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Die Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energie, Ursula Heinen-Esser, distanziert sich im E&M-Interview von dem Attribut „Gas-Kathi“ für Wirtschaftsministerin Katherina Reiche.
In einem Interview, das am 1.
Dezember im gedruckten „E&M Jahresmagazin“ und in dessen E-Paper in voller Länge erscheint, verteidigt die neue Präsidentin des BEE, Ursula Heinen-Esser, Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) gegen den Spitznamen „Gas-Kathi“, weil sie die Ausschreibung neuer Gaskraftwerke vorantreibt. Heinen-Esser lobt vielmehr Reiches praktische Erfahrung in Politik und Wirtschaft. Gleichzeitig bekräftigt sie die Position der Erneuerbaren-Branche, dass das Stromsystem auch mit einer geringeren Ausschreibungsleistung weiter funktioniert.
E&M: Der Zehn-Punkte-Aktionsplan von Katherina Reiche nach dem Energiewende-Monitoringbericht war Mitte September, einen Tag vor der Messe Husum Wind, ein starker Angriffspunkt vonseiten der Erneuerbaren-Branche. Ich nehme ein gewisses Fremdeln dieser Branche gegenüber Frau Reiche wahr. Inoffiziell wird sie ‚Gas-Kathi‘ genannt, weil sie 20.000
MW neuer Gaskraftwerke zum Systemausgleich ausschreiben möchte. Welchen Zugang haben Sie zu ihr?
Heinen-Esser: Ich kenne sie seit vielen Jahren. Wir waren zusammen Mitglieder im Bundestag, wir waren zusammen Parlamentarische Staatssekretärinnen im Umweltministerium. Wenn ich das mal klar sagen darf: Ich finde einen solchen Spitznamen nicht in Ordnung. Katherina Reiche hat mehr praktische Erfahrung als fast jeder ihrer Amtsvorgänger. Sie ist nicht nur Politikerin, sondern sie war auch Führungskraft in einem Wirtschaftsunternehmen. Frau Reiche war beim VKU (Verband kommunaler Unternehmen; die Redaktion) als Hauptgeschäftsführerin, sie war Vorsitzende des Vorstands von Westenergie. Sie kennt das Energiegeschäft von zwei Seiten. Daraus leitet sie ihre Kompetenz ab. Ob wir als Erneuerbaren-Branche alle ihre Ansichten teilen, das bleibt mal dahingestellt. Aber sie leitet ihre Schlussfolgerungen aus ihrer persönlichen praktischen Erfahrung − ich vermute mal vor allen Dingen bei Westenergie − ab.
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Ursula Heinen-Esser, die neue Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE) Quelle: BEE / Rolf Schulten |
E&M: Der Hauptdiskussionspunkt ist die Ausschreibung der Gaskraftwerke. Wie stehen Sie dazu?
Heinen-Esser: Der Koalitionsvertrag hat festgelegt, bis zu 20.000
MW
Gaskraftwerke zu errichten. Wir sind als Branche nicht der Meinung, dass diese Leistung in der heutigen Zeit benötigt wird. Unter Habeck waren bei der EU-Kommission 12
GW beihilferechtlich beantragt worden. Das ist auch die installierte Leistung, die jetzt tatsächlich zur Diskussion steht.
Ich glaube, dass wir es auch mit deutlich weniger schaffen können: mit intelligenten Netzen, intelligenten Speichersystemen.
(...)
In dem E&M-Interview, das Ende Oktober vor der koalitionsinternen Einigung über die Gaskraftwerke stattfand, gibt die BEE-Präsidentin auch Auskunft über ihre eigene Vernetzung in der Regenerativen-Branche, ihr Verhältnis zu den Erneuerbaren während ihrer Zeit als NRW-Ministerin und ob sie als ehemalige Leiterin der deutschen Delegation zur UN-Klimakonferenz von 2013 in absehbarer Zeit einen europäischen Dachverband für die Erneuerbaren kommen sieht.Ursula Heinen-Esser (60) ist im Oktober 2025 zur Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE) gewählt worden. Sie folgte in der Position Simone Peter nach. Die Kölner CDU-Politikerin Heinen-Esser war Parlamentarische Staatssekretärin, zuerst 2007 bis 2009 beim Bundeslandwirtschafts- und dann bis 2013 beim Bundesumweltministerium. 2018 bis zu ihrem Rücktritt im Jahr 2022 im Zusammenhang mit der Ahrtal-Flut war sie in NRW Umwelt- und Landwirtschaftsministerin. Danach arbeitete sie unter anderem für die von ihr und ihrem Mann geführte strategische Unternehmensberatung.
Donnerstag, 27.11.2025, 16:43 Uhr
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