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Energie & Management > Wasserstoff - Weiter mehr Tempo für H2-Kraftwerke gefordert
Quelle: iStock / Frank Harms
Wasserstoff

Weiter mehr Tempo für H2-Kraftwerke gefordert

Nach Verkündung der Pläne des Bundeskabinetts für die Ausschreibung wasserstofffähiger Kraftwerke begrüßen Verbände die Vorhaben und fordern zugleich schnellere Ausschreibungen.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat wichtige Fortschritte in den Gesprächen mit der Europäischen Kommission und Eckdaten zur Kraftwerksstrategie veröffentlicht. Demnach sollen bis 2035 sowohl 8.800 MW Leistung aus neuen Wasserstoffkraftwerken und weitere 15.000 MW Leistung aus zunächst mit Erdgas betriebenen Kraftwerken in Zeiten mit wenig Sonne und Wind die deutsche Stromversorgung sichern. Diese Pläne begrüßten verschiedene Verbände.

Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, sagte für die Energiewirtschaft: „Es ist gut, dass sich das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und die Europäische Kommission auf die wesentlichen Rahmenbedingungen für die lange angekündigte Kraftwerksstrategie geeinigt haben.“ Positiv hervorzuheben sei, dass über die Maßnahmen insgesamt 23.800 MW an klimaneutraler Kraftwerkskapazität ausgeschrieben werden sollen.

Besonders lobte Andreae die Option, bestehende Erdgaskraftwerke langfristig auf Wasserstoff umzurüsten. „Dabei sollte der Förderrahmen die Potenziale unterschiedlicher Technologien – inklusive der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) – optimal nutzen, indem er technologieoffen gestaltet wird“, appellierte sie. „Wichtig ist jetzt, weiter Tempo zu machen“, mahnte Andreae zugleich. Um im Jahr 2024 die ersten Ausschreibungsrunden erfolgreich zu bestreiten, brauche es nun Klarheit über die finalen Rahmenbedingungen und Ausschreibungsdetails.

Kapazitätsmarkt soll Investitionen sichern

Die zügige Realisierung der Kraftwerkskapazitäten brauche Investitionssicherheit. Dies müsse auch durch eine kluge Verzahnung der Ausschreibungen mit einem zukünftigen Marktdesign, wie einem Kapazitätsmarkt, gewährleistet werden, sagte Andreae. Auch der Vorstand des Branchenverbandes Zukunft Gas, Timm Kehler begrüßte die Eckpunkte und forderte ein höheres Tempo bei der Ausgestaltung der Ausschreibung.

„Als notwendiges Backup der Energiewende soll steuerbare Leistung in Form von Gaskraftwerken in Zukunft zwar stets bereitgehalten werden, bislang fehlen aber die wirtschaftlichen Anreize für den Bau dieser Kraftwerke“, sagte Kehler. Die vorliegenden Eckpunkte könnten diese Anreize schaffen. Das BMWK plane die ersten Ausschreibungen für 2024 und nicht wie ursprünglich geplant noch in diesem Jahr. „Wir können uns keine weitere Verzögerung leisten, der angepeilte Kohleausstieg für 2030 wird sonst immer schwerer realisierbar“, mahnte er.

Offen sei auch, wie mit den rund 25.000 MW Gaskraftwerken im Bestand umgegangen wird. Hier drohe das Risiko von Stilllegungen, wenn diese zukünftig nur noch wenige Stunden im Jahr im Betrieb sein werden. „Deshalb sprechen wir uns weiterhin für die Einführung eines umfassenden Kapazitätsmarkts für steuerbare Leistung im Strommarkt aus, wie er in vielen anderen europäischen Ländern erfolgreich eingeführt wurde“, erinnerte Kehler. Durch Technologieoffenheit könne die höchste Effizienz erreicht werden.

Kraft-Wärme-Kopplung und Biomethan einbeziehen

Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer des Turbinenherstellerverbandes VDMA Power Systems, sagte: „Die Maßnahmen sind eine wichtige Voraussetzung für die Umstellung des Kraftwerksparks auf Wasserstoff und für das Erzielen von Klimaneutralität im Stromsektor.“ Unklar bleibe allerdings, inwieweit in dem Ausschreibungsvolumen für konvertierbare Kraftwerke in den Jahren 2024-2026 die KWK- und Biomethan-Ausschreibungen einbezogen sind, kritisierte Rendschmidt.

Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) hofft mit der Kraftwerksstrategie auf einen verbindlichen Fahrplan, wie die Versorgungssicherheit und wettbewerbsfähige Energiepreise sichergestellt werden können. „Gerade die kleineren und mittleren Unternehmen in Deutschland müssen sich darauf verlassen können, dass bei der Energiewende ihre Bedürfnisse gehört und in die Planungen einbezogen werden“, sagte Christoph Ahlhaus, Vorsitzender der Bundesgeschäftsführung des BVMW.

Deshalb müssten in der beginnenden Konsultationsphase zügig alle offenen Fragen, wie zum Beispiel die beihilferechtliche Genehmigung, die Art von staatlicher Subventionierung und die Verfügbarkeit von Wasserstoff für die geplanten Kraftwerke beraten und beantwortet werden. Außerdem sollte das Ministerium jetzt zügig über die Details der mit der EU verhandelten Leitplanken der Kraftwerkstrategie informieren, forderte Ahlhaus.

