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Energie & Management > Wärmenetz - Vattenfall investiert bis 2030 drei Milliarden Euro in Berlins Wärme
Quelle: Shutterstock / guentermanaus
Wärmenetz

Vattenfall investiert bis 2030 drei Milliarden Euro in Berlins Wärme

Bis 2030 möchte Vattenfall die Berliner Fernwärme zu 40 Prozent aus erneuerbaren Energien und unvermeidbarer Abwärme erzeugen. Im Jahr 2040 soll sogar Klimaneutralität erreicht sein.
Bislang liegt der Anteil der erneuerbaren Energie in der Berliner Fernwärme noch bei unter 10 Prozent. Bis 2030 aber soll er laut der Pläne des Versorgers Vattenfall auf 40 Prozent steigen. Dafür plant das Unternehmen, 3 Milliarden Euro an Investitionen. 30 verschiedene Projekte seien aktuell in Arbeit, um das ehrgeizige Ziel umzusetzen, sagte der Vorstandsvorsitzende der Vattenfall Wärme Berlin, Christian Feuerherd. "Ohne Wärmewende keine Energiewende", unterstrich er am 3. Juli vor Journalisten in Berlin.

So steht es im Dekarbonisierungsfahrplan, den Vattenfall gemäß Berliner Klimaschutz- und Energiewendegesetz am 30. Juni 2023 dem Land Berlin vorlegte. Für die Wärmewende setzt das Unternehmen auf einen breiten Technologie- und Brennstoff-Mix aus Power-to-Heat, Abwärmenutzung durch Großwärmepumpen, Wärmespeicherung, nachhaltiger Biomasse, thermischer Abfallverwertung, Geothermie-Potenzialer sowie modernen Gaskraftwerke, die "Wasserstoff-ready" geplant werden.

Das Unternehmen besitze mit einer Länge von über 2000 km das größte Wärmenetz in Westeuropa. Bis 2030 Kohleausstieg soll zunächst Kohle als Brennstoff komplett abgelöst werden und der Einsatz von Erdgas auf 56 Prozent reduziert werden. Als Ersatz soll deutlich mehr Biomasse eingesetzt werden. Dafür würden schon Lieferanten vertraglich gebunden für Brennstoffe aus der Landschaftspflege, Waldrestholz und aus Schnellumtriebsplantagen im brandenburgischen Umland, erläuterte Vertriebsleiterin Susanne Huneke.

Vor allem in zwei Kraftwerken – Reuter West und Klingenberg – mit guter Anbindung an Wasserweg und Schiene und Entladeeinrichtungen soll Biomasse zum Einsatz kommen, sagte Marko Voß, Leiter Systementwicklung. Der Vorteil liege hier in der Speicherbarkeit, weil auch für kalte Tage mit wenig Sonne und Wind die sichere Versorgung der Kunden Priorität habe.

Zudem soll mehr Abwärme genutzt werden, ergänzte Feuerherd. Dies geschehe zunächst am Standort Reuter West im Stadtteil Ruhleben. Dort werde Abwärme aus einer Müllverbrennungsanlage der Berliner Stadtreinigung und später aus dem Abwasser des nahen Klärwerks der Wasserbetriebe genutzt. Auch Wasserspeicher und Power-to-Heat für die Nutzung von Stromüberschüssen würden weiter ausgebaut.
 
Bei der Vorstellung des Vattenfall-Wärmekonzepts (von links): Christian Feuerherd (Vorstandsvorsitzender), Susanne Huneke (Vertriebsleiterin) und Marko Voß (Leiter Systementwicklung)
Quelle: E&M / Susanne Harmsen

Schon vor dem Abschluss einer kommunalen Wärmeplanung für die Hauptstadt 2026 wolle Vattenfall sein Netz erweitern. Dabei ginge es vor allem um Verdichtungsmaßnahmen, bei denen zusätzliche Abnehmer im Umkreis von 50 Metern an bereits vorhandene Wärmeleitungen angeschlossen werden. Bis 2040 soll laut Huneke der Anteil der Fernwärmekunden von aktuell 34 Prozent auf 50 Prozent in Berlin steigen. Auch Geothermienutzung sei in Vorbereitung, brauche aber acht Jahre zur Umsetzung und das Potenzial werde wohl nie für mehr als 7 Prozent des Berliner Wärmebedarfs reichen. Eine neue Wärmeleitwarte entstehe derzeit in Berlin-Marzahn, sie soll flexibel alle Wärmequellen und das Netz für die Stadt steuern. Huneke erläuterte, dass künftig die Stromverfügbarkeit über die Wahl der Wärmeerzeugung entscheide.

