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Energie & Management > Interview - Staatssekretär: Wasserstoff ist ein weltweit gehandeltes Gut
Quelle: Shutterstock / petrmalinak
Interview

Staatssekretär: Wasserstoff ist ein weltweit gehandeltes Gut

Die hessische Landesregierung vernetzt die wichtigen Akteure für die Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft. Eine internationale Konferenz in Frankfurt ergänzt das Bestreben.
Der Bedarf an Wasserstoff wird in den kommenden Jahren riesig sein. Der Nationale Wasserstoffrat, ein von der Bundesregierung berufenes 25-köpfiges Beratungsgremium, geht in einem Grundlagenpapier aus dem Februar dieses Jahres davon aus, dass sich im Jahr 2030 der Gesamtbedarf auf 56 bis 93 Milliarden kWh belaufen wird. Dies entspreche einer Elektrolyseleistung von 23.000 bis 39.000 MW. Die Frage, wo diese Kapazitäten installiert sein müssten, ob im In- oder Ausland, und wo schließlich der für die Energiewende benötigte klimaneutrale Wasserstoff herkommen werde, lassen sie allerdings offen.

Für Jens Deutschendorf ist es unstrittig, dass der Bedarf nicht vollständig durch die Produktion hierzulande zu decken sein wird. „Deshalb brauchen wir auch Importe“, so der Staatssekretär im hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen im Gespräch mit E&M. Und deshalb sei es auch so wichtig, nicht nur die Produktionskapazitäten zu planen, sondern auch die Infrastruktur für den Transport des Wasserstoffs von Anfang mitzudenken.

„Letztlich wird der Import über bilaterale Verträge von Unternehmen laufen“, so Deutschendorf. Dafür sei „H2 Global“ ein guter Rahmen. Die im Juni 2021 gegründete Stiftung und das dahinterstehende Förderkonzept sollen den weltweiten Markthochlauf von grünem Wasserstoff unterstützen und beschleunigen. Dafür wird mit einem sogenannten Doppelauktionsmodell die Differenz zwischen den noch vergleichsweise hohen Weltmarktpreisen und den niedrigeren Preisen, zu denen Wasserstoff wirtschaftlich eingesetzt werden kann, überbrückt. Hessen werde nicht als Einkäufer oder Händler auftreten, betonte der Staatssekretär. Die Rolle der Landesregierung sieht er darin, die wesentlichen Akteure zu vernetzen.

Im Gespräch mit E&M berichtet Deutschendorf von der Reise einer Delegation von Unternehmen und Forschungseinrichtungen nach Irland. Die grüne Insel, mit ihren guten Bedingungen für die Windkraft habe ein sehr großes Potenzial für die Wasserstofferzeugung.

„Außerdem wollen wir natürlich den internationalen Austausch über Messen und Konferenzen forcieren“, so der Staatssekretär. Die Green Hydrogen Conference, die zum ersten Mal im Rahmen der internationalen Digitalisierungskonferenz „Digisustain“ in Frankfurt stattfindet, ist eine solche Plattform. „Ich denke, sie kann sich zu einem richtigen Marktplatz für Ideen und Konzepte rund um den Wasserstoff entwickeln“, betonte Deutschendorf und fügte hinzu: „Es ist vor allem eine internationale Plattform, die auch abbilden kann, dass Wasserstoff ein weltweit gehandeltes Gut ist.“
 
Green Hydrogen Conference als internationale Plattform
 
Die Themen der Green Hydrogen Conference erstrecken sich von der Erzeugung regenerativer Energie über technische Themen, wie beispielsweise die Elektrolyseverfahren, bis hin zur Marktentwicklung und zur Rolle internationaler Kooperationen. Vor diesem Hintergrund werden mit Spannung die Ausführungen zur Entwicklung internationaler Hubs für grünen Wasserstoff und zur Entwicklung der „New Green Energies“ in China erwartet. Die Konferenz findet am 12. und 13. Juni in Frankfurt statt und wird von der Inglosus-Stiftung veranstaltet.

