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Energie & Management > Aus Der Zeitung - „Die EDG ist eine sehr gute Blaupause“
Quelle: E&M
Aus Der Zeitung

„Die EDG ist eine sehr gute Blaupause“

Die Energiedienstleistungsgesellschaft Rheinhessen-Nahe setzt seit 25 Jahren Contractingprojekte um. Christoph Zeis erzählt im E&M-Gespräch, was die EDG so erfolgreich macht.
Mehr als 130 Blockheizkraftwerke, 55 Nahwärmenetze und knapp 100 weitere Erneuerbaren-Anlagen für kommunale Liegenschaften: Das ist eine beeindruckende Bilanz des kommunalen Contractingdienstleisters Energiedienstleistungsgesellschaft Rheinhessen-Nahe mbH. Blickt man auf die vergangenen 25 Jahre zurück, taugt die EDG durchaus als Blaupause für andere Landkreise. Sie zeigt, wie auf kommunaler Ebene wirtschaftlich Klimaschutz sinnvoll möglich ist.

Der Erfolg der EDG mit Sitz in Nieder-Olm fußt auf mehreren Aspekten, erzählt Geschäftsführer Christoph Zeis im Gespräch mit E&M. Anfangs waren jedoch nicht alle von der Idee begeistert, es gab auch Widerstände. Zeis weiß, wovon er spricht. Er war von Anfang an dabei, von ihm stammt das Konzept und die Strategie für das Unternehmen.

„‚Dann machen Sie doch mal ein Konzept!‘, hatte Claus Schick 1997 zu mir gesagt“, erzählt Zeis. Damals war Schick Landrat des Landkreises Mainz-Bingen und hatte wie viele seiner Amtskolleginnen und -kollegen das Problem, sanierungsbedürftige Heizungsanlagen in den eigenen Liegenschaften stehen zu haben, aber für eine Sanierung nicht über ausreichend Mittel zu verfügen. „Ich hatte ihm vorgeschlagen, in Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung Contractinglösungen für die Liegenschaften des Landkreises umzusetzen“, erzählt Zeis nun 25 Jahre später.

Er arbeitete zu diesem Zeitpunkt bereits für ein lokales Energieversorgungsunternehmen und trieb dort das Geschäftsfeld der Energiedienstleistungen und Wärmelieferungen voran. 1995 hatte er beispielsweise ein KWK-Nahwärmeversorgungskonzept für den neu errichteten Verwaltungssitz des Landkreises Mainz-Bingen in Ingelheim sowie zwei angrenzende Gebäude mit Läden und 125 Wohnungen umgesetzt.
 
Bei der Jubiläumsfeier der EDG im Mai (v.l.): Oberbürgermeister der Stadt Mainz, Nino Haase, Landrat a.D. Claus Schick, Landrätin Dorothea Schäfer, EDG-Geschäftsführer Christoph Zeis, Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Landrat Heiko Sippel, Umwelt- und Energieministerin Katrin Eder und Landrat a.D. Ernst-Walter-Görisch
Quelle: EDG/Susanne Herdegen

Der KWK-Spezialist hatte Umweltschutz an der Fachhochschule Bingen studiert mit Schwerpunkt Kraft-Wärme-Kopplung. Den damaligen Inhaber des Lehrstuhls, Professor Hans-Georg Kämpf, bezog er in die Erstellung des Konzepts mit ein. „Ich wollte dem Ganzen auch einen wissenschaftlichen Charakter geben“, so Zeis. Kämpf war es auch, der den Landrat überzeugte, die EDG als rein kommunale Gesellschaft zu gründen. Ziel war es, die sanierungsbedürftigen Heizungsanlagen in den kreiseigenen Gebäuden mit effizienter und erneuerbarer Technik im Hinblick auf einen nachhaltigen und wirtschaftlichen Betrieb zu sanieren.

Konzept der EDG stieß auch auf Widerstände

Das Konzept stieß allerdings auch auf Widerstände. „Auf kommunalpolitischer Initiative einer Partei im Kreistag wurde bei der Bezirksregierung ein Verfahren über die Rechtmäßigkeit der Gesellschaftsgründung vor dem Hintergrund des Gemeindewirtschaftsrechtes losgetreten“, erzählt Zeis. Doch letztlich genehmigte die Mittelbehörde die Gründung der EDG als rein kommunales Unternehmen. Zeis legte als „Ein-Mann-Gesellschaft“ los, nachdem er seinem damaligen Unternehmen den Rücken gekehrt hatte.

