E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Bilanz - Offshore-Pleiteprojekt schmälert Vattenfalls Gewinn
Quelle: Fotolia / Minerva Studio
Bilanz

Offshore-Pleiteprojekt schmälert Vattenfalls Gewinn

Kraftstrotzend bei deutschen Privatkunden, etwas ernüchtert bei Offshore-Wind: Vattenfall hat ein erstes Halbjahr mit Höhen und Tiefen absolviert. Der Umsatz steigt, der Gewinn nicht.
Vattenfall weint seinem Meereswindpark-Projekt „Norfolk Boreas“ vor Großbritannien eine Träne nach, eine dicke Träne im Wert von umgerechnet 478 Millionen Euro. Der Abschied von diesem eingestellten Offshore-Vorhaben mit entsprechender Wertminderung belastet das Halbjahresergebnis der Schweden so sehr, dass sie bei zwar gestiegenem Umsatz einen Rückgang beim Gewinn hinnehmen mussten.

Der Staatskonzern vermeldet am 20. Juli damit ein starkes Umsatzplus um 47 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 13,8 Milliarden Euro. Der Gewinn beläuft sich auf 603 Millionen Euro und liegt damit etwa ein Drittel unter dem Ergebnis des ersten Halbjahres 2022 (900 Millionen Euro).

An der Relevanz des Windkraft-Geschäfts allgemein lässt Vattenfall-Chefin Anna Borg bei der Präsentation des Geschäftsberichts allerdings keinen Zweifel zu. Über die vergangene Dekade habe das Unternehmen ein profitables Geschäft aufgebaut, das insgesamt über diesen Zeitraum Gewinne von rund 1,5 Milliarden Euro erbracht habe.

Gleichwohl stehen auch die weiteren Offshore-Projekte in der Norfolk-Zone, Vanguard East und West, unter besonderer Beobachtung, so Anna Borg. Die Offshore-Windenergie mit ihrer Lieferkette sei durch die geopolitische Lage „besonders verwundbar“ geworden, hinzu kämen die höhere Inflation und der gestiegene Kapitalaufwand. Vattenfall rechne insgesamt mit einer Kostensteigerung von bis zu 40 Prozent.

Großbritannien ist aber auch ein Erfolgspflaster, was Anna Borgs Verweis auf den fertiggestellten Onshore-Windpark South Kyle belegen soll. Der Meeres-Windpark „Hollandse Kust Zuid“ vor der Küste der Niederlande ist inzwischen ebenfalls gebaut.

In Deutschland unter den drei Platzhirschen bei Privatkunden

Deutschland schenkt Anna Borg in ihrem Rückblick besondere Beachtung. Das liegt nicht zuletzt an dem Wachstum im Strom- und Gasvertrieb. Die Marke von fünf Millionen Privatkunden sei inzwischen überschritten, das sichere Vattenfall einen Platz unter den „Top drei“ der Energieversorger in Deutschland. Auch baue das Unternehmen seine Solaraktivitäten weiter aus (siehe auch Bericht "Vattenfall kauft Solizer Deutschland").

Das Ergebnis sei insgesamt auch belastet durch niedrigere Marktpreise im Vergleich zum Krisenjahr 2022. Die Strompreise in Skandinavien hätten sich beinahe halbiert, auch auf dem europäischen Kontinent spielte die Stromerzeugung weniger Geld ein. Die Preisabsicherungen seien hier weniger effektiv gewesen als in den nordischen Staaten, so Anna Borg.

Stolz schwingt bei der Schwedin mit, wenn sie auf den Klimaneutralitätspfad des Unternehmens zu sprechen kommt. Im Juni sei Vattenfall einer von weltweit nur neun Konzernen, die ihre Netto-Null-Emissionsziele bis 2040 der Prüfung durch die "Science Based Target Initiative" (SBTI) unterziehen lasse.

Zur Dekarbonisierungsstrategie zählt bei Vattenfall auch weiter die Kernkraft. Eine Machbarkeitsstudie zum Neubau von kleinen, modularen Kernreaktoren in Schweden soll bis Ende des Jahres vorliegen. „Neue Kernenergie wird neben anderen fossilfreien Energiequellen eine entscheidende Rolle dabei spielen, dass Schweden die steigende Nachfrage nach Strom langfristig decken kann“, so Anna Borg.

