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Energie & Management > Photovoltaik - Agri-PV-Hersteller Tubesolar akut pleitegefährdet
Quelle: Fotolia / nt
Photovoltaik

Agri-PV-Hersteller Tubesolar akut pleitegefährdet

Überraschend scheint bei Tubesolar das Licht auszugehen. Dabei stellt sich die Frage nach dem Verbleib vieler Millionen Euro bei dem Produzenten von Agri-Photovoltaik-Modulen.
Der Anbieter von Röhren-Solarmodulen, Tubesolar AG, steht kurz vor der Insolvenz. Wie das Unternehmen mitteilte, wird der Vorstand "aufgrund drohender Zahlungsunfähigkeit voraussichtlich bis Ende Mai einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim zuständigen Insolvenzgericht stellen". Das gelte für den Fall, dass es Tubesolar "nicht gelingt, weitere Finanzmittel in notwendigem Umfang einzuwerben".
 
Bisher war von Finanzproblemen bei dem Spin-off des Leuchtmittel-Herstellers Osram nichts bekannt. Die Meldung schlug deshalb an der Börse verheerend ein. Der Aktienkurs des Unternehmens brach nach der Bekanntgabe um mehr als 80 Prozent ein. In der Ad-hoc-Meldung verweist der Vorstand auf gescheiterte Gespräche "über eine kurzfristige Bereitstellung zusätzlicher Finanzierungsmittel". Diese seit Wochen laufenden Diskussionen mit potenziellen Geldgebern würden "aus Sicht des Vorstands nicht mehr mit der erforderlichen Wahrscheinlichkeit zu einem erfolgreichen Abschluss führen". Deshalb sehe der Vorstand "die positive Fortführung des Unternehmens derzeit nicht mehr als überwiegend wahrscheinlich an".

​Vor zwei Monaten noch eitel Sonnenschein
 
Noch im März hatte der Vorstand anlässlich einer erlangten Tüv-Zertifizierung eitel Sonnenschein verbreitet. Tubesolar sah sich dort "bestens aufgestellt, um die Integration von Photovoltaik-Anlagen in nachhaltigen Bauprojekten zu revolutionieren".

Dabei hätte dem Vorstand schon damals klar sein müssen, dass es um die Zukunft nicht rosig bestellt ist. Schließlich hatte das Unternehmen nach den aktuell einsehbaren Unterlagen in den vergangenen zwölf Monaten in zwei Kapitalerhöhungen Millionen eingenommen. Nach einem Beschluss im Juni 2022 wurden 1,2 Millionen Aktien zu 5,20 Euro das Stück ausgegeben. Im Dezember 2022 folgte eine Kapitalerhöhung, bei der das Unternehmen rund 1,9 Millionen Aktien zu 4,25 Euro das Stück platzierte. Beide Maßnahmen hätten 14 Millionen Euro frisches Kapital in die Unternehmenskasse spülen müssen.
 
 
Auch der letzte verfügbare Geschäftsbericht zum Halbjahr 2022 lässt keine direkten Finanzschwierigkeiten erkennen. Zwar lag die Liquidität bei unter 1 Million Euro, doch lediglich die Verbindlichkeiten gegenüber Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht, waren mit 9 Millionen Euro relativ hoch. Dabei dürfte es sich um Kredite von Gesellschaftern handeln. Gleichzeitig zeichnete ein Eigenkapital in Höhe von 21 Millionen Euro das Bild einer gesunden Bilanz.
 
Wie es dem Vorstand gelang, diese Finanzmittel innerhalb kurzer Zeit zu verbrennen, dürfte auch das Insolvenzgericht interessieren, sofern sich nicht doch noch einer der Gesellschafter von Tubesolar dazu durchringt, dem Unternehmen beizuspringen.

Donnerstag, 4.05.2023, 16:53 Uhr
Oliver Ristau
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Photovoltaik
Agri-PV-Hersteller Tubesolar akut pleitegefährdet
Überraschend scheint bei Tubesolar das Licht auszugehen. Dabei stellt sich die Frage nach dem Verbleib vieler Millionen Euro bei dem Produzenten von Agri-Photovoltaik-Modulen.
Der Anbieter von Röhren-Solarmodulen, Tubesolar AG, steht kurz vor der Insolvenz. Wie das Unternehmen mitteilte, wird der Vorstand "aufgrund drohender Zahlungsunfähigkeit voraussichtlich bis Ende Mai einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim zuständigen Insolvenzgericht stellen". Das gelte für den Fall, dass es Tubesolar "nicht gelingt, weitere Finanzmittel in notwendigem Umfang einzuwerben".
 
Bisher war von Finanzproblemen bei dem Spin-off des Leuchtmittel-Herstellers Osram nichts bekannt. Die Meldung schlug deshalb an der Börse verheerend ein. Der Aktienkurs des Unternehmens brach nach der Bekanntgabe um mehr als 80 Prozent ein. In der Ad-hoc-Meldung verweist der Vorstand auf gescheiterte Gespräche "über eine kurzfristige Bereitstellung zusätzlicher Finanzierungsmittel". Diese seit Wochen laufenden Diskussionen mit potenziellen Geldgebern würden "aus Sicht des Vorstands nicht mehr mit der erforderlichen Wahrscheinlichkeit zu einem erfolgreichen Abschluss führen". Deshalb sehe der Vorstand "die positive Fortführung des Unternehmens derzeit nicht mehr als überwiegend wahrscheinlich an".

​Vor zwei Monaten noch eitel Sonnenschein
 
Noch im März hatte der Vorstand anlässlich einer erlangten Tüv-Zertifizierung eitel Sonnenschein verbreitet. Tubesolar sah sich dort "bestens aufgestellt, um die Integration von Photovoltaik-Anlagen in nachhaltigen Bauprojekten zu revolutionieren".

Dabei hätte dem Vorstand schon damals klar sein müssen, dass es um die Zukunft nicht rosig bestellt ist. Schließlich hatte das Unternehmen nach den aktuell einsehbaren Unterlagen in den vergangenen zwölf Monaten in zwei Kapitalerhöhungen Millionen eingenommen. Nach einem Beschluss im Juni 2022 wurden 1,2 Millionen Aktien zu 5,20 Euro das Stück ausgegeben. Im Dezember 2022 folgte eine Kapitalerhöhung, bei der das Unternehmen rund 1,9 Millionen Aktien zu 4,25 Euro das Stück platzierte. Beide Maßnahmen hätten 14 Millionen Euro frisches Kapital in die Unternehmenskasse spülen müssen.
 
 
Auch der letzte verfügbare Geschäftsbericht zum Halbjahr 2022 lässt keine direkten Finanzschwierigkeiten erkennen. Zwar lag die Liquidität bei unter 1 Million Euro, doch lediglich die Verbindlichkeiten gegenüber Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht, waren mit 9 Millionen Euro relativ hoch. Dabei dürfte es sich um Kredite von Gesellschaftern handeln. Gleichzeitig zeichnete ein Eigenkapital in Höhe von 21 Millionen Euro das Bild einer gesunden Bilanz.
 
Wie es dem Vorstand gelang, diese Finanzmittel innerhalb kurzer Zeit zu verbrennen, dürfte auch das Insolvenzgericht interessieren, sofern sich nicht doch noch einer der Gesellschafter von Tubesolar dazu durchringt, dem Unternehmen beizuspringen.

Donnerstag, 4.05.2023, 16:53 Uhr
Oliver Ristau

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