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Energie & Management > Windkraft Offshore - Orsted erleidet Schiffbruch vor den USA
Quelle: Shutterstock
Windkraft Offshore

Orsted erleidet Schiffbruch vor den USA

Der dänische Energiekonzern Orsted versenkt mit zwei Ocean-Wind-Projekten Milliarden in den Gewässern der USA, gibt aber fast zeitgleich Geld für eine andere US-Meereswindfarm frei.
Reinfall und „Revolution“ liegen im USA-Geschäft für den dänischen Ökoenergiekonzern Orsted dieser Tage dicht beieinander. Vor der Küste New Jerseys gerät ein Offshore-Projekt zum milliardenschweren Schlag ins Wasser. Das hält die Dänen aber nicht davon ab, eine neue Investition für die etwas nördlicher gelegenen Gewässer vor Rhode Island und Connecticut anzukündigen.

Die Aktienkurse von Orsted hatten am 1. November zunächst massiv (rund 25 Prozent) nachgegeben, nachdem das Unternehmen seinen kompletten Ausstieg aus den Windprojekten „Ocean Wind 1“ und „Ocean Wind 2“ mit einer Gesamtkapazität von 2.250 MW bekannt gegeben hatte. Die zuvor vermuteten Abschreibungen für das dritte Quartal des laufenden Geschäftsjahrs mussten die Dänen überraschend nach oben korrigieren − um 75 Prozent auf nunmehr 3,8 Milliarden Euro.

Damit nicht genug: Im vierten Quartal könnten noch einmal Abschreibungen bis zu einer Höhe von anderthalb Milliarden Euro hinzukommen, weil zum Beispiel Vertragsstrafen durch den Projektausstieg drohen. Orsted-Chef Mads Nipper begründete den Rückschlag während der Vorstellung der Quartalszahlen mit „Herausforderungen in der Lieferkette, Projektverzögerungen und steigenden Zinssätzen“.

Auch BP kämpft mit den Bedingungen in Nordamerika

Parallel zu diesen Ereignissen nimmt Orsted dagegen das Projekt „Revolution Wind“ in Angriff. Für die 704-MW-Windfarm vor Rhode Island und Connecticut trafen die Dänen die endgültige Investitionsentscheidung und gaben damit grünes Licht für den Baustart. Der Offshore-Wind-Park soll etwa 350.000 Haushalten in den beiden benachbarten Bundesstaaten Grünstrom liefern.

Die USA haben unter der Biden-Administration ehrgeizige Ziele und wollen bis 2030 Offshore-Parks mit einer Gesamtkapazität von 30.000 MW bauen lassen. Allerdings hadern Konzerne wie Orsted nicht nur mit dem hohen Zinsniveau in den USA. Zudem haben die Dänen es nicht vermocht, höhere Steuergutschriften mit den US-Behörden durchzusetzen. Der Staat gewährt auf Investitionen in Ökoenergien Investment Tax Credits (ITC) in Höhe von 30 Prozent. Das war Orsted bei „Ocean Wind“ nicht genug.
 
 
Der dänische Konzern kämpft nicht allein mit den Bedingungen in den USA. Mit BP erleidet auch das stark durch Mineralölgeschäfte geprägte Unternehmen gerade Schiffbruch. Im dritten Quartal musste BP eine Wertberichtigung in Höhe von umgerechnet über 500 Millionen Euro vornehmen, weil für Windparks vor dem Bundesstaat New York trotz galoppierender Inflation keine besseren Konditionen auszuhandeln waren. In der Folge musste Equinor aus Norwegen, der Projektierer dieser Windparks, ebenfalls gut 280 Millionen Euro abschreiben.

In Europa hatte Vattenfall als erstes Unternehmen die Schwierigkeiten im Offshore-Geschäft öffentlich gemacht. Die Schweden hatten im ersten Halbjahr 2023 Abstand von ihrem 1.400-MW-Projekt Norfolk Boreas vor Großbritannien genommen. Als Grund gab der Staatskonzern um 40 Prozent gestiegene Kosten an. Die Meeresfarm sollte Strom für etwa 1,5 Millionen Haushalte produzieren. Vattenfall musste 478 Millionen Euro abschreiben.

Hierzulande hat Orsted, das einige Nordsee-Windparks baut oder betreibt, inzwischen auch ein Bein auf deutschen Boden bekommen. Mit dem Aufkauf von Ostwind Erneuerbare Energien, heute Orsted Onshore, im Jahr 2022 gingen auch deren Windkraft-Projekte an Land ins Portfolio der deutschen Orsted-Tochter über.

