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Energie & Management > Wasserkraft - Ökostromausbau: E-Wirtschaft zieht Zwischenbilanz
Quelle: Pixabay / Thomas Ehrhardt
Wasserkraft

Ökostromausbau: E-Wirtschaft zieht Zwischenbilanz

Die Vorhaben der Branche in Österreich umfassen 13,8 Milliarden kWh, etwa die Hälfte des bis 2030 festgelegten Volumens. Wie viel sich rechtzeitig realisieren lässt, ist offen.
 
Das Ziel ist ambitioniert: Ab 2030 will Österreich seinen Strombedarf bilanziell ausschließlich mittels erneuerbarer Energien decken. Gemäß den Vorgaben des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG) ist es dazu notwendig, die jährliche Ökostrom-Produktion um rund 27 Milliarden kWh oder 50 Prozent zu erhöhen.

Die Leistung der entsprechenden Anlagen muss sogar um 80 Prozent auf etwa 45.000 MW gesteigert werden. Eine Zwischenbilanz des geplanten Ökostrom-Ausbaus bot der Spartensprecher Erzeugung des Elektrizitätswirtschaftsverbands Oesterreichs Energie, Karl Heinz Gruber, am 11. Januar.

Ihm zufolge haben die Mitgliedsunternehmen des Verbands Vorhaben mit insgesamt knapp 13,8 Milliarden kWh in der Pipeline, was etwa 51 Prozent des angestrebten Gesamt-Ausbaus entspricht. Davon entfallen 4,9 Milliarden kWh auf die Wasserkraft, 5,7 Milliarden auf die Windenergie, 2,8 Milliarden auf die Photovoltaik (PV) und knapp 300 Millionen kWh auf die Biomasse.

Lange Genehmigungsverfahren verzögern Projekte

Wie viel sich davon bis 2030 realisieren lässt, ist laut Gruber allerdings offen. Insbesondere im Bereich der Wasserkraft verzögern „lange und komplexe Genehmigungsverfahren die Umsetzung von Projekten.“ Daher dürften sich in diesem Bereich lediglich Vorhaben mit knapp unter drei Milliarden kWh rechtzeitig realisieren lassen. Dabei entfallen rund 90 Prozent der Projekte auf die Revitalisierung bestehender Wasserkraftwerke, nur zehn Prozent sind Neubauten, betonte Gruber.

Modernisiert und erweitert werden ihm zufolge nicht zuletzt die Pumpspeicherkraftwerke, die sich besonders gut dafür eignen, die schwankende Stromerzeugung von Windparks und PV-Anlagen auszugleichen. Über 2030 hinausgehend planen die Mitgliedsunternehmen von Oesterreichs Energie Pumpspeicher mit rund 5.700 MW Leistung – zusätzlich zu den bestehenden Anlagen mit ihren 8.900 MW. Für deren Realisierung müsste die Branche nach Angaben Grubers etwa zwölf Milliarden Euro aufwenden. Bereits im kommenden Jahr sollen Pumpspeicher mit 759 MW Leistung in Betrieb gehen.

Das größte diesbezügliche Vorhaben setzt Grubers eigenes Unternehmen um, die Verbund Hydro Power: Sie errichtet den Pumpspeicher Limberg III mit 480 MW, der die Leistung der Kraftwerksgruppe Kaprun in den Salzburger Tauern auf 1.400 MW erhöht. In Umsetzung sind unter anderem weiters der Ausbau der Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz des Tiroler Energiekonzerns Tiwag sowie das neue Pumpspeicherkraftwerk Ebensee der Energie AG Oberösterreich.

ie Tiwag steigert mit dem Projekt Kühtai II die Leistung von Sellrain-Silz um 190 MW auf 970 MW. Ebensee, eines der bislang größten Vorhaben der Energie AG Oberösterreich, kommt auf 170 MW.

Das größte der in Planung befindlichen Pumpspeicher-Projekte wiederum ist das Lünerseewerk II des Vorarlberger Energiekonzerns Illwerke-VKW mit etwa 1.000 MW. Voraussichtlich 2024 beginnt die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP), die Fertigstellung der Anlage ist für 2037 vorgesehen. Im Laufen ist ferner die UVP für den Ausbau der Kraftwerksgruppe Kaunertal der Tiwag. Ihre Leistung soll sich um rund 900 MW in etwa verdreifachen.

Rechtsrahmen verbessern

Dringend notwendig sind jedoch Verbesserungen der rechtlichen Rahmenbedingungen für den Ausbau der erneuerbaren Energien, betonte die Generalsekretärin von Oesterreichs Energie, Barbara Schmidt. Sie verwies einmal mehr auf das seit langem angekündigte Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG), die geplante Nachfolgebestimmung des Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetzes (ElWOG).

Schmidt zufolge wäre das ElWG gewissermaßen die künftige elektrizitätsrechtliche „Verfassung“ Österreichs. Wann der Entwurf in Begutachtung geht, ist offen. Gerüchte wollten – nicht zum ersten Mal – wissen, „in den nächsten Tagen“ werde es endlich so weit sein.

Ebenso dringlich ist laut Schmidt die Vorlage des Entwurfs für das Erneuerbare-Ausbau-Beschleunigungs-Gesetz (EABG), dessen wesentlichste Inhalte die Bundesregierung aus Konservativen (Österreichische Volkspartei, ÖVP) und Grünen im Januar vergangenen Jahres präsentiert hatte. Nicht zuletzt ging es darum, das „überwiegende öffentliche Interesse“ an der Realisierung von Ökostromanlagen gesetzlich zu verankern. Einen offiziellen Entwurf des EABG legte die Regierung bis dato indessen nicht vor.

