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Energie & Management > Wasserstoff - Österreichs Gas-Koordinator: Wasserstoff-Leitungen nötig
Quelle: Terranets BW
Wasserstoff

Österreichs Gas-Koordinator: Wasserstoff-Leitungen nötig

Ohne entsprechende Kapazitäten sind die „Dekarbonisierung“ des Energiesystems und die Aufrechterhaltung der Funktion Österreichs als „Gasdrehscheibe“ nicht möglich. Das meint die AGGM.
„Überraschend viele Rückmeldungen“ hinsichtlich des Bedarfs an Transportleitungs-Kapazität für grünen Wasserstoff hat die Austrian Gas Grid Management AG (AGGM) vor der laufenden Konsultation ihrer Pläne für den Ausbau des Fernleitungs- und des Verteilnetzes erhalten. Das berichtete AGGM-Vorstand Bernhard Painz am 19. Januar in Wien.

Die AGGM ist für übergeordnete Steuerung des österreichischen Gasnetzes sowie die Koordinierung des Netzausbaus zuständig. Painz zufolge werden bereits 2025 Kapazitäten für den Wasserstoff-Transport benötigt, die bis 2050 schrittweise erheblich ansteigen. In zwei Jahren müssten Leitungen mit rund 60 Kilometern Gesamtlänge verfügbar sein. Im Jahr 2050 wären es auf der Verteilnetz-Ebene 213 Kilometer an neuen und 728 Kilometer an adaptierten Leitungen. Auf der Fernleitungs-Ebene müssten laut Painz Rohre mit 712 Kilometern Gesamtlänge für den Transport von Erdgas tauglich gemacht werden.

Die Kosten schätzte Painz' Vorstandskollege Michael Woltran auf eine Größenordnung von mehreren hundert Millionen bis einigen Milliarden Euro. Klar sei aber: Wenn Österreich, wie von der Politik oft verkündet, seine Energieversorgung „dekarbonisieren“ wolle, „brauchen wir jedes ‚Fuserl‘ an erneuerbaren Energien, das wir bekommen können.“ Ein Energiesystem ohne gasförmige Energieträger sei unvorstellbar. Und nur, wenn Österreich die Gasnetze an den Wasserstoff-Transport adaptiere, könne es seine Funktion als europäische „Gasdrehscheibe“ langfristig aufrechterhalten.

Beispielgebendes Projekt

Das erste größere Projekt zur Herstellung einer Wasserstoff-Leitung ist der „H2-Collector Ost“ vom Windpark Zurndorf im Nordburgenland zur Raffinerie Schwechat bei Wien und weiter in die österreichische Bundeshauptstadt. Dafür müssten Leitungen mit 56 Kilometern Länge neu gebaut und solche mit 4 Kilometern Länge umgewidmet werden.

Wie berichtet, ist das Vorhaben Teil der „Langfristigen und integrierten Planung 2022“ (LFiP 2022), die sich auf die Verteilnetze bezieht und zurzeit in Konsultation befindet. Painz bezifferte die Kosten für den „H2 Collector Ost“ mit einem „hohen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag“. Beteiligt sind die Verteilnetzbetreiber Netz Burgenland, Netz Niederösterreich und Wiener Netze sowie das Fernleitungsunternehmen Gas Connect Austria (GCA). In Betrieb gehen soll der „H2 Collector Ost“ im Jahr 2026.
 
 
Painz zufolge wird die Windenergie im Burgenland in den kommenden Jahren massiv ausgebaut. Den Windstrom über das Stromnetz abzutransportieren, sei dann nicht möglich, weil dessen Ausbau nicht hinterherkomme: „Deshalb bietet sich die Umwandlung des Stroms in ‚grünen‘ Wasserstoff an.“

Woltran ergänzte, die Bedeutung des „H2 Collectors Ost“ liege nicht zuletzt darin, sämtliche mit dem Bau von Wasserstoff-Leitungen sowie der Umwidmung von Erdgas- zu Wasserstoff-Pipelines verbundenen Schritte bei einem Projekt im Industriemaßstab „durchzuspielen“ zu können.