Dabei kamen von Anfang an Contractinglösungen zum Einsatz. Gerade für Kommunen können Contractinggeschäftsmodelle interessant sein, da mit ihnen Effizienzmaßnahmen auch ohne Investitionen aus dem eigenen Haushalt und ohne zusätzliches Personal sowie Fachwissen umgesetzt werden können. Zeis war bereits damals davon überzeugt, das Contracting für Kommunen ideal sei: „Man spart Energie und refinanziert die erforderlichen Investitionen langfristig über die eingesparten Energiekosten.“ Und die Idee ging auf.

Die Politik gab dem Unternehmen zusätzlich Schwung. Im Jahr 2000 wurde das Stromeinspeisungsgesetz von der 1998 angetretenen rot-grünen Koalition zum ersten Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Damit wurden nun feste Vergütungen gezahlt, wenn Unternehmen grünen Strom ins Netz speisten.

Außerdem setzte die EDG konsequent auf Energiemanagement. Zeis: „Über unser Energiemanagementsystem sind wir zentral und rund um die Uhr in der Lage, die Anlagen flexibel zu betreiben.“ Die EDG könne dadurch jederzeit auf alle Anlagenkomponenten mittels Fernüberwachung zugreifen und sie steuern. Auch Störungen würden über das System gemeldet. „Wenn zum Beispiel eine Pumpe ausfällt, kommt sofort eine Meldung und das Serviceteam kann reagieren, sodass unsere Kunden mögliche Ausfälle nicht einmal bemerken.“

EDG ist als Unternehmen heute fest etabliert

Mit einem Umsatz von mittlerweile mehr als 20 Millionen Euro und 1.600 Kunden ist der kommunale Dienstleister fest etabliert. Die EDG setzt bei ihren kommunalen Projekten auf einen Technologiemix aus erneuerbaren Energien vor Ort und Kraft-Wärme-Kopplung. „Wir suchen immer nach Lösungen unter dem Blickwinkel der Energieeffizienz und dem Einsatz von erneuerbaren Energien“, sagt der EDG-Chef. Es würden auch Nachbargebäude mit an eine Wärmeversorgung angeschlossen, wenn es passe. Dadurch rechneten sich dann auch kapitalintensive Investitionen für ein BHKW oder eine Biomassefeuerung in einem Nahwärmenetz.

Die Auftragslage sei mehr als gut. „Wir können uns momentan vor Aufträgen für Nahwärmenetze kaum retten“, sagt Zeis. Es sei auch dringend notwendig, die Einspar- und Effizienzpotenziale zu erschließen und gemeinsam die Erneuerbaren-Technologien in den Wärmebereich hinein zu koppeln. „Ein gutes Drittel unseres Brennstoffmixes ist bereits erneuerbar, deutschlandweit liegt hier der Durchschnitt aber lediglich bei etwa 15 Prozent im Wärmesektor. Insofern sind wir schon deutlich weiter und wollen das auch weiter ausbauen“, erklärt Zeis. Insgesamt will die EDG künftig noch mehr auf erneuerbare Gase setzen, nicht nur auf Biogas, sondern auch auf Wasserstoff.

Zeis: „Ich möchte hier auch als Vorsitzender des Landesverbands Erneuerbare Energie Rheinland-Pfalz/Saarland die Chance ergreifen, die Wärmewende so zu gestalten, dass sie mit Blick auf Akzeptanz und Machbarkeit ebenso ökologisch wie ökonomisch funktioniert.“ Dazu braucht es aber auch die Kraft-Wärme-Kopplung, ist er sich sicher. Die EDG setzte von Anfang an auf diese Technologie und werde dies auch weiterhin tun − nicht nur, „weil sie die Königsdisziplin der Energieeffizienz ist, sondern auch, weil sie auf dezentraler Ebene stromtechnisch das Verteilnetz stützt, an das in zunehmendem Maße Wärmepumpen und Ladepunkte für die E-Mobilität angeschlossen werden müssen“.

