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Energie & Management > Stromnetz - Westnetz simuliert in Arnsberg das digitale Netz der Zukunft
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Stromnetz

Westnetz simuliert in Arnsberg das digitale Netz der Zukunft

Westnetz simuliert in der Sauerland-Region Arnsberg/Sundern, wie das digitale Stromverteilnetz der Zukunft aussieht. Und erlaubt einen Blick ins Herz kritischer Infrastruktur.
Hinter mehreren Schleusen aus Glas taucht irgendwann ein großer Raum auf. Schreibtische stehen dort, darauf kleine, dahinter große Bildschirme, auf denen Zahlen, Linien und Kurven in einer enormen Farbenvielfalt erscheinen. In der Sicherheitszone der Netzleitstelle Arnsberg ist für gewöhnlich kein Besuch zugelassen. Es handelt sich bei der Organisationszentrale der Westnetz GmbH schließlich um das „Gehirn“ des regionalen Verteilnetzes, um kritische Infrastruktur.

Am 10. Januar aber ist in der sauerländischen Stadt alles anders, da stellt die Eon-Tochter Westnetz das Modellprojekt „Smarte Energieregion Arnsberg und Sundern“ vor und begrüßt viele Gäste, darunter auch die NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne). Sie verspricht sich von dem Vorhaben wichtige Impulse für die Energiewende und eine Blaupause für andere Regionen und Verteilnetze. Nicht zuletzt könnten die Millionen-Kosten für den erforderlichen Netzausbau geringer ausfallen, wenn die Netzbetreiber flexibel und digital ins Verteilnetz eingreifen können.

In Arnsberg, am Sitz einer der NRW-Bezirksregierungen, simuliert Westnetz bereits jetzt die Gegebenheiten des Jahres 2030. Dem Jahr, wenn 80 Prozent des Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen stammen sollen. Heute sind es rund 60 Prozent. Das bedeutet vor allem, die Energieflüsse auf unterster Ebene sichtbar zu machen, um sie dann im Sinne der Netzstabilität ferngesteuert leiten und regeln zu können. Von Arnsberg aus managt Westnetz als größter deutscher Verteilnetz-Betreiber den nördlichen Teil seines Leitungsgebietes, das von Meppen in Niedersachsen bis Trier in Rheinland-Pfalz reicht.
 
Im „Gehirn“ der Netzleitstelle Arnsberg: (v.l.) Westnetz-Geschäftsführer Patrick Wittenberg, NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur und Kilian Henke (Systemführer Schaltleitung).
Quelle: Volker Stephan

Eigentlich kannte das übliche Netzmanagement keine großen Überraschungen neben Modernisierung und Ertüchtigung der Leitungen. Allerdings, erklärt Westnetz-Geschäftsführer Patrick Wittenberg, habe sich das grundlegend geändert. Die neue Energiewelt sieht immer weniger Leistung der herkömmlichen Kraftwerke vor, die ihre Energie über die Übertragungsnetze in die Fläche schicken. Stattdessen gibt es Tausende neue Einspeisepunkte, die zum Beispiel über Solaranlagen und Wallboxen ihren Strom in die Netze pressen. 95 Prozent dieser Anlagen werden über das Verteilnetz angeschlossen. Zusätzliche Verbraucher wie Wärmepumpen sorgen für weitere Herausforderungen.

675.000 neue Solaranlagen drängen ins Verteilnetz

Es gilt dabei, den Überblick zu bewahren. 265.000 Solar-Anlagen hat die Westenergie-Gruppe in den vergangenen 15 Jahren in ihr Gesamtnetz integriert. „Jetzt müssen wir bis 2030 allein weitere 675.000 Anlagen anschließen“, sagt Patrick Wittenberg. Dafür brauche es intelligente Netze mit modernen Messinstrumenten, den Smart Metern. Die in den kleinsten Haushalten zu erfassenden Daten sollen helfen, die Netze bedarfsgerecht auszubauen und effizient zu betreiben.

