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Energie & Management > Wasserkraft - Österreichs Wasserkraft kommt mit Klimawandel gut zurecht
Quelle: Pixabay / Thomas Ehrhardt
Wasserkraft

Österreichs Wasserkraft kommt mit Klimawandel gut zurecht

Zwar dürfte sich die Stromproduktion teilweise vom Sommer- ins Winterhalbjahr verschieben. Übers Jahr bleibt die verfügbare Wassermenge aber unverändert, zeigt eine aktuelle Studie.
Auf absehbare Zeit dürfte der Klimawandel keine wesentlichen Probleme für die Stromerzeugung mittels Wasserkraftwerken in Österreich mit sich bringen. Das zeigt eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens Afry im Auftrag des Elektritzitätswirtschaftsverbandes Oesterreichs Energie. Präsentiert wurde diese am 11. Januar von Generalsekretärin Barbara Schmidt, von Studienautor Martin Fuchs sowie vom Spartensprecher Erzeugung des Verbands, Karl Heinz Gruber. Dieser führt hauptberuflich die Geschäfte der Verbund Hydro Power, dem größten Wasserkraft-Unternehmen Österreichs.

Der Anlass für die Studie war das außergewöhnlich trockene und heiße Wetter im Sommer 2022, das regional zu einem Absinken der Stromproduktion mit Wasserkraftwerken in einzelnen Regionen um bis zu 50 Prozent führte. Laut Gruber wurde damals in manchen Kreisen die Frage gestellt, ob die Wasserkraft mit dem Fortschreiten des Klimawandels noch als zukunftsträchtige Technologie betrachtet werden könne: „Die Studie zeigt eindeutig: Sie kann.“ Tendenziell werde die Bedeutung von Wasserkraftwerken sogar ansteigen.

Saisonale Verschiebung

Fuchs zufolge ist die Gesamtmenge an Wasser, die für die Stromerzeugung nutzbar ist, seit langem konstant: „Signifikante Änderungen sind in den vergangenen 100 Jahren nicht erkennbar.“ Was sich jedoch zunehmend bemerkbar macht, sind „saisonale Verschiebungen“ des Dargebots: Im Sommerhalbjahr steht tendenziell weniger Wasser zur Verfügung als in der Vergangenheit, im Winter dagegen mehr.

Künftig ist mit einer Zunahme der Niederschlagsmengen zu rechnen. Allerdings fällt der Niederschlag auch im Winter zunehmend in Form von Regen anstatt von Schnee. Die vermehrte Verdunstung von Wasser infolge höherer Temperaturen kann auf absehbare Zeit durch die größeren Volumina an Niederschlägen ausgeglichen werden. Geografisch betrachtet, dürften die höheren Niederschläge im Norden der Alpen auftreten, im Süden sind dagegen geringere Mengen zu erwarten.

Ausgleich von Starkregen und Dürre

Zu rechnen ist laut Fuchs ferner mit der Zunahme an Starkregen-Ereignissen sowie Dürreperioden. Damit aber steigt die Bedeutung von Speicher- und Pumpspeicherkraftwerken: Sie sind in der Lage, Schwankungen des Wasserdargebots auszugleichen – und das auch „saisonal oder über einzelne Jahre hinweg.“

Starke regionale Unterschiede zeigen sich Fuchs zufolge beim Abschmelzen der Gletscher: Wo vergleichsweise große Mengen an Eis vorhanden sind, ist noch für einige Zeit mit einer Zunahme des Schmelzwassers („Gletscherspende“) zu rechnen. Erwartet wird jedoch, dass diese früher oder später ihren Höhepunkt überschreitet und in der Folge zurückgeht − ein Phänomen, das manche Fachleute in Anlehnung an das Überschreiten des Fördermaximums bei Erdöl („Peak Oil“) als „Peak Water“ bezeichnen.

Modernisieren für den Klimawandel

Gruber konstatierte, grundsätzlich bringe die saisonale Verschiebung des Wasserdargebots für die Stromproduktion mit Wasserkraftwerken Vorteile mit sich. Sie erfolge übers Jahr hinweg ausgeglichener. Ferner passe die E-Wirtschaft ihre Anlagen an den Klimawandel an. Bei Laufkraftwerken, die das Ende ihrer Betriebsdauer erreichten, würden umfassende Modernisierungsmaßnahmen gesetzt, insbesondere, um die Turbinen effizienter zu machen. Auf diese Weise werde es möglich, von geringeren Wassermengen einen höheren Anteil für die Stromerzeugung zu nutzen, was in der Branche als „Erhöhung des Schluckvermögens“ der Turbinen bekannt ist. Bei Speicherkraftwerken wiederum steigere die E-Wirtschaft die Leistung sowie die Flexibilität bestehender Maschinen. In einzelnen Fällen vergrößere sie ferner das Volumen der Speicherbecken oder lege neue Speicherbecken an.

Mit dem Auftauen des Permafrosts in den Alpen und dem damit verbundenen zunehmenden Risiko von Bergstürzen in Speicherseen hat die E-Wirtschaft übrigens kein Problem, konstatierte Gruber auf Anfrage der Redaktion. Schon seit Jahrzehnten befasse sich die Branche mit diesem Thema: „Wir gehen davon aus, dass das auch in den kommenden 50 bis 100 Jahren beherrschbar ist.“ Die betreffenden Hänge werden rund um die Uhr beobachtet. Wo notwendig, setzen die jeweiligen Unternehmen die erforderlichen Maßnahmen zur Hangstabilisierung.

Die 150-seitige Studie „Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserkraft in Österreich“ lässt sich über die Internetseite von Oesterreichs Energie downloaden.