„Sensationeller“ Füllstand

Probleme mit der Gasversorgung Österreichs seien im laufenden Winter nicht zu erwarten, ergänzten Painz und Woltran. Ihnen zufolge ist der Füllstand der Speicher mit 83 Milliarden kWh oder 87 Prozent gegenwärtig „sensationell“ hoch. „Auch eine extreme Kältewelle im Februar mit Tageshöchsttemperaturen um minus 12 Grad Celsius würde uns nicht an den Rand eines Problems bringen“, konstatierte Woltran.

Laut Painz empfiehlt sich dennoch, „mit so hohen Speicherständen wie möglich“ aus dem Winter zu gehen. Würden diese auf etwa 20 Prozent sinken, wäre es ohne russisches Gas nicht möglich, die Speicher bis Oktober 2023 wieder auf 90 Prozent zu füllen. Der AGGM zufolge deckte Österreich 2022 rund 70 Prozent seines Gasbedarfs aus Russland.

Woltran geht davon aus, dass eine Unterbrechung der Importe aus Russland weniger von russischer Seite als vielmehr von der EU-Kommission ausgehen würde. Wolle Österreich vollständig auf russisches Erdgas verzichten, müssten die Kapazitäten für Importe aus dem Westen und Süden erweitert werden. Mit den Ausbauplänen auf der Fernleitungs-Ebene wäre es der AGGM zufolge unter anderem möglich, über die West-Austria-Gasleitung (WAG) und damit über Deutschland 45 Milliarden kWh Erdgas pro Jahr zusätzlich zu beziehen. Derzeit liegt die jährliche Importmenge auf der WAG bei 91 Milliarden kWh. Diese entspricht etwa Österreichs Jahresbedarf, verbleibt aber nur teilweise im Land.

Wie berichtet, ist vorgesehen, die Ausbaupläne für das Fernleitungs- und Verteilnetz Ende Februar bei der Regulierungsbehörde E-Control einzureichen. Die Genehmigung ist für März / April zu erwarten.

Donnerstag, 19.01.2023, 12:34 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Wasserstoff - Österreichs Gas-Koordinator: Wasserstoff-Leitungen nötig
Quelle: Terranets BW
Wasserstoff
Österreichs Gas-Koordinator: Wasserstoff-Leitungen nötig
Ohne entsprechende Kapazitäten sind die „Dekarbonisierung“ des Energiesystems und die Aufrechterhaltung der Funktion Österreichs als „Gasdrehscheibe“ nicht möglich. Das meint die AGGM.
„Überraschend viele Rückmeldungen“ hinsichtlich des Bedarfs an Transportleitungs-Kapazität für grünen Wasserstoff hat die Austrian Gas Grid Management AG (AGGM) vor der laufenden Konsultation ihrer Pläne für den Ausbau des Fernleitungs- und des Verteilnetzes erhalten. Das berichtete AGGM-Vorstand Bernhard Painz am 19. Januar in Wien.

Die AGGM ist für übergeordnete Steuerung des österreichischen Gasnetzes sowie die Koordinierung des Netzausbaus zuständig. Painz zufolge werden bereits 2025 Kapazitäten für den Wasserstoff-Transport benötigt, die bis 2050 schrittweise erheblich ansteigen. In zwei Jahren müssten Leitungen mit rund 60 Kilometern Gesamtlänge verfügbar sein. Im Jahr 2050 wären es auf der Verteilnetz-Ebene 213 Kilometer an neuen und 728 Kilometer an adaptierten Leitungen. Auf der Fernleitungs-Ebene müssten laut Painz Rohre mit 712 Kilometern Gesamtlänge für den Transport von Erdgas tauglich gemacht werden.

Die Kosten schätzte Painz' Vorstandskollege Michael Woltran auf eine Größenordnung von mehreren hundert Millionen bis einigen Milliarden Euro. Klar sei aber: Wenn Österreich, wie von der Politik oft verkündet, seine Energieversorgung „dekarbonisieren“ wolle, „brauchen wir jedes ‚Fuserl‘ an erneuerbaren Energien, das wir bekommen können.“ Ein Energiesystem ohne gasförmige Energieträger sei unvorstellbar. Und nur, wenn Österreich die Gasnetze an den Wasserstoff-Transport adaptiere, könne es seine Funktion als europäische „Gasdrehscheibe“ langfristig aufrechterhalten.

