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Energie & Management > Wärme - Reuter West heizt Berlin künftig mit Abwärme
Quelle: Fotolia / Detlef
Wärme

Reuter West heizt Berlin künftig mit Abwärme

Die Berliner Wärmeversorgung soll weniger fossile Brennstoffe nutzen. Dafür installiert Vattenfall am Kohlekraftwerk Reuter West Abwärmenutzungen aus Abwasser und Abfallverbrennung.
Mit einer feierlichen Grundsteinlegung begannen am 12. März die Arbeiten für „Reuter Sustainable Heat and Power“ der Vattenfall Wärme Berlin. Im Verbund mit den Berliner Wasserbetrieben und der Berliner Stadtreinigung (BSR) wird ab 2026 Abwärme für das Berliner Fernwärmesystem genutzt. Eine Großwärmepumpenanlage nutzt die neue Reinigungsstufe des Klärwerks Ruhleben, eine Dampfturbine bekommt Energie aus dem Müllheizkraftwerk Ruhleben. Damit sollen die Klimaschutzziele Berlins durch weniger fossile Brennstoffe erfüllt werden.

Zur Grundsteinlegung kamen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, und die Klimaschutzsenatorin Manja Schreiner (beide CDU). Die Investitionsentscheidung für das Projekt mit einem Volumen von mehr als 200 Millionen Euro war bereits Ende 2023 gefallen. Am Standort befindet sich bereits ein Großpufferspeicher für heißes Wasser sowie eine Anlage, die mit überschüssigem Strom Wasser erhitzt (Power-to-Heat) mit einer Leistung von 120 MW.

Abwärme ersetzt Kohle

So wandelt der Standort des Kohlekraftwerks Reuter West sich für die Berliner Wärmewende bis 2026 weiter: Eine neue Abwasserwärmepumpenanlage in groß-industriellem Maßstab sowie eine neue Gegendruck-Dampfturbine sollen einen signifikanten Beitrag zur Dekarbonisierung leisten. Die Großwärmepumpenanlage mit einer thermischen Leistung von 75 MW wird an die neue Reinigungsstufe des Klärwerks Ruhleben der Berliner Wasserbetriebe in Spandau angeschlossen. Damit versorgt sie etwa 45.000 Wohneinheiten jährlich mit erneuerbarer Fernwärme und spart dabei rund 50.000 Tonnen CO2-Emissionen ein. Die industriellen Großwärmepumpen von Siemens Energy nutzen die Restwärme aus gereinigtem Abwasser, heben diese auf ein höheres Temperaturniveau und speisen sie ins Berliner Fernwärmenetz ein. An dieses sind etwa 1,4 Millionen Haushalte angeschlossen.

Eine bestehende Vattenfall-Dampfturbine gewinnt bereits heute Energie aus Wasserdampf, der im BSR-Müllheizkraftwerk Ruhleben durch die energetische Verwertung von Abfällen erzeugt wird. Diese sind nicht vermeidbar, wiederverwendbar oder recycelbar. Die bisherige Turbine wird im Rahmen des Projekts durch eine neue Gegendruck-Dampfturbine mit einer Leistung von etwa 110 MW thermisch und 30 MW elektrisch ersetzt. Auftragnehmer ist TGM Kanis. Die neue Turbine soll den entstehenden Dampf noch effizienter nutzen.
 
Bei der Grundsteinlegung in Reuter West: (v.li.) Christian Feuerherd (Vattenfall Wärme Berlin), Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und der Regierende Bürgermeister Kai Wegner
Quelle: Vattenfall / Friese
 
 
Politiker begrüßen die Maßnahmen

Bundesklimaschutzminister Robert Habeck sieht Nachahmungspotential in der Wärmepumpentechnik: „Wärme aus Abwasser, Flüssen und Seen oder dem oberflächennahen Erdreich gibt es in praktisch jeder Stadt, und sie kann durch Wärmenetze gut genutzt werden.“ Die Wärmewende sei eine Herausforderung und ein Kraftakt, „aber sie realisiert sich Stück für Stück“, sagte der Minister. Der Regierende Bürgermeister dankte Vattenfall für die „zukunftsweisende Investition, die einen entscheidenden Schritt zur Erreichung der Klimaneutralität“ in Berlin leisten werde.

Christian Feuerherd, Vorstandsvorsitzender der Vattenfall Wärme Berlin, nannte das Zusammenspiel der regionalen Akteure und Infrastrukturen der Stadt als Schlüssel für die Wärmewende. „Allein mit diesen beiden Anlagen werden wir auf einen Schlag umgerechnet 80.000 Wohneinheiten dekarbonisieren, ohne, dass diese selbst tätig werden müssen“, sagte er. In dieser Größenordnung könne das nur ein Fernwärmenetz.

Fakten zu Reuter West

Reuter West ist der größte Erzeugungsstandort der Vattenfall Wärme. Von hier werden umgerechnet rund 400.000 Wohneinheiten im Westen der Stadt mit Fernwärme versorgt. Das Heizkraftwerk besteht aus zwei baugleichen Blöcken, die 1987 und 1989 in Betrieb genommen wurden.

Die Dampfkessel werden noch mit Steinkohle befeuert und sind mit effizienten Rauchgasreinigungsanlagen ausgestattet.

Die Steinkohle soll allmählich durch eine Kombination aus Abwärme, Biomasse, Erdgas, Power-to-Heat, Großwärmepumpen und Wärmespeicherung ersetzt werden. Hinzu kommen als Wärmequellen Geothermie-Potenziale sowie moderne Gasheizkraftwerke, die „Wasserstoff-ready” geplant werden.