Das Modellprojekt sieht zwei Laboratorien vor, neben der Region Arnsberg geht die Digitalisierung auch im Raum Lüneburg (Niedersachsen) schneller voran als anderswo. Erkennen lässt der Wandel sich zum Beispiel an neuen, digitalen Ortsnetzstationen. Die Koppelpunkte wandeln die Mittelspannung in die Niederspannung für die Haushalte um. Die digitalen Versionen können mehr, sie senden Live-Daten der Energieströme über Mobilfunk oder Glasfaser und erlauben den Eingriff auf der Mittelspannungsebene von der Leitstelle aus.

Im Rahmen des Arnsberger Projekts sollen einige Hundert solcher digitalen Ortsnetzstationen entstehen, sagt Jörg Brand, Leiter der Systemführung bei Westnetz. Aktuell gibt es 60 dieser „Herzstücke intelligenter Verteilnetze“. Im fünfstelligen Bereich soll am Ende die Zahl der eingebauten Smart Meter liegen, im Moment sind es 2.200. Weiterer Baustein der smarten Energieregion wird ein modernes Umspannwerk sein, das die Signale nicht länger analog über Kupferverbindungen, sondern digital per Glasfaserkabel überträgt.

Und im Laboratorium Arnsberg/Sundern erlaubt Westnetz sich bereits jetzt, was Paragraf 14a des Energiewirtschaftsgesetzes seit Neuestem zulässt: das „Dimmen“ von steuerbaren Verbrauchseinrichtungen. Das bedeutet: Wenn eine Überlastung der Netze droht, greift der Verteilnetzbetreiber bei Ladevorgängen von privaten Elektromobilen, bei Wärmepumpen oder Stromspeichern ein. Mit einer Teststrecke im Sauerland übt Westnetz die technischen Abläufe. Die digitale Zukunft wird so im Sauerland schon 2024 Realität.

Mittwoch, 10.01.2024, 17:35 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Stromnetz - Westnetz simuliert in Arnsberg das digitale Netz der Zukunft
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Stromnetz
Westnetz simuliert in Arnsberg das digitale Netz der Zukunft
Westnetz simuliert in der Sauerland-Region Arnsberg/Sundern, wie das digitale Stromverteilnetz der Zukunft aussieht. Und erlaubt einen Blick ins Herz kritischer Infrastruktur.
Hinter mehreren Schleusen aus Glas taucht irgendwann ein großer Raum auf. Schreibtische stehen dort, darauf kleine, dahinter große Bildschirme, auf denen Zahlen, Linien und Kurven in einer enormen Farbenvielfalt erscheinen. In der Sicherheitszone der Netzleitstelle Arnsberg ist für gewöhnlich kein Besuch zugelassen. Es handelt sich bei der Organisationszentrale der Westnetz GmbH schließlich um das „Gehirn“ des regionalen Verteilnetzes, um kritische Infrastruktur.

Am 10. Januar aber ist in der sauerländischen Stadt alles anders, da stellt die Eon-Tochter Westnetz das Modellprojekt „Smarte Energieregion Arnsberg und Sundern“ vor und begrüßt viele Gäste, darunter auch die NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne). Sie verspricht sich von dem Vorhaben wichtige Impulse für die Energiewende und eine Blaupause für andere Regionen und Verteilnetze. Nicht zuletzt könnten die Millionen-Kosten für den erforderlichen Netzausbau geringer ausfallen, wenn die Netzbetreiber flexibel und digital ins Verteilnetz eingreifen können.

In Arnsberg, am Sitz einer der NRW-Bezirksregierungen, simuliert Westnetz bereits jetzt die Gegebenheiten des Jahres 2030. Dem Jahr, wenn 80 Prozent des Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen stammen sollen. Heute sind es rund 60 Prozent. Das bedeutet vor allem, die Energieflüsse auf unterster Ebene sichtbar zu machen, um sie dann im Sinne der Netzstabilität ferngesteuert leiten und regeln zu können. Von Arnsberg aus managt Westnetz als größter deutscher Verteilnetz-Betreiber den nördlichen Teil seines Leitungsgebietes, das von Meppen in Niedersachsen bis Trier in Rheinland-Pfalz reicht.
 