Donnerstag, 20.07.2023, 17:06 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Bilanz - Offshore-Pleiteprojekt schmälert Vattenfalls Gewinn
Quelle: Fotolia / Minerva Studio
Bilanz
Offshore-Pleiteprojekt schmälert Vattenfalls Gewinn
Kraftstrotzend bei deutschen Privatkunden, etwas ernüchtert bei Offshore-Wind: Vattenfall hat ein erstes Halbjahr mit Höhen und Tiefen absolviert. Der Umsatz steigt, der Gewinn nicht.
Vattenfall weint seinem Meereswindpark-Projekt „Norfolk Boreas“ vor Großbritannien eine Träne nach, eine dicke Träne im Wert von umgerechnet 478 Millionen Euro. Der Abschied von diesem eingestellten Offshore-Vorhaben mit entsprechender Wertminderung belastet das Halbjahresergebnis der Schweden so sehr, dass sie bei zwar gestiegenem Umsatz einen Rückgang beim Gewinn hinnehmen mussten.

Der Staatskonzern vermeldet am 20. Juli damit ein starkes Umsatzplus um 47 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 13,8 Milliarden Euro. Der Gewinn beläuft sich auf 603 Millionen Euro und liegt damit etwa ein Drittel unter dem Ergebnis des ersten Halbjahres 2022 (900 Millionen Euro).

An der Relevanz des Windkraft-Geschäfts allgemein lässt Vattenfall-Chefin Anna Borg bei der Präsentation des Geschäftsberichts allerdings keinen Zweifel zu. Über die vergangene Dekade habe das Unternehmen ein profitables Geschäft aufgebaut, das insgesamt über diesen Zeitraum Gewinne von rund 1,5 Milliarden Euro erbracht habe.

Gleichwohl stehen auch die weiteren Offshore-Projekte in der Norfolk-Zone, Vanguard East und West, unter besonderer Beobachtung, so Anna Borg. Die Offshore-Windenergie mit ihrer Lieferkette sei durch die geopolitische Lage „besonders verwundbar“ geworden, hinzu kämen die höhere Inflation und der gestiegene Kapitalaufwand. Vattenfall rechne insgesamt mit einer Kostensteigerung von bis zu 40 Prozent.

Großbritannien ist aber auch ein Erfolgspflaster, was Anna Borgs Verweis auf den fertiggestellten Onshore-Windpark South Kyle belegen soll. Der Meeres-Windpark „Hollandse Kust Zuid“ vor der Küste der Niederlande ist inzwischen ebenfalls gebaut.

In Deutschland unter den drei Platzhirschen bei Privatkunden

Deutschland schenkt Anna Borg in ihrem Rückblick besondere Beachtung. Das liegt nicht zuletzt an dem Wachstum im Strom- und Gasvertrieb. Die Marke von fünf Millionen Privatkunden sei inzwischen überschritten, das sichere Vattenfall einen Platz unter den „Top drei“ der Energieversorger in Deutschland. Auch baue das Unternehmen seine Solaraktivitäten weiter aus (siehe auch Bericht "Vattenfall kauft Solizer Deutschland").

Das Ergebnis sei insgesamt auch belastet durch niedrigere Marktpreise im Vergleich zum Krisenjahr 2022. Die Strompreise in Skandinavien hätten sich beinahe halbiert, auch auf dem europäischen Kontinent spielte die Stromerzeugung weniger Geld ein. Die Preisabsicherungen seien hier weniger effektiv gewesen als in den nordischen Staaten, so Anna Borg.

Stolz schwingt bei der Schwedin mit, wenn sie auf den Klimaneutralitätspfad des Unternehmens zu sprechen kommt. Im Juni sei Vattenfall einer von weltweit nur neun Konzernen, die ihre Netto-Null-Emissionsziele bis 2040 der Prüfung durch die "Science Based Target Initiative" (SBTI) unterziehen lasse.

Zur Dekarbonisierungsstrategie zählt bei Vattenfall auch weiter die Kernkraft. Eine Machbarkeitsstudie zum Neubau von kleinen, modularen Kernreaktoren in Schweden soll bis Ende des Jahres vorliegen. „Neue Kernenergie wird neben anderen fossilfreien Energiequellen eine entscheidende Rolle dabei spielen, dass Schweden die steigende Nachfrage nach Strom langfristig decken kann“, so Anna Borg.

Donnerstag, 20.07.2023, 17:06 Uhr
Volker Stephan

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.