Donnerstag, 11.01.2024, 16:40 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Wasserkraft - Österreichs Wasserkraft kommt mit Klimawandel gut zurecht
Quelle: Pixabay / Thomas Ehrhardt
Wasserkraft
Österreichs Wasserkraft kommt mit Klimawandel gut zurecht
Zwar dürfte sich die Stromproduktion teilweise vom Sommer- ins Winterhalbjahr verschieben. Übers Jahr bleibt die verfügbare Wassermenge aber unverändert, zeigt eine aktuelle Studie.
Auf absehbare Zeit dürfte der Klimawandel keine wesentlichen Probleme für die Stromerzeugung mittels Wasserkraftwerken in Österreich mit sich bringen. Das zeigt eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens Afry im Auftrag des Elektritzitätswirtschaftsverbandes Oesterreichs Energie. Präsentiert wurde diese am 11. Januar von Generalsekretärin Barbara Schmidt, von Studienautor Martin Fuchs sowie vom Spartensprecher Erzeugung des Verbands, Karl Heinz Gruber. Dieser führt hauptberuflich die Geschäfte der Verbund Hydro Power, dem größten Wasserkraft-Unternehmen Österreichs.

Der Anlass für die Studie war das außergewöhnlich trockene und heiße Wetter im Sommer 2022, das regional zu einem Absinken der Stromproduktion mit Wasserkraftwerken in einzelnen Regionen um bis zu 50 Prozent führte. Laut Gruber wurde damals in manchen Kreisen die Frage gestellt, ob die Wasserkraft mit dem Fortschreiten des Klimawandels noch als zukunftsträchtige Technologie betrachtet werden könne: „Die Studie zeigt eindeutig: Sie kann.“ Tendenziell werde die Bedeutung von Wasserkraftwerken sogar ansteigen.

Saisonale Verschiebung

Fuchs zufolge ist die Gesamtmenge an Wasser, die für die Stromerzeugung nutzbar ist, seit langem konstant: „Signifikante Änderungen sind in den vergangenen 100 Jahren nicht erkennbar.“ Was sich jedoch zunehmend bemerkbar macht, sind „saisonale Verschiebungen“ des Dargebots: Im Sommerhalbjahr steht tendenziell weniger Wasser zur Verfügung als in der Vergangenheit, im Winter dagegen mehr.

Künftig ist mit einer Zunahme der Niederschlagsmengen zu rechnen. Allerdings fällt der Niederschlag auch im Winter zunehmend in Form von Regen anstatt von Schnee. Die vermehrte Verdunstung von Wasser infolge höherer Temperaturen kann auf absehbare Zeit durch die größeren Volumina an Niederschlägen ausgeglichen werden. Geografisch betrachtet, dürften die höheren Niederschläge im Norden der Alpen auftreten, im Süden sind dagegen geringere Mengen zu erwarten.

Ausgleich von Starkregen und Dürre

Zu rechnen ist laut Fuchs ferner mit der Zunahme an Starkregen-Ereignissen sowie Dürreperioden. Damit aber steigt die Bedeutung von Speicher- und Pumpspeicherkraftwerken: Sie sind in der Lage, Schwankungen des Wasserdargebots auszugleichen – und das auch „saisonal oder über einzelne Jahre hinweg.“

Starke regionale Unterschiede zeigen sich Fuchs zufolge beim Abschmelzen der Gletscher: Wo vergleichsweise große Mengen an Eis vorhanden sind, ist noch für einige Zeit mit einer Zunahme des Schmelzwassers („Gletscherspende“) zu rechnen. Erwartet wird jedoch, dass diese früher oder später ihren Höhepunkt überschreitet und in der Folge zurückgeht − ein Phänomen, das manche Fachleute in Anlehnung an das Überschreiten des Fördermaximums bei Erdöl („Peak Oil“) als „Peak Water“ bezeichnen.

Modernisieren für den Klimawandel

Gruber konstatierte, grundsätzlich bringe die saisonale Verschiebung des Wasserdargebots für die Stromproduktion mit Wasserkraftwerken Vorteile mit sich. Sie erfolge übers Jahr hinweg ausgeglichener. Ferner passe die E-Wirtschaft ihre Anlagen an den Klimawandel an. Bei Laufkraftwerken, die das Ende ihrer Betriebsdauer erreichten, würden umfassende Modernisierungsmaßnahmen gesetzt, insbesondere, um die Turbinen effizienter zu machen. Auf diese Weise werde es möglich, von geringeren Wassermengen einen höheren Anteil für die Stromerzeugung zu nutzen, was in der Branche als „Erhöhung des Schluckvermögens“ der Turbinen bekannt ist. Bei Speicherkraftwerken wiederum steigere die E-Wirtschaft die Leistung sowie die Flexibilität bestehender Maschinen. In einzelnen Fällen vergrößere sie ferner das Volumen der Speicherbecken oder lege neue Speicherbecken an.

Mit dem Auftauen des Permafrosts in den Alpen und dem damit verbundenen zunehmenden Risiko von Bergstürzen in Speicherseen hat die E-Wirtschaft übrigens kein Problem, konstatierte Gruber auf Anfrage der Redaktion. Schon seit Jahrzehnten befasse sich die Branche mit diesem Thema: „Wir gehen davon aus, dass das auch in den kommenden 50 bis 100 Jahren beherrschbar ist.“ Die betreffenden Hänge werden rund um die Uhr beobachtet. Wo notwendig, setzen die jeweiligen Unternehmen die erforderlichen Maßnahmen zur Hangstabilisierung.

Die 150-seitige Studie „Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserkraft in Österreich“ lässt sich über die Internetseite von Oesterreichs Energie downloaden.

Donnerstag, 11.01.2024, 16:40 Uhr
Klaus Fischer

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