Damit leiste die dezentrale KWK einen wesentlichen Beitrag zur Versorgungssicherheit gerade in der Heizperiode, weil sie den Wärme- mit dem Strommarkt verbinde, wenn Photovoltaik naturgemäß kaum Beiträge liefert. Die EDG setze sehr wohl und gerne auch Wärmepumpen ein, aber nur da, wo es sinnvoll sei. Und gerade im Bestand seien sie eben nicht immer die erste Wahl. „Es muss doch auch technisch-wirtschaftlich machbar sein“, moniert er. Daher möchte er sich die KWK von der Politik auch nicht zerreden lassen und kämpft auf allen Ebenen für ein Energiesystem mit KWK als Rückgrat in einer transformierten, erneuerbaren Energiewelt.

Die EDG will auch künftig weiter wachsen und hat neue Projekte für Städte und Gemeinden angestoßen, unter anderem innovative KWK. Außerdem plant das Unternehmen, zum Bioenergieproduzenten zu werden. Die Insolvenz des Biomethanlieferanten BMP Greengas habe Zeis darin nochmals bestärkt, nachdem dies zu massiven Lieferproblemen geführt hatte. „Wir setzen in unseren KWK-Anlagen vielfach Biogas ein. Daher ist es für uns wichtig, dass wir mit Biogas und Biomethan auch künftig zuverlässig und zu vernünftigen Konditionen beliefert werden. Wir werden einen Biomassehof mit einem Partner gründen und uns um unsere Stoffströme zukünftig selbst kümmern.“ Die EDG werde die Bioenergie zwar primär für ihren Eigenbedarf herstellen, freie Kapazitäten aber auch an andere Kunden verkaufen.

Außerdem steht ein Projekt an, das für Zeis zeigen werde, wie dezentrale Energieversorgung künftig aussehen kann. Das Hallenbad in Oppenheim (Landkreis Mainz-Bingen) soll neu gebaut werden. „Unsere Idee ist es, ein Kraftwerk mit angeschlossenem Hallenbad zu errichten“, so Zeis. Das Konzept sieht vor, Photovoltaik, PVT (Kombination aus Photovoltaik und Solarthermie) und Wärmepumpen zu betreiben und zusätzlich Energie aus der Betonkernaktivierung der statischen Bohrpfähle zu gewinnen.

Darüber hinaus werde aus Stromüberschuss Wasserstoff erzeugt, der in H2-BHKW zum Einsatz kommen soll, wenn zu wenig Solarenergie vorhanden ist. Kombiniert werden sollen die Kapazitäten mit Speichertechnologien für Strom, Wärme und Wasserstoff. „Dieses Projekt wird zeigen, wie Energieautarkie aussehen kann“, sagt Zeis stolz und hofft, mit dieser Versorgungslösung bald loslegen zu können. „Das neue Oppenheimer Hallenbad wird keine Wärme- und Stromkosten mehr haben, es hat eine Contractingrate im Sinne einer Flatrate.“
 

Die EDG

Der Landkreis Mainz-Bingen im Osten von Rheinland-Pfalz hat die EDG vor 25 Jahren, also 1998, gegründet. Im Jahr 2000 wurden die Verbandsgemeinden Nieder-Olm und Nierstein-Oppenheim, heute Rhein-Selz, Gesellschafter. Drei Jahre später kam der Landkreis Bad Kreuznach hinzu, 2009 der Landkreis Alzey-Worms. Auch weitere Verbandsgemeinden, die Stadt Bingen und kommunale Gesellschaften traten bei. Heute hat die EDG 15 kommunale Gesellschafter, die von den Contractingdienstleistungen und dem Know-how der Mitarbeitenden profitieren.
Das Unternehmen hat 27 Beschäftigte und einen Jahresumsatz von rund 23,2 Millionen Euro (2022). In den vergangenen 25 Jahren baute die EDG via Contracting in sieben Neubaugebieten die Nahwärmeversorgung auf, baute 132 Blockheizkraftwerke in 115 Objekten ein und errichtete fünf Windkraftanlagen, 65 Photovoltaikanlagen sowie 37 Holzheizwerke. Für den kommunalen Klimaschutz leistet das eine CO2-Einsparung von rund 53.000 Tonnen pro Jahr.
 