Freitag, 12.01.2024, 10:37 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Wasserkraft - Ökostromausbau: E-Wirtschaft zieht Zwischenbilanz
Quelle: Pixabay / Thomas Ehrhardt
Wasserkraft
Ökostromausbau: E-Wirtschaft zieht Zwischenbilanz
Die Vorhaben der Branche in Österreich umfassen 13,8 Milliarden kWh, etwa die Hälfte des bis 2030 festgelegten Volumens. Wie viel sich rechtzeitig realisieren lässt, ist offen.
 
Das Ziel ist ambitioniert: Ab 2030 will Österreich seinen Strombedarf bilanziell ausschließlich mittels erneuerbarer Energien decken. Gemäß den Vorgaben des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG) ist es dazu notwendig, die jährliche Ökostrom-Produktion um rund 27 Milliarden kWh oder 50 Prozent zu erhöhen.

Die Leistung der entsprechenden Anlagen muss sogar um 80 Prozent auf etwa 45.000 MW gesteigert werden. Eine Zwischenbilanz des geplanten Ökostrom-Ausbaus bot der Spartensprecher Erzeugung des Elektrizitätswirtschaftsverbands Oesterreichs Energie, Karl Heinz Gruber, am 11. Januar.

Ihm zufolge haben die Mitgliedsunternehmen des Verbands Vorhaben mit insgesamt knapp 13,8 Milliarden kWh in der Pipeline, was etwa 51 Prozent des angestrebten Gesamt-Ausbaus entspricht. Davon entfallen 4,9 Milliarden kWh auf die Wasserkraft, 5,7 Milliarden auf die Windenergie, 2,8 Milliarden auf die Photovoltaik (PV) und knapp 300 Millionen kWh auf die Biomasse.

Lange Genehmigungsverfahren verzögern Projekte

Wie viel sich davon bis 2030 realisieren lässt, ist laut Gruber allerdings offen. Insbesondere im Bereich der Wasserkraft verzögern „lange und komplexe Genehmigungsverfahren die Umsetzung von Projekten.“ Daher dürften sich in diesem Bereich lediglich Vorhaben mit knapp unter drei Milliarden kWh rechtzeitig realisieren lassen. Dabei entfallen rund 90 Prozent der Projekte auf die Revitalisierung bestehender Wasserkraftwerke, nur zehn Prozent sind Neubauten, betonte Gruber.

Modernisiert und erweitert werden ihm zufolge nicht zuletzt die Pumpspeicherkraftwerke, die sich besonders gut dafür eignen, die schwankende Stromerzeugung von Windparks und PV-Anlagen auszugleichen. Über 2030 hinausgehend planen die Mitgliedsunternehmen von Oesterreichs Energie Pumpspeicher mit rund 5.700 MW Leistung – zusätzlich zu den bestehenden Anlagen mit ihren 8.900 MW. Für deren Realisierung müsste die Branche nach Angaben Grubers etwa zwölf Milliarden Euro aufwenden. Bereits im kommenden Jahr sollen Pumpspeicher mit 759 MW Leistung in Betrieb gehen.

Das größte diesbezügliche Vorhaben setzt Grubers eigenes Unternehmen um, die Verbund Hydro Power: Sie errichtet den Pumpspeicher Limberg III mit 480 MW, der die Leistung der Kraftwerksgruppe Kaprun in den Salzburger Tauern auf 1.400 MW erhöht. In Umsetzung sind unter anderem weiters der Ausbau der Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz des Tiroler Energiekonzerns Tiwag sowie das neue Pumpspeicherkraftwerk Ebensee der Energie AG Oberösterreich.

ie Tiwag steigert mit dem Projekt Kühtai II die Leistung von Sellrain-Silz um 190 MW auf 970 MW. Ebensee, eines der bislang größten Vorhaben der Energie AG Oberösterreich, kommt auf 170 MW.

Das größte der in Planung befindlichen Pumpspeicher-Projekte wiederum ist das Lünerseewerk II des Vorarlberger Energiekonzerns Illwerke-VKW mit etwa 1.000 MW. Voraussichtlich 2024 beginnt die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP), die Fertigstellung der Anlage ist für 2037 vorgesehen. Im Laufen ist ferner die UVP für den Ausbau der Kraftwerksgruppe Kaunertal der Tiwag. Ihre Leistung soll sich um rund 900 MW in etwa verdreifachen.

Rechtsrahmen verbessern

Dringend notwendig sind jedoch Verbesserungen der rechtlichen Rahmenbedingungen für den Ausbau der erneuerbaren Energien, betonte die Generalsekretärin von Oesterreichs Energie, Barbara Schmidt. Sie verwies einmal mehr auf das seit langem angekündigte Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG), die geplante Nachfolgebestimmung des Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetzes (ElWOG).

Schmidt zufolge wäre das ElWG gewissermaßen die künftige elektrizitätsrechtliche „Verfassung“ Österreichs. Wann der Entwurf in Begutachtung geht, ist offen. Gerüchte wollten – nicht zum ersten Mal – wissen, „in den nächsten Tagen“ werde es endlich so weit sein.

Ebenso dringlich ist laut Schmidt die Vorlage des Entwurfs für das Erneuerbare-Ausbau-Beschleunigungs-Gesetz (EABG), dessen wesentlichste Inhalte die Bundesregierung aus Konservativen (Österreichische Volkspartei, ÖVP) und Grünen im Januar vergangenen Jahres präsentiert hatte. Nicht zuletzt ging es darum, das „überwiegende öffentliche Interesse“ an der Realisierung von Ökostromanlagen gesetzlich zu verankern. Einen offiziellen Entwurf des EABG legte die Regierung bis dato indessen nicht vor.

Freitag, 12.01.2024, 10:37 Uhr
Klaus Fischer

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