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Energie & Management > Mobilität - Elektroauto schnell laden ohne Netzanschluss
Der Rapid Charger hat eine Ladeleistung von 150 kW. Quelle: Me Energy GmbH
Mobilität

Elektroauto schnell laden ohne Netzanschluss

Das Brandenburger Start-up Me Energy arbeitet an einer netzautarken Schnellladestation für Elektroautos. Sie generiert ihren Strom aus Bioethanol. 
Das schnelle Laden von Elektrofahrzeugen ist eine Herausforderung fürs Stromsystem. Begrenzte Netzkapazitäten ermöglichen nicht überall eine hohe Ladeleistung. Ein Batteriespeicher direkt an der Ladesäule wäre eine Lösung. Das 2019 gegründete Start-up „me energy GmbH“ arbeitet bewusst an einer stromnetzautarken Lösung.

Der Grund: Eine hybride Ladelösung wirft nach Ansicht des Start-ups die Frage auf, woher der gespeicherte Strom kommt und wie nachhaltig dieser Ansatz demnach ist. Nicht zuletzt entlaste es das Stromnetz, weniger oder keinen Strom aus dem Netz zum Laden von Elektrofahrzeugen zu nutzen. 

Das in Wildau südlich bei Berlin gelegene Unternehmen stellt patentierte Schnellladestationen her, die ihren Strom selbst erzeugen. In den sogenannten „Rapid Chargern“ wird flüssiges Bioethanol verbrannt und die erzeugte Energie einem Generator zugeführt, der den Ladestrom erzeugt. Die im Gehäuse des Rapid Chargers enthaltenen Tanks fassen genügend Bioethanol für 4.000 kWh Strom. Die bereit gestellte Ladeleistung liegt bei 150 kW. In 15 Minuten kann damit ein Elektrofahrzeug, je nach Batterieausstattung, etwa 200 Kilometer Reichweite laden.
 
 
Das Bioethanol wird, wie eine Sprecherin im Gespräch mit der Redaktion erklärt, regional bezogen. Es stammt aus Pflanzenresten, die nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittel-Erzeugung stehen. Der Prozess sei CO2-neutral, da bei der Stromerzeugung so viel CO2 freigesetzt wird, wie die eingesetzte Biomasse einst aus der Atmosphäre entnommen hatte. Europaweit sind, so die Sprecherin weiter, mehr als 35 Rapid Charger in Betrieb, vor allem im öffentlichen Raum und in der Logistikbranche. Über die gängigen Ladeapps sind die Ladestationen abrufbar. 

Größere Energiespeicherkapazität

Das Start-up betont den Vorteil seiner Lösung gegenüber netzgebundenen Ladesäulen mit kombiniertem Batteriespeicher. Laut Alexander Sohl, CEO und Gründer des Unternehmens, verfügen hybride Ladelösungen über einen Leistungspuffer in der Batterie. Dieser erlaube es, mehr Leistung an das Fahrzeug zu liefern, als der Anschluss hergibt. Nach dem Ladevorgang wird der Speicher mit Strom aus dem Netz langsam wieder aufgefüllt. Die durchschnittliche Kapazität dieser Batteriepuffer betrage 60 bis 200 kWh.

Laut Sohl reicht diese Menge lediglich für drei bis sieben Ladevorgänge. Dagegen würden die netzunabhängigen Schnelllader mit einem vollen Energiespeicher (4.000 kWh) Ladestrom für 60 bis 140 Ladevorgänge liefern und könnten in fünf Minuten wieder aufgefüllt werden. 

Zudem lasse sich eine netzautarke Lösung überall platzieren, unabhängig der jeweiligen Stromsituation vor Ort. Lediglich erforderlich seien 4G-Empfang, eine elektrische Erdung und ein tragfähiger Untergrund.

CEO Sohl betont den Nachhaltigkeitsgedanken der eigenen Ladelösung: „Nur wenn grüner Strom hineinfließt, kann auch grüner Strom geladen werden.“ In den Wintermonaten etwa falle ein Großteil der ökologischen Stromquellen weg, was sich umso mehr auf die netzgebundenen Ladestationen und auch auf die Batteriepuffer auswirke. Sohl verweist auf eine Erhebung von Agora Energiewende: Ihr zufolge wurden im Jahresdurchschnitt 2022 pro Kilowattstunde 432 Gramm CO2 emittiert. Batteriepuffer erhöhten den Wert durch Verluste nochmals um 20 Prozent.

Teilnahme am Zertifikatehandel möglich

Autarke Optionen hingegen böten zu jeder Jahreszeit eine sichere Versorgung mit Grünstrom. Laut Me Energy reduziert Bioethanol die CO2-Emissionen gegenüber fossilen Kraftstoffen um über 97 Prozent und gegenüber dem Stromnetz um 95 Prozent. Der Strom entspricht zudem allen Vorgaben des EEG 2023 und ermöglicht auch die Teilnahme am Zertifikatehandel. Die Stromproduktion aus Ethanol ist sogar umweltfreundlicher als aus Solarzellen.

Das Start-up My Energy hat derzeit 35 Mitarbeiter. Anfang vergangenen Jahres startete es in die Serienproduktion seines Rapid Chargers. Monatlich werden steigende Stückzahlen verkauft. Derzeit sind es pro Monat sechs Stück, wie die Unternehmenssprecherin aufführt. 