 

Donnerstag, 26.10.2023, 09:19 Uhr
Heidi Roider
Energie & Management > Aus Der Zeitung - „Die EDG ist eine sehr gute Blaupause“
Quelle: E&M
Aus Der Zeitung
„Die EDG ist eine sehr gute Blaupause“
Die Energiedienstleistungsgesellschaft Rheinhessen-Nahe setzt seit 25 Jahren Contractingprojekte um. Christoph Zeis erzählt im E&M-Gespräch, was die EDG so erfolgreich macht.
Mehr als 130 Blockheizkraftwerke, 55 Nahwärmenetze und knapp 100 weitere Erneuerbaren-Anlagen für kommunale Liegenschaften: Das ist eine beeindruckende Bilanz des kommunalen Contractingdienstleisters Energiedienstleistungsgesellschaft Rheinhessen-Nahe mbH. Blickt man auf die vergangenen 25 Jahre zurück, taugt die EDG durchaus als Blaupause für andere Landkreise. Sie zeigt, wie auf kommunaler Ebene wirtschaftlich Klimaschutz sinnvoll möglich ist.

Der Erfolg der EDG mit Sitz in Nieder-Olm fußt auf mehreren Aspekten, erzählt Geschäftsführer Christoph Zeis im Gespräch mit E&M. Anfangs waren jedoch nicht alle von der Idee begeistert, es gab auch Widerstände. Zeis weiß, wovon er spricht. Er war von Anfang an dabei, von ihm stammt das Konzept und die Strategie für das Unternehmen.

„‚Dann machen Sie doch mal ein Konzept!‘, hatte Claus Schick 1997 zu mir gesagt“, erzählt Zeis. Damals war Schick Landrat des Landkreises Mainz-Bingen und hatte wie viele seiner Amtskolleginnen und -kollegen das Problem, sanierungsbedürftige Heizungsanlagen in den eigenen Liegenschaften stehen zu haben, aber für eine Sanierung nicht über ausreichend Mittel zu verfügen. „Ich hatte ihm vorgeschlagen, in Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung Contractinglösungen für die Liegenschaften des Landkreises umzusetzen“, erzählt Zeis nun 25 Jahre später.

Er arbeitete zu diesem Zeitpunkt bereits für ein lokales Energieversorgungsunternehmen und trieb dort das Geschäftsfeld der Energiedienstleistungen und Wärmelieferungen voran. 1995 hatte er beispielsweise ein KWK-Nahwärmeversorgungskonzept für den neu errichteten Verwaltungssitz des Landkreises Mainz-Bingen in Ingelheim sowie zwei angrenzende Gebäude mit Läden und 125 Wohnungen umgesetzt.
 
Bei der Jubiläumsfeier der EDG im Mai (v.l.): Oberbürgermeister der Stadt Mainz, Nino Haase, Landrat a.D. Claus Schick, Landrätin Dorothea Schäfer, EDG-Geschäftsführer Christoph Zeis, Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Landrat Heiko Sippel, Umwelt- und Energieministerin Katrin Eder und Landrat a.D. Ernst-Walter-Görisch
Quelle: EDG/Susanne Herdegen

Der KWK-Spezialist hatte Umweltschutz an der Fachhochschule Bingen studiert mit Schwerpunkt Kraft-Wärme-Kopplung. Den damaligen Inhaber des Lehrstuhls, Professor Hans-Georg Kämpf, bezog er in die Erstellung des Konzepts mit ein. „Ich wollte dem Ganzen auch einen wissenschaftlichen Charakter geben“, so Zeis. Kämpf war es auch, der den Landrat überzeugte, die EDG als rein kommunale Gesellschaft zu gründen. Ziel war es, die sanierungsbedürftigen Heizungsanlagen in den kreiseigenen Gebäuden mit effizienter und erneuerbarer Technik im Hinblick auf einen nachhaltigen und wirtschaftlichen Betrieb zu sanieren.

Konzept der EDG stieß auch auf Widerstände

Das Konzept stieß allerdings auch auf Widerstände. „Auf kommunalpolitischer Initiative einer Partei im Kreistag wurde bei der Bezirksregierung ein Verfahren über die Rechtmäßigkeit der Gesellschaftsgründung vor dem Hintergrund des Gemeindewirtschaftsrechtes losgetreten“, erzählt Zeis. Doch letztlich genehmigte die Mittelbehörde die Gründung der EDG als rein kommunales Unternehmen. Zeis legte als „Ein-Mann-Gesellschaft“ los, nachdem er seinem damaligen Unternehmen den Rücken gekehrt hatte.