Dienstag, 1.08.2023, 15:10 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Wasserstoff - Weiter mehr Tempo für H2-Kraftwerke gefordert
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Weiter mehr Tempo für H2-Kraftwerke gefordert
Nach Verkündung der Pläne des Bundeskabinetts für die Ausschreibung wasserstofffähiger Kraftwerke begrüßen Verbände die Vorhaben und fordern zugleich schnellere Ausschreibungen.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat wichtige Fortschritte in den Gesprächen mit der Europäischen Kommission und Eckdaten zur Kraftwerksstrategie veröffentlicht. Demnach sollen bis 2035 sowohl 8.800 MW Leistung aus neuen Wasserstoffkraftwerken und weitere 15.000 MW Leistung aus zunächst mit Erdgas betriebenen Kraftwerken in Zeiten mit wenig Sonne und Wind die deutsche Stromversorgung sichern. Diese Pläne begrüßten verschiedene Verbände.

Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, sagte für die Energiewirtschaft: „Es ist gut, dass sich das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und die Europäische Kommission auf die wesentlichen Rahmenbedingungen für die lange angekündigte Kraftwerksstrategie geeinigt haben.“ Positiv hervorzuheben sei, dass über die Maßnahmen insgesamt 23.800 MW an klimaneutraler Kraftwerkskapazität ausgeschrieben werden sollen.

Besonders lobte Andreae die Option, bestehende Erdgaskraftwerke langfristig auf Wasserstoff umzurüsten. „Dabei sollte der Förderrahmen die Potenziale unterschiedlicher Technologien – inklusive der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) – optimal nutzen, indem er technologieoffen gestaltet wird“, appellierte sie. „Wichtig ist jetzt, weiter Tempo zu machen“, mahnte Andreae zugleich. Um im Jahr 2024 die ersten Ausschreibungsrunden erfolgreich zu bestreiten, brauche es nun Klarheit über die finalen Rahmenbedingungen und Ausschreibungsdetails.

Kapazitätsmarkt soll Investitionen sichern

Die zügige Realisierung der Kraftwerkskapazitäten brauche Investitionssicherheit. Dies müsse auch durch eine kluge Verzahnung der Ausschreibungen mit einem zukünftigen Marktdesign, wie einem Kapazitätsmarkt, gewährleistet werden, sagte Andreae. Auch der Vorstand des Branchenverbandes Zukunft Gas, Timm Kehler begrüßte die Eckpunkte und forderte ein höheres Tempo bei der Ausgestaltung der Ausschreibung.

„Als notwendiges Backup der Energiewende soll steuerbare Leistung in Form von Gaskraftwerken in Zukunft zwar stets bereitgehalten werden, bislang fehlen aber die wirtschaftlichen Anreize für den Bau dieser Kraftwerke“, sagte Kehler. Die vorliegenden Eckpunkte könnten diese Anreize schaffen. Das BMWK plane die ersten Ausschreibungen für 2024 und nicht wie ursprünglich geplant noch in diesem Jahr. „Wir können uns keine weitere Verzögerung leisten, der angepeilte Kohleausstieg für 2030 wird sonst immer schwerer realisierbar“, mahnte er.

Offen sei auch, wie mit den rund 25.000 MW Gaskraftwerken im Bestand umgegangen wird. Hier drohe das Risiko von Stilllegungen, wenn diese zukünftig nur noch wenige Stunden im Jahr im Betrieb sein werden. „Deshalb sprechen wir uns weiterhin für die Einführung eines umfassenden Kapazitätsmarkts für steuerbare Leistung im Strommarkt aus, wie er in vielen anderen europäischen Ländern erfolgreich eingeführt wurde“, erinnerte Kehler. Durch Technologieoffenheit könne die höchste Effizienz erreicht werden.

Kraft-Wärme-Kopplung und Biomethan einbeziehen

Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer des Turbinenherstellerverbandes VDMA Power Systems, sagte: „Die Maßnahmen sind eine wichtige Voraussetzung für die Umstellung des Kraftwerksparks auf Wasserstoff und für das Erzielen von Klimaneutralität im Stromsektor.“ Unklar bleibe allerdings, inwieweit in dem Ausschreibungsvolumen für konvertierbare Kraftwerke in den Jahren 2024-2026 die KWK- und Biomethan-Ausschreibungen einbezogen sind, kritisierte Rendschmidt.

Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) hofft mit der Kraftwerksstrategie auf einen verbindlichen Fahrplan, wie die Versorgungssicherheit und wettbewerbsfähige Energiepreise sichergestellt werden können. „Gerade die kleineren und mittleren Unternehmen in Deutschland müssen sich darauf verlassen können, dass bei der Energiewende ihre Bedürfnisse gehört und in die Planungen einbezogen werden“, sagte Christoph Ahlhaus, Vorsitzender der Bundesgeschäftsführung des BVMW.

Deshalb müssten in der beginnenden Konsultationsphase zügig alle offenen Fragen, wie zum Beispiel die beihilferechtliche Genehmigung, die Art von staatlicher Subventionierung und die Verfügbarkeit von Wasserstoff für die geplanten Kraftwerke beraten und beantwortet werden. Außerdem sollte das Ministerium jetzt zügig über die Details der mit der EU verhandelten Leitplanken der Kraftwerkstrategie informieren, forderte Ahlhaus.

Dienstag, 1.08.2023, 15:10 Uhr
Susanne Harmsen

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