Dienstag, 12.03.2024, 14:26 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Wärme - Reuter West heizt Berlin künftig mit Abwärme
Quelle: Fotolia / Detlef
Wärme
Reuter West heizt Berlin künftig mit Abwärme
Die Berliner Wärmeversorgung soll weniger fossile Brennstoffe nutzen. Dafür installiert Vattenfall am Kohlekraftwerk Reuter West Abwärmenutzungen aus Abwasser und Abfallverbrennung.
Mit einer feierlichen Grundsteinlegung begannen am 12. März die Arbeiten für „Reuter Sustainable Heat and Power“ der Vattenfall Wärme Berlin. Im Verbund mit den Berliner Wasserbetrieben und der Berliner Stadtreinigung (BSR) wird ab 2026 Abwärme für das Berliner Fernwärmesystem genutzt. Eine Großwärmepumpenanlage nutzt die neue Reinigungsstufe des Klärwerks Ruhleben, eine Dampfturbine bekommt Energie aus dem Müllheizkraftwerk Ruhleben. Damit sollen die Klimaschutzziele Berlins durch weniger fossile Brennstoffe erfüllt werden.

Zur Grundsteinlegung kamen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, und die Klimaschutzsenatorin Manja Schreiner (beide CDU). Die Investitionsentscheidung für das Projekt mit einem Volumen von mehr als 200 Millionen Euro war bereits Ende 2023 gefallen. Am Standort befindet sich bereits ein Großpufferspeicher für heißes Wasser sowie eine Anlage, die mit überschüssigem Strom Wasser erhitzt (Power-to-Heat) mit einer Leistung von 120 MW.

Abwärme ersetzt Kohle

So wandelt der Standort des Kohlekraftwerks Reuter West sich für die Berliner Wärmewende bis 2026 weiter: Eine neue Abwasserwärmepumpenanlage in groß-industriellem Maßstab sowie eine neue Gegendruck-Dampfturbine sollen einen signifikanten Beitrag zur Dekarbonisierung leisten. Die Großwärmepumpenanlage mit einer thermischen Leistung von 75 MW wird an die neue Reinigungsstufe des Klärwerks Ruhleben der Berliner Wasserbetriebe in Spandau angeschlossen. Damit versorgt sie etwa 45.000 Wohneinheiten jährlich mit erneuerbarer Fernwärme und spart dabei rund 50.000 Tonnen CO2-Emissionen ein. Die industriellen Großwärmepumpen von Siemens Energy nutzen die Restwärme aus gereinigtem Abwasser, heben diese auf ein höheres Temperaturniveau und speisen sie ins Berliner Fernwärmenetz ein. An dieses sind etwa 1,4 Millionen Haushalte angeschlossen.

Eine bestehende Vattenfall-Dampfturbine gewinnt bereits heute Energie aus Wasserdampf, der im BSR-Müllheizkraftwerk Ruhleben durch die energetische Verwertung von Abfällen erzeugt wird. Diese sind nicht vermeidbar, wiederverwendbar oder recycelbar. Die bisherige Turbine wird im Rahmen des Projekts durch eine neue Gegendruck-Dampfturbine mit einer Leistung von etwa 110 MW thermisch und 30 MW elektrisch ersetzt. Auftragnehmer ist TGM Kanis. Die neue Turbine soll den entstehenden Dampf noch effizienter nutzen.
 
Bei der Grundsteinlegung in Reuter West: (v.li.) Christian Feuerherd (Vattenfall Wärme Berlin), Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und der Regierende Bürgermeister Kai Wegner
Quelle: Vattenfall / Friese
 
 
Politiker begrüßen die Maßnahmen

Bundesklimaschutzminister Robert Habeck sieht Nachahmungspotential in der Wärmepumpentechnik: „Wärme aus Abwasser, Flüssen und Seen oder dem oberflächennahen Erdreich gibt es in praktisch jeder Stadt, und sie kann durch Wärmenetze gut genutzt werden.“ Die Wärmewende sei eine Herausforderung und ein Kraftakt, „aber sie realisiert sich Stück für Stück“, sagte der Minister. Der Regierende Bürgermeister dankte Vattenfall für die „zukunftsweisende Investition, die einen entscheidenden Schritt zur Erreichung der Klimaneutralität“ in Berlin leisten werde.

Christian Feuerherd, Vorstandsvorsitzender der Vattenfall Wärme Berlin, nannte das Zusammenspiel der regionalen Akteure und Infrastrukturen der Stadt als Schlüssel für die Wärmewende. „Allein mit diesen beiden Anlagen werden wir auf einen Schlag umgerechnet 80.000 Wohneinheiten dekarbonisieren, ohne, dass diese selbst tätig werden müssen“, sagte er. In dieser Größenordnung könne das nur ein Fernwärmenetz.

Fakten zu Reuter West

Reuter West ist der größte Erzeugungsstandort der Vattenfall Wärme. Von hier werden umgerechnet rund 400.000 Wohneinheiten im Westen der Stadt mit Fernwärme versorgt. Das Heizkraftwerk besteht aus zwei baugleichen Blöcken, die 1987 und 1989 in Betrieb genommen wurden.

Die Dampfkessel werden noch mit Steinkohle befeuert und sind mit effizienten Rauchgasreinigungsanlagen ausgestattet.

Die Steinkohle soll allmählich durch eine Kombination aus Abwärme, Biomasse, Erdgas, Power-to-Heat, Großwärmepumpen und Wärmespeicherung ersetzt werden. Hinzu kommen als Wärmequellen Geothermie-Potenziale sowie moderne Gasheizkraftwerke, die „Wasserstoff-ready” geplant werden.

Dienstag, 12.03.2024, 14:26 Uhr
Susanne Harmsen

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