So werde Wasserstoff nur in Strommangelzeiten in effektiven Kraft-Wärme-Kopplungskraftwerken genutzt, um zugleich Strom und Wärme zu erzeugen. "Für mehr Investitionssicherheit brauchen wir aber noch ein stimmiges politisches Gesamtkonzept für die Erzeugung, Infrastruktur, Speicherung und Abnahme von Wasserstoff", forderte Feuerherd von der Bundespolitik.

Vattenfalls bisheriger Erzeugungsmix besteht zu 77 Prozent aus Erdgas, zu 18 Prozent aus Steinkohle und zu 5 Prozent aus erneuerbaren Quellen. Die Erzeugung aus Großwärmepumpen soll bis 2030 auf rund 17 Prozent und ab 2040 auf bis zu einem Fünftel zu steigern. Biomasse soll ebenfalls 17 Prozent decken und Power-to-Heat-Anlagen schrittweise ab 2040 knapp 6 Prozent der Fernwärme Berlins bereitstellen. Durch die Erschließung von geothermischen Potenzialen sollen rund 7 Prozent des Erzeugungsmixes ab 2040 abgedeckt werden.
 
Geplanter Wandel der Energiequellen der Berliner Fernwärme 2025-2045
(zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: Vattenfall Wärme Berlin

Der "Dekarbonisierungsfahrplan für die Wärmenetze der Vattenfall Wärme Berlin AG" steht auf der Internetseite der Vattenfall Wärme Berlin als PDF zum Download bereit.

Montag, 3.07.2023, 16:40 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Wärmenetz - Vattenfall investiert bis 2030 drei Milliarden Euro in Berlins Wärme
Quelle: Shutterstock / guentermanaus
Wärmenetz
Vattenfall investiert bis 2030 drei Milliarden Euro in Berlins Wärme
Bis 2030 möchte Vattenfall die Berliner Fernwärme zu 40 Prozent aus erneuerbaren Energien und unvermeidbarer Abwärme erzeugen. Im Jahr 2040 soll sogar Klimaneutralität erreicht sein.
Bislang liegt der Anteil der erneuerbaren Energie in der Berliner Fernwärme noch bei unter 10 Prozent. Bis 2030 aber soll er laut der Pläne des Versorgers Vattenfall auf 40 Prozent steigen. Dafür plant das Unternehmen, 3 Milliarden Euro an Investitionen. 30 verschiedene Projekte seien aktuell in Arbeit, um das ehrgeizige Ziel umzusetzen, sagte der Vorstandsvorsitzende der Vattenfall Wärme Berlin, Christian Feuerherd. "Ohne Wärmewende keine Energiewende", unterstrich er am 3. Juli vor Journalisten in Berlin.

So steht es im Dekarbonisierungsfahrplan, den Vattenfall gemäß Berliner Klimaschutz- und Energiewendegesetz am 30. Juni 2023 dem Land Berlin vorlegte. Für die Wärmewende setzt das Unternehmen auf einen breiten Technologie- und Brennstoff-Mix aus Power-to-Heat, Abwärmenutzung durch Großwärmepumpen, Wärmespeicherung, nachhaltiger Biomasse, thermischer Abfallverwertung, Geothermie-Potenzialer sowie modernen Gaskraftwerke, die "Wasserstoff-ready" geplant werden.