Donnerstag, 19.10.2023, 16:47 Uhr
Davina Spohn
Energie & Management > Mobilität - Elektroauto schnell laden ohne Netzanschluss
Der Rapid Charger hat eine Ladeleistung von 150 kW. Quelle: Me Energy GmbH
Mobilität
Elektroauto schnell laden ohne Netzanschluss
Das Brandenburger Start-up Me Energy arbeitet an einer netzautarken Schnellladestation für Elektroautos. Sie generiert ihren Strom aus Bioethanol. 
Das schnelle Laden von Elektrofahrzeugen ist eine Herausforderung fürs Stromsystem. Begrenzte Netzkapazitäten ermöglichen nicht überall eine hohe Ladeleistung. Ein Batteriespeicher direkt an der Ladesäule wäre eine Lösung. Das 2019 gegründete Start-up „me energy GmbH“ arbeitet bewusst an einer stromnetzautarken Lösung.

Der Grund: Eine hybride Ladelösung wirft nach Ansicht des Start-ups die Frage auf, woher der gespeicherte Strom kommt und wie nachhaltig dieser Ansatz demnach ist. Nicht zuletzt entlaste es das Stromnetz, weniger oder keinen Strom aus dem Netz zum Laden von Elektrofahrzeugen zu nutzen. 

Das in Wildau südlich bei Berlin gelegene Unternehmen stellt patentierte Schnellladestationen her, die ihren Strom selbst erzeugen. In den sogenannten „Rapid Chargern“ wird flüssiges Bioethanol verbrannt und die erzeugte Energie einem Generator zugeführt, der den Ladestrom erzeugt. Die im Gehäuse des Rapid Chargers enthaltenen Tanks fassen genügend Bioethanol für 4.000 kWh Strom. Die bereit gestellte Ladeleistung liegt bei 150 kW. In 15 Minuten kann damit ein Elektrofahrzeug, je nach Batterieausstattung, etwa 200 Kilometer Reichweite laden.
 
 
Das Bioethanol wird, wie eine Sprecherin im Gespräch mit der Redaktion erklärt, regional bezogen. Es stammt aus Pflanzenresten, die nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittel-Erzeugung stehen. Der Prozess sei CO2-neutral, da bei der Stromerzeugung so viel CO2 freigesetzt wird, wie die eingesetzte Biomasse einst aus der Atmosphäre entnommen hatte. Europaweit sind, so die Sprecherin weiter, mehr als 35 Rapid Charger in Betrieb, vor allem im öffentlichen Raum und in der Logistikbranche. Über die gängigen Ladeapps sind die Ladestationen abrufbar. 

Größere Energiespeicherkapazität

Das Start-up betont den Vorteil seiner Lösung gegenüber netzgebundenen Ladesäulen mit kombiniertem Batteriespeicher. Laut Alexander Sohl, CEO und Gründer des Unternehmens, verfügen hybride Ladelösungen über einen Leistungspuffer in der Batterie. Dieser erlaube es, mehr Leistung an das Fahrzeug zu liefern, als der Anschluss hergibt. Nach dem Ladevorgang wird der Speicher mit Strom aus dem Netz langsam wieder aufgefüllt. Die durchschnittliche Kapazität dieser Batteriepuffer betrage 60 bis 200 kWh.

Laut Sohl reicht diese Menge lediglich für drei bis sieben Ladevorgänge. Dagegen würden die netzunabhängigen Schnelllader mit einem vollen Energiespeicher (4.000 kWh) Ladestrom für 60 bis 140 Ladevorgänge liefern und könnten in fünf Minuten wieder aufgefüllt werden. 

Zudem lasse sich eine netzautarke Lösung überall platzieren, unabhängig der jeweiligen Stromsituation vor Ort. Lediglich erforderlich seien 4G-Empfang, eine elektrische Erdung und ein tragfähiger Untergrund.

CEO Sohl betont den Nachhaltigkeitsgedanken der eigenen Ladelösung: „Nur wenn grüner Strom hineinfließt, kann auch grüner Strom geladen werden.“ In den Wintermonaten etwa falle ein Großteil der ökologischen Stromquellen weg, was sich umso mehr auf die netzgebundenen Ladestationen und auch auf die Batteriepuffer auswirke. Sohl verweist auf eine Erhebung von Agora Energiewende: Ihr zufolge wurden im Jahresdurchschnitt 2022 pro Kilowattstunde 432 Gramm CO2 emittiert. Batteriepuffer erhöhten den Wert durch Verluste nochmals um 20 Prozent.

Teilnahme am Zertifikatehandel möglich

Autarke Optionen hingegen böten zu jeder Jahreszeit eine sichere Versorgung mit Grünstrom. Laut Me Energy reduziert Bioethanol die CO2-Emissionen gegenüber fossilen Kraftstoffen um über 97 Prozent und gegenüber dem Stromnetz um 95 Prozent. Der Strom entspricht zudem allen Vorgaben des EEG 2023 und ermöglicht auch die Teilnahme am Zertifikatehandel. Die Stromproduktion aus Ethanol ist sogar umweltfreundlicher als aus Solarzellen.

Das Start-up My Energy hat derzeit 35 Mitarbeiter. Anfang vergangenen Jahres startete es in die Serienproduktion seines Rapid Chargers. Monatlich werden steigende Stückzahlen verkauft. Derzeit sind es pro Monat sechs Stück, wie die Unternehmenssprecherin aufführt. 

Donnerstag, 19.10.2023, 16:47 Uhr
Davina Spohn

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