Angesichts der Eindrücke aus einer Delegationsreise 2019 nach Japan und Südkorea hält Deutschendorf auch diese beiden Länder für potenzielle Partner beim Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft hierzulande, von deren Erfahrungen Deutschland profitieren könne.

Bei China müsse sich erst noch zeigen, inwieweit es ein Partnerland beim Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Deutschland sein könne. Das Verhältnis zu China werde ja im Moment auf vielen politischen Ebenen diskutiert und auf den Prüfstand gestellt. „Bisher habe ich auch noch keine besonderen Bemühungen Chinas in diese Richtung wahrgenommen. Aber China ist und wird in Zukunft sicherlich ein Handelspartner sein“, so der hessische Wirtschaftsstaatssekretär. In welcher Form bleibe abzuwarten.

Abgesehen vom internationalen Rahmen der Wasserstoffwirtschaft gibt es in Hessen bereits einige Erfolge bei der Dekarbonisierung der Industrie mit Hilfe von grünem Wasserstoff. So hat der Papierhersteller Essity sein Trocknungsverfahren vollständig auf Wasserstoff umgestellt. Und der Industrieparkbetreiber Infraserv in Höchst bei Frankfurt versorgt die Taunusbahn mit Wasserstoff aus seiner Chlorproduktion. Für eine Übergangszeit hält es Deutschendorf für unvermeidbar, solchen Nebenprodukt-Wasserstoff sowie türkisfarbenen Wasserstoff, bei dem Kohlenstoff abgeschieden wird, zu nutzen. Das Ziel sei aber ganz klar: grüner Wasserstoff.

Das vollständige Interview mit Staatssekretär Jens Deutschendorf lesen Sie in der Juli-Ausgabe von E&M.

 
Jens Deutschendorf
Quelle: Oliver Rüther/HMWEVW

 

Dienstag, 6.06.2023, 16:38 Uhr
Fritz Wilhelm
Energie & Management > Interview - Staatssekretär: Wasserstoff ist ein weltweit gehandeltes Gut
Quelle: Shutterstock / petrmalinak
Interview
Staatssekretär: Wasserstoff ist ein weltweit gehandeltes Gut
Die hessische Landesregierung vernetzt die wichtigen Akteure für die Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft. Eine internationale Konferenz in Frankfurt ergänzt das Bestreben.
Der Bedarf an Wasserstoff wird in den kommenden Jahren riesig sein. Der Nationale Wasserstoffrat, ein von der Bundesregierung berufenes 25-köpfiges Beratungsgremium, geht in einem Grundlagenpapier aus dem Februar dieses Jahres davon aus, dass sich im Jahr 2030 der Gesamtbedarf auf 56 bis 93 Milliarden kWh belaufen wird. Dies entspreche einer Elektrolyseleistung von 23.000 bis 39.000 MW. Die Frage, wo diese Kapazitäten installiert sein müssten, ob im In- oder Ausland, und wo schließlich der für die Energiewende benötigte klimaneutrale Wasserstoff herkommen werde, lassen sie allerdings offen.

Für Jens Deutschendorf ist es unstrittig, dass der Bedarf nicht vollständig durch die Produktion hierzulande zu decken sein wird. „Deshalb brauchen wir auch Importe“, so der Staatssekretär im hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen im Gespräch mit E&M. Und deshalb sei es auch so wichtig, nicht nur die Produktionskapazitäten zu planen, sondern auch die Infrastruktur für den Transport des Wasserstoffs von Anfang mitzudenken.