Das Unternehmen besitze mit einer Länge von über 2000 km das größte Wärmenetz in Westeuropa. Bis 2030 Kohleausstieg soll zunächst Kohle als Brennstoff komplett abgelöst werden und der Einsatz von Erdgas auf 56 Prozent reduziert werden. Als Ersatz soll deutlich mehr Biomasse eingesetzt werden. Dafür würden schon Lieferanten vertraglich gebunden für Brennstoffe aus der Landschaftspflege, Waldrestholz und aus Schnellumtriebsplantagen im brandenburgischen Umland, erläuterte Vertriebsleiterin Susanne Huneke.

Vor allem in zwei Kraftwerken – Reuter West und Klingenberg – mit guter Anbindung an Wasserweg und Schiene und Entladeeinrichtungen soll Biomasse zum Einsatz kommen, sagte Marko Voß, Leiter Systementwicklung. Der Vorteil liege hier in der Speicherbarkeit, weil auch für kalte Tage mit wenig Sonne und Wind die sichere Versorgung der Kunden Priorität habe.

Zudem soll mehr Abwärme genutzt werden, ergänzte Feuerherd. Dies geschehe zunächst am Standort Reuter West im Stadtteil Ruhleben. Dort werde Abwärme aus einer Müllverbrennungsanlage der Berliner Stadtreinigung und später aus dem Abwasser des nahen Klärwerks der Wasserbetriebe genutzt. Auch Wasserspeicher und Power-to-Heat für die Nutzung von Stromüberschüssen würden weiter ausgebaut.
 
Bei der Vorstellung des Vattenfall-Wärmekonzepts (von links): Christian Feuerherd (Vorstandsvorsitzender), Susanne Huneke (Vertriebsleiterin) und Marko Voß (Leiter Systementwicklung)
Quelle: E&M / Susanne Harmsen

Schon vor dem Abschluss einer kommunalen Wärmeplanung für die Hauptstadt 2026 wolle Vattenfall sein Netz erweitern. Dabei ginge es vor allem um Verdichtungsmaßnahmen, bei denen zusätzliche Abnehmer im Umkreis von 50 Metern an bereits vorhandene Wärmeleitungen angeschlossen werden. Bis 2040 soll laut Huneke der Anteil der Fernwärmekunden von aktuell 34 Prozent auf 50 Prozent in Berlin steigen. Auch Geothermienutzung sei in Vorbereitung, brauche aber acht Jahre zur Umsetzung und das Potenzial werde wohl nie für mehr als 7 Prozent des Berliner Wärmebedarfs reichen. Eine neue Wärmeleitwarte entstehe derzeit in Berlin-Marzahn, sie soll flexibel alle Wärmequellen und das Netz für die Stadt steuern. Huneke erläuterte, dass künftig die Stromverfügbarkeit über die Wahl der Wärmeerzeugung entscheide.

So werde Wasserstoff nur in Strommangelzeiten in effektiven Kraft-Wärme-Kopplungskraftwerken genutzt, um zugleich Strom und Wärme zu erzeugen. "Für mehr Investitionssicherheit brauchen wir aber noch ein stimmiges politisches Gesamtkonzept für die Erzeugung, Infrastruktur, Speicherung und Abnahme von Wasserstoff", forderte Feuerherd von der Bundespolitik.

Vattenfalls bisheriger Erzeugungsmix besteht zu 77 Prozent aus Erdgas, zu 18 Prozent aus Steinkohle und zu 5 Prozent aus erneuerbaren Quellen. Die Erzeugung aus Großwärmepumpen soll bis 2030 auf rund 17 Prozent und ab 2040 auf bis zu einem Fünftel zu steigern. Biomasse soll ebenfalls 17 Prozent decken und Power-to-Heat-Anlagen schrittweise ab 2040 knapp 6 Prozent der Fernwärme Berlins bereitstellen. Durch die Erschließung von geothermischen Potenzialen sollen rund 7 Prozent des Erzeugungsmixes ab 2040 abgedeckt werden.
 
Geplanter Wandel der Energiequellen der Berliner Fernwärme 2025-2045
(zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: Vattenfall Wärme Berlin

Der "Dekarbonisierungsfahrplan für die Wärmenetze der Vattenfall Wärme Berlin AG" steht auf der Internetseite der Vattenfall Wärme Berlin als PDF zum Download bereit.

Montag, 3.07.2023, 16:40 Uhr
Susanne Harmsen

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