Dabei kamen von Anfang an Contractinglösungen zum Einsatz. Gerade für Kommunen können Contractinggeschäftsmodelle interessant sein, da mit ihnen Effizienzmaßnahmen auch ohne Investitionen aus dem eigenen Haushalt und ohne zusätzliches Personal sowie Fachwissen umgesetzt werden können. Zeis war bereits damals davon überzeugt, das Contracting für Kommunen ideal sei: „Man spart Energie und refinanziert die erforderlichen Investitionen langfristig über die eingesparten Energiekosten.“ Und die Idee ging auf.

Die Politik gab dem Unternehmen zusätzlich Schwung. Im Jahr 2000 wurde das Stromeinspeisungsgesetz von der 1998 angetretenen rot-grünen Koalition zum ersten Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Damit wurden nun feste Vergütungen gezahlt, wenn Unternehmen grünen Strom ins Netz speisten.

Außerdem setzte die EDG konsequent auf Energiemanagement. Zeis: „Über unser Energiemanagementsystem sind wir zentral und rund um die Uhr in der Lage, die Anlagen flexibel zu betreiben.“ Die EDG könne dadurch jederzeit auf alle Anlagenkomponenten mittels Fernüberwachung zugreifen und sie steuern. Auch Störungen würden über das System gemeldet. „Wenn zum Beispiel eine Pumpe ausfällt, kommt sofort eine Meldung und das Serviceteam kann reagieren, sodass unsere Kunden mögliche Ausfälle nicht einmal bemerken.“

EDG ist als Unternehmen heute fest etabliert

Mit einem Umsatz von mittlerweile mehr als 20 Millionen Euro und 1.600 Kunden ist der kommunale Dienstleister fest etabliert. Die EDG setzt bei ihren kommunalen Projekten auf einen Technologiemix aus erneuerbaren Energien vor Ort und Kraft-Wärme-Kopplung. „Wir suchen immer nach Lösungen unter dem Blickwinkel der Energieeffizienz und dem Einsatz von erneuerbaren Energien“, sagt der EDG-Chef. Es würden auch Nachbargebäude mit an eine Wärmeversorgung angeschlossen, wenn es passe. Dadurch rechneten sich dann auch kapitalintensive Investitionen für ein BHKW oder eine Biomassefeuerung in einem Nahwärmenetz.

Die Auftragslage sei mehr als gut. „Wir können uns momentan vor Aufträgen für Nahwärmenetze kaum retten“, sagt Zeis. Es sei auch dringend notwendig, die Einspar- und Effizienzpotenziale zu erschließen und gemeinsam die Erneuerbaren-Technologien in den Wärmebereich hinein zu koppeln. „Ein gutes Drittel unseres Brennstoffmixes ist bereits erneuerbar, deutschlandweit liegt hier der Durchschnitt aber lediglich bei etwa 15 Prozent im Wärmesektor. Insofern sind wir schon deutlich weiter und wollen das auch weiter ausbauen“, erklärt Zeis. Insgesamt will die EDG künftig noch mehr auf erneuerbare Gase setzen, nicht nur auf Biogas, sondern auch auf Wasserstoff.

Zeis: „Ich möchte hier auch als Vorsitzender des Landesverbands Erneuerbare Energie Rheinland-Pfalz/Saarland die Chance ergreifen, die Wärmewende so zu gestalten, dass sie mit Blick auf Akzeptanz und Machbarkeit ebenso ökologisch wie ökonomisch funktioniert.“ Dazu braucht es aber auch die Kraft-Wärme-Kopplung, ist er sich sicher. Die EDG setzte von Anfang an auf diese Technologie und werde dies auch weiterhin tun − nicht nur, „weil sie die Königsdisziplin der Energieeffizienz ist, sondern auch, weil sie auf dezentraler Ebene stromtechnisch das Verteilnetz stützt, an das in zunehmendem Maße Wärmepumpen und Ladepunkte für die E-Mobilität angeschlossen werden müssen“.