„Letztlich wird der Import über bilaterale Verträge von Unternehmen laufen“, so Deutschendorf. Dafür sei „H2 Global“ ein guter Rahmen. Die im Juni 2021 gegründete Stiftung und das dahinterstehende Förderkonzept sollen den weltweiten Markthochlauf von grünem Wasserstoff unterstützen und beschleunigen. Dafür wird mit einem sogenannten Doppelauktionsmodell die Differenz zwischen den noch vergleichsweise hohen Weltmarktpreisen und den niedrigeren Preisen, zu denen Wasserstoff wirtschaftlich eingesetzt werden kann, überbrückt. Hessen werde nicht als Einkäufer oder Händler auftreten, betonte der Staatssekretär. Die Rolle der Landesregierung sieht er darin, die wesentlichen Akteure zu vernetzen.

Im Gespräch mit E&M berichtet Deutschendorf von der Reise einer Delegation von Unternehmen und Forschungseinrichtungen nach Irland. Die grüne Insel, mit ihren guten Bedingungen für die Windkraft habe ein sehr großes Potenzial für die Wasserstofferzeugung.

„Außerdem wollen wir natürlich den internationalen Austausch über Messen und Konferenzen forcieren“, so der Staatssekretär. Die Green Hydrogen Conference, die zum ersten Mal im Rahmen der internationalen Digitalisierungskonferenz „Digisustain“ in Frankfurt stattfindet, ist eine solche Plattform. „Ich denke, sie kann sich zu einem richtigen Marktplatz für Ideen und Konzepte rund um den Wasserstoff entwickeln“, betonte Deutschendorf und fügte hinzu: „Es ist vor allem eine internationale Plattform, die auch abbilden kann, dass Wasserstoff ein weltweit gehandeltes Gut ist.“
 
Green Hydrogen Conference als internationale Plattform
 
Die Themen der Green Hydrogen Conference erstrecken sich von der Erzeugung regenerativer Energie über technische Themen, wie beispielsweise die Elektrolyseverfahren, bis hin zur Marktentwicklung und zur Rolle internationaler Kooperationen. Vor diesem Hintergrund werden mit Spannung die Ausführungen zur Entwicklung internationaler Hubs für grünen Wasserstoff und zur Entwicklung der „New Green Energies“ in China erwartet. Die Konferenz findet am 12. und 13. Juni in Frankfurt statt und wird von der Inglosus-Stiftung veranstaltet.

Angesichts der Eindrücke aus einer Delegationsreise 2019 nach Japan und Südkorea hält Deutschendorf auch diese beiden Länder für potenzielle Partner beim Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft hierzulande, von deren Erfahrungen Deutschland profitieren könne.

Bei China müsse sich erst noch zeigen, inwieweit es ein Partnerland beim Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Deutschland sein könne. Das Verhältnis zu China werde ja im Moment auf vielen politischen Ebenen diskutiert und auf den Prüfstand gestellt. „Bisher habe ich auch noch keine besonderen Bemühungen Chinas in diese Richtung wahrgenommen. Aber China ist und wird in Zukunft sicherlich ein Handelspartner sein“, so der hessische Wirtschaftsstaatssekretär. In welcher Form bleibe abzuwarten.

Abgesehen vom internationalen Rahmen der Wasserstoffwirtschaft gibt es in Hessen bereits einige Erfolge bei der Dekarbonisierung der Industrie mit Hilfe von grünem Wasserstoff. So hat der Papierhersteller Essity sein Trocknungsverfahren vollständig auf Wasserstoff umgestellt. Und der Industrieparkbetreiber Infraserv in Höchst bei Frankfurt versorgt die Taunusbahn mit Wasserstoff aus seiner Chlorproduktion. Für eine Übergangszeit hält es Deutschendorf für unvermeidbar, solchen Nebenprodukt-Wasserstoff sowie türkisfarbenen Wasserstoff, bei dem Kohlenstoff abgeschieden wird, zu nutzen. Das Ziel sei aber ganz klar: grüner Wasserstoff.

Das vollständige Interview mit Staatssekretär Jens Deutschendorf lesen Sie in der Juli-Ausgabe von E&M.

 
Jens Deutschendorf
Quelle: Oliver Rüther/HMWEVW

 

Dienstag, 6.06.2023, 16:38 Uhr
Fritz Wilhelm

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