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Energie & Management > Bilanz - Verbund AG steigert Gewinn um 60 Prozent
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
Bilanz

Verbund AG steigert Gewinn um 60 Prozent

Österreichs größter Stromkonzern erwirtschaftete im ersten Halbjahr nach eigenen Angaben ein gutes Ergebnis. Er passt daher den Ausblick für das Gesamtjahr nach oben an.
Ein "gutes Ergebnis" erzielte der größte österreichische Stromkonzern, der Verbund, im ersten Halbjahr 2023, berichtete Generaldirektor Michael Strugl bei der Bilanzpressekonferenz am 27. Juli.

Der Halbjahresgewinn (Konzernergebnis) belief sich auf 1,29 Milliarden Euro, um 57,5 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2022. Die Umsatzerlöse erhöhten sich um 41,3 Prozent auf 6,69 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) wuchs um 63,6 Prozent auf 2,25 Milliarden Euro. Strugl erläuterte, das Resultat reflektiere "die Marktpreise insbesondere auch des vergangenen Jahres."

Der Verbund verkauft den überwiegenden Teil des von ihm erzeugten Stroms mit zumindest mehrmonatiger Vorlaufzeit im Großhandel. So gelang es ihm, für den im ersten Halbjahr in den Wasserkraftwerken erzeugten Strom einen Durchschnittspreis von 182,1 Euro/MWh zu erzielen. Verglichen mit dem ersten Halbjahr 2022 ist dies eine Steigerung um rund 61,7 Prozent. Für das Gesamtjahr sind mittlerweile rund 88 Prozent der voraussichtlichen Stromproduktion mit Wasserkraftwerken verkauft, der erzielte Absatzpreis liegt bei 176,8 Euro/MWh. Von der voraussichtlichen Stromerzeugung auf Basis der Wasserkraft im Jahr 2024 verkaufte der Verbund bis dato etwa 44 Prozent. Den erzielten Preis beziffert er mit 155,6 Euro/MWh.

Den Ausblick für das Gesamtjahr passte der Verbund nach oben an. Er erwartet nun ein Ebitda zwischen etwa 3,80 und 4,20 Milliarden Euro. Der Gewinn dürfte sich auf 2,05 bis 2,30 Milliarden Euro belaufen. Zum Vergleich: Bei der Präsentation des Ergebnisses des ersten Quartals 2023 war von einem Ebitda von etwa 3,70 bis 4,30 Milliarden Euro sowie einem Gewinn von 2,0 bis 2,4 Milliarden Euro die Rede gewesen.

Keine "goldene Nase"

Strugl betonte, der Verbund habe die im vergangenen Jahr massiv gestiegenen Großhandelspreise "verspätet und nicht in vollem Ausmaß" an die Endkunden weitergegeben. Für heuer sei im Segment der Haushaltskunden ein Verlust von rund 365 Millionen Euro zu erwarten. Bereits 2022 habe das Unternehmen in diesem Segment einen Verlust von rund 95,9 Millionen Euro verzeichnet. "Wir verdienen uns also keine goldene Nase, sondern gehen mit den Kunden durch eine schwierige Zeit", betonte Strugl. Der Verbund-Chef räumte ein, "dass es bei den Kunden Verunsicherung hinsichtlich der Preise gibt." Geschuldet sei diese letztlich der unklaren Rechtsgrundlage für Preisänderungen, auf die die Stromlieferanten mit unterschiedlichen Strategien reagieren. Der Gesetzgeber sei dringend gefordert, die Lage zu bereinigen.

Strugl ergänzte, Österreich habe im europaweiten Vergleich ohnehin relativ günstige Strompreise für Endkunden. Berechnungen von Eurostat zufolge bezahlte ein Haushalt mit 2.500 bis 5.000 kWh Jahresbedarf im zweiten Halbjahr 2022 durchschnittlich 23,70 Cent/kWh inklusive Steuern und Abgaben. Im Euroraum seien es dagegen 29,06 Cent/kWh gewesen, in Tschechien 38,44 Cent, in Italien 36,41 Cent und in Deutschland 33,57 Cent.

