E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Gas - IEA: Europa hat 63 Prozent mehr LNG importiert
Quelle: Shutterstock / aerial motion
Gas

IEA: Europa hat 63 Prozent mehr LNG importiert

Die Lage auf den internationalen Gasmärkten hat sich nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur deutlich entspannt. Es gibt aber keine Garantie, dass das so bleibt.
Am Ende der Heizperiode in Westeuropa sind die Gasspeicher so gut gefüllt wie lange nicht. Der vergleichsweise milde Winter und richtige Maßnahmen der Politik hätten zu einer deutlichen Entspannung geführt, heißt es im Gasmarktbericht der Internationalen Energieagentur (IEA) über das erste Quartal 2023.

Gas koste inzwischen weniger als im Sommer vorigen Jahres, aber immer noch „deutlich mehr als im Durchschnitt der letzten Jahre“. Der Rückgang der Nachfrage habe den Rückgriff auf die Gasspeicher in Europa und den USA auf ein Minimum reduziert. In diesem Sommer werde deshalb weniger Gas benötigt, um die Speicher wieder aufzufüllen.

Das sollte jedoch nicht missverstanden werden, warnen die Energieexperten in Paris: „Das globale Gasangebot bleibt 2023 eng, und das globale Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage ist mit vielen Unsicherheiten behaftet.“ Dazu gehörten neben dem Wetter die Verfügbarkeit von Flüssigerdgas (LNG) und ein weiterer Rückgang der russischen Lieferungen über die bestehenden Pipelines.

Welt verbrauchte 2022 weniger Gas

Weltweit ging der Gasverbrauch nach den Berechnungen der IEA 2022 um 1,6 Prozent zurück. In diesem Jahr rechnet man in Paris nicht mit einer Belebung der Nachfrage. In Europa sei dafür vor allem der Anstieg der Preise um 13 ​Prozent verantwortlich gewesen: Die Industrie habe die Produktion gedrosselt, und die privaten Haushalte hätten ihre Thermostate heruntergeregelt. Die Nachfrage in der Heizperiode 2022/23 war um 16 ​Prozent niedriger als im Winter davor.

In den USA ging die Nachfrage dagegen nur um 0,6 ​Prozent und in Asien um 2 ​Prozent zurück. Während sich die privaten Haushalte zurückhielten, wurde in den USA und in Kanada deutlich mehr Gas in Kraftwerken eingesetzt.

In Japan, dem größten LNG-Importland der Welt, sank die Nachfrage um 3 ​Prozent. Von den hohen Preisen profitierten vor allem die Anbieter von LNG, das seinen Anteil am globalen Gasmarkt deutlich ausbaute: Weltweit wurde 6 ​Prozent mehr LNG verkauft als 2021, der Umsatz verdoppelte sich auf 450 Milliarden Dollar.

​Europa verursacht LNG-Boom

Wichtigste Ursache des LNG-Booms war ein Anstieg der Lieferungen nach Europa um 63 ​Prozent. Die Preise für Erdgas seien zwar in den letzten Monaten zurückgegangen, aber immer noch vergleichsweise hoch, heißt es im Bericht der IEA weiter.

Der China-Unsicherheitsfaktor bei LNG

Angesichts einer wieder steigenden chinesischen Nachfrage sei der Abwärtstrend nicht gesichert. Nach Aufhebung der Covid-Restriktionen und einem Rückgang der Nachfrage um 1 ​Prozent im vorigen Jahr könnte der LNG-Bedarf der Volksrepublik in diesem Jahr leicht um 10 ​Prozent höher ausfallen, bei weiter fallenden Preisen auch um mehr. Das könne zu einer Trendumkehr bei den LNG-Preisen führen.

Prognosen seien allerdings mit großen Risiken behaftet, sagte IEA-Experte Keisuke Sadamori bei der Vorstellung des Berichtes: „China ist die große Unbekannte in diesem Jahr.“ Trotz der hohen Nachfrage sei das LNG-Angebot 2022 nur vergleichsweise wenig gestiegen, weil die Kapazitäten zur Verflüssigung von Erdgas nur wenig ausgeweitet wurden. Besonders die Anlage in Freeport (USA), einer der weltweit größten Terminals, musste länger gewartet werden als geplant. Und trotz der hohen Preise wurde kaum in neue Verflüssigungs-Terminals investiert.

Zögern bei langfristigen Verpflichtungen

Die IEA sieht die Ursache dafür in den steigenden Kosten für solche Investitionen und in fehlenden vertraglichen Verpflichtungen zur Abnahme von Flüssigerdgas. Abgesehen von China, zögerten potenzielle Abnehmer angesichts des hohen Preisniveaus und ihrer klimapolitischen Ziele zur Senkung der CO2-Emissionen, sich zur langfristigen Abnahme großer Mengen LNG zu verpflichten.

Trotzdem seien die Verhandlungen zwischen Investoren und potenziellen Abnehmern neuer Lieferungen inzwischen gut vorangekommen. Das gelte vor allem für neue Projekte in den USA und Katar.