Im „Gehirn“ der Netzleitstelle Arnsberg: (v.l.) Westnetz-Geschäftsführer Patrick Wittenberg, NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur und Kilian Henke (Systemführer Schaltleitung).
Quelle: Volker Stephan

Eigentlich kannte das übliche Netzmanagement keine großen Überraschungen neben Modernisierung und Ertüchtigung der Leitungen. Allerdings, erklärt Westnetz-Geschäftsführer Patrick Wittenberg, habe sich das grundlegend geändert. Die neue Energiewelt sieht immer weniger Leistung der herkömmlichen Kraftwerke vor, die ihre Energie über die Übertragungsnetze in die Fläche schicken. Stattdessen gibt es Tausende neue Einspeisepunkte, die zum Beispiel über Solaranlagen und Wallboxen ihren Strom in die Netze pressen. 95 Prozent dieser Anlagen werden über das Verteilnetz angeschlossen. Zusätzliche Verbraucher wie Wärmepumpen sorgen für weitere Herausforderungen.

675.000 neue Solaranlagen drängen ins Verteilnetz

Es gilt dabei, den Überblick zu bewahren. 265.000 Solar-Anlagen hat die Westenergie-Gruppe in den vergangenen 15 Jahren in ihr Gesamtnetz integriert. „Jetzt müssen wir bis 2030 allein weitere 675.000 Anlagen anschließen“, sagt Patrick Wittenberg. Dafür brauche es intelligente Netze mit modernen Messinstrumenten, den Smart Metern. Die in den kleinsten Haushalten zu erfassenden Daten sollen helfen, die Netze bedarfsgerecht auszubauen und effizient zu betreiben.

Das Modellprojekt sieht zwei Laboratorien vor, neben der Region Arnsberg geht die Digitalisierung auch im Raum Lüneburg (Niedersachsen) schneller voran als anderswo. Erkennen lässt der Wandel sich zum Beispiel an neuen, digitalen Ortsnetzstationen. Die Koppelpunkte wandeln die Mittelspannung in die Niederspannung für die Haushalte um. Die digitalen Versionen können mehr, sie senden Live-Daten der Energieströme über Mobilfunk oder Glasfaser und erlauben den Eingriff auf der Mittelspannungsebene von der Leitstelle aus.

Im Rahmen des Arnsberger Projekts sollen einige Hundert solcher digitalen Ortsnetzstationen entstehen, sagt Jörg Brand, Leiter der Systemführung bei Westnetz. Aktuell gibt es 60 dieser „Herzstücke intelligenter Verteilnetze“. Im fünfstelligen Bereich soll am Ende die Zahl der eingebauten Smart Meter liegen, im Moment sind es 2.200. Weiterer Baustein der smarten Energieregion wird ein modernes Umspannwerk sein, das die Signale nicht länger analog über Kupferverbindungen, sondern digital per Glasfaserkabel überträgt.

Und im Laboratorium Arnsberg/Sundern erlaubt Westnetz sich bereits jetzt, was Paragraf 14a des Energiewirtschaftsgesetzes seit Neuestem zulässt: das „Dimmen“ von steuerbaren Verbrauchseinrichtungen. Das bedeutet: Wenn eine Überlastung der Netze droht, greift der Verteilnetzbetreiber bei Ladevorgängen von privaten Elektromobilen, bei Wärmepumpen oder Stromspeichern ein. Mit einer Teststrecke im Sauerland übt Westnetz die technischen Abläufe. Die digitale Zukunft wird so im Sauerland schon 2024 Realität.

Mittwoch, 10.01.2024, 17:35 Uhr
Volker Stephan

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