Milliarden für die Energiewende

Jene Erträge, die die dem Verbund nach den Steuern, den Dividenden und der Abschöpfung sogenannter "Übergewinne" verbleiben, werden laut Strugl großteils in Energiewendeprojekte investiert. Insgesamt handle es sich um rund 4,56 Milliarden Euro in den kommenden drei Jahren. Davon fließen 1,71 Milliarden Euro in den Ausbau des Übertragungsnetzes durch die Verbund-Tochter Austrian Power Grid (APG) sowie 1,24 Milliarden Euro in Wasserkraft-Projekte. Weitere 1,11 Milliarden Euro sind für Vorhaben im Bereich anderer erneuerbarer Energien wie Wind und Photovoltaik vorgesehen, rund 503 Millionen Euro schließlich für Projekte in den Bereichen Absatz, Innovation, Services und thermische Erzeugung.
 
 
Unter anderem umfasst dies ein Forschungsvorhaben im Gaskraftwerk Wien-Donaustadt, das der Wien Energie gehört. Mit ihr, der Rhein Energie und Siemens Energy testet der Verbund bis Mitte September die Beimischung von bis zu 15 Prozent Wasserstoff zu Erdgas als Brennstoff für das Kraftwerk.

Um investieren zu können, müsse der Verbund freilich Geld verdienen dürfen, ergänzte Finanzvorstand Peter Kollmann. Im ersten Halbjahr hatte sein Unternehmen allein rund 180 Millionen Euro an "Übergewinnsteuer" zu bezahlen. Insgesamt rechnet Kollmann mit Übergewinnsteuern von rund 300 bis 800 Millionen Euro. Im Frühjahr verschärfte die Regierung die diesbezüglichen Bestimmungen. Künftig werden Übergewinne bereits ab einem Großhandelspreis von 120 Euro/MWh "abgeschöpft", zuvor waren es 140 Euro/MWh gewesen. Noch fehlen indessen die Richtlinien bezüglich der Details, bestätigte Kollmann auf Anfrage der Redaktion. Unter anderem geht es um die Anrechenbarkeit von Investitionen in erneuerbare Energien, was Kollmann zufolge durchaus sinnvoll wäre.

Donnerstag, 27.07.2023, 14:02 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Bilanz - Verbund AG steigert Gewinn um 60 Prozent
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
Bilanz
Verbund AG steigert Gewinn um 60 Prozent
Österreichs größter Stromkonzern erwirtschaftete im ersten Halbjahr nach eigenen Angaben ein gutes Ergebnis. Er passt daher den Ausblick für das Gesamtjahr nach oben an.
Ein "gutes Ergebnis" erzielte der größte österreichische Stromkonzern, der Verbund, im ersten Halbjahr 2023, berichtete Generaldirektor Michael Strugl bei der Bilanzpressekonferenz am 27. Juli.

Der Halbjahresgewinn (Konzernergebnis) belief sich auf 1,29 Milliarden Euro, um 57,5 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2022. Die Umsatzerlöse erhöhten sich um 41,3 Prozent auf 6,69 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) wuchs um 63,6 Prozent auf 2,25 Milliarden Euro. Strugl erläuterte, das Resultat reflektiere "die Marktpreise insbesondere auch des vergangenen Jahres."

Der Verbund verkauft den überwiegenden Teil des von ihm erzeugten Stroms mit zumindest mehrmonatiger Vorlaufzeit im Großhandel. So gelang es ihm, für den im ersten Halbjahr in den Wasserkraftwerken erzeugten Strom einen Durchschnittspreis von 182,1 Euro/MWh zu erzielen. Verglichen mit dem ersten Halbjahr 2022 ist dies eine Steigerung um rund 61,7 Prozent. Für das Gesamtjahr sind mittlerweile rund 88 Prozent der voraussichtlichen Stromproduktion mit Wasserkraftwerken verkauft, der erzielte Absatzpreis liegt bei 176,8 Euro/MWh. Von der voraussichtlichen Stromerzeugung auf Basis der Wasserkraft im Jahr 2024 verkaufte der Verbund bis dato etwa 44 Prozent. Den erzielten Preis beziffert er mit 155,6 Euro/MWh.