Donnerstag, 4.05.2023, 12:08 Uhr
Tom Weingärtner
Energie & Management > Gas - IEA: Europa hat 63 Prozent mehr LNG importiert
Quelle: Shutterstock / aerial motion
Gas
IEA: Europa hat 63 Prozent mehr LNG importiert
Die Lage auf den internationalen Gasmärkten hat sich nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur deutlich entspannt. Es gibt aber keine Garantie, dass das so bleibt.
Am Ende der Heizperiode in Westeuropa sind die Gasspeicher so gut gefüllt wie lange nicht. Der vergleichsweise milde Winter und richtige Maßnahmen der Politik hätten zu einer deutlichen Entspannung geführt, heißt es im Gasmarktbericht der Internationalen Energieagentur (IEA) über das erste Quartal 2023.

Gas koste inzwischen weniger als im Sommer vorigen Jahres, aber immer noch „deutlich mehr als im Durchschnitt der letzten Jahre“. Der Rückgang der Nachfrage habe den Rückgriff auf die Gasspeicher in Europa und den USA auf ein Minimum reduziert. In diesem Sommer werde deshalb weniger Gas benötigt, um die Speicher wieder aufzufüllen.

Das sollte jedoch nicht missverstanden werden, warnen die Energieexperten in Paris: „Das globale Gasangebot bleibt 2023 eng, und das globale Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage ist mit vielen Unsicherheiten behaftet.“ Dazu gehörten neben dem Wetter die Verfügbarkeit von Flüssigerdgas (LNG) und ein weiterer Rückgang der russischen Lieferungen über die bestehenden Pipelines.

Welt verbrauchte 2022 weniger Gas

Weltweit ging der Gasverbrauch nach den Berechnungen der IEA 2022 um 1,6 Prozent zurück. In diesem Jahr rechnet man in Paris nicht mit einer Belebung der Nachfrage. In Europa sei dafür vor allem der Anstieg der Preise um 13 ​Prozent verantwortlich gewesen: Die Industrie habe die Produktion gedrosselt, und die privaten Haushalte hätten ihre Thermostate heruntergeregelt. Die Nachfrage in der Heizperiode 2022/23 war um 16 ​Prozent niedriger als im Winter davor.

In den USA ging die Nachfrage dagegen nur um 0,6 ​Prozent und in Asien um 2 ​Prozent zurück. Während sich die privaten Haushalte zurückhielten, wurde in den USA und in Kanada deutlich mehr Gas in Kraftwerken eingesetzt.

In Japan, dem größten LNG-Importland der Welt, sank die Nachfrage um 3 ​Prozent. Von den hohen Preisen profitierten vor allem die Anbieter von LNG, das seinen Anteil am globalen Gasmarkt deutlich ausbaute: Weltweit wurde 6 ​Prozent mehr LNG verkauft als 2021, der Umsatz verdoppelte sich auf 450 Milliarden Dollar.

​Europa verursacht LNG-Boom

Wichtigste Ursache des LNG-Booms war ein Anstieg der Lieferungen nach Europa um 63 ​Prozent. Die Preise für Erdgas seien zwar in den letzten Monaten zurückgegangen, aber immer noch vergleichsweise hoch, heißt es im Bericht der IEA weiter.

Der China-Unsicherheitsfaktor bei LNG

Angesichts einer wieder steigenden chinesischen Nachfrage sei der Abwärtstrend nicht gesichert. Nach Aufhebung der Covid-Restriktionen und einem Rückgang der Nachfrage um 1 ​Prozent im vorigen Jahr könnte der LNG-Bedarf der Volksrepublik in diesem Jahr leicht um 10 ​Prozent höher ausfallen, bei weiter fallenden Preisen auch um mehr. Das könne zu einer Trendumkehr bei den LNG-Preisen führen.

Prognosen seien allerdings mit großen Risiken behaftet, sagte IEA-Experte Keisuke Sadamori bei der Vorstellung des Berichtes: „China ist die große Unbekannte in diesem Jahr.“ Trotz der hohen Nachfrage sei das LNG-Angebot 2022 nur vergleichsweise wenig gestiegen, weil die Kapazitäten zur Verflüssigung von Erdgas nur wenig ausgeweitet wurden. Besonders die Anlage in Freeport (USA), einer der weltweit größten Terminals, musste länger gewartet werden als geplant. Und trotz der hohen Preise wurde kaum in neue Verflüssigungs-Terminals investiert.

Zögern bei langfristigen Verpflichtungen

Die IEA sieht die Ursache dafür in den steigenden Kosten für solche Investitionen und in fehlenden vertraglichen Verpflichtungen zur Abnahme von Flüssigerdgas. Abgesehen von China, zögerten potenzielle Abnehmer angesichts des hohen Preisniveaus und ihrer klimapolitischen Ziele zur Senkung der CO2-Emissionen, sich zur langfristigen Abnahme großer Mengen LNG zu verpflichten.

Trotzdem seien die Verhandlungen zwischen Investoren und potenziellen Abnehmern neuer Lieferungen inzwischen gut vorangekommen. Das gelte vor allem für neue Projekte in den USA und Katar.

Donnerstag, 4.05.2023, 12:08 Uhr
Tom Weingärtner

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.