Donnerstag, 2.11.2023, 13:21 Uhr
Volker Stephan
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Windkraft Offshore
Orsted erleidet Schiffbruch vor den USA
Der dänische Energiekonzern Orsted versenkt mit zwei Ocean-Wind-Projekten Milliarden in den Gewässern der USA, gibt aber fast zeitgleich Geld für eine andere US-Meereswindfarm frei.
Reinfall und „Revolution“ liegen im USA-Geschäft für den dänischen Ökoenergiekonzern Orsted dieser Tage dicht beieinander. Vor der Küste New Jerseys gerät ein Offshore-Projekt zum milliardenschweren Schlag ins Wasser. Das hält die Dänen aber nicht davon ab, eine neue Investition für die etwas nördlicher gelegenen Gewässer vor Rhode Island und Connecticut anzukündigen.

Die Aktienkurse von Orsted hatten am 1. November zunächst massiv (rund 25 Prozent) nachgegeben, nachdem das Unternehmen seinen kompletten Ausstieg aus den Windprojekten „Ocean Wind 1“ und „Ocean Wind 2“ mit einer Gesamtkapazität von 2.250 MW bekannt gegeben hatte. Die zuvor vermuteten Abschreibungen für das dritte Quartal des laufenden Geschäftsjahrs mussten die Dänen überraschend nach oben korrigieren − um 75 Prozent auf nunmehr 3,8 Milliarden Euro.

Damit nicht genug: Im vierten Quartal könnten noch einmal Abschreibungen bis zu einer Höhe von anderthalb Milliarden Euro hinzukommen, weil zum Beispiel Vertragsstrafen durch den Projektausstieg drohen. Orsted-Chef Mads Nipper begründete den Rückschlag während der Vorstellung der Quartalszahlen mit „Herausforderungen in der Lieferkette, Projektverzögerungen und steigenden Zinssätzen“.

Auch BP kämpft mit den Bedingungen in Nordamerika

Parallel zu diesen Ereignissen nimmt Orsted dagegen das Projekt „Revolution Wind“ in Angriff. Für die 704-MW-Windfarm vor Rhode Island und Connecticut trafen die Dänen die endgültige Investitionsentscheidung und gaben damit grünes Licht für den Baustart. Der Offshore-Wind-Park soll etwa 350.000 Haushalten in den beiden benachbarten Bundesstaaten Grünstrom liefern.

Die USA haben unter der Biden-Administration ehrgeizige Ziele und wollen bis 2030 Offshore-Parks mit einer Gesamtkapazität von 30.000 MW bauen lassen. Allerdings hadern Konzerne wie Orsted nicht nur mit dem hohen Zinsniveau in den USA. Zudem haben die Dänen es nicht vermocht, höhere Steuergutschriften mit den US-Behörden durchzusetzen. Der Staat gewährt auf Investitionen in Ökoenergien Investment Tax Credits (ITC) in Höhe von 30 Prozent. Das war Orsted bei „Ocean Wind“ nicht genug.
 
 
Der dänische Konzern kämpft nicht allein mit den Bedingungen in den USA. Mit BP erleidet auch das stark durch Mineralölgeschäfte geprägte Unternehmen gerade Schiffbruch. Im dritten Quartal musste BP eine Wertberichtigung in Höhe von umgerechnet über 500 Millionen Euro vornehmen, weil für Windparks vor dem Bundesstaat New York trotz galoppierender Inflation keine besseren Konditionen auszuhandeln waren. In der Folge musste Equinor aus Norwegen, der Projektierer dieser Windparks, ebenfalls gut 280 Millionen Euro abschreiben.

In Europa hatte Vattenfall als erstes Unternehmen die Schwierigkeiten im Offshore-Geschäft öffentlich gemacht. Die Schweden hatten im ersten Halbjahr 2023 Abstand von ihrem 1.400-MW-Projekt Norfolk Boreas vor Großbritannien genommen. Als Grund gab der Staatskonzern um 40 Prozent gestiegene Kosten an. Die Meeresfarm sollte Strom für etwa 1,5 Millionen Haushalte produzieren. Vattenfall musste 478 Millionen Euro abschreiben.

Hierzulande hat Orsted, das einige Nordsee-Windparks baut oder betreibt, inzwischen auch ein Bein auf deutschen Boden bekommen. Mit dem Aufkauf von Ostwind Erneuerbare Energien, heute Orsted Onshore, im Jahr 2022 gingen auch deren Windkraft-Projekte an Land ins Portfolio der deutschen Orsted-Tochter über.

Donnerstag, 2.11.2023, 13:21 Uhr
Volker Stephan

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