Den Ausblick für das Gesamtjahr passte der Verbund nach oben an. Er erwartet nun ein Ebitda zwischen etwa 3,80 und 4,20 Milliarden Euro. Der Gewinn dürfte sich auf 2,05 bis 2,30 Milliarden Euro belaufen. Zum Vergleich: Bei der Präsentation des Ergebnisses des ersten Quartals 2023 war von einem Ebitda von etwa 3,70 bis 4,30 Milliarden Euro sowie einem Gewinn von 2,0 bis 2,4 Milliarden Euro die Rede gewesen.

Keine "goldene Nase"

Strugl betonte, der Verbund habe die im vergangenen Jahr massiv gestiegenen Großhandelspreise "verspätet und nicht in vollem Ausmaß" an die Endkunden weitergegeben. Für heuer sei im Segment der Haushaltskunden ein Verlust von rund 365 Millionen Euro zu erwarten. Bereits 2022 habe das Unternehmen in diesem Segment einen Verlust von rund 95,9 Millionen Euro verzeichnet. "Wir verdienen uns also keine goldene Nase, sondern gehen mit den Kunden durch eine schwierige Zeit", betonte Strugl. Der Verbund-Chef räumte ein, "dass es bei den Kunden Verunsicherung hinsichtlich der Preise gibt." Geschuldet sei diese letztlich der unklaren Rechtsgrundlage für Preisänderungen, auf die die Stromlieferanten mit unterschiedlichen Strategien reagieren. Der Gesetzgeber sei dringend gefordert, die Lage zu bereinigen.

Strugl ergänzte, Österreich habe im europaweiten Vergleich ohnehin relativ günstige Strompreise für Endkunden. Berechnungen von Eurostat zufolge bezahlte ein Haushalt mit 2.500 bis 5.000 kWh Jahresbedarf im zweiten Halbjahr 2022 durchschnittlich 23,70 Cent/kWh inklusive Steuern und Abgaben. Im Euroraum seien es dagegen 29,06 Cent/kWh gewesen, in Tschechien 38,44 Cent, in Italien 36,41 Cent und in Deutschland 33,57 Cent.

Milliarden für die Energiewende

Jene Erträge, die die dem Verbund nach den Steuern, den Dividenden und der Abschöpfung sogenannter "Übergewinne" verbleiben, werden laut Strugl großteils in Energiewendeprojekte investiert. Insgesamt handle es sich um rund 4,56 Milliarden Euro in den kommenden drei Jahren. Davon fließen 1,71 Milliarden Euro in den Ausbau des Übertragungsnetzes durch die Verbund-Tochter Austrian Power Grid (APG) sowie 1,24 Milliarden Euro in Wasserkraft-Projekte. Weitere 1,11 Milliarden Euro sind für Vorhaben im Bereich anderer erneuerbarer Energien wie Wind und Photovoltaik vorgesehen, rund 503 Millionen Euro schließlich für Projekte in den Bereichen Absatz, Innovation, Services und thermische Erzeugung.
 
 
Unter anderem umfasst dies ein Forschungsvorhaben im Gaskraftwerk Wien-Donaustadt, das der Wien Energie gehört. Mit ihr, der Rhein Energie und Siemens Energy testet der Verbund bis Mitte September die Beimischung von bis zu 15 Prozent Wasserstoff zu Erdgas als Brennstoff für das Kraftwerk.

Um investieren zu können, müsse der Verbund freilich Geld verdienen dürfen, ergänzte Finanzvorstand Peter Kollmann. Im ersten Halbjahr hatte sein Unternehmen allein rund 180 Millionen Euro an "Übergewinnsteuer" zu bezahlen. Insgesamt rechnet Kollmann mit Übergewinnsteuern von rund 300 bis 800 Millionen Euro. Im Frühjahr verschärfte die Regierung die diesbezüglichen Bestimmungen. Künftig werden Übergewinne bereits ab einem Großhandelspreis von 120 Euro/MWh "abgeschöpft", zuvor waren es 140 Euro/MWh gewesen. Noch fehlen indessen die Richtlinien bezüglich der Details, bestätigte Kollmann auf Anfrage der Redaktion. Unter anderem geht es um die Anrechenbarkeit von Investitionen in erneuerbare Energien, was Kollmann zufolge durchaus sinnvoll wäre.

Donnerstag, 27.07.2023, 14:02 Uhr
Klaus Fischer

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