Damit leiste die dezentrale KWK einen wesentlichen Beitrag zur Versorgungssicherheit gerade in der Heizperiode, weil sie den Wärme- mit dem Strommarkt verbinde, wenn Photovoltaik naturgemäß kaum Beiträge liefert. Die EDG setze sehr wohl und gerne auch Wärmepumpen ein, aber nur da, wo es sinnvoll sei. Und gerade im Bestand seien sie eben nicht immer die erste Wahl. „Es muss doch auch technisch-wirtschaftlich machbar sein“, moniert er. Daher möchte er sich die KWK von der Politik auch nicht zerreden lassen und kämpft auf allen Ebenen für ein Energiesystem mit KWK als Rückgrat in einer transformierten, erneuerbaren Energiewelt.

Die EDG will auch künftig weiter wachsen und hat neue Projekte für Städte und Gemeinden angestoßen, unter anderem innovative KWK. Außerdem plant das Unternehmen, zum Bioenergieproduzenten zu werden. Die Insolvenz des Biomethanlieferanten BMP Greengas habe Zeis darin nochmals bestärkt, nachdem dies zu massiven Lieferproblemen geführt hatte. „Wir setzen in unseren KWK-Anlagen vielfach Biogas ein. Daher ist es für uns wichtig, dass wir mit Biogas und Biomethan auch künftig zuverlässig und zu vernünftigen Konditionen beliefert werden. Wir werden einen Biomassehof mit einem Partner gründen und uns um unsere Stoffströme zukünftig selbst kümmern.“ Die EDG werde die Bioenergie zwar primär für ihren Eigenbedarf herstellen, freie Kapazitäten aber auch an andere Kunden verkaufen.

Außerdem steht ein Projekt an, das für Zeis zeigen werde, wie dezentrale Energieversorgung künftig aussehen kann. Das Hallenbad in Oppenheim (Landkreis Mainz-Bingen) soll neu gebaut werden. „Unsere Idee ist es, ein Kraftwerk mit angeschlossenem Hallenbad zu errichten“, so Zeis. Das Konzept sieht vor, Photovoltaik, PVT (Kombination aus Photovoltaik und Solarthermie) und Wärmepumpen zu betreiben und zusätzlich Energie aus der Betonkernaktivierung der statischen Bohrpfähle zu gewinnen.

Darüber hinaus werde aus Stromüberschuss Wasserstoff erzeugt, der in H2-BHKW zum Einsatz kommen soll, wenn zu wenig Solarenergie vorhanden ist. Kombiniert werden sollen die Kapazitäten mit Speichertechnologien für Strom, Wärme und Wasserstoff. „Dieses Projekt wird zeigen, wie Energieautarkie aussehen kann“, sagt Zeis stolz und hofft, mit dieser Versorgungslösung bald loslegen zu können. „Das neue Oppenheimer Hallenbad wird keine Wärme- und Stromkosten mehr haben, es hat eine Contractingrate im Sinne einer Flatrate.“
 

Die EDG

Der Landkreis Mainz-Bingen im Osten von Rheinland-Pfalz hat die EDG vor 25 Jahren, also 1998, gegründet. Im Jahr 2000 wurden die Verbandsgemeinden Nieder-Olm und Nierstein-Oppenheim, heute Rhein-Selz, Gesellschafter. Drei Jahre später kam der Landkreis Bad Kreuznach hinzu, 2009 der Landkreis Alzey-Worms. Auch weitere Verbandsgemeinden, die Stadt Bingen und kommunale Gesellschaften traten bei. Heute hat die EDG 15 kommunale Gesellschafter, die von den Contractingdienstleistungen und dem Know-how der Mitarbeitenden profitieren.
Das Unternehmen hat 27 Beschäftigte und einen Jahresumsatz von rund 23,2 Millionen Euro (2022). In den vergangenen 25 Jahren baute die EDG via Contracting in sieben Neubaugebieten die Nahwärmeversorgung auf, baute 132 Blockheizkraftwerke in 115 Objekten ein und errichtete fünf Windkraftanlagen, 65 Photovoltaikanlagen sowie 37 Holzheizwerke. Für den kommunalen Klimaschutz leistet das eine CO2-Einsparung von rund 53.000 Tonnen pro Jahr.
 

 

Donnerstag, 26.10.2023, 09:19 Uhr
Heidi Roider

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