Beispielgebendes Projekt

Das erste größere Projekt zur Herstellung einer Wasserstoff-Leitung ist der „H2-Collector Ost“ vom Windpark Zurndorf im Nordburgenland zur Raffinerie Schwechat bei Wien und weiter in die österreichische Bundeshauptstadt. Dafür müssten Leitungen mit 56 Kilometern Länge neu gebaut und solche mit 4 Kilometern Länge umgewidmet werden.

Wie berichtet, ist das Vorhaben Teil der „Langfristigen und integrierten Planung 2022“ (LFiP 2022), die sich auf die Verteilnetze bezieht und zurzeit in Konsultation befindet. Painz bezifferte die Kosten für den „H2 Collector Ost“ mit einem „hohen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag“. Beteiligt sind die Verteilnetzbetreiber Netz Burgenland, Netz Niederösterreich und Wiener Netze sowie das Fernleitungsunternehmen Gas Connect Austria (GCA). In Betrieb gehen soll der „H2 Collector Ost“ im Jahr 2026.
 
 
Painz zufolge wird die Windenergie im Burgenland in den kommenden Jahren massiv ausgebaut. Den Windstrom über das Stromnetz abzutransportieren, sei dann nicht möglich, weil dessen Ausbau nicht hinterherkomme: „Deshalb bietet sich die Umwandlung des Stroms in ‚grünen‘ Wasserstoff an.“

Woltran ergänzte, die Bedeutung des „H2 Collectors Ost“ liege nicht zuletzt darin, sämtliche mit dem Bau von Wasserstoff-Leitungen sowie der Umwidmung von Erdgas- zu Wasserstoff-Pipelines verbundenen Schritte bei einem Projekt im Industriemaßstab „durchzuspielen“ zu können.

„Sensationeller“ Füllstand

Probleme mit der Gasversorgung Österreichs seien im laufenden Winter nicht zu erwarten, ergänzten Painz und Woltran. Ihnen zufolge ist der Füllstand der Speicher mit 83 Milliarden kWh oder 87 Prozent gegenwärtig „sensationell“ hoch. „Auch eine extreme Kältewelle im Februar mit Tageshöchsttemperaturen um minus 12 Grad Celsius würde uns nicht an den Rand eines Problems bringen“, konstatierte Woltran.

Laut Painz empfiehlt sich dennoch, „mit so hohen Speicherständen wie möglich“ aus dem Winter zu gehen. Würden diese auf etwa 20 Prozent sinken, wäre es ohne russisches Gas nicht möglich, die Speicher bis Oktober 2023 wieder auf 90 Prozent zu füllen. Der AGGM zufolge deckte Österreich 2022 rund 70 Prozent seines Gasbedarfs aus Russland.

Woltran geht davon aus, dass eine Unterbrechung der Importe aus Russland weniger von russischer Seite als vielmehr von der EU-Kommission ausgehen würde. Wolle Österreich vollständig auf russisches Erdgas verzichten, müssten die Kapazitäten für Importe aus dem Westen und Süden erweitert werden. Mit den Ausbauplänen auf der Fernleitungs-Ebene wäre es der AGGM zufolge unter anderem möglich, über die West-Austria-Gasleitung (WAG) und damit über Deutschland 45 Milliarden kWh Erdgas pro Jahr zusätzlich zu beziehen. Derzeit liegt die jährliche Importmenge auf der WAG bei 91 Milliarden kWh. Diese entspricht etwa Österreichs Jahresbedarf, verbleibt aber nur teilweise im Land.

Wie berichtet, ist vorgesehen, die Ausbaupläne für das Fernleitungs- und Verteilnetz Ende Februar bei der Regulierungsbehörde E-Control einzureichen. Die Genehmigung ist für März / April zu erwarten.

Donnerstag, 19.01.2023, 12:34 Uhr
Klaus Fischer

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