg AG tätig ist. Auch ihr Unternehmen hat sich dem Ausbau der erneuerbaren Energien verschrieben, von der Wasserkraft bis zur Photovoltaik: "Das Problem ist: Die Genehmigungsverfahren dauern nach wie vor zu lange." Notwendig wäre Bach zufolge "ein gemeinsames Bild, wie eine klimaneutrale Energieversorgung für Österreich und für Europa aussehen kann." In der Folge müssten die Politik und die Energiewirtschaft "in einen gut gemachten Dialog mit der Bevölkerung treten. Denn ohne deren Akzeptanz gelingt die Energiewende nicht."

Österreich: Position als Gashub steht infrage

Mit den Perspektiven der Gasversorgung Europas im Allgemeinen und Österreichs im Besonderen befasste sich Alfons Haber, der Vorstand der Regulierungsbehörde E-Control. Infolge der schwachen Nachfrage nach LNG in Asien im vergangenen Jahr konnte Europa seine Einfuhren steigern. Insgesamt erhöhten sich die Importe gegenüber 2021 um rund 60 Prozent auf 121 Millionen Tonnen. Neue Terminals wurden errichtet, vor allem im Nordwesten Europas. In der Folge veränderten sich die Gasflüsse erheblich. Und das bedeutete auch für Österreich bedeutende Umstellungen, betonte Haber: "Bisher sah sich Österreich als Hub, auf dem Gasflüsse zusammenkamen und weitergeleitet wurden." Nun stehe diese über Jahrzehnte gewohnte Positionierung infrage.

Statt Gas aus Russland insbesondere nach Italien und Deutschland weiterzuleiten, gelte es, sich neu auszurichten. Österreich verfüge über Leitungskapazitäten, um etwa 90 Milliarden kWh Gas aus Deutschland respektive Nordwesteuropa sowie weitere 70 Milliarden kWh über Italien zu importieren. Mittel- bis langfristig ist es laut Haber ratsam, Infrastrukturen für den Import und den Transit von (grünem) Wasserstoff zu schaffen.

Was die Gaspreise betrifft, geht Haber bis etwa Ende 2024 von einem Niveau von rund 50 bis 60 Euro/MWh aus. In der Folge sollten zusätzlich auf den Markt kommende LNG-Mengen "weltweit zu einem höheren Angebot und damit weiter sinkenden Preisen führen."

Montag, 24.04.2023, 15:07 Uhr